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Chronische Pankreatitis

Synonyme: Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung

Allgemeines

Übersicht: Bauchspeicheldürse im Magen-Darm-Trakt

Bei den Entzündungen der Bauchspeicheldrüse wird eine chronische von einer akuten Form unterschieden. Bei der chronischen Form besteht die Entzündung über längere Zeit, wobei immer wieder akute Entzündungsschübe auftreten können, die einzeln betrachtet einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung ähneln.

Allerdings kommt es bei der chronischen Form nicht mehr zu einer vollständigen Rückbildung der Beschwerden nach dem Abklingen der Entzündung.

Während einem akuten Schub einer chronischen Pankreatitis kommt es zur Freisetzung von Verdauungssäften in der Bauchspeicheldrüse selbst.

Die darin enthaltenen Stoffe, so genannte Verdauungsenzyme, sind normalerweise für die Eiweiss- und Fettverdauung verantwortlich und werden im Falle einer Entzündung in der Bauchspeicheldrüse selbst aktiv. Diese aktiven Stoffe beginnen dann die Bauchspeicheldrüse selbst zu verdauen und zu zersetzen. Die Folge dieses Prozesses ist eine Zerstörung von Organgewebe, die durch die Zerstörung von Blutgefässen von Blutungen begleitet wird.

Durch die wiederholte Gewebezerstörung führt diese Erkrankung zu einer bleibenden und im Verlauf weiter fortschreitenden Funktionseinschränkung der Bauchspeicheldrüse. In schwerwiegenden Fällen kann es sogar zu einem lokalen Absterben von Organgewebe kommen, ein Vorgang, der die Prognose deutlich verschlechtert.

Die beiden Formen unterscheiden sich ebenfalls im Bezug auf die auslösenden Ereignisse, wobei die chronische Pankreatitis in den meisten Fällen durch einen langjährigen übermässigen Alkoholkonsum verursacht wird.

Die Einnahme von bestimmten Medikamenten sowie Störungen des Stoffwechsels oder des Hormonhaushaltes sind andere mögliche, jedoch eher seltene Auslöser.

Wie funktioniert die Bauchspeicheldrüse

Aufbau Bauchspeicheldrüse/Pankreas

Die Bauchspeicheldrüse besteht aus zwei in ihrer Funktion grundsätzlich verschiedenen Anteilen.

Der Hormon-produzierende endokrine Teil wird unterschieden vom Verdauungssaft-produzierenden exokrinen Teil. Unter den produzierten Hormonen ist vor allem das Insulin zu erwähnen, das für die Aufnahme von Zucker in die Zellen des Körpers verantwortlich ist. Bei der weit verbreiteten Zuckerkrankheit ist die Insulinproduktion eingeschränkt und der Zucker der Nahrung verbleibt in den Blutgefässen.

Gelegentlich ist der Hormon-produzierende Teil bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung mitbetroffen, und man findet Heisshunger, Schwitzen und Durst als Hauptsymptome eines erhöhten Blutzuckerspiegels.

Der grössere exokrine Teil der Bauchspeicheldrüse produziert pro Tag etwa 1,5 Liter Verdauungssaft. Dieses Sekret enthält Enzyme, die für die Verdauung von Fetten und Eiweissen der Nahrung verantwortlich sind und in einer inaktiven Vorform von der Bauchspeicheldrüse in den Dünndarm geleitet werden. Dort werden sie chemisch verändert und aktiviert, was die Verdauung der verschiedenen Nahrungsbestandteile ermöglicht. Die Produktion des Verdauungssaftes wird durch die Nahrungsaufnahme selber angeregt.

Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung kommt es zu einer Freisetzung und Aktivierung von Verdauungsenzymen in der Drüse selbst, das Organ verdaut sich also quasi selber.

Auf Grund des Fehlens der Enzyme im Dünndarm ist die normale Fett- und Eiweissverdauung gestört und es kommt zu einer verminderten Aufnahme von lebenswichtigen Nährstoffen. Zusätzlich treten die Enzyme in die Blutbahn über und führen so fernab des eigentlichen Geschehens zu Komplikationen in Nieren und Lungen.

Symptome

Das Hauptsymptom sind immer wiederkehrende Oberbauchschmerzen, die über Stunden bis sogar Tage anhalten können. Im Stadium der akuten Entzündung sind die Bauchschmerzen besonders stark und strahlen gürtelförmig um den Leib und in den Rücken aus.

In Folge der eingeschränkten Fett- und Eiweissverdauung wird oft ein Gewichtsverlust und eine neu auftretende Fett-Unverträglichkeit beobachtet. Übelkeit, Erbrechen sowie Völlegefühl und ein mit Luft gefüllter, geblähter Bauch sind ebenfalls Zeichen der gestörten Verdauungsleistung. Es kommt dabei zu einer Anreicherung von unverdautem Fett im Stuhl, was sich in gräulich glänzenden, stark klebrigen Kotballen äussert. Der Stuhlgang kann zudem auch sehr voluminös sein.

Komplikationen

In Folge der mangelhaften Verdauung von Fetten und Eiweissen entsteht eine Mangelernährung mit Gewichtsverlust und dem Auftreten von chronischen Durchfällen. Durch die gestörte Verdauung werden ebenfalls zu geringe Mengen an fettlöslichen Vitaminen und Blutsalzen in den Körper aufgenommen.
Zeichen eines ausgeprägten Vitaminmangels sind zum Beispiel eine ausgesprochen trockene Haut, Nachtblindheit sowie eine auffällige Blutungsneigung. Bei Vitamin B12- und Folsäuremangel kann jedoch auch eine Blutarmut entstehen, die mit Blässe, Abgeschlagenheit und verminderter Leistungsfähigkeit einhergeht.

Der Mangel an Blutsalzen hingegen äussert sich vor allem anhand von Muskelkrämpfen und Knochenschmerzen, welche durch die verminderte Aufnahme von Magnesium und Kalzium ausgelöst werden.

Wenn auch der Hormon-produzierende Teil der Drüse beeinträchtigt ist, welcher durch die Insulinproduktion vor allem für den Zuckerstoffwechsel verantwortlich ist, entsteht eine Zuckerkrankheit. Dabei führt die verminderte Produktion von Insulin zu einem konstant erhöhten Blutzuckerspiegel, was sich in Heisshunger, starkem Durst und vermehrtem Wasserlösen äussert.

Eine weitere häufige Komplikation ist die Ausbildung von Pseudozysten. Dabei kommt es im geschädigten Gangsystem der Drüse zu einer Ansammlung und Abkapselung von Drüsensekret und Blut. Die Zyste nimmt im Verlauf an Grösse zu, kann platzen oder massiven Druck auf die Nachbarorgane verursachen, was zum Beispiel eine Störung der Nahrungspassage im Dünndarm zur Folge haben kann. Zu den auftretenden Beschwerden gehören Druckgefühl im Oberbauch, Übelkeit, Erbrechen sowie Gewichtsverlust.

Diagnose

Die ärztliche Untersuchung beginnt mit einer genauen Befragung der Symptome sowie einer körperlichen Untersuchung. Zusätzlich wird auch eine Blutanalyse durchgeführt, anhand derer ein akuter Entzündungsschub der Bauchspeicheldrüse nachgewiesen werden kann.

Wenn aufgrund der Organschädigung eine Funktionseinschränkung entstanden ist, ist dies anhand einer Stuhlprobe festzustellen, bei der dann ein verminderter Gehalt an Verdauungsenzymen nachgewiesen wird.

In einer Röntgenuntersuchung oder Computertomographie (CT) des Bauchraumes kann die chronische Pankreatitis durch Organverkalkungen, Gangerweiterungen sowie Pseudozysten im Organ sichtbar gemacht werden.

Zur genaueren Abklärung von Komplikationen wird eine Spezialuntersuchung, die so genannte endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP), durchgeführt. Hierbei wird ein Instrument mit einer kleinen Kamera und Lichtquelle, Endoskop genannt, durch den Mund bis zur Einmündungsstelle des Bauchspeicheldrüsen- und Gallenganges vorgeschoben. Danach kann der Arzt Röntgenkontrastmittel in die Gänge einspritzen, was auf dem Röntgenfilm eine genaue Beurteilung der Engstellen und Abbrüche im Gangsystem ermöglicht. Das ERCP hat nicht nur eine für die Diagnose wichtige Funktion, sondern ermöglicht gleichzeitig therapeutische Eingriffe. Mit speziellen mikrochirurgischen Instrumenten können eventuell vorhandene Pseudozysten entleert, Engstellen des Gangsystems mit einem Ballon aufgedehnt sowie Gallensteine entfernt werden.

Therapie

Um das weitere Auftreten von akuten Entzündungsschüben zu verhindern und den allgemeinen Krankheitsverlauf zu verbessern, ist eine konsequente Alkoholabstinenz unerlässlich. Die Therapie eines akuten Schubes richtet sich grundsätzlich nach dem Schweregrad des Verlaufes.

In leichteren Fällen erfolgt die Verabreichung von Schmerzmitteln sowie Infusionen zum Ersatz von Flüssigkeit und Nahrung. Auf eine Nahrungsaufnahme muss im Anfangsstadium verzichtet werden, um die Drüse nicht zur Produktion von Verdauungssaft anzuregen. Im Verlauf erfolgt dann ein allmählicher Kostaufbau bestehend aus Tee und Zwieback. Anfangs wird die Kost noch mit Infusionen unterstützt, um eine ausreichende Ernährung zu gewährleisten. Im weiteren Verlauf können die Infusionen abgestellt werden und nach ca. 9 Tagen erfolgt ein Versuch mit Kartoffelbrei, Milch und Magerquark. Schwer verdauliche und scharfe Speisen mit hohem Fettgehalt sowie Gebratenes sollte über mindestens 2 Monate vermieden werden.

Bei einer schweren und komplikationsreichen Verlaufsform ist die Überwachung auf einer Intensivstation und die Verabreichung eines Antibiotikums zur Vorbeugung von Infektionen erforderlich.
Die fehlenden Verdauungsenzyme, fettlöslichen Vitamine und Nahrungssalze müssen zudem täglich in Tablettenform ersetzt werden.

Zusätzlich muss eine spezielle Diät mit häufigen, kleinen, eiweissreichen Mahlzeiten eingehalten werden, was die geschädigte Bauchspeicheldrüse entlastet, weil dann pro Mahlzeit geringere Mengen an Verdauungsenzymen produziert werden müssen. Eventuell muss die Diät beim Vorhandensein einer Zuckerkrankheit je nach Schweregrad zusätzlich durch eine Insulin-Therapie ergänzt werden.

In gewissen Fällen, wie zum Beispiel bei ausgedehnten Verengungen des Gangsystems, bei symptomreichen Pseudozysten sowie bei chronischen Bauchschmerzen, kann durch eine Operation eine Linderung der Beschwerden erreicht werden. Dabei wird der Kopf der Bauchspeicheldrüse entfernt und gegebenenfalls verbleibende Ausführungsgänge direkt mit dem Dünndarm verbunden. Diese operative Therapie ist vor allem bei länger bestehenden Schmerzen viel versprechend.

Autor/in:Dr. med. Sibylle Krämer, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung, chronische Pankreatitis, Entzündung, Bauchspeicheldrüse, Pankreas, Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, Erkrankung des Pankreas
ICD-10:K86.0-K86.3
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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