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Diabetes mellitus Typ I und II

Synonyme: Zuckerkrankheit

Definition

Der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist die häufigste hormonelle Störung und beschreibt eine Erhöhung des Blutzuckers, weil der Körper in der Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin produziert. Nach einer Mahlzeit ist die Zuckermenge im Blut für ca. 2 Stunden erhöht. Während dieser Zeit schüttet die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin aus, damit der Zucker aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen werden kann. Der Zucker dient dem Körper als hauptsächlicher Energielieferant. Bildet der Körper zu wenig Insulin in solchen Momenten, steigt die Blutzuckerkonzentration im Blut auf überhöhte Werte. Dies schädigt die Gefässe und führt zu den Symptomen des Diabetes mellitus.

Unterschieden werden 2 Typen, die sich vor allem in der Ursache der Erkrankung unterscheiden:Diabetes Mellitus Typ I, Diabetes Mellitus Typ II

Ursachen und Einteilung

Typ I

Durch einen noch nicht endgültig bekannten Auslöser wird das Immunsystem dazu gebracht, die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zu zerstören. Der Körper ist zunehmend nicht mehr in der Lage genügend Insulin zu produzieren. Die Patienten sind oft jünger als 30 Jahre alt, wenn die Krankheit diagnostiziert wird. Rund 10% aller Diabetes mellitus Patienten leiden an einem Typ I Diabetes.

Typ II

Der Typ II Diabetes ist der weitaus häufigere Typ. Hier produziert die Bauchspeicheldrüse weiter Insulin, oft sogar in grösserer Menge als normal. Die Körperzellen jedoch, die den Zucker aus dem Blut zum Verbrennen aufnehmen sollten, können dies nicht bewerkstelligen. Sie sind resistent geworden auf das Insulin. Mit einer erhöhten Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse kann dieser Zustand eine gewisse Zeit lang überbrückt werden. Dann aber erschöpft sich das Organ und die Blutzuckerkonzentration steigt an. 90% der Typ II Diabetes Patienten sind schwer übergewichtig. Dies ist dann auch der hauptsächliche Grund, weshalb die Körperzellen auf das Hormon resistent werden. Weitere häufige Ursachen sind Morbus Cushing, Schwangerschaft (Gestationsdiabetes), chronische Pankreatitis und hormonproduzierende Tumore.
Die Patienten, welche an einem Diabetes mellitus Typ II leiden, sind typischerweise älter als 30 Jahre.

Symptome

Grundsätzlich sind viele Symptome für beide Typen kennzeichnend. Die Glukose wird, sobald eine gewisse Blutkonzentration überschritten wird, über die Nieren im Urin ausgeschieden. Durch das wird auch viel mehr Wasser als normal mitgezogen und führt zu einer massiv erhöhten Urinausscheidung. Diese Patienten sind deshalb ungewöhnlich durstig und trinken ein mehrfaches verglichen mit einem gesunden Menschen. Ersetzen die Patienten die Flüssigkeit ungenügend, drohen Symptome der Entwässerung (Dehydratation) wie Verwirrtheit, Benommenheit und Krämpfe. Der Typ I wird häufig von einem Gewichtsverlust und Appetitverlust, der Typ II von einem gesteigerten Hungergefühl mit Gewichtszunahme begleitet.

Typ I:
Die meist jungen Patienten, bei denen Diabetes mellitus Typ I diagnostiziert wird, kommen in der Regel als Notfälle in einem ketoazidotischen Zustand ins Krankenhaus. Massgebend für die Entstehung dieses Zustandes ist die ungenügende Verfügbarkeit von Glucose in den Zellen. Diese müssen, wollen sie Überleben und weiterarbeiten, zur Energiegewinnung auf einen Notfallmechanismus zurückgreifen. Anstatt Glucose wird dann Fett abgebaut und es entstehen als Abfallprodukte Ketone, die das Blut sauer machen. Die Symptome der Ketoazidose sind exzessives trinken und Harn entleeren, Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsabnahme, Müdigkeit und bei Kindern auch oft Bauchschmerzen. Die Patienten atmen tiefer und schneller. Die diabetische Ketoazidose ist ein gefährliches Krankheitsbild, das innerhalb von Stunden zur Bewusstlosigkeit und zum Tode führen kann.

Typ II:
Die Hauptsymptomatik beim Typ II Diabetiker ist die erhöhte Wasserausscheidung und der gesteigerte Durst. Da hier noch Insulin produziert wird, entsteht keine Ketoazidose. Der Blutzuckerspiegel ist sehr stark erhöht.

Die über den Urin verlorene Glukose fehlt dem Körper als Brennmaterial und führt zusammen mit dem hohen Insulinspiegel beim Typ II Diabetes zu erheblich gesteigertem Appetit. Beim Typ II Diabetiker entsteht dadurch ein schwer zu durchbrechender Teufelskreis von gesteigertem Appetit, Übergewicht und Insulinresistenz.

Komplikationen

Wie häufig und wie stark beim Diabetes mellitus Komplikationen auftreten, hängt im wesentlichen davon ab, wie gut die Therapie eingestellt und eingehalten wird. Häufig treten sie erst Jahre nach dem Krankheitsbeginn auf. Tatsache ist, dass es bis anhin eine sehr komplikationsreiche Erkrankung ist, sich aber in den letzten Jahren sehr viele Neuerungen und Verbesserungen in der Therapie abgezeichnet haben. Mit den neuen Therapieformen ist es in Zukunft möglich, die schweren Komplikationen zu verhindern.

Erkrankung der Blutgefässe:
Ist der Blutzuckerspiegel wegen schlecht eingestellter Therapie anhaltend erhöht, lagert sich der Zucker an den Gefässwänden und an den roten Blutkörperchen, den sogenannten Eryhtrozyten ab. Kleine Gefässe können so verstopfen und das nachfolgende Gewebe nicht mehr versorgen.

Diabetische Retinopathie:
Diese Komplikation wird durch die Beschädigung der Netzhautgefässe durch Zuckerablagerungen ausgelöst. Im fortgeschrittenen Stadium ist sie der häufigste Grund für Erblindung in der westlichen Welt.

Diabetische Nephropathie:
Wegen der generellen grossen Infektanfälligkeit erleiden die Patienten auch häufiger Harnwegsinfekte. Die durch die Infekte und die Gefässerkrankung geschädigten Nieren können zu einem totalen Nierenausfall führen. Dieses Nierenversagen stellt die häufigste Todesursache der an Diabetes mellitus erkrankten Patienten dar.

Diabetische Neuropathie:
Durch einen langjährigen Diabetes werden auch die peripheren Nerven beschädigt. Das wesentlichste Symptom ist die Gefühlsstörung an den Füssen und an den Händen. Die Patienten merken nicht mehr, wenn sie sich an den Füssen verletzten oder wenn sie z.B. in den Schuhen Druckstellen entwickeln. Es können Wunden entstehen, die sehr schlecht abheilen. Manchmal ist auch ein kribbelnder und brennender Schmerz an den Armen und Beinen spürbar.

Erhöhte Infektanfälligkeit:
Aus verschiedenen Gründen ist die Infektionsabwehr des Diabetikers beeinträchtigt.

Der "diabetische Fuss":
Der Fuss ist besonders häufig von den Veränderungen im Körper betroffen und stellt für Diabetiker oft ein grosses Problem dar:

  • Durch die diabetische Neuropathie ist das Verletzungsrisiko des Fusses beim Diabetiker besonders gross, und die Verletzungen werden oft nicht bemerkt.
  • Durch die Sensibilitätsstörung wird der Fuss oft unausgeglichen belastet, und es entstehen Schwielen und Druckstellen.
  • Da die periphere Durchblutung gestört ist, heilen entstandene Wunden sehr schlecht ab und infizieren sich leichter.

Aus diesen Gründen sind eine regelmässige Fusspflege und vor allem auch ausreichend breite und auf den Fuss abgestimmte Schuhe sehr wichtig.

Diagnose

Der Diabetes mellitus Typ I präsentiert sich meistens als ketoazidotischer Notfall und äussert sich zum ersten Mal meistens eindrücklich.

Ganz im Gegenteil dazu wird die Diagnose beim Typ II oft lange nicht oder zufällig gestellt, da die Symptome dezent sind. Da es jedoch eine sehr häufige Krankheit im Alter ist, muss bei der Routinekontrolle der Nüchternblutzucker immer gemessen werden. Falls ein Patient Symptome wie verstärkten Durst, häufiges Wasserlösen, oder eine der oben genannten Komplikationen aufweist, muss vom Arzt durch Blutzuckermessung ein Diabetes Typ II ausgeschlossen werden.

Therapie

Die Therapie besteht immer aus mehreren Elementen. Das Ziel ist es, den Blutzuckerspiegel möglichst konstant, das heisst mit möglichst wenigen Schwankungen auf einen normalen Wert zu bringen und dort zu stabilisieren.

Therapie: Typ I Diabetes

Körperliche Bewegung ist für den Typ-II-Diabetiker ein wichtiger Bestandteil der Therapie! Durch den Sport kann er das Übergewicht senken oder gar vermeiden und damit wirksam die Insulinestistenz bekämpfen. Das bedeutet, dass er die notwendige Insulindosis reduzieren oder die Insulingabe sogar vermeiden kann. Der Typ-I-Diabetiker muss bei sportlicher Betätigung berücksichtigen, dass Muskelarbeit zu einer Blutzuckersenkung führt und das bei der Insulintherapie einberechnen. Wird mit mehr Bewegung und ausgeglichener Nahrung die gewünschte Wirkung nicht erreicht, wird der Blutzucker mit Hilfe von Medikamenten gesenkt. Bevor man wie beim Typ I mit Insulin behandelt, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die den Blutzuckerspiegel senken. Sie bewirken eine verstärkte Insulinsekretion aus der Bauchspeicheldrüse, verbessern die Insulinresistenz oder verzögern die Verdauung, damit der Blutzucker langsamer ansteigt.

Therapie: Diabetes Typ II

Wie oben beschrieben, wird beim Typ I in den Inselzellen zuwenig Insulin produziert. Dieser Mangel muss durch das Spritzen von Insulin in das Fettgewebe unter der Haut ausgeglichen werden. Auch der Typ-II-Diabetiker muss, wenn alle oben beschriebenen Therapien nicht wirksam genug waren, mit Insulin behandelt werden. Um nach heutigen Erkenntnissen eine möglichst physiologische Insulinzufuhr mit möglichst wenigen Stichen zu realisieren, wird am Morgen und am Abend ein gemischtes Insulin gespritzt, das eine langwirksame und ein kurzwirksame Komponente enthält. Weil die langwirksame Komponente ca. 12 Stunden wirksam ist, muss am Mittag lediglich ein kurzwirksames Insulin gespritzt werden. Das kurzwirksame Insulin hilft, die hohe Zuckerzufuhr der Mahlzeiten zu bewältigen. Früher mussten die Patienten nach einem fixen Schema ein Depotinsulin und schnell wirksames Insulin spritzen. Danach mussten sie jedoch stets das Essen abwägen und unabhängig vom Hungergefühl immer gleich viel essen. Heute überlässt man es weitgehend den Patienten wie viel sie essen wollen. Die Insulinmenge wird dann der Nahrung, die der Patient isst, angepasst. Wichtig ist, dass die Patienten eine ausgeglichene Nahrung wählen.

Pen: Insulinmenge einstellen, Anwengung Pen bei Diabetes Mellitus
Pen: Voreingestellte Insulinmenge Spritzen, Therapie bei Diabetes II Patienten

Praktisch spritzt sich der Patient das Insulin mehrmals täglich mit einer Spritze oder mit einem sogenannten Pen selbst. Der Pen erleichtert das Spritzen vor allem wenn man unterwegs ist. Ist die richtige Dosis am Pen eingestellt, muss er auf die Haut aufgesetzt werden. Drückt man auf den Auslöser, wird automatisch die voreingestellte Menge Insulin unter die Haut gespritzt.

Computer gesteuerte Abgabe von Insulin über mehrere Tage, Diabetes Mellitus Typ II

Neu werden auch Insulinpumpen eingesetzt, bei der die Nadel für ein oder mehrere Tage in der Haut belassen wird. Durch einen kleinen Computer wird dann, gemäss dem programmierten Muster, konstant durch einen dünnen Plastikschlauch Insulin abgegeben. Mit dieser Methode lässt sich die Insulinabgabe der Bauchspeicheldrüse am besten imitieren. Wenn das Gerät vom Patienten beherrscht wird, geniesst er mit dieser Methode die höchste Lebensqualität.

Blutzuckermessgerät mit ingegrierter Statistik, Diabetes Typ II

Die Selbstkontrolle kann jeder Patient mit einem Blutzuckermessgerät selber durchführen. Er notiert die gemessenen Werte in einem Heft, in dem er auch die applizierten Insulinmengen festhält. Das erlaubt eine Optimierung der Therapie noch Wochen später.

Autor/in:Dr. med. Sibylle Krämer, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Diabetes mellitus, Typ I, Typ II, Typ 1, Typ 2, Zuckerkrankheit, Zucker Krankheit, Blutzucker, Insulin, Insulinresistenz
ICD-10:E10, E11
Zuletzt geändert:22.11.2016Zum Seitenanfang
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