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Synonyme: Behcet Krankheit, Behçet Krankheit
Die Behçet-Krankheit ist eine Erkrankung, die mehrere Organsysteme befällt. Charakteristische Kennzeichen sind wiederholt auftretende geschwürige Veränderungen im Mund- und Genitalbereich sowie eine Mitbeteiligung der Augen.
Das Leiden befällt hauptsächlich junge Erwachsene aus der Mittelmeerregion sowie dem mittleren und fernen Osten. Beide Geschlechter sind etwa gleich häufig betroffen, doch ist der Verlauf bei Männern oft schwerer. Die Schwere der Erkrankung lässt gewöhnlich im Verlaufe der Zeit nach und die Lebenserwartung ist kaum eingeschränkt.
Unter einer Vaskulitis werden Entzündungsprozesse und Schädigungen der Blutgefässe verstanden. Der Blutfluss wird dadurch eingeschränkt und es resultieren Schädigungen der durch die betroffenen Blutgefässe versorgten Gewebe und Organe. Die Palette der dadurch verursachten Beschwerden kann, je nach dem welche Organe von der Erkrankung betroffen sind, breit sein.
Meistens kommt als Ursache der Vaskulitis eine gestörte Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems, des so genannten Immunsystems, in Frage. Das Wissen über die auslösenden Faktoren und über die Krankheitsentwicklung ist in diesem Fall jedoch noch sehr beschränkt.
Als bekannte Auslöser kommen Infektionskrankheiten sowie auch Tumoren oder Medikamente in Frage.
Die Ursache sowie die Entstehung der Krankheit sind unbekannt.  Beobachtet wird eine Entzündung der Gefässe der betroffenen Organe, auch  als Vaskulitis bezeichnet. In den entzündeten Gefässen kommt es oft zur  Bildung von Blutgerinnseln, welche die Venen verschliessen können.  Folge ist ein verminderter Blutfluss in den von diesen Gefässen  versorgten Körperregionen.
Beobachtungen lassen vermuten, dass  das körpereigene Immunsystem eine gegen sich selbst gerichtete Reaktion  aufbaut. In rund der Hälfte der Fälle können im Blut vom Körper selbst  gebildete Abwehrstoffe gegen die eigene Mundschleimhaut nachgewiesen  werden. Bei Patienten der Mittelmeerregion sowie des mittleren und  fernen Ostens liegt der Krankheit häufig ein genetischer Defekt zu  Grunde. Eine Veränderung auf einem der Gene führt hierbei zum Auftreten  der Erkrankung. Der Morbus Behçet wird in diesem Fall also weitervererbt  und findet sich gehäuft innerhalb der Familie.
Die wiederholt auftretenden Aphten-artigen, schmerzhaften Geschwüre der Mundschleimhaut und Genitalregion sind typische Hauptsymptome der Erkrankung. Die Schleimhautdefekte haben einen Durchmesser von 2-10 mm und heilen nach deren Erscheinen nach etwa zwei Wochen ab. Geschwüre in der Genitalregion sind seltener als im Mund und können sehr schmerzhaft sein. Ähnlich den Geschwüren der Mundschleimhaut finden sich zum Teil auch Defekte auf der Schleimhaut des Darmes. Bauchschmerzen sowie blutiger oder schwarzer Stuhlgang sind Anzeichen für eine Mitbeteiligung der Eingeweide.
Häufig ist auch die übrige Haut betroffen, was in ganz unterschiedlicher Form in Erscheinung treten kann. Das Spektrum reicht von Akne-ähnlichen Hautveränderungen bis hin zu einfachen Bläschen und tastbaren knotigen Veränderungen in der Unterhaut, welche in der Fachsprache Erythema nodosum genannt werden. Die knotigen, blau-roten Veränderungen treten meist schubweise auf und sind Zeichen einer Entzündung der Gefässe der Haut.
Sehr charakteristisch ist das  Auftreten von entzündlichen Hautreaktionen auf nur kleine Verletzungen,  zum Beispiel auf Nadelstiche.
Oft klagen die Betroffenen schon in  einem frühen Krankheitsstadium über Augenschmerzen, verschwommenes  Sehen und eine Lichtscheu, welche durch eine Entzündung der  Regebogenhaut verursacht wird. In seltenen Fällen fällt die Entzündung  der Regenbogenhaut durch eine Eiteransammlung in den vorderen  Augenabschnitten auf. Zusätzlich können im Rahmen eines Morbus Behçet  auch eine Glaskörperentzündung, Verschlüsse der Netzhautgefässe und eine  Entzündung des Sehnerves beobachtet werden.
Ebenfalls typisch  für die Behçet-Krankheit ist das Auftreten einer Gelenksentzündung vor  allem der grossen Gelenke, wie beispielsweise der Knie. Die Entzündung verläuft aber meistens mild und es kommt nicht zur Schädigung der betroffenen Gelenke.
Bei  jedem vierten Betroffenen werden Venenentzündungen oder  gerinnselbedingte Verschlüsse der kleinen Venen beobachtet. Symptome  sind Schmerzen im Bein oder in der Wade sowie die Blaufärbung der  entsprechenden Region. Selten kann sich ein solches Gerinnsel lösen, mit  dem Blutstrom in die Lungenvenen geschwemmt werden und dort ein  Lungengefäss verschliessen, was in der Fachsprache eine Lungenembolie  genannt wird. Wenn eine grosse Lungenvene verschlossen wird, ist die  Durchblutung des Lungengewebes stark eingeschränkt und es kommt zu  starken, durch das Atmen verschlimmerten Brustschmerzen, Atemnot, Husten  sowie Herzrasen.
Am schwerwiegendsten ist eine Mitbeteiligung  des Gehirns. In diesem Fall kann es zu einer Entzündung der Hirnhäute  und des Gehirns selber kommen. Es droht ein Verschluss der grossen  Hirnvene, was ein lebensbedrohliches und meist mit bleibenden Schäden  verbundenes Krankheitsbild darstellt.
Die Diagnose erfolgt hauptsächlich klinisch, das heisst im Rahmen einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung und Befragung. Sie wird erhärtet, wenn neben den wiederholt auftretenden Aphthen-artigen und schmerzhaften Geschwüren der Mundschleimhaut noch mindestens zwei weitere Organsysteme betroffen sind. Die Ergebnisse der Blutuntersuchungen sind meist nur beschränkt aussagekräftig. Im Falle eines Morbus Behçet können im Blut generelle Entzündungszeichen nachgewiesen werden sowie, in bis zu der Hälfte der Fälle, Abwehrstoffe gegen die eigene Mundschleimhaut.
Da es keine Untersuchungs-Befunde gibt, die eindeutig auf diese Krankheit hinweisen, wird die Diagnosestellung zum Teil sehr schwierig und kann längere Zeit in Anspruch nehmen.
Die Formen mit Schleimhautbeteiligung können meist gut mit örtlich  wirksamen Kortikosteroid-haltigen Mundspülungen oder Salben, bei  Augenbeteiligung mit entsprechenden Augentropfen, behandelt werden.
Bei  schwereren Verlaufsformen kann auch eine Einnahme des Medikaments in  Form von Tabletten in Erwägung gezogen werden. Die  Kortikosteroid-Therapie vermag jedoch nicht die Häufigkeit von  Krankheitsrückfällen zu vermindern. Sie hilft lediglich, die Symptome zu  behandeln.
Spricht die Krankheit nicht auf die alleinige Kortikosteroid-Einnahme an, kann die Therapie mit so genannten Immunsuppressiva ergänzt werden, welche das Immunsystem und so die durch die Behçet-Krankheit verursachte Entzündungsreaktion im Körper eindämmen.
Diese Kombination kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn das zentrale Nervensystem mit betroffen ist.
Zur Behandlung der Gelenksentzündung werden klassische Schmerzmittel, so genannte Entzündungshemmer, empfohlen.
Die Krankheit lässt sich in den meisten Fällen durch die oben beschriebenen Therapieformen beherrschen. Es besteht jedoch eine relativ hohe Rückfallrate, die mit den gängigen Medikamenten nicht vermindert werden kann. Die Rückfallperioden können sich nach dem erneuten Erscheinen der Symptome über Monate bis sogar Jahre erstrecken und auch noch Jahre nach dem Bekanntwerden der Krankheit auftreten.
Bei einer  Augenbeteiligung mit schwerem Verlauf kann es zur Erblindung kommen.  Auch bei der Beteiligung vom zentralen Nervensystem können nach dem  Abklingen der Entzündung bleibende Schäden zurückbleiben, die sich in  Form von Lähmungserscheinungen oder Bewusstseinseinschränkungen äussern.
Die  Lebenserwartung ist in den meisten Fällen nicht eingeschränkt. Da sich  beim Mitbefall des Kreislauf- und Nervensystems jedoch auch  lebensnotwendige Organe an der Krankheit beteiligen können, ist die  Prognose in diesen Fällen erheblich schlechter.
| Autor/in: | Sibylle Krämer, Ärztin, Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt | |
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| Editor/in: | Prof. Dr. med. Michael Seitz, Facharzt für Rheumatologie | |
| Keywords: | Behçet-Krankheit, Morbus Behçet, Behcet Krankheit, Bechcet, Behzet, Vaskulitis, Gefässentzündung, Entzündung, Aphten, Geschwüre, Blutgerinnsel, Aphten in der Genitalregion, Erbkrankheit, Erythema nodosum, Augenschmerzen, verschwommenes Sehen, Lichtscheu, Gelenkentzündung, Entzündung des Sehnervs, Venenentzündung, Blauffärbung der Haut, Lungenembolie | |
| ICD-10: | M35.2 | |
| Zuletzt geändert: | 25.03.2016 | Zum Seitenanfang | 
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