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Chronische Perikarditis

Synonyme: Chronische Herzbeutelentzündung

Allgemeines

Die chronische Perikarditis ist eine über einen längeren Zeitraum anhaltende Entzündung des Perikards. Dadurch wird entweder zunehmend Flüssigkeit in den Perikardsack eingelagert, oder es entsteht eine Verkalkung des Perikards, welche sich in Form von Kalkspangen um den Herzmuskel legt. Um die Herzkammern mit Blut zu füllen muss aus diesem Grund mehr Druck aufgebaut werden, was einen höheren Blutdruck vor dem Herzen, also in den Blutgefässen, verursacht. Dadurch kann Blutflüssigkeit in das umliegende Gewebe ausgepresst werden, was anhand von Schwellungen sichtbar wird.

Häufig ist die Ursache der chronischen Perikarditis nicht bekannt. Sie kann jedoch auch die Folgeerscheinung einer akuten Perikarditis sein, ganz unabhängig davon wie diese entstanden ist.
Bis vor einiger Zeit war die Infektionskrankheit Tuberkulose die häufigste bekannte Ursache einer chronischen Perikarditis. Heute sind in Westeuropa immer noch Infektionen die häufigsten Auslöser, jedoch wird die Tuberkulose nur noch selten gefunden.

Neben so genannten Autoimmunerkrankungen, bei welchen sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet und so eine Entzündung provoziert, sind als Verursacher auch Krebserkrankungen und eine unteraktive Schilddrüse (Hypothyreose) bekannt.

Akute Perikarditis

Perikard

Das Perikard ist eine Haut, welche aus zwei Schichten besteht, wobei sich zwischen den Schichten ein sehr schmaler Hohlraum befindet, welcher mit einer kleinen Menge Flüssigkeit ausgefüllt ist. Dieser Perikardsack ermöglicht es dem Herzen, sich nahezu reibungsfrei zu seiner Umgebung zu bewegen und die Position im Brustkorb zu behalten. Bei einigen Krankheiten, wie zum Beispiel bei der Perikarditis, kann sich eine grössere Flüssigkeitsmenge zwischen den zwei Blättern des Perikards ansammeln.
Dadurch wird der Bewegungsspielraum des Herzens deutlich eingeschränkt, was bis zu einem akuten Herzversagen führen kann.

In seltenen Fällen kann das Perikard durch einen Entwicklungsfehler von der Geburt an gar nicht angelegt sein. Dies stellt für die betroffenen Kinder kein grosses Problem dar, da das Perikard zum Leben nicht unbedingt notwendig ist. Es kann jedoch auch Schwachstellen oder sogar Löcher aufweisen. Dies kann zu ernsthaften Schwierigkeiten führen, da der Herzmuskel sich in einem solchen Defekt verklemmen und absterben kann, was innerhalb kürzester Zeit zum Tod führen kann. Diese Defekte und Schwachstellen müssen deshalb durch eine Operation verschlossen, werden. Ist der Defekt zu gross, als dass er repariert werden könnte, muss im Rahmen einer Vorsorgeoperation das gesamte Perikard entfernt werden.

Symptome

Die durch die chronische Perikarditis verursachten Symptome Husten und Kurzatmigkeit bei körperlicher Anstrengung, werden durch den Rückstau von Blut in die Lungengefässe verursacht. Dabei wird Blutflüssigkeit in den mit Luft gefüllten Raum der Lungen gepresst. Durch denselben Mechanismus kann auch an anderen Körperstellen Flüssigkeit ins Gewebe ausgepresst werden. Auf diese Weise entstehen zum Beispiel aufgeschwollene Beine sowie eine Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle, welche in der Fachsprache Aszites genannt wird. Die bei den betroffenen Personen oft vorkommende, ausgeprägte Müdigkeit kann durch die krankheitsbedingte, eingeschränkte Leistungsfähigkeit des Herzens erklärt werden. Der Körper wird dabei in Belastungssituationen nur ungenügend mit Blut versorgt, weshalb er schneller ermüdet.

Wenn sich über eine kurze Zeit eine grosse Flüssigkeitsmenge zwischen den Perikardblättern ansammelt, kann dies einen so grossen Druck auf das Herz ausüben, dass die Herzkammern nicht mehr ausreichend mit Blut gefüllt werden können und ein akutes Herzversagen entsteht. In der medizinischen Fachsprache wird dieses Phänomen eine Perikardtamponade genannt, eine Entwicklung, welche auch mit sofortiger Therapie in vielen Fällen zum Tode führt. Bei der chronischen Perikarditis sammelt sich die Flüssigkeit nur langsam zwischen den Blättern des Perikards an, weshalb diese genügend Zeit haben sich aufzudehnen. Es entsteht deshalb bei der chronischen Perikarditis deutlich weniger häufig eine Perikardtamponade. Typischerweise verursacht die chronische Perikarditis keine Schmerzen.

Diagnose

Ein typischer Untersuchungsbefund bei der chronischen Perikarditis ist eine deutliche Herzschwäche, bei der keine Herzvergrösserung festgestellt werden kann. Die Herzgrösse kann mit einem Röntgenbild des Oberkörpers, einer Ultraschalluntersuchung des Herzens oder durch eine Computertomographie (CT) respektive einer Magnetresonanztomographie (MRI) bestimmt werden. Mit Hilfe der letzten drei Untersuchungen kann ebenfalls die Dicke des Perikards und die Flüssigkeitsmenge gemessen werden.

Therapie

Wenn die Ursache der chronischen Perikarditis bekannt ist, sollte diese wenn möglich gezielt behandelt werden. Bei einer grossen Flüssigkeitsansammlung, welche die Herzfunktion beeinträchtigt, muss die Flüssigkeit durch eine Punktion des Perikards mit einer Hohlnadel oder eine Operation entfernt werden.
Falls diese Massnahmen erfolglos sind oder falls eine ausgeprägte Verkalkung des Perikards vorliegt, kann die chronische Perikarditis nur durch eine Entfernung des krankhaft veränderten Perikards durch eine Operation behandelt werden. Dieser Eingriff sollte wenn möglich genügend früh erfolgen, damit der Herzmuskel durch die Erkrankung nicht unnötig stark geschwächt wird.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht
Keywords:chronische Perikarditis, Herzbeutelentzündung, Entzündung, Perikard, Herzbeutel, Tuberkulose
ICD-10:I31
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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