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Akute Nierenbeckenentzündung

Synonyme:Akute Pyelonephritis

Allgemeines

Die Pyelonephritis ist eine der häufigsten Nierenerkrankungen, wobei Frauen 2-3mal häufiger betroffen sind als Männer. Frauen haben eine viel kürzere Harnröhre als Männer und ihre Harnröhrenöffnung liegt relativ nah an der Analregion, wo sich viele Bakterien befinden. Allein diese räumliche Beziehung reicht schon aus, um eine Infektion im Harntrakt zu begünstigen.

Die Pyelonephritis kommt auch relativ häufig bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 3 Jahren vor. Ältere Männer mit einer vergrösserten Prostata sind ebenso häufiger betroffen.

Übersicht: Harnwege, Niere, Nierenbecken, Harnblase, Harnröhre, Harnleiter

Bei der Nierenbeckenentzündung handelt es sich um eine Entzündung des Nierenbeckens (Urinsammelstelle) mit Bakterien. Sie ist immer verbunden mit einer Entzündung des Nierengewebes, welches keine organspezifischen Strukturen enthält. Dieses sogenannte "Zwischenraumgewebe" enthält Bindegewebe, Gefässe und Nerven und heisst Interstitium. Eine Entzündung hier nennt man interstitielle Nephritis.

Man unterscheidet bei der Pyelonephritis eine akute und eine chronische Verlaufsform. In diesem Text wird die akute Form besprochen.

Wissenswertes über die Niere und ihre Funktionen:

Aufbau der Niere, Nierenmark, Nierenrinde, Nierenbecken, Harnleiter, Nierengefäse

Die Leistungen der Nieren sind enorm. In 24 Stunden durchströmen rund 1500 Liter Blut die Nieren. Diese haben die Aufgabe, daraus den eigentlichen Urin zu bilden.Die Nieren scheiden pro Tag etwa 1½ Liter Harn aus, der aus dem Blut abfiltriert wird. Das Blut fliesst dabei durch spezielle Minifiltersysteme in der Niere, die man als Nephrone bezeichnet. Sie enthalten verschiedene Strukturen, die zusammen eine Funktionseinheit bilden und Nierenrinde und Nierenmark durchziehen.

Eine gesunde Niere enthält etwa eine Million Nephrone. Hier werden Substanzen aus dem Blut herausgefiltert, die der Körper nicht mehr benötigt, und die in hohen Konzentrationen sogar giftig für den Körper sind. Man bezeichnet sie in der Fachsprache als harnpflichtige Substanzen. Andererseits haben die Filtersysteme die Aufgabe, für den Körper wichtige Substanzen zurückzuhalten. Dazu zählen z.B. Eiweisse und Mineralstoffe. Die abfiltrierte Flüssigkeit ist Urin. Dieser sammelt sich zentral in der Urinsammelstelle, dem so genannten Nierenbecken und fliesst über den Harnleiter in die Blase.

Neben der Harnbildung ist die Niere unter anderem noch für den Wasser- und Elektrolythaushalt zuständig. Elektrolyte sind für den Körper wichtige Salze wie Natrium, Kalium und Kalzium. Die Niere bildet ausserdem Hormone, die auch den Blutdruck regulieren.

Ursachen

Die akute Pyelonephritis wird durch Bakterien hervorgerufen, die zu einer Entzündung des Nierenbeckens und des Niereninterstitiums führen. Einzelheiten dazu sind weiter oben beschrieben. Häufige auslösende Bakterien sind zum Beispiel Enterokokken (Fäkalkeime) und Staphylokokken.

Die Bakterien können auf unterschiedlichem Wege in die Niere gelangen. Häufig führt ein Stein im Harnleiter dazu, dass der Urin nicht richtig abfliessen kann und sich in der Niere staut. Durch die lange Verweildauer des Urins an dieser Stelle können vorhandene Bakterien sich vermehren und eine Entzündung verursachen.

Die Bakterien können aber auch direkt über den Blutweg in die Niere gelangen und dort eine Entzündung auslösen, was aber nicht so häufig der Fall ist.

Faktoren, die eine Nierenbeckenentzündung begünstigen:

Meistens führen diese Faktoren letztendlich immer zum gleichen Ergebnis. Sie bewirken nämlich eine Blockade oder sogar einen kompletten Verschl uss der Harnwege. Dazu sind hier einige Beispiele aufgeführt:

Eine Schwangerschaft erhöht das Risiko, an einer Pyelonephritis zu erkranken. Die grosse Gebärmutter drückt auf den Harnleiter, es kommt zum Urinstau und die Bakterien haben viel Zeit, sich zu vermehren und in die Niere aufzusteigen.

Eine Pyelonephritis im Kindesalter ist meist mit angeborenen Missbildungen des Harntraktes (zum Beispiel einer Harnröhrenverengung) verbunden. Deshalb muss eine solche Missbildung bei einer kindlichen Nierenbeckenentzündung immer ausgeschlossen werden.

Tumorerkrankungen im Beckenbereich ( zum Beispiel Darmkrebs , Gebärmutterkrebs) können aufgrund ihres Wachstums den Harnleiter verengen und so zum Rückstau von Urin bis in die Niere führen.

Fliesst Urin von der Blase zurück in die Harnleiter, bezeichnet man dies als Reflux. Eigentlich wird das von einem Muskel zwischen Blase und Harnleiter verhindert. Dieser sorgt dafür, dass der Urin nur in eine Richtung fliesst. Ist dieser Muskel aus irgendwelchen Gründen gestört, kommt es zum Reflux. Befinden sich Bakterien in der Blase, können sie auf diese Weise nach "oben" gelangen und Entzündungen auslösen.

Symptome

Die betroffenen Personen befällt ein allgemeines schweres Krankheitsgefühl. Die Entzündung führt häufig zu hohem Fieber bis gegebenenfalls 40° C, teilweise mit Schüttelfrost. Häufig können Betroffene nur kleine Harnmengen entleeren und verspüren Schmerzen im Nierenlager, welche sich durch leichtes Klopfen in die Flanken verstärken.

Diagnose

Es werden verschiedene Untersuchungstechniken angewandt, um die Ursache für diese Erkrankung herauszufinden. Dazu untersucht man zum Beispiel den Urin unter dem Mikroskop. Bei einer Nierenbeckenentzündung findet man vermehrt Entzündungszellen und Bakterien, die man sehr gut im mikroskopischen Bild sehen kann.

Im Blut können allgemeine Entzündungszeichen, wie zum Beispiel eine erhöhte Anzahl von Entzündungszellen, nachgewiesen werden. Bei der Ultraschalluntersuchung der Niere findet sich in der akuten Entzündungsphase eine Vergrösserung des Organs. Dies ist auch auf dem Bild einer Computertomographie (CT) sehr gut zu erkennen.

Therapie

Meistens wird eine Pyelonephritis aus verschiedenen Gründen im Krankenhaus behandelt. In der Regel ist die Einnahme eines hochdosierten Antibiotikums, welches eine Vielzahl von unterschiedlichen Bakterien eliminieren kann, notwendig. Manchmal muss dieses Antibiotikum über die Blutgefässe verabreicht werden, was natürlich nur im Krankenhaus unter Aufsicht und Kontrolle möglich ist.

Die Betroffenen sollten ausserdem eine strenge Bettruhe einhalten und mindestens 2 Liter Flüssigkeit am Tag zu sich nehmen. Fiebersenkende Mittel verschaffen Linderung des schweren Krankheitsgefühls.

Nach Abklingen der akuten Nierenbeckenentzündung muss nach der Ursache für das Auftreten dieser Erkrankung gesucht werden. Es kann sein, dass ein Harnleiterstein zu einem Urinstau geführt hat, der dann die Entzündung verursacht hat. Bleibt der Stein im Harnleiter, ist es nur eine Frage der Zeit bis es wieder zu einer akuten Pyelonephritis kommt. Die Entzündung kann dann chronisch werden. Diese Ursachenforschung macht ebenfalls einen Krankenhausaufenthalt notwendig.

Autor/in:Jutta Manke, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:akute Pyelonephritis, akute Nierenbeckenentzündung, akute interstitielle Nephritis, akute interstitielle Nierenentzündung, Nierenentzündung, Nierenerkrankung, Nierenkrankheit
ICD-10:N10-N16
Zuletzt geändert:05.11.2016Zum Seitenanfang
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