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Lungenödem

Synonyme: Wasser auf der Lunge

Allgemeines

Ein Lungenödem ist eine Ansammlung von Flüssigkeit im Lungengewebe, die unter gesunden Bedingungen nicht vorhanden ist. Hierbei tritt Flüssigkeit aus den kleinen Lungenkapillaren zunächst ins Lungenzwischengewebe, das so genannte Interstitium, über. Diese Art von Lungenödem nennt wird deshalb als interstitielles Lungenödem bezeichnet. Dringt die Flüssigkeit dann zusätzlich in die Lungenbläschen, in der Fachsprache auch Alveolen genannt, ein, spricht man von einem alveolären Lungenödem. Mit Flüssigkeit gefüllte Alveolen können den Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen und es bildet sich im Körper ein Sauerstoffmangel aus.

Die Ursachen für diese Flüssigkeitsansammlung sind vielfältig. In der westlichen Welt sind die häufigsten Auslöser eine Herzschwäche, zum Beispiel durch einen Herzinfarkt oder eine Herzmuskelentzündung verursacht, oder eine Nierenerkrankung, welche zu einer eingeschränkten Nierenfunktion führt.

Ein Lungenödem kann ausserdem im Rahmen eines Hungerleidens, einer Höhenkrankheit oder wenn Salzwasser eingeatmet wird, auftreten. All diese Ursachen führen entweder zu einem erhöhten Druck in den Blutgefässen der Lunge, so dass durch den hohen Druck Flüssigkeit aus den feinsten Blutgefässen gepresst wird, oder sie machen die Kapillarwände aufgrund verschiedener Mechanismen durchgängiger für Flüssigkeit. Zum Beispiel Reizgase wie Chlor oder Ammoniak sind in der Lage, die feinen Gefässwände zu zerstören, so dass ebenfalls Flüssigkeit austreten kann.

Wissenswertes über die Lunge

Übersicht Atemwege, Lunge mit Bronchien und Luftröhre

Die Lunge liegt im Brustkorb und besteht aus einem linken und einem rechten Lungenflügel, die dem Herz beidseits anliegen. Beide Lungenflügel haben annähernd die Form einer Pyramide und reichen mit ihrer Spitze bis unter das Schlüsselbein. Mit der breiten Basis liegen sie dem Zwerchfell auf. Der rechte Lungenflügel besteht aus drei, der linke Lungenflügel aus zwei Lungenlappen. Die Lungenlappen gliedern sich wiederum in die Lungenläppchen auf, die so genannten Lobuli. Die Lobuli bestehen aus vielen, mit Luft gefüllten Lungenbläschen, den so genannten Alveolen. Der Mensch besitzt davon etwa 300 Millionen.

Die Luft gelangt normalerweise über die Nase - manchmal auch über den Mund - am Kehlkopf vorbei in die Luftröhre. Diese teilt sich in Herzhöhe in einen rechten und linken Hauptbronchus, der jeweils einen Lungenflügel versorgt. In den Lungenflügeln unterteilen sich die Hauptbronchien baumartig immer weiter in kleinere luftleitende Röhrchen, die man Bronchien nennt. Parallel dazu verlaufen die Blutgefässe. Die kleinsten Aufzweigungen schliesslich, die Bronchiolen, münden in die Lungenbläschen, die Alveolen. Die Alveolen bilden sozusagen wie eine traubenförmige Aussackung das Ende des Bronchialbaumes. Sie sind von einem Netz aus winzig kleinen Blutgefässen umgeben, die man Kapillaren nennt. Hier findet der Gasaustausch zwischen Luft und Blut statt, bei dem Sauerstoff aufgenommen und Kohlendioxid über die Ausatmung abgegeben wird. Der Sauerstoff wird über den Blutstrom im gesamten Körper verteilt. Von innen sieht die Lunge mit ihren feinen Luftröhrchen und Luftbläschen wie ein Schwamm aus. Luftröhrchen und -Bläschen sind von einem feinen Stützgewebe umgeben, dem so genannten Interstitium.

Aussen ist die Lunge von einer dünnen Haut - dem Lungenfell - umgeben. In der Fachsprache heisst diese Haut Pleura pulmonalis. In Höhe der beiden Hauptbronchien geht die Pleura pulmonalis in die Pleura parietalis über. Das ist das Brustfell, welches den Brustkorb von innen auskleidet. Beide Häute trennt ein kleiner Spalt, der auch als Pleuraspalt bezeichnet wird. Er enthält etwas Flüssigkeit und führt dazu, dass beide Pleurae verschieblich aber fest miteinander verbunden sind. Dies ist vergleichbar mit zwei Glasplatten, zwischen die Wasser geträufelt wurde.

Schleimhaut der Atemwege mit Flimmerhärchen (Zilien)

Die Atemwege sind ausgekleidet mit einer besonderen Schleimhaut, die man auch in allen anderen Bereichen der Atemwege vorfindet. Diese Schleimhaut ist hoch spezialisiert und schützt unsere Atemorgane vor schädlichen Stoffen, die über die Atemluft in unseren Körper gelangen können. Diese Aufgabe wird erfüllt durch das Zusammenspiel verschiedener Zellen. Die eine Zellart besitzt winzige Härchen, so genannte Flimmerhärchen, die sich wellenartig in Richtung Rachen bewegen. Daneben gibt es Zellen, die einen dünnen Schleim herstellen - so genannte Becherzellen - und damit die Flimmerhärchen überziehen. So können Fremdkörper wie Staubteilchen und Krankheitserreger auf dieser Schleimschicht zum Rachen transportiert und über einen Hustenstoss ins Freie befördert oder in den Magen verschluckt werden.

Symptome

Als Folge der Flüssigkeitsansammlung in den Lungenbläschen mit resultierendem Sauerstoffmangel tritt eine Atemnot auf, die so ausgeprägt sein kann, dass sie Erstickungsängste auslöst. Die Betroffenen sind deshalb oft sehr unruhig und atmen schnell, aber nur flach. Meist bringen sie ihren Oberkörper in eine erhöhte Position, um besser atmen zu können.

Häufig tritt zudem Husten auf, der von einem schaumigen rötlichen Auswurf begleitet wird, wenn die Lungebläschen bereits mit Flüssigkeit gefüllt sind. In diesem fortgeschrittenen Stadium kommt es aufgrund des Sauerstoffmangels bereits zu einer Blauverfärbung der Nase und Lippen sowie der Fingerspitzen und Zehen.

Diagnose

Da das Lungenödem eine ernste Erkrankung ist, sollten Betroffene schnell zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. Die körperliche Untersuchung reicht häufig schon aus, um die Diagnose eines Lungenödems zu stellen. Wichtige Hinweise sind die beschleunigte Atmung und ein erhöhter Puls. Ausserdem kann der Arzt mit dem Abhörgerät - dem so genannten Stethoskop - charakteristische Geräusche über der Lunge wahrnehmen. Typisch sind feuchte brodelnde und rasselnde Atemgeräusche. Das Röntgenbild links zeigt eine gesunde Lunge, rechts ist die gleiche Lunge im akuten Lungenödem-Stadium dargestellt. Die Lunge ist mit Flüssigkeit gefüllt, was im Bild dem weisslichen Bereich entspricht.
Auch das Herz wird gründlich untersucht, da eine Erkrankung des Herzens häufig die Ursache für ein Lungenödem ist. Ein Elektrokardiogramm - kurz EKG genannt - gibt Hinweise auf einen möglichen Infarkt oder zum Beispiel Herzrhythmusstörungen. Die Echokardiographie des Herzens deckt zum Beispiel Herzklappenfehler auf, die zu einer Herzschwäche führen können.

Um den Sauerstoffgehalt des Blutes zu überprüfen, wird eine Blutgasanalyse durchgeführt. Sie zeigt das Ausmass des Sauerstoffmangels und damit das Ausmass der Erkrankung.

Therapie

Die Heilungschancen hängen von der Art der zugrunde liegenden Erkrankung und vom Ausmass des Lungenödems ab. Zur Erleichterung der Atmung empfiehlt es sich, den Oberkörper der betroffenen Person hoch zu lagern. Zur weiteren Unterstützung der Atmung erhalten die Betroffenen Sauerstoff über eine Nasensonde. Im fortgeschrittenen Stadium kann vorübergehend eine künstliche Beatmung notwendig sein.

Im weiteren Verlauf erfolgt die Behandlung der Grunderkrankung, die zum Lungenödem geführt hat. Bei einer Herzschwäche zum Beispiel werden herzstärkende und entwässernde Medikamente verabreicht. Um den Betroffenen die Unruhe und Angst zu nehmen, erhalten sie zusätzlich beruhigende Medikamente.
Die Lunge ist aufgrund der Flüssigkeitsansammlung anfälliger für Entzündungen. Um eine Lungenentzündung zu verhindern, ist deshalb die Gabe eines Antibiotikums sinnvoll.
Gelingt es, die auslösende Ursache zu beseitigen, bildet sich auch das Lungenödem ohne dauerhaften Schaden zurück. Das Lungenödem ist jedoch eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung, aus der folgenschwere Komplikationen, wie zum Beispiel ein Herzstillstand, entstehen können.

Autor/in:Jutta Manke, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Lungenödem, Wasser auf der Lunge, interstitielles Lungenödem, Lunge, Lungen, Ödem, interstitielles Lungenödem, Flüssigkeitsansammlung in der Lunge, Herzinfarkt, Herzmuskelentzündung, Nierenerkrankung
ICD-10:J81
Zuletzt geändert:18.11.2016Zum Seitenanfang
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