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Synonyme: Stenosierende Koronarsklerose, degenerative Koronarerkrankung, ischämische Herzerkrankung; Stenokardie
Das Herz ist ein Muskel, der wie alle anderen Organe eine eigene Blutversorgung besitzt. Die Blutversorgung des Herzens erfolgt über die Herzkranzgefässe, die so heissen, weil sie den Herzmuskel kranzförmig überziehen.
Bei der arteriosklerotischen Herz-Kreislaufkrankheit, auch Koronare Herzkrankheit (KHK) genannt, kommt es zu einer Verengung einer oder mehrerer Koronararterien. Koronarartereien werden die Herzkranzgefässe in der Fachsprache genannt. Die Ursache für die Verengung der Koronararterien ist die Arteriosklerose. Diese wird häufig als Arterienverkalkung beschrieben.
Bestimmte Risikofaktoren wie zum Beispiel die genetische Veranlagung, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, aber auch Zigarettenrauchen können die Entstehung einer Arteriosklerose fördern.
Es kommt zu kalkartigen Ablagerungen in der Gefässwand, die das Gefäss einengen. Es kann deshalb nicht mehr genügend Blut durch das betroffene Gefäss fliessen, wodurch Teile des Herzmuskels nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Die Folge ist eine Unterversorgung der betroffenen Herzmuskelteile mit Sauerstoff und Nährstoffen. Auch die im Herzmuskel entstehenden Abfallstoffe können nicht mehr vollständig abtransportiert werden und sammeln sich an. All dies zusammen führt zu Beschwerden, die Angina pectoris genannt werden.
Angina pectoris kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie ein Engegefühl in der Brust. Zunächst machen sich die Schmerzen nur bei körperlicher Anstrengung bemerkbar, weil dann der Blutbedarf des Herzmuskels wegen seiner erhöhten Pumparbeit grösser ist.
Schreitet die Krankheit voran, können die Beschwerden bereits in Ruhe auftreten. Ein völliger Verschluss der Engstelle führt zum Absterben des betroffenen Herzmuskelanteils und somit zum Herzinfarkt.
Die koronare Herzkrankheit ist eine sehr häufige Erkrankung - es sind rund 10% aller Leute der westlichen Bevölkerung davon betroffen.
Die männliche Bevölkerung ist früher, das heisst bereits ab dem 45. Lebensjahr, und häufiger von der koronaren Herzkrankheit betroffen. Bei Frauen kommt es erst um das 60. Lebensjahr zu einem Häufigkeitsanstieg.
Die Hauptgefahren der koronaren Herzkrankheit sind akute Herzrhythmusstörungen, ein plötzlicher Herztod oder ein Herzinfarkt. Eine weitere häufige Folge ist eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
Folgende Risikofaktoren beeinflussen die Wahrscheinlichkeit
einer späteren Herzerkrankung:
Die Angina pectoris ist das Hauptsymptom der koronaren Herzkrankheit. Es handelt sich hierbei um einen typischerweise hinter dem Brustbein auftretenden drückenden Schmerz oder ein Engegefühl in der Brust. Diese Beschwerden werden meist durch eine stärkere Belastung des Herzens ausgelöst, wie sie bei körperlicher Anstrengung, Stress, üppigen Mahlzeiten oder Fieber vorkommt. Ein Angina pectoris- Anfall dauert normalerweise nur einige Minuten und bessert meist rasch nach Reduktion der körperlichen Anstrengung.
Häufig strahlen Schmerzen in andere Bereiche des Körpers aus, wie zum Beispiel in den linken Arm oder in den linken Halsbereich. Ab und zu berichten die Betroffenen im Zusammenhang mit einer Angina pectoris auch über Kieferschmerzen und Bauchschmerzen. Begleitet wird die Angina pectoris ebenfalls häufig von Angstgefühlen. Die Betroffenen verspüren Todes- und Erstickungsangst und haben ein beklemmendes, würgendes Gefühl im Hals. Plötzliche Atemnot kann ebenfalls dazu kommen.
Die Beschwerden können auch nur als ein Schweregefühl oder Taubheitsgefühl empfunden werden, welches zumeist die linke Schulter oder den linken Arm betrifft.
Eine koronare Herzkrankheit kann allerdings auch ohne Krankheitszeichen, also "stumm" verlaufen, und deshalb lange unerkannt bleiben.
In einem ersten Schritt wird ein Ruhe-Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt, wodurch ein Angina pectoris-Anfall vom Herzinfarkt unterschieden werden kann. Dieser kann dieselben Beschwerden verursachen, ist aber ein lebensbedrohliches Ereignis und wird anders behandelt als eine Angina pectoris.
Für die Diagnose einer koronaren Herzkrankheit wird allerdings auch immer Belastungs-EKG geschrieben. Hierbei werden die Herzströme unter einer steigenden körperlichen Belastung der betroffenen Personen, auf einem Fahrrad oder Laufband, gemessen. Durch die Belastung treten Veränderungen in der Herzstromkurve auf, die in Ruhe nicht zu sehen sind.
Zusätzlich werden noch einige weiterführende Untersuchungen je nach Bedarf durchgeführt:
Mit der Echokardiographie, einer Ultraschall-Untersuchung des Herzens, können die Pumpleistung des Herzens und die Funktionstüchtigkeit der Herzklappen beurteilt werden. Dies gibt Aufschluss über bereits vorhandene Folgeschäden der Koronaren Herzkrankheit.
Eine weitere Untersuchungsmethode ist die Myokardszintigraphie, die ebenfalls dazu dient, die Durchblutung des Herzmuskels zu beurteilen.
Der Zustand der Herzkranzgefässe und damit die Durchblutung des Herzens können am besten mit einer Katheteruntersuchung des Herzens festgestellt werden. Diese Untersuchung heisst auch Koronarangiographie. Die Untersuchung mit einem Herzkatheter liefert genaue Information darüber, welches Herzkranzgefäss wie stark eingeengt ist. Gleichzeitig kann auch eine vorhandene Herzschwäche eingeschätzt werden.
Verschiedene weitere diagnostische Massnahmen werden getroffen, um das Vorhandensein von Risikofaktoren zu überprüfen. Beispielsweise wird bei Verdacht auf einen Bluthochdruck eine 24-Stunden-Blutdruckmessung durchgeführt, oder bestimmte Blutwerte werden im Labor gemessen.
Ziele der Behandlung der koronaren Herzkrankheit sind, die Beschwerden bei einem Angina pectoris-Anfall zu lindern und einen Herzinfarkt möglichst zu verhindern.
Dazu gibt es im Wesentlichen drei Angriffspunkte: Eine gesunde Lebensweise mit Reduzierung der Risikofaktoren, Medikamente und minimalinvasive oder operative Verfahren zur Wiederherstellung einer normalen Herzdurchblutung.
Eine gesunde Lebensweise umfasst eine gesunde Ernährung sowie regelmässige Bewegung, was das Fortschreiten einer koronaren Herzkrankheit verlangsamen kann. Unter regelmässiger Bewegung versteht man beispielsweise das tägliche zügige Spazieren über mindestens eine halbe Stunde. Ebenso wichtig ist die ausgewogene, fettarme und kochsalzarme Ernährung.
Des Weiteren bedeutet eine Reduzierung der Risikofaktoren, weniger zu rauchen und bei Übergewicht eine Gewichtsreduktion anzustreben. Grundkrankheiten wie zum Beispiel die Zuckerkrankheit oder der Bluthochdruck sollten optimal behandelt werden.
Als sehr nützlich hat es sich erwiesen, einen besseren Umgang mit Stress und deshalb entsprechende Entspannungsübungen zu erlernen.
Der nächste Punkt umfasst den Einsatz von Medikamenten zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit.
Zur Behandlung eines Angina pectoris- Anfalles wird Nitroglycerin eingesetzt. Wer an dieser Krankheit leidet, sollte immer einen Nitroglycerin-Spray oder Kapseln bei sich haben, um im Falle eines Anfalls sofort reagieren zu können.
Als Langzeitmedikamente zur Anfallsvorbeugung kommen verschiedene Medikamente in Frage, die auf unterschiedliche Weise das Herz entlasten:
ACE-Hemmer (Angiotensin converting enzyme-Hemmer):
Dies sind Medikamente, die den Gefässwiderstand im Körper senken und so das vorwärts Pumpen des Blutes aus dem linken Herzen in die Hauptschlagader erleichtern. Die ACE- Hemmer blockieren die Herstellung eines Hormons, welches die Arterien verengt. Gleichzeitig reduzieren sie Umbauprozesse, die im Herzmuskel ablaufen.
Angiotensin II-Antagonisten (Angiotensin II-Hemmer):
Diese Medikamente hemmen nicht wie die ACE- Hemmer die Herstellung, sondern die Wirkung des Hormons Angiotensin II, welches die Arterien verengt. Somit senken auch diese Medikamente den Gefässwiderstand im Körper.
ß-Blocker (Beta-Rezeptoren-blockierende Medikamente):
Die ß-Blocker verhindern ein Wirken der Stress-Hormone an den Gefässen sowie am Herzmuskel und verlangsamen so die Herzfrequenz. Dies ermöglicht eine bessere Durchblutung des Herzmuskels. Auch ß-Blocker haben wie die ACE-Hemmer einen günstigen Einfluss auf die im Herzmuskel stattfindenden Umbauprozesse.
Diuretika (Wasser treibende Medikamente):
Sie helfen die überschüssige Flüssigkeit auszuscheiden, die im Gewebe eingelagert ist. Damit kann die gesamte Flüssigkeitsmenge in den Gefässen und somit das zu befördernde Blutvolumen reduziert, um das Herz zu entlasten.
Kalziumantagonisten (Kalziumkanalblockierende Medikamente):
Die Kalziumantagonisten hemmen die Aktivität der Gefässmuskulatur. Damit wird der Gefässdurchmesser grösser und der Blutdruck sinkt.
Plättchenhemmer (Plättchenverklumpung verhindernde Medikamente):
Meistens wird bei bekannter oder vermuteter koronarer Herzkrankheit ein Plättchen- hemmer wie Aspirin gegeben, um das Risiko einer Blutgerinnselbildung bei Arterienverkalkung zu vermindern. Damit lässt sich das Risiko eines Herzinfarktes erheblich reduzieren.
Statine (Fettsenker):
Diese Cholesterin-senkenden Medikamente vermindern den Cholesterinanteil in verkalkten Gefässwandabschnitten, den so genannten Plaques. Damit wird auch das Risiko eines Risses in diesen Plaques mit nachfolgender Lösung von kleinen verkalkten Teilchen kleiner. Abgelöste Teilchen könnten nämlich unter anderem in die Herzkranzgefässe gelangen, diese verschliessen und so zum Herzinfarkt führen. Wie mit einem Plättchenhemmer lässt sich durch die medikamentöse Cholesterinsenkung eine effiziente Vorbeugung eines Herzinfarktes bei vorhandener Gefässverkalkung erzielen.
Sind eines oder mehrere Herzkranzgefässe bereits so stark verengt, dass die bisher beschriebenen Massnahmen die Beschwerden nicht genügend lindern können, und das Herzinfarktrisiko hoch ist, wird ein invasiver Eingriff erforderlich. Mit einem Herzkatheter, einer Art feinem Schlauch, ist es möglich, in die Herzkranzgefässe vorzudringen. Diese verengten Stellen können dadurch bildlich dargestellt und durch Aufblasen eines an der Katheterspitze befindlichen Ballons aufgedehnt werden.
Sind die Engstellen zahlreich oder langstreckig vorhanden, und eine Aufdehnung mittels Ballon nicht möglich, so ist eine Bypass-Operation notwendig. Das Wort Bypass bedeutet in der englischen Sprache Umleitung. Bei einer Bypass-Operation an den Herzkranzgefässen werden verengte Gefässabschnitte durch gesunde, durchgängige Blutgefässe, meist mit Umleiten einer Brustwandarterie auf das betroffene Herzkranzgefäss oder mit Einsatz von Venen aus dem Unterschenkel des Patienten, überbrückt.
Sowohl die Gefässaufdehnung mittels Ballon und gleichzeitiger Stenteinlage wie auch die Bypassoperation sind effiziente Methoden, um die Symptome der koronaren Herzkrankheit zu behandeln. Häufig müssen im Laufe der Jahre beim gleichen Patienten beide Methoden eingesetzt werden. Eine gute Langzeitprognose der Koronaren Herzkrankheit kann jedoch nicht nur durch diese Eingriffe erreicht werden, sondern hängt ebenfalls von der kompletten Ausschaltung der Risikofaktoren ab.
Autor/in: | Patricia Christoph, Ärztin | |
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Editor/in: | Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt | |
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ICD-10: | I25.0 | |
Zuletzt geändert: | 04.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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