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Akutes Nierenversagen

Synonyme: Akute Niereninsuffizienz

Allgemeines

Harnwege, Harnleiter, Harnblase, Nierenbecken, Harnröhre

Die akute Niereninsuffizienz beschreibt ein plötzlich - das heisst innerhalb von Stunden bis Tagen - auftretendes, meist wieder heilbares Versagen der Nierentätigkeit. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass die betroffenen Personen gar keinen beziehungsweise nur noch eine geringe Menge Urin ausscheiden kann. Da die Niere als Filtersystem des Blutes versagt, kommt es zur Ansammlung von Substanzen im Blut, die in hoher Konzentration giftig für den Körper sind. Diese Substanzen sind in erster Linie Harnstoff und Kreatinin. Der Arzt fasst sie meist unter den Begriffen Harnpflichtige Substanzen oder Nierenwerte zusammen.

Meist muss der Patient vorübergehend an das Dialysegerät zur Blutwäsche, um die Substanzen auf diese Art herauszufiltern. Das Dialysegerät ist eine Maschine, die mit Schlauchsystemen an das Blutsystem des Patienten angeschlossen wird. Das Blut fliesst in die Maschine, wird dort künstlich gefiltert und das gefilterte Blut fliesst anschliessend wieder in den Körper zurück. Es gibt bestimmte Krankheiten und Faktoren, die als Ursache eines akuten Nierenversagens in Frage kommen. 70 bis 80 Prozent der Fälle mit akutem Nierenversagen entstehen nach Operationen, nach Unfällen oder nach Verbrennungen, also bei schwerkranken Personen. Entzündliche Erkrankungen der Niere oder auch Tumore, die den Urinabfluss behindern, kommen ebenfalls als Auslöser in Frage. Manche Schmerzmittel, die über viele Jahre regelmässig eingenommen werden oder auch Medikamente, die bei einer Chemotherapie verwendet werden, können die Nieren bis hin zum Nierenversagen schädigen. Deshalb kann eine akute Niereninsuffizienz unter Umständen lebensbedrohlich verlaufen.

Wissenswertes über die Niere und ihre Funktionen:

Aufbau der Niere, Nierenmark, Nierenrinde, Nierenbecken, Harnleiter, Nierengefäse

Die Leistungen der Nieren sind enorm. In 24 Stunden durchströmen rund 1500 Liter Blut die Nieren. Diese haben die Aufgabe, daraus den eigentlichen Urin zu bilden.Die Nieren scheiden pro Tag etwa 1½ Liter Harn aus, der aus dem Blut abfiltriert wird. Das Blut fliesst dabei durch spezielle Minifiltersysteme in der Niere, die man als Nephrone bezeichnet. Sie enthalten verschiedene Strukturen, die zusammen eine Funktionseinheit bilden und Nierenrinde und Nierenmark durchziehen.

Eine gesunde Niere enthält etwa eine Million Nephrone. Hier werden Substanzen aus dem Blut herausgefiltert, die der Körper nicht mehr benötigt, und die in hohen Konzentrationen sogar giftig für den Körper sind. Man bezeichnet sie in der Fachsprache als harnpflichtige Substanzen. Andererseits haben die Filtersysteme die Aufgabe, für den Körper wichtige Substanzen zurückzuhalten. Dazu zählen z.B. Eiweisse und Mineralstoffe. Die abfiltrierte Flüssigkeit ist Urin. Dieser sammelt sich zentral in der Urinsammelstelle, dem so genannten Nierenbecken und fliesst über den Harnleiter in die Blase.

Neben der Harnbildung ist die Niere unter anderem noch für den Wasser- und Elektrolythaushalt zuständig. Elektrolyte sind für den Körper wichtige Salze wie Natrium, Kalium und Kalzium. Die Niere bildet ausserdem Hormone, die auch den Blutdruck regulieren.

Symptome

Im Anfangsstadium verspüren die Betroffenen keine Beeinträchtigung. Beim weiteren Fortschreiten der Erkrankung treten jedoch zunehmend Übelkeit und Erbrechen auf. Die Betroffenen bemerken, dass sie ungewöhnlich rasch ermüden und nur noch wenig oder gar keinen Urin mehr ausscheiden können. Die Flüssigkeit, die nicht mehr über die Nieren ausgeschieden werden kann, sammelt sich im Körper, wie typischerweise in der Lunge, an und kann so zu Atembeschwerden führen. Auch das Herz und das Gehirn können von Flüssigkeitseinlagerungen betroffen sein. Beim Gehirn äussert sich das in einem veränderten Verhalten des Patienten, der dadurch psychisch auffällig werden kann. Die Blutsalze, besonders Kalium, können ebenfalls ansteigen, was zu Herzrhythmusstörungen führen kann.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung erholen sich die Nieren langsam wieder und es tritt eine Phase ein, in der sehr viel Urin ausgeschieden wird. Hier muss besonders darauf geachtet werden, dass nicht zuviel Flüssigkeit und Blutsalze vom Körper verloren gehen.

Nach dieser Phase normalisiert sich die ausgeschiedene Urinmenge allmählich wieder, das heisst die Nieren haben sich erholt und üben ihre Filterfunktion wieder ordnungsgemäss aus.

Diagnose

Zunächst erhält der Patient einen Urinkatheter. Das ist ein dünner Schlauch, an dessen Ende sich ein Beutel mit einer Messskala befindet. Dieser Schlauch wird durch die Harnröhre bis in die Blase vorgeschoben. So kann die vom Patienten ausgeschiedene Urinmenge gesammelt und gemessen werden.

Beim akuten Nierenversagen ist die ausgeschiedene Urinmenge nur sehr gering oder es wird gar kein Urin mehr ausgeschieden. Substanzen wie zum Beispiel Kreatinin und Harnstoff, die normalerweise von der Niere aus dem Blut herausgefiltert und im Urin ausgeschieden werden, sammeln sich im Blut an und sind dort stark erhöht. Sie zeigen so die verminderte Nierenleistung an. Im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung sind aufgrund der Krankheit vergrösserte Nieren zu erkennen, wobei in der Harnblase typischerweise nur wenig oder gar kein Urin vorhanden ist.

Um zu erkennen, ob sich die nicht ausgeschiedene Flüssigkeit in den Lungen angesammelt hat, kann zusätzlich ein Lungen-Röntgenbild angefertigt werden.

Therapie

In der Regel wird der Patient mit einer akuten Niereninsuffizienz auf der Intensivstation behandelt und überwacht. Um den Körper in der akuten Phase zu entwässern und damit Herz, Lunge und Gehirn zu entlasten, werden harntreibende Medikamente verabreicht. Die Flüssigkeitszufuhr muss in solchen Situationen an den Flüssigkeitsverlust angepasst werden. Sollte es so sein, dass der Patient trotz aller Massnahmen zunehmend Wasser einlagert und die harnpflichtigen Substanzen im Blut weiter ansteigen, ist eine so genannte Dialysebehandlung nötig. Diese muss so lange durchgeführt werden, bis die Nieren sich erholen und ihre Filterfunktion wieder aufgenommen haben. Das Dialysegerät übernimmt zeitweise die Aufgaben der Nieren und filtert das Blut, um es von den harnpflichtigen Substanzen zu befreien. Bei rechtzeitiger Behandlung erholt sich die Nierenfunktion häufig erstaunlich rasch. Nur bei einem geringen Prozentsatz der Fälle kommt es im weiteren Verlauf zu einer langsamen Verschlechterung der Nierenfunktion.

Autor/in:Jutta Manke, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:akute Niereninsuffizienz, akutes Nierenversagen, Nierenerkrankung, Nierenkrankheit, Harnstoff, Kreatinin, Dialyse, Blutwäsche,
ICD-10:N17
Zuletzt geändert:05.11.2016Zum Seitenanfang
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