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Störungen der Blutplättchen

Synonyme: Störungen der Thrombozyten

Allgemeines

Normalerweise enthält ein Milliliter Blut 150'000-350'000 Blutplättchen, so genannte Thrombozyten. Diese sind vor allem beim Vorgang der Blutgerinnung von besonderer Bedeutung. Wenn eine Störung der Blutgerinnung vorliegt, welche durch die Blutplättchen verursacht wird, liegt dies meist an einer deutlich zu geringen Konzentration der Blutplättchen im Blut. Dies ist entweder durch eine verminderte Produktion oder durch einen stark erhöhten Verbrauch der Blutplättchen bedingt. Weniger häufig ist die Funktion der Blutplättchen gestört. Hier sind zwar genügend Blutplättchen im Blut vorhanden, durch die beeinträchtigte Funktion entsteht jedoch trotzdem ein Mangel an funktionierenden Blutplättchen.

Ursachen

Es sind grundsätzlich mehrere Ursachen bekannt, die zu einer verminderten Blutplättchenzahl im Blut führen können.

Einerseits kann die Produktion im Knochenmark gestört sein. Dies kann zum Beispiel durch eine Infektion des Knochenmarks mit dem AIDS-Virus HIV, durch eine Nebenwirkung von Chemotherapie- Medikamenten oder durch Nebenwirkungen einer Strahlentherapie verursacht werden. Auch wenn eine Krebserkrankung das Knochenmark befällt, kann die Produktion der Blutplättchen deutlich beeinträchtig werden, weil die gesunden Vorläuferzellen durch die Krebszellen verdrängt werden.

Beispiele dafür sind Leukämien und maligne Lymphome. Daneben kann auch aufgrund eines Viamin B12- und Folsäure- Mangels die Produktion beeinträchtigt sein.

Andererseits führt ein massiv erhöhter Verbrauch von Blutplättchen zu einem Mangel, wenn das Knochenmark nicht für genügend Nachschub sorgen kann. Es sind eine ausserordentliche Vielfalt von Erkrankungen bekannt, die einen erhöhten Verbrauch verursachen können. Es werden deshalb an dieser Stelle nur die wichtigsten erwähnt.

Ein möglicher Grund für den erhöhten Abbau von Blutplättchen ist eine Fehlregulation des Immunsystems, welches dann die Blutplättchen als fremd "erkennt" und abbaut. Ein Beispiel dafür ist die idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP, siehe Kasten unten).

Auch Medikamente, maligne Lymphome, AIDS oder ein systemischer Lupus erythematodes, um nur einige zu nennen, können diese Fehlregulation auslösen. Durch eine Bluttransfusion, das heisst eine Verabreichung von Fremdblut, kann eine sehr ähnliche Reaktion ausgelöst werden. Das Spezielle an dieser Situation ist, dass nicht nur die fremden, sondern auch die eigenen Blutplättchen abgebaut werden, wenn der Abbauprozess einmal begonnen hat.

Auch eine so genannte Disseminierte intravasale Gerinnung (DIC) verursacht einen erhöhten Blutplättchenabbau. Dieses eigenständige Krankheitsbild wird wiederum durch sehr unterschiedliche Situationen ausgelöst.

Daneben gibt es noch einige weitere Ursachen, welche für einen erhöhten Abbau von Blutplättchen verantwortlich gemacht werden können. Einige davon werden auf unserer Seite separat beschrieben, weshalb sie hier ebenfalls aufgeführt sind. Dazu zählen künstliche Herzklappen, eine durch eine andere Krankheit vergrösserte Milz (Splenomegalie) sowie das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) oder die thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP, siehe Kasten).

Idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP)

Bei der ITP bildet das Immunsystem durch eine unbekannte Ursache Antikörper gegen die Blutplättchen. Dadurch werden diese durch das Immunsystem zerstört und abgebaut. Obwohl das Knochenmark, welches die Produktionsstätte der Blutplättchen ist, durch eine enorme Steigerung der Produktion versucht diesen Abbau auszugleichen, überwiegt der Abbau. Die Blutplättchenzahl kann so stark abfallen, dass eine Blutgerinnungsstörung entsteht.

Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP)

Die TTP ist dem HUS (siehe unten) sehr ähnlich, wobei ebenfalls ein plötzlicher, dramatisch rascher Abfall von roten Blutkörperchen wie auch von Blutplättchen beobachtet werden kann. Zu den unten beschriebenen Beschwerden treten zusätzlich noch Symptome des Gehirns auf. Häufig sind zum Beispiel Epilepsieähnliche Krampfanfälle.

Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS)

Das HUS ist eine meist durch eine Infektion im Verdauungssystem ausgelöste Erkrankung, welche durch die rasche Zerstörung der roten Blutkörperchen eine Blutarmut (Anämie) auslöst. Da dabei ebenfalls die Blutplättchen zerstört werden, entsteht eine akute Blutgerinnungsstörung, bei der viele kleine Blutgerinnsel entstehen. Werden diese in die kleinen Blutgefässe gespült, werden sie dadurch verstopft, und die betroffenen Organe können nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Als Folge davon entstehen Gewebeschädigungen, die unter Umständen bis zu einem totalen Ausfall eines Organs führen. Am häufigsten wird ein akutes Nierenversagen beobachtet.

Symptome

Die ersten Symptome, welche auf eine reduzierte Menge von Thrombozyten im Blut hinweisen, können punktförmige Blutungen der Haut sowie Zahnfleischblutungen sein.

Zusätzlich werden oft eine deutlich verstärkte Menstruationsblutung sowie verlängerte und verstärkte Blutungen bei auch nur kleinen Verletzungen beobachtet.

Erst wenn die Anzahl der Blutplättchen auf sehr tiefe Werte abfallen, können auch ohne eine vorausgegangene Verletzung teilweise starke Blutungen auftreten. Diese zeigen sich vor allem in Form von Blutungen in den Verdauungstrakt oder in das Gehirn und können lebensbedrohliche Ausmasse annehmen.

Die begleitend dazu auftretenden Beschwerden sind sehr stark von der zugrunde liegenden Krankheit abhängig. So überwiegen zum Beispiel beim Hämolytisch- Urämischen- Syndrom (HUS) die Symptome, welche aus der meist ausgeprägten Nierenschädigung resultieren.

Auch im Bezug auf die Geschwindigkeit, mit der sich die Symptome ausbilden, unterscheiden sich die verschiedenen Krankheiten erheblich. Während bei einem Hämolytisch- Urämischen- Syndrom (HUS) oder bei einer Thrombotisch- Thrombozytopenischen Purpura die Symptome innerhalb kürzester Zeit in einer dramatischen Art und Weise auftreten, entwickelt sich der Mangel an Blutplättchen bei anderen Erkrankungen, wie zum Beispiel bei einem Vitamin B12- Mangel, über einen längeren Zeitraum.

Diagnose

Wann immer eine Person Symptome, wie zum Beispiel eine Tendenz zur Entstehung von Blutergüssen, aufweist, wird mit Hilfe einer Blutuntersuchung die Anzahl der Blutplättchen bestimmt. Dieselbe Untersuchung wird auch dann durchgeführt, wenn eine Krankheit vorliegt, welche dafür bekannt ist, die Anzahl der Blutplättchen im Blut zu reduzieren.

Genau so wichtig ist jedoch auch die Suche nach der auslösenden Ursache dieses krankhaften Blutwertes. Dazu ist die genaue Beschreibung der Beschwerden von der Seite des Patienten genau so wichtig wie die sorgfältige Körperuntersuchung durch den Arzt. Wird zum Beispiel bei der Untersuchung des Bauches eine vergrösserte Milz getastet, kann davon ausgegangen werde, dass nicht eine verminderte Produktion der Blutplättchen, sondern ein gesteigerter Abbau die Ursache der verminderten Blutkonzentration ist.

Um eine normale Produktion der Blutplättchen im Knochenmark nachzuweisen, muss eine Knochenmarkuntersuchung durchgeführt werden. Dazu wird eine relativ dicke Hohlnadel durch die Haut in den Beckenkamm vorgeschoben. Durch diese Nadel wird dann mit Unterdruck eine kleine Menge Knochenmark herausgezogen, welches anschliessend unter einem Mikroskop untersucht werden kann. Auf diese Weise kann zum Beispiel eine verminderte Produktion von Blutzellen durch den Befall des Knochenmarks mit bösartigen Tumorzellen diagnostiziert werden.

Therapie

Personen, welche im Blut stark reduzierte Mengen an Blutplättchen aufweisen, sollten sich so gut es geht vor Verletzungen schützen. Bei besonders schweren Fällen ist sogar eine konsequente Bettruhe im Krankenhaus und die Transfusion von Blutplättchen angezeigt, um eine schwere, in diesen Situationen kaum stillbare Blutung zu vermeiden.

In erster Linie wird immer versucht die zugrunde liegende Ursache, welche zu einer verminderten Blutplättchenkonzentration geführt hat, zu behandeln.

Die Idiopathische Thrombozytopenische Purpura (ITP) hat vor allem wenn junge Personen davon betroffen sind, eine gute Prognose, so dass sie oft nicht therapiert werden muss. Sinkt jedoch die Blutplättchenzahl zu stark ab, wird mit Hilfe von Medikamenten die Fehlregulation des Immunsystems, welche den Abbau der Blutplättchen verursacht, gebremst. Die verwendeten Medikamente können je nach Ausmass dieser Krankheit einzeln oder kombiniert eingesetzt werden. Zum Einsatz kommen in erster Linie so genannte Steroide wie beispielsweise Prednison, oder Immunglobuline. Nur wenn diese Therapie nicht zum gewünschten Erfolg führt, kann durch eine Behandlung mit Medikamenten versucht werden, das gesamte Immunsystem etwas einzudämmen.

Eine Gabe von Blutplättchen, welche aus Spenderblut gewonnen werden, ist ausser beim Auftreten von schweren Blutungen nicht notwendig.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Störungen der Blutplättchen, Störungen der Thrombozyten, Blutgerinnung, Knochenmark, Leukämien, Lymphome, ITP, idiopathische thrombozytopenische Purpura, TTP, thrombotisch-thrombozytopenische Purpura, HUS, hämolytisch-urämisches Syndrom, Gerinnungsstörung, Strahlentherapie, Chemotherapie, DIC, Disseminierte Intravasale Gerinnung, SLE, systemischer Lupus erythematodes, künstliche Herzklappen, Vitamin B12-Mangel, Folsäure-Mangel, Blutung, Zahnfleischbluten, Nasenbluten, Knochenmarksbiopsie, Milzvergrösserung
ICD-10:D69, D69.3, D69.4, D59.3
Zuletzt geändert:05.11.2016Zum Seitenanfang
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