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Viele Raucher möchten endlich ihre Abhängigkeit bekämpfen und das Rauchen aufgeben. Dabei stehen den Aufhörwilligen viele verschiedene Methoden zur Verfügung, die auf unterschiedlichen Komponenten beruhen und ihre Vor- und Nachteile mit sich bringen. Ziel der Raucherentwöhnung ist jedoch in allen Fällen die dauerhafte und kontinuierliche Abstinenz von der Zigarette. Die Abhängig basiert dabei einerseits auf der Wirkung des Nikotins (körperliche Abhängig) sowie psychischen und sozialen Komponenten. Eine Behandlung ist daher am erfolgversprechendsten, wenn sie sowohl die physische ebenso wie die psychische Abhängigkeit berücksichtigt und therapiert.
Die Therapie zur Rauchentwöhnung basiert auf zwei verschiedenen Ansätzen: der Schlusspunkt- (konsequenter Rauchstopp ab Tag x) sowie der Reduktionsmethode (kontinuierlicher Reduktion des Zigarettenkonsums). Dabei ist es wissenschaftlich erwiesen, dass die Schlusspunktmethode die effizientere ist. Beide Methoden verfolgen jedoch das Ziel, langfristig rauchfrei zu werden.
Raucher haben es sich angewöhnt, in bestimmten Situationen (z.B. bei Stress, in der Pause) zur Zigarette zu greifen. Dabei verbinden sie das Rauchen mit positiven Gefühlen. Um erfolgreich mit dem Rauchen aufzuhören, muss dieses Verhalten mit therapeutischer Hilfe wieder "verlernt" werden. Ziel der Therapie ist es, alte Verhaltensmuster abzulegen und Alternative zum Rauchen zu finden, die ebenfalls mit positiven Gefühlen belegt werden.
Zunächst erfolgt eine Analyse des bisherigen Verhaltens. Dies findet zumeist über eine Selbstbeobachtung des eigenen Rauchverhaltens statt. Es werden neue Verhaltensalternativen entwickelt, Erfolge werden belohnt. Für den Umgang mit Stress werden Alternativen aufgezeigt (beispielsweise Entspannungstechniken). Der Patient wird zudem auf Krisensituationen, in denen er bisher zur Zigarette gegriffen hat, vorbereitet. Für den Umgang mit Rückfällen werden effektive Verhaltensmuster entwickelt.
Im Rahmen der Therapie erfolgt eine kognitive Umstrukturierung (also eine die Gedanken betreffende Umstrukturierung). Die Wirksamkeit von verhaltenstherapeutischen Maßnahmen zur Rauchentwöhnung ist wissenschaftlich belegt.
Die Verhaltenstherapie erfolgt in der Regel über Gespräche, Rollenspiele oder Gruppensitzungen. Eine Gruppentherapie hat den Vorteil, dass die Gruppe Rückhalt bietet, sich gegenseitig motiviert sowie einen sozialen Druck in Bezug auf das Durchhaltevermögen aufbaut.
Bei der Nikotinersatztherapie wird dem Körper Nikotin zugeführt, allerdings langsamer und in kleineren Mengen als beim Rauchen. Somit werden Entzugserscheinungen wirksam verringert bzw. ausgeschaltet. Der Patient kann sich so komplett auf seine psychische Abhängigkeit konzentrieren. Die Wirksamkeit der Nikotinersatztherapie ist wissenschaftlich durch zahlreiche klinische Studien belegt.
Da die Nikotinersatztherapie nur die physische Abhängigkeit bekämpft aber per se keine Verhaltensänderung vollzieht, wird eine Kombination mit Beratung oder Verhaltenstherapie empfohlen. Dies verdoppelt die Erfolgschancen.
Wesentlicher Vorteil der Nikotinersatztherapie ist die Tatsache, dass die Nikotingabe ohne die schädlichen Stoffe des Tabakrauchs erfolgt. Die gefährlichen, krebserregenden und kardiovaskulär schädigenden Stoffe sind nicht enthalten. Damit ist Nikotinersatz deutlich sicherer als das Rauchen. Bei richtiger Dosierung werden dennoch sowohl die Entzugserscheinungen als auch das Rauchverhalten erfolgreich ausgeschaltet. Die Nikotinersatztherapie ist zudem sehr gut verträglich.
Die Gabe von Nikotin sollte etwa 12 Wochen nach dem Rauchstopp beendet werden, bei starken Rauchern ist nach Rücksprache mit dem Arzt gegebenenfalls eine längere Anwendung indiziert.
Das Nikotinkaugummi ist geeignet bei mittlerer bis starker Abhängigkeit (5-15 Zigaretten pro Tag) und wird über 30 Minuten hinweg langsam gekaut. Die Dosierungsform liegt bei 2mg, bei einem Konsum ab 25 Zigaretten pro Tag kann die 4mg-Variante angewendet werden. Im Vergleich zu anderen Präparaten erfolgt hier ein relativ schneller Aufbau des Nikotinspiegels (bereits nach 15-30 Min). Das Nikotin wird über die Mundschleimhaut aufgenommen.
Das Nikotinpflaster eignet sich bei mittlerer bis starker Abhängigkeit (10-40 Zigaretten pro Tag). Hierbei wird das Nikotin über den Tag verteilt kontinuierlich abgegeben. Das Pflaster ist in 3 Stärken sowie in der 16- und 24-Std-Variante erhältlich. Der Nikotinspiegel wird innerhalb von 30-60 Minuten aufgebaut. Das Pflaster muss täglich gewechselt werden, alle 4-6 Wochen sollte die Dosierung reduziert werden
Die Lutschtablette wird bei unregelmäßigem, aber stärkerem Rauchverhalten empfohlen. Sie setzt das Nikotin sehr schnell frei, zudem wird ein höherer Nikotinspiegel erreicht als dies beispielsweise beim Kaugummi der Fall ist. Erhältlich sind die Lutschtabletten mit 2mg oder 4mg.
Die sublinguale Nikotinlutschtablette ist in er 2mg-Variante erhältlich und wird unter der Zunge aufgelöst.
Das Nikotinnasenspray ist für stärkere Raucher ab etwa 30 Zigaretten pro Tag geeigent. Das Nikotin wird über die Nasenschleimhaut aufgenommen.
Hierbei wird das Nikotin über die Atemluft aufgenommen. Der Inhalator ähnelt einer kleinen Zigarette aus Plastik.
Bei sehr starker Abhängigkeit kann eine Kombination aus verschiedenen Nikotinersatzpräparaten notwendig sein. Dazu sollte jedoch Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden.
Bei einer starken Abhängigkeit besteht die Möglichkeit einer Rauchentwöhnung im Rahmen einer medikamentösen Therapie. Im Gegensatz zu Nikotinersatzpräparaten sind diese Medikamente verschreibungspflichtig und dürfen nur unter ärztlicher Kontrolle angewendet werden. Derzeit gibt es zwei bekannte Wirkstoffe, die nachweislich sowohl das Rauchverlangen als auch die Entzugserscheinungen deutlich reduzieren bzw. ausschalten. Dies sind Bupropion sowie Vareniclin.
Bupropion wurde ursprünglich gegen Depressionen entwickelt, ist jedoch auch zur Raucherentwöhnung zugelassen, da es nachweislich das Rauchverlangen sowie Entzugserscheinungen lindert. Der Nachteil dieses Wirkstoffs sind die möglichen Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Schwindel oder Kopfschmerzen.
Vareniclin ist ein wirksamer Wirkstoff in der Raucherentwöhnung, da er eine zweifache Wirkungsweise besitzt: Seine agonistische Wirkung sorgt dafür, dass Entzugserscheinungen gelindert und das Rauchverlangen effektiv bekämpft wird. Die antagonistische Wirkung sorgt dafür, dass im Falle des Rückfalls und einem damit verbundenen Zigarettenkonsums das positive Gefühl und der Genusseffekt ausbleiben.
Bei der Einnahme von Vareniclin kann es zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit kommen. Entgegen einer langjährigen Annahme, Vareniclin stehe in Zusammenhang mit auftretenden Depressionen und Gefühlsverstimmungen, konnten Studien der Universität Maastricht, dem University College London und der Harvard Medical School dies widerlegen.
Eine Therapie mit Vareniclin sollte in der Regel nur bei starker bis sehr starker Abhängigkeit in Erwägung gezogen werden oder bei einem Rückfall nach erfolglosem Rauchstopp mit Nikotinersatzprodukten. In jedem Fall ist eine ausführliche ärztliche Beratung unter Abwägung des Nutzens und des Risikos notwendig.
Zu den alternativen Methoden der Raucherentwöhnung zählen vor allem Akkupunktur, Hypnose sowie Entspannungstechniken. Ihr Vorteil besteht darin, dass dem Körper bei diesen Methoden keine Substanzen zugefügt werden. Die Wirksamkeit dieser Methoden ist aus wissenschaftlicher Sicht jedoch umstritten und bisher nicht belegt.
Dabei werden im Ohr oder an anderen Körperstellen kleine Nadeln gesetzt, die das Rauchverlangen ausschalten sollen. Diese Methode kann den Rauchstopp erleichtern, ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich jedoch nicht belegt.
Bei der Hypnose wird das Unterbewusstsein des Patienten angesprochen und vorhandene Reize, die in Verbindung mit dem Rauchimpuls stehen, gelöscht. Das Rauchverlangen selbst kann mit dieser Methode nicht bekämpft werden. Die wissenschaftlichen Ergebnisse zur Wirksamkeit sind inkonsistent, ein eindeutiger Nachweis der Wirksamkeit konnte bisher nicht erbracht werden.
Spezielle Techniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation können Betroffenen helfen, Stress besser zu verarbeiten und einen effektiveren Umgang damit zu erzielen. In Situationen, in denen Raucher bisher zur Zigarette gegriffen haben, stellen Entspannungstechniken eine gute Alternative dar. Insbesondere in Verbindung mit einer Verhaltenstherapie stellen sie eine effektive Unterstützung der Raucherentwöhnung dar.
Recherchequellen:
Autor/in: | Anna Heiniger | |
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Keywords: | Raucherentwöhnung, Nikotinersatztherapie, Nikotinkaugummi, Nikotinpflaster, Nikotinlutschtablette, medikamentöse Therapie, Bupropion, Vareniclin, Akkupunktur, Hypnose, Entspannungstechniken | |
Zuletzt geändert: | 29.03.2017 | Zum Seitenanfang |
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