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Doping im eSport - Wie akut ist das Problem?

Im Jahr 2015 gab es einen Fall, bei dem ein eSportler zugab, dass er und sein Team sich bei einem Turnier mit dem Arzneimittel Adderall, welches wie Ritalin bei ADS oder ADHS verschrieben wird, gedopte hatten. Seit diesem Ereignis ist das Thema Doping im eSport groß im Gespräch und die Electronic Sports League (ESL) kündigte daraufhin bei zukünftigen Turnieren prompt Dopingkontrollen an. Allerdings ist die ESL der Meinung, dass das Thema Doping im Bereich des eSports kein großes Problem darstellt. Sie werde sich aber trotzdem genau damit befassen. So hat die ESL bereits im Jahr 2015 Kontakt zur deutschen Nationalen-Anti-Doping-Agentur (NADA) aufgenommen, um dem Doping aktiv den Kampf anzusagen. Wie akut das Problem aber wirklich ist und wie die Electronic Sports League in Zukunft mit dem Thema umgehen wird, soll dieser Artikel zeigen.

In Zusammenarbeit mit der NADA

Im Moment ist es so, dass die ESL die Dopingrichtlinien der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) anerkannt hat und in ihrem Regelbuch auch darauf verweist. In diesen Richtlinien steht unter anderem, dass Athleten, welche unter Drogen-, oder Alkoholeinfluss stehen, aber auch die, welche einen Dopingtest verweigern von Turnieren ausgeschlossen werden können. Kontrolleure hat man bei einem ESL-Turnier bisher allerdings noch nicht gesehen. 

Die NDA nahm dazu Stellung und sagte, dass sie im Moment hauptsächlich dazu fungieren, der ESL bei der Aufklärung und der Dopingprävention zu helfen. Aber auch für die Umsetzung der Etablierung der Antidoping-Regelungen zur Seite steht. Allerdings könne die NDA erst Kontrollen durchführen, wenn die ESL ein eigenes Regelwerk erstellt hat. Das heißt, die ESL muss ein Regelwerk erstellen, welches genau auf die Anforderungen des eSports zugeschnitten ist. Und Experten empfehlen dafür, das Augenmerk besonders auf Mittel zu legen, welche die Konzentrationsfähigkeit steigern und wach machen.

Doch auch, wenn die NADA bisher noch keine Kontrollen durchführte, machte die ESL darauf aufmerksam, dass sie bereits Speicheltests an den Teilnehmern durchführten, welche bisher allerdings zu keinen positiven Befunden führten. Die ESL würde weiterhin aufklären und über das Thema Doping informierten, was bei den Teilnehmern wohl auch auf großes Interesse stoße. So Lars Mortsiefer von der NADA.

Wie akut ist das Dopingproblem?

Der Profispieler Kory „Semphis“ Friesen war es damals, welcher in einem Interview gestand, dass er und sein gesamtes Team bei einem Turnier unter dem Einfluss der Arznei Adderall standen. Die Arznei wirkt appetithemmend und macht lange Drehs, Shootings oder Prüfungen erträglicher. Somit gibt es auch zahlreiche Studenten, welche das Mittel nutzen, um dem Leistungsdruck standzuhalten. Man ist fokussierter und kann sich auf längere Sicht besser konzentrieren. So auch bei den Profigamern. Sie müssen über lange Zeit konzentriert bleiben und mehrere Dinge gleichzeitig im Auge behalten. So kommt ein Profigamer während eines Turniers auf bis zu 500 Mausklicks pro Minute. Kory behauptete damals, wer während des Turniers genau zugehört hätte, hätte mitbekommen müssen, dass die Kommunikation zwischen ihm und seinen Teammitgliedern sehr überdreht war. Er ist der Meinung, dass in der ESL wohl jeder zu Adderall greifen würde, um die eigene Leistung zu steigern. Und die ESL selbst geht davon aus, dass etwa 300 Dopingmittel infrage kommen können, welche es gilt zu finden. Der Anreiz zum Dopen ist wohl das hohe Preisgeld von bis zu 250.000 $. Doch nicht nur die Preisgelder an sich sind der Grund, warum immer mehr Spieler zu Aufputschmitteln greifen, sondern auch der Druck, durch die eigene Leistung einen guten Sponsor zu finden. Denn die Konkurrenz im Bereich eSport ist immens und wächst stetig. So kommt es, dass mittlerweile sogar einige Wettbüros den Sport auf ihren Seiten anbieten, um wettbegeisterten eine Möglichkeit zu bieten, aktiv am Spiel teilhaben zu können.

Der Leistungsdruck ist also einfach zu groß. Und deshalb brauchen die Spieler etwas, was sie über längere Zeiträume wach, fokussiert und vor allem konzentriert bleiben lässt. Einige der Spieler erfinden teilweise sogar Krankheiten, um vom Arzt Medikamente wie Ritalin oder Betablocker zu bekommen. Doch auch Dealer bieten die Arzneien an und verkaufen mittlerweile sogar ganze „Gamer-Pakete“. Aufputschmittel wie Kokain, Speed oder Methylphenidate sind dabei nicht die Seltenheit. Alkohol und Marihuana werden dann im Anschluss konsumiert, um wieder herunterzukommen. Und das machen die Spieler nicht immer heimlich. Denn nicht zu selten kommt es vor, dass sogar die Trainer diejenigen sind, welche die Arzneien für ihre Schützlinge empfehlen und teilweise auch an sie weitergeben.

Die Kontrollen stossen auf Zustimmung

Der Chef der eSports-Abteilung des Fußballbundesligisten Schalke 04 sagt, dass sie es aus dem Fußball mittlerweile gewohnt wären, Dopingtests durchführen zu lassen, und das habe sich in den letzten 20-30 Jahren auch bezahlt gemacht. Er ist der Meinung, dass die Tests auch im eSport sinnvoll wären, da Dopingnachrichten dem eh schon umstrittenen Sport die Glaubwürdigkeit nehmen würden. Tim Reichert fordert daher mehr Stichproben, um zu verhindern, dass der Sport ins falsche Licht rückt.

So ist es bei Schalke 04 die Regel, dass sich jeder Spieler, welcher unter Vertrag genommen werden möchte, einer ärztlichen Untersuchung unterziehen muss. Hier wird eine Leistungsdiagnostik mit Blutabnahme durchgeführt, welche zwar nicht so umfangreich ist wie bei den Profifußballern, doch für diesen Zweck auf jeden Fall umfangreich genug. Bei Schalke seien bisher noch keine Dopingfälle aufgekommen. Dies wäre auch ein sofortiger Kündigungsgrund, so Reichert. Des Weiteren sind die Spieler dazu verpflichtet, den Verein über chronische Krankheiten und die dauerhafte Einnahme von Medikamenten zu unterrichten. Allerdings sind auch solche Fälle bei Schalke 04 nicht bekannt. Keiner der Spieler würde aus medizinischen Gründen Ritalin oder Adderall zu sich nehmen.

Ein weiterer Zuspruch für die Kontrollen ist, die Gerüchteküche auf Eis zu legen. Diese hatte Kory nämlich mit seiner Aussage, jeder in der ESL würde sich dopen, angeheizt. Und auch, wenn er dafür keinen Beweis liefern konnte, schließt das nicht auch, dass einige der Zuschauer an der Glaubwürdigkeit des eSports nun zweifeln.

Fazit

Ganz offensichtlich ist das Thema Doping auch im eSport ein großes Thema. Allerdings muss man dazu sagen, dass es bei Weitem noch nicht so viele Dopingfälle gab, wie beim echten Sport. Es war einzig und allein eine Aussage von einem Profigamer, welcher sich nicht ganz bewusst darüber war, welche Lawine er damit ins Rollen bringen würde. Und auch, wenn sich jetzt eventuell die Spieler, welche sich nie etwas zuschulden kommen, haben lassen, angegriffen oder ungerecht behandelt fühlen, darf man nicht darüber hinwegsehen, dass die Kontrollen auch für diese Spieler etwas Gutes mit sich bringen. Denn je mehr kontrolliert wird, desto fairer läuft der eSport ab. Zudem sollte doch auch jeder dieselben Chancen haben. Und selbst wenn das mit den Kontrollen eventuell ein wenig unangenehm sein kann, dienen sie lediglich zur Sicherheit und sollen dafür sorgen, dass unfaire Spieler nicht die Chance haben, den fairen Spielern den Rang abzuschlagen.

Weitere Informationen zum Thema gibt’s bei Tipp24

Autor/in:Rosemarie Pfammatter
Keywords:Doping im eSport, NADA, WADA, Regelwerk gegen Doping
Zuletzt geändert:26.09.2018Zum Seitenanfang
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