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Rheumatisches Fieber

Synonyme: Streptokokkenrheumatismus

Allgemeines

Das rheumatische Fieber ist eine entzündliche Erkrankung des Herzens und der Gelenke, welche weniger oft gleichzeitig auch die Haut oder das Nervensystem befallen kann. Sie kommt vor allem im Kindesalter, selten jedoch vor dem 4. Lebensjahr vor. Ausgelöst wird sie durch eine vorausgehende Infektion des Rachenraums durch Bakterien.

Die Entzündung entsteht jedoch nicht durch die Bakterien selber, sondern durch eine Fehlreaktion des Immunsystems, durch welche die genannten Organe angegriffen und beschädigt werden. Typischerweise tritt sie etwa zwei Wochen nach einer Rachenmandel-Entzündung, einer Angina tonsillaris auf.

Die Erkrankung ist in der heutigen Zeit nicht mehr häufig anzutreffen, da die Infekte in den Industrieländern mittlerweile sehr konsequent mit Antibiotika therapiert werden können. In den Ländern der dritten Welt ist sie jedoch nach wie vor unverändert häufig anzutreffen.

Symptome

Die häufigsten Symptome, welche zu Beginn der Erkrankung auftreten sind Fieber und Gelenkschmerzen, welche typischerweise von einem Gelenk zum anderen springen. Die betroffenen Gelenke sind oft geschwollen, gerötet und überwärmt. Trotz der teilweise massiven Gelenksentzündung entstehen keine bleibenden Gelenkschäden.

Im Gegensatz dazu führt die ebenfalls oft auftretende Herzentzündung je nach Ausprägung der Entzündung häufig zu Langzeitschäden am Herz in Form von defekten Herzklappen.
Am häufigsten betroffen ist die Herzklappe zwischen dem linken Herzvorhof und der linken Herzkammer (Mitralklappe), wobei sie entweder verengt (Mitralklappenstenose) oder undicht (Mitralklappeninsuffizienz) wird. Die Entzündung betrifft dabei vor allem die Haut, welche die Herzinnenräume bedeckt (Endokarditis), wobei sie von dort aus oft auch auf den Herzmuskel übergreift. Weil diese Entzündung des Herzens oft keine Beschwerden verursacht, bleibt sie in vielen Fällen im akuten Stadium unentdeckt.

Oft erst Jahre später wird dann bei einer Herzuntersuchung das typische Herzgeräusch, welches durch die beschädigten Klappen entsteht, vom untersuchenden Arzt gehört. Im höheren Alter kann diese beschädigte Herzklappe allmählich zu einem Herzversagen oder zu einer Herzrhythmusstörung, dem Vorhofflimmern, führen.

Wenn die Endokarditis akut Symptome verursacht, dann spüren die Kinder oft ein rasches Herzklopfen oder wenn die Haut um das Herz herum ebenfalls von der Entzündung betroffen ist, Schmerzen an der Brust. Schreitet die Klappenbeschädigung rasch voran, kann das Herz aufgrund der rasch anfallenden Mehrarbeit überfordert werden, was zu einem Herzversagen führen kann. Hinweise auf ein Herzversagen sind Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder Oberbauchschmerzen.

Neben diesen Beschwerden treten oft auch Hautzeichen auf in Form von kleinen, harten Knötchen unter der Haut, welche ohne Behandlung verschwinden (Rheumaknötchen), oder in Form von roten Hautflecken mit gewellten Rändern (Erythema marginatum).

Als Spätzeichen, das auch erst Monate nach der Endokarditis auftreten kann, können die Kinder durch deutlich ungeschickte Bewegungen der Hände auffallen. Sie zerbrechen zum Beispiel plötzlich gehäuft Geschirr oder verschütten Suppe oder Getränke. Ebenfalls häufig fällt ein unkontrolliertes Grimmasse schneiden auf. Diese Symptome heilen unter der Therapie der Erkrankung folgenlos ab.

Diagnose

Ein zentrales Element bei der Diagnose des rheumatischen Fiebers ist die Kombination der oben beschriebenen Symptome.

Daneben können im Blut hohe Konzentrationen von Stoffen nachgewiesen werden, welche durch die Infektion mit den verursachenden Erregern entstehen. Die zwei wichtigsten Stoffe sind Antistreptolysin 0 und Anti-DNAse B. Wichtig ist die Konzentration der Stoffe, welche im Falle eines rheumatischen Fiebers anders als bei einem normalen Infekt durch die gleichen Erreger nach dem Abklingen der Angina nicht absinken.

Mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung des Herzens können die beschädigten Herzklappen sichtbar gemacht werden. Diese Untersuchung ist deshalb von grosser Bedeutung bei der Diagnose eines rheumatischen Fiebers.

Auch im Elektrokardiogramm (EKG) werden Abweichungen im Vergleich mit der normalen Herzkurve festgestellt. Bei einem EKG werden die Herzströme, welche bei der Herzaktivität entstehen, durch Elektroden, die an der Brustwand aufgeklebt werden, abgeleitet. Diese Signale werden in Form einer Kurve auf einem Papierstreifen aufgezeichnet und liefern so die gewünschten Informationen über die Herztätigkeit.

Therapie

Der Grundstein der Therapie wie auch der Vorsorge des rheumatischen Fiebers ist die konsequente Therapie der das rheumatische Fieber auslösenden Infektion durch ein Antibiotikum. Diese Behandlung sollte über den Zeitraum von mindestens 10 Jahre konsequent durchgeführt werden, damit ein erneutes Auftreten des rheumatischen Fiebers verhindert werden kann.

Um die Entzündungsreaktion einzudämmen, werden in erster Linie Aspririn® oder Aspégic® verwendet. Bei Bedarf werden auch die hochwirksamen steroidalen Entzündungshemmer wie zum Beispiel Prednison verwendet. Diese Medikamente sollten über einen Zeitraum von 4- 6 Wochen eingenommen werden.
Zusätzlich werden bei diesen Kindern die Rachenmandeln durch eine Operation entfernt, damit der Ort der Entstehung des rheumatischen Fiebers eliminiert werden kann.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:rheumatisches Fieber, Streptokokken, Streptokokkeninfektion, Streptokokkenrheumatismus, Angina tonsillaris, Mandelentzündung, Mitralklappenstenose, Mitralklappeninsuffizienz, Endokarditis, Perikarditis, Myokarditis, Herzklappenerkrankungen, Herzklappenentzündung, Herzentzündung
ICD-10:I00-I02
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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