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Speiseröhren-Riss

Synonyme: Oesophagus-Ruptur, Mallory-Weiss-Syndrom, Boerhaave-Syndrom

Allgemeines

Speiseröhren-Risse

Vom Boerhaave-Syndrom spricht man bei einem totalen Zerreissen der Speiseröhre in Folge eines massiven Druckanstiegs in deren Innern. Durch den erhöhten Druck zerreissen alle Schichten der Speiseröhrenwand, was zu einem Übertritt von Speichel und Speiseresten ins umliegende Gewebe des Brustraumes führen kann. Eine gefürchtete, lebensbedrohliche Komplikation eines solchen Risses in der Wand der Speiseröhre ist denn auch die Entzündung des benachbarten Bindegewebes, die so genannte Mediastinitis.

Lage Speiseröhrem und Magen

Beim Mallory-Weiss-Syndrom kommt es ebenfalls auf Grund eines erhöhten Druckes in der Speiseröhre zu Einrissen der innersten Wandschichten. Das totale Zerreissen der Speiseröhrenwand bleibt jedoch aus und der Inhalt der Speiseröhre kann nicht in den Brustraum übertreten. Bei dieser Form hingegen kommt es meist zu sehr starken Blutungen, die schnelles ärztliches Eingreifen erfordern. Häufigster Auslöser des Druckanstiegs im Innern der Speiseröhre ist ein heftiges Erbrechen nach reichlichem Alkoholkonsum. Seltenere Ursachen sind Krampfanfälle bei Epileptikern oder das Heben von schweren Lasten.

Zusätzlicher Risikofaktor ist eine schon vorbestehende Schädigung der Schleimhaut der Speiseröhre, zum Beispiel beim Vorliegen einer Refluxkrankheit. Hierbei kommt es zu Rückfluss von saurem Speisebrei vom Magen in die unteren Teile der Speiseröhre, was zu einer Schädigung der innersten Wandschichten führt. Eine vorgeschädigte Schleimhaut kann Druckerhöhungen weniger gut standhalten und reisst leichter ein.

Symptome

Die Symptome unterscheiden sich je nach Ausmass der Schädigung der Speiseröhrenwand. Beim Boerhaave Syndrom kommt es nach dem Erbrechen zu stärksten Schmerzen hinter dem Brustbein, ausstrahlend in den Rücken und in den Bauch. Beim Austritt von Speiseröhreninhalt in den Brustraum und nachfolgender Entzündung der darin enthaltenen Strukturen und Organe entwickelt sich das lebensbedrohliche Bild einer Mediastinitis. Anfangs äussert sich diese in Form von Schluckbeschwerden sowie Halsschmerzen und Husten. In schwerwiegenden Fällen kommt es zu beginnenden Zeichen des Schocks mit beschleunigter, oberflächlicher Atmung, Atemnot, Herzrasen, Blässe und Kaltschweissigkeit. Hohe Temperaturen und Schüttelfrost finden sich bei einem Übertritt von Bakterien in die Blutbahn, einer so genannten Sepsis, einer weiteren schwerwiegenden Komplikation der Zerreissung der Speiseröhre.

Die auftretenden Beschwerden beim Mallory-Weiss Syndrom werden durch die starken Blutungen dominiert. Bluterbrechen, Blut im Stuhl, welches durch die Zersetzung des Blutes durch Darmbakterien den Stuhl pechschwarz verfärbt sowie allgemeine Körperschwäche auf Grund der Blutarmut sind deshalb die Hauptsymptome. Ebenfalls häufig finden sich Schmerzen im Bereich der Magengegend nach erfolgtem Erbrechen.

Diagnose

Beide Krankheitsbilder werden mittels eines Röntgenbildes des Brustraumes mit gleichzeitig eingenommenem Kontrastmittel diagnostiziert. Beim Vorliegen eines Boerhaave Syndroms wird hierbei der Riss in der Speiseröhrenwand durch den Austritt des Kontrastmittels an dieser Stelle sichtbar.
Beim Verdacht auf eine Mediastinitis kann eine Computertomographie (CT) des Brustraumes zusätzliche wichtige Informationen liefern.

Die Schleimhauteinrisse beim Mallory-Weiss Syndrom werden bei der Untersuchung mit einer durch den Mund in die Speiseröhre vorgeschobenen kleinen Kamera, einem so genannten Endoskop, sichtbar gemacht.

Therapie

Die Therapie hängt einerseits von der Lage des Risses und dem Zeitpunkt des Einreissens, andererseits vom Allgemeinzustand und Alter des Patienten ab, kann sich also von Patient zu Patient stark unterscheiden.

Beim vollständigen Wandeinriss wird versucht, in einer Operation die Lücke in der Speiseröhre wieder zu verschliessen. Hochdosierte Antibiotika sollen der Entwicklung von Infektionen vorbeugen und das Auftreten einer Mediastinitis verhindern.

Im Falle eines Mallory-Weiss Syndroms wird mit einer Wasserspülung der Speiseröhre versucht, die Blutungen zu stillen. Allenfalls erfolgt die Blutstillung auch endoskopisch: Durch eine durch den Mund eingeführte Kamera und mit Hilfe eines kleinen Lasers können die blutenden Gefässe aufgesucht und verschlossen werden. Führt dies nicht zum Erfolg, muss operiert werden.

Prognose

Wichtig für das Überleben des Patienten ist eine frühzeitige Operation. Erfolgt der Eingriff mehr als 24h nach dem Ereignis, versterben mehr als die Hälfte der Patienten auf Grund der schwerwiegenden Komplikationen.

Der konsequente Verzicht auf Alkoholexzesse sowie die längerfristige medikamentöse Behandlung und Kontrolle einer Refluxkrankheit helfen dem Auftreten eines Boerhaave- oder Mallory-Weiss Syndroms entgegenzuwirken.

Autor/in:Sibylle Krämer, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Speiseröhrenriss, Speiseröhren-Riss, Riss in der Speiseröhre, Ösophagusruptur, Oesophagus-Ruptur, Boerhaave Syndrom, Mallory-Weiss Syndrom, Mediastinitis
ICD-10:K22.6
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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