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Das Ulcus molle und das Lymphogranuloma venereum sind Geschlechtskrankheiten. Sie werden durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person übertragen. Beide Krankheiten kommen vor allem in den Tropen vor und sind in Europa äussert selten. Betroffene Europäer sind meistens Reisende, die die Erkrankung aus den Tropen eingeschleppt haben.
Das Ulcus molle wird durch das Bakterium Haemophilus ducreyi hervorgerufen. Wenige Tage nach Ansteckung treten die ersten Symptome an der Eintrittsstelle, also im Intimbereich, auf.
Auch beim Lymphogranuloma venereum kommt es zuerst am Ort der Ansteckung zu Auffälligkeiten. Verantwortlich ist aber ein anderer Erreger- eine spezielle Art von Chlamydien. Chlamydien sind weit verbreitete Bakterien, die verschiedenste Krankheiten verursachen. Diese bestimmte Art kommt vor allem in den Tropen vor. Einige Woche nach dem intimen Kontakt mit einer infizierten Person, bricht die Krankheit aus.
Lymphknoten sind linsen- bis bohnengrosse platte, rundliche Knötchen, die Abwehrzellen enthalten. Sie gehören also zum Abwehrsystem des Körpers und befinden sich überall im Körper. Bei Entzündungen in ihrer Nähe bilden sie vermehrt Abwehrzellen, um die Entzündung zu bekämpfen, und schwellen deswegen an. Eine Vergrösserung der Lymphknoten nennt man Lymphknotenhyperplasie. Sind sie grösser als 2 cm und nehmen eine kugelförmige Gestalt an, dann befinden sie sich in einem aktivierten Zustand, das heisst sie sind mit der Abwehr von Krankheiten beschäftigt.
Die Lymphknoten sind ausserdem eine Filterstation für die Gewebeflüssigkeit, welche in der Fachsprache als Lymphe bezeichnet wird. Es handelt sich hierbei um Flüssigkeit, die sich ausserhalb der Blutgefässe frei im Gewebe zwischen den Zellen befindet.
Die Lymphe wird in vielen kleinen Lymphgefässen aus dem Gewebe gesammelt, die in immer dicker werdenden Lymphgefässe zusammenlaufen und am Ende in einem grossen Gefäss münden, das vor dem Herz die Lymphe in ein Blutgefäss ableitet. Auf dem Weg zum Herzen wird die Lymphe durch zahlreiche Lymphknotenstationen transportiert, wo sie gefiltert beziehungsweise gereinigt wird. Das heisst, in den Lymphknoten befinden sich eine Menge Abwehrzellen, welche die Lymphe von Krankheitserregern, Fremdkörpern und Zelltrümmern befreien.
Jeder Lymphknoten ist für die Aufnahme und Filterung der Lymphe einer bestimmten Körperregion zuständig. Man bezeichnet diesen Lymphknoten dann als regionären Lymphknoten. Die wichtigsten Regionen, in denen sich Lymphknoten befinden, sind der Nacken, unter dem Unterkiefer, der Hals, die Achselhöhle, die Leistengegend, der Bauch und der Brustraum.
Sowohl das Ulcus molle als auch das Lymphogranuloma venereum haben nach dem anfänglichen Befall an der Ansteckungsstelle eine zweite Phase. Wochen nachdem die ersten Beschwerden abgeklungen sind, schwellen die Leistenlymphknoten an. Sie füllen sich mit Eiter und es bilden sich Abszesse, die sogar nach aussen aufbrechen können.
Lymphknoten sind wichtig für die Infektabwehr. Gewebsflüssigkeit, sogenannte Lymphe, wird in ihnen gefiltert und gereinigt. Hier haben sich die Erreger, Haemophilus oder die Chlamydien, in den Lymphknoten eingenistet und eine Entzündung verursacht. Daher bildet sich Eiter, und die Lymphknoten werden vergrössert. So befallene Lymphknoten werden auch Bubo genannt.
Die Symptome der beiden Krankheiten werden eigentlich schon mit ihren jeweiligen Namen erwähnt.
Ulcus molle ist Latein und beschreibt recht genau die ersten Beschwerden dieser Krankheit. Beim Ulcus molle bilden sich anfangs ein oder mehrere Geschwüre, in der Fachsprache auch Ulzera genannt, im Intimbereich. Molle beschreibt eine weitere Eigenschaft dieser Geschwüre. Diese sind nämlich bei Berührung weich und druckschmerzhaft. Diese Eigenschaft ist besonders deshalb von grosser Bedeutung, weil sie die klinische Abgrenzung von Ulcus molle zur Syphilis erlaubt, die ebenfalls ähnliche Geschwüre verursacht. Die Geschwüre bei der Syphilis sind jedoch hart und nicht schmerzhaft. Daher wird die Syphilis auch harter Schanker genannt, im Gegensatz zum weichen Schanker, der deutschen Bezeichnung des Ulcus molle.
Die ersten Symptome beim Lymphogranuloma venereum sind weniger auffällig. Es kommt an der Eintrittspforte nur zu kleinen schmerzlosen Bläschen oder Knoten, weshalb diese meist unentdeckt bleiben.
Die Erkrankung fällt in der Regel erst durch die Entstehung von Bubonen auf, weshalb diese Krankheit auch Lymphogranuloma venereum genannt wird. Granulome sind von Entzündungszellen gebildete Knoten.
Granulome sind knötchenartige Veränderungen im Gewebe, welche aus einer Ansammlung von weissen Blutzellen bestehen. Diese Granulome sind je nach der zugrunde liegenden Erkrankung anders aufgebaut. Deshalb können sie bei der Untersuchung einer Gewebeprobe wertvolle Hinweise auf die Auslöser und die Art der Erkrankung geben.
Im vorliegenden Fall handelt es sich um Granulome in den Lymphknoten, so genannte Lymphogranulome also. Der letzte Teil des Namens "venereum" heisst, dass es sich um eine Geschlechtskrankheit handelt. Denn Venera ist der lateinische Fachausdruck für Geschlechtskrankheiten.
Die Bubonen beim Lymphogranulom sind lästiger als die des Ulcus molle, weil Sie unter Einbeziehung der Haut und anderer benachbarter Strukturen vernarben. Durch diese Narben kann es zu einer Einengung des Enddarms oder, wenn die Ansteckung in der Mundhöhle stattgefunden hat, des Rachens oder der Luftröhre kommen.
Eine andere Komplikation, die die Bubonen lästig macht, ist der Rückstau von Lymphe. Die vernarbten Lymphknoten sind verstopft und Flüssigkeit sammelt sich im Gewebe an. So kann es zu zum Teil grotesken Schwellungen im Intimbereich kommen, die als Elephantiasis bezeichnet werden.
Die Diagnose stützt sich vor allem auf den Nachweis der Krankheitserreger. Bei einer gynäkologischen oder urologischen Untersuchung werden Abstriche entnommen.
Haemophilus ist oft schon direkt unter dem Mikroskop erkennbar, es kann aber auch eine Kultur angelegt werden. Dabei werden die Bakterien vom Abstrichmaterial auf Nährplatten angezüchtet und dann identifiziert.
Chlamydien sind nicht immer direkt sichtbar und eine Kultur anzulegen ist schwieriger. Daher kann als Alternative auch die Erbsubstanz, die so genannte DNA der Bakterien nachgewiesen werden. Zudem kann der Arzt in Blutproben nach einer Abwehrreaktion des Körpers suchen. Abwehrzellen bilden bestimmte Stoffe, so genannte Antikörper, die gezielt die Chlamydien angreifen. Im Blut wird also die Menge der Antikörper gegen die Chlamydien bestimmt.
Beide Krankheiten werden mit Antibiotika behandelt.
Beim Ulcus molle genügt manchmal eine einmalige Dosis. Je nach verwendetem Antibiotikum und Ausdehnung der Infektion muss die Therapie aber auch länger durchgeführt werden. Das Lymphogranulom wird während mindesten drei Wochen oder bis alles abgeheilt ist mit Antibiotika behandelt. Wichtig ist auch den Partner zu untersuchen und allenfalls zu behandeln.
In einigen Fällen ist auch ein chirurgischer Eingriff nötig, um die Abszesse in den Lymphknoten zu spalten und den Eiter abzuleiten. Wenn sich Eitergänge zur Haut gebildet haben, werden auch diese operativ entfernt.
Die Verwendung von Kondomen vermindert das Risiko, sich mit Chlamydien oder Haemophilus anzustecken. Es schützt sich zudem auch vor einer Infektion mit anderen Geschlechtskrankheiten, denn Geschlechtskrankheiten sind nicht nur ein Problem von Entwicklungsländern. Auch in Europa gibt es zahlreiche Krankheitserreger, die bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen werden.
Besonders beim Ulcus molle ist das Risiko der Ansteckung mit einer anderen Geschlechtskrankheit noch zusätzlich gesteigert. Das Geschwür verursacht nämlich einen Hautdefekt und schwächt so die normale Schutzbarriere der Haut.
Autor/in: | Ursula Hofer, Ärztin | |
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Editor/in: | Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt | |
Keywords: | Ulcus molle, Lymphogranuloma venereum , Lymphogranuloma inguinale, Chlamydien , Lymphogranulom, Chlamydia trachomatis , Lymphgranulom, Geschlechtskrankheiten , Nicolas-Favre-Krankheit, Haemophilus ducreyi, Chlamydia trachomatis | |
ICD-10: | A55, A57 | |
Zuletzt geändert: | 05.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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