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GnRH-Mangel

Synonyme: hypogonadotroper Hypogonadismus, tertiärer Hypogonadismus, hypothalamischer Hypogonadismus, Mangel an Gonadotropin Releasing Hormon, Mangel an Gonadoliberin, Mangel an Gonadorelin, Mangel an LHRH, Mangel an luteinisierendem Hormon Releasing

Zusammenfassung

Beim GnRH-Mangel hat es im Blut eine zu geringe Menge an Gonadotropin Releasing Hormon. Ein GnRH-Mangel wird durch eine Veränderung des Hypothalamus verursacht. Ein GnRH-Mangel hat einen Mangel an den Gonadotropinen LH und FSH zur Folge, der zu einer Unterfunktion der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau mit einem dadurch bedingten Sexualhormonmangel und je nach Alter des Betroffenen unterschiedlichen Beschwerden führt. Die Diagnose eines GnRH-Mangels wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung, Blutuntersuchungen, einem GnRH-Stimulationstest, einer Magnetresonanztomographie MRI und/oder einer Computertomographie CT gestellt. Die Behandlung des GnRH-Mangels hängt von seiner Ursache ab. Die fehlenden Gonadotropine müssen dabei lebenslang mit Sexualhormonen oder Gonadotropinen ersetzt werden.

Allgemeines

Bei einem GnRH-Mangel, der in der Fachsprache auch tertiärer Hypogonadismus oder hypogonadotroper Hypogonadismus genannt wird, hat es im Blut eine zu geringe Menge an Gonadotropin Releasing Hormon. Das Gonadotropin Releasing Hormon wird auch als Gonadoliberin, Gonadorelin, luteinisierendes Hormon Releasing Hormon, follikelstimulierendes Hormon Releasing Hormon, Gonadotropin Releasing Factor, LHRH, FSHRH, GnRF, GRH oder GnRH bezeichnet.

Das GnRH ist ein lebenswichtiges Hormon, das im Hypothalamus, einem bestimmten Hirnareal, gebildet wird. Hormone sind Botenstoffe, die die Anweisungen des Körpers seinen einzelnen Organen mitteilen und Meldungen von den Organen an den Körper zurückgeben. Mit dem Gonadotropin Releasing Hormon regt der Hypothalamus im Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse, dem sogenannten Hypophysenvorderlappen, die Produktion und Ausschüttung zweier Gonadotropine ins Blut an. Die zwei Gonadotropine, die im Hypophysenvorderlappen produziert werden, sind das luteinisierende Hormon LH und das follikelstimulierende Hormon FSH. LH und FSH regen beim Mann in den Hoden und bei der Frau in den Eierstöcken das Wachstum, die Funktion und die Sexualhormonproduktion an.

Besteht ein GnRH-Mangel, gibt es zu wenig Gonadotropin Releasing Hormon im Körper, um der Hirnanhangsdrüse mitzuteilen, dass sie die Gonadotropine LH und FSH herstellen soll. Deshalb stellt der Hypophysenvorderlappen die Produktion der Gonadotropine LH und FSH ein. Ein Gonadotropin-Mangel ist die Folge. Wegen dem Gonadotropin-Mangel wird den Hoden beim Mann und den Eierstöcken bei der Frau nicht mehr mitgeteilt, dass sie weiterhin wachsen und Sexualhormone produzieren sollen. So stellen die Hoden beim Mann und die Eierstöcke bei der Frau das Wachstum und die Sexualhormonproduktion ein.

Der Hypothalamus

Abbildung: Hypothalamus
Hypothalamus, Hirnanhangdrüse, Grosshirn, Kleinhirn, Sella turcica, Schädelknochen

Der Hypothalamus ist ein kleiner lebenswichtiger Teil des Zwischenhirns, der unten am Gehirn, etwa in der Mitte des Schädels und auf Höhe der Augenbrauen sitzt (siehe Abbildung).

Der Hypothalamus ist das wichtigste Steuerzentrum eines Teils des Nervensystems und die oberste Steuerzentrale des Systems der Hormone. Dadurch hält er das Gleichgewicht im Körper aufrecht und beeinflusst unter anderem die Körpertemperatur, den Blutdruck, die Atmung, die Nahrungs- und die Flüssigkeitsaufnahme, das Bewusstsein, den Wach-Schlaf-Rhythmus, den Schlaf, das Sexual- und das Fortpflanzungsverhalten.

Der Hypothalamus stellt acht lebenswichtige Hormone her, mit denen er auf verschiedene Vorgänge im Körper einwirkt. Mit dem Thyreotropin Releasing Hormon (TRH) regt der Hypothalamus in der Hirnanhangsdrüse die Produktion von thyreoideastimulierendem Hormon und Prolaktin an. Das thyreoideastimulierende Hormon regt in der Schilddrüse das Wachstum, die Jodaufnahme und die Schilddrüsenhormonproduktion an. Das Prolaktin ermöglicht in der Brust die Produktion von Muttermilch. Mit dem Corticotropin Releasing Hormon (CRH) nimmt der Hypothalamus Einfluss auf die Produktion von adrenocorticotropem Hormon in der Hirnanhangsdrüse. Das adrenocorticotrope Hormon steuert die Hormonproduktion in der Nebennierenrinde und ermöglicht es dadurch dem Körper, optimal auf Stresssituationen zu reagieren. Mit dem Gonadotropin Releasing Hormon (GnRH) regelt der Hypothalamus in der Hirnanhangsdrüse die Produktion der Gonadotropine LH und FSH. Die Gonadotropine LH und FSH nehmen Einfluss auf das Wachstum und die Sexualhormonproduktion der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau. Mit dem Growth Hormon Releasing Hormon (GHRH) reguliert der Hypothalamus die Produktion von Wachstumshormon in der Hirnanhangsdrüse. Das Wachstumshormon beeinflusst eine Reihe von Stoffwechselprozessen im Körper und regt den Körper mit seinen Organen zum Wachstum an. Mit dem Dopamin verhindert der Hypothalamus in der Hirnanhangsdrüse eine Überproduktion von Prolaktin und mit dem Somatostatin eine Überproduktion von thyreoideastimulierendem Hormon und Wachstumshormon. Mit dem Vasopressin (ADH) reguliert der Hypothalamus den Wasserhaushalt im Körper und befiehlt dabei den Nieren, nicht zu viel Flüssigkeit mit dem Urin aus dem Körper auszuscheiden. Und mit dem Oxytozin erlaubt der Hypothalamus der Brust, die gebildete Muttermilch nach aussen abzugeben.

Die Produktion und die Ausschüttung des Thyreotropin Releasing Hormons, des Corticotropin Releasing Hormons, des Gonadotropin Releasing Hormons, des Growth Hormon Releasing Hormons, des Dopamins, des Somatostatins, des Vasopressins und des Oxytozins regelt der Hypothalamus selbst, indem er andauernd den Zustand des Körpers mithilfe von Messungen der Hormonmengen im Blut und mithilfe von über den ganzen Körper verteilten Nerven überwacht.

Ursachen

Ein GnRH-Mangel wird durch eine Veränderung des Hypothalamus verursacht. Mögliche Veränderungen im Hypothalamus sind gutartige Tumoren, Infarkte, Operationen, Bestrahlungen oder Ableger bösartiger Tumoren anderer Organe des Körpers im Bereich des Hypothalamus. Diese Veränderungen können das Gewebe des Hypothalamus so stark verletzen, dass der Hypothalamus nicht mehr genügend Gonadotropin Releasing Hormon (GnRH) herstellen kann. Ein GnRH-Mangel ist die Folge. Bei einem Tumor ist in einzelnen Zellen ein Fehler aufgetreten. Durch diesen Fehler hören diese Zellen nicht mehr auf die Anweisungen des Körpers und teilen sich so oft, wie sie wollen. Dadurch werden Tumoren immer grösser und zerdrücken das umliegende Gewebe, sodass dieses seine Aufgaben nicht mehr erledigen kann. Bösartige Tumoren können zudem ihre Zellen mit dem Blut und der Lymphflüssigkeit über den ganzen Körper verteilen und dadurch an anderen Orten im Körper Tochtergeschwülste bilden, sogenannte Ableger oder Metastasen. So können bösartige Tumoren anderer Organe im Körper Ableger im Hypothalamus bilden und durch diese Ableger das Gewebe des Hypothalamus zerstören.

Bei einem Infarkt, einem sogenannten Schlaganfall, im Bereich des Hypothalamus wird das Gewebe des Hypothalamus dadurch geschädigt, dass es keine Nährstoffe und keinen Sauerstoff mehr erhält, weil die Blutgefässe verschlossen sind, welche den Hypothalamus mit Blut und den darin enthaltenen Nährstoffen und Sauerstoff versorgen.

Eine weitere mögliche Veränderung des Hypothalamus, die zu einem GnRH-Mangel führt, ist das sogenannte Kallmann-Syndrom. Beim Kallmann-Syndrom besteht aus bisher nicht bekanntem Grund eine Veränderung der Erbinformation, die in gewissen Familien vorkommt und von einer Generation an die nächste weitergegeben werden kann. Von dem Kallmann-Syndrom betroffen sind vor allem die männlichen Familienmitglieder. Wegen der Veränderung der Erbinformation fehlen bei betroffenen Familienmitgliedern diejenigen Zellen des Hypothalamus, die für die Herstellung des Gonadotropin Releasing Hormons verantwortlich sind. Deshalb leiden Betroffene eines Kallmann-Syndroms an einem GnRH-Mangel, der zu einem Gonadotropinmangel und einem Ausbleiben der Pubertät führt. Der GnRH-Mangel wird beim Kallmann-Syndrom zudem häufig von Riechstörungen begleitet, weshalb das Kallmann-Syndrom auch olfaktogenitales Syndrom genannt wird.

Die ausreichende Produktion des Gonadotropin Releasing Hormons im Hypothalamus und der Gonadotropine im Hypophysenvorderlappen kann inbesondere auch durch einen Prolaktinüberschuss oder aber durch einen Wachstumshormonüberschuss, eine Schilddrüsenunterfunktion, eine Nierenschwäche, eine Essstörung wie beispielsweise die Magersucht (Anorexie), Doping oder extremer körperlicher Tätigkeit verhindert werden. Ein GnRH- und ein Gonadotropinmangel sind die Folgen. Dieser Mangel an GnRH und an Gonadotropinen besteht aber nur solange, wie diese Veränderungen im Körper vorhanden sind. Sobald diese Veränderungen im Körper aufgehoben sind, nehmen der Hypothalamus und der Hypophysenvorderlappen, deren Gewebe absolut normal ist, ihre Funktionen wieder auf und stellen wieder ausreichend GnRH und Gonadotropine her.

Symptome

Beim GnRH-Mangel hat es im Blut eine zu geringe Menge an Gonadotropin Releasing Hormon. Mit dem Gonadotropin Releasing Hormon regt der Hypothalamus im Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse, dem sogenannten Hypophysenvorderlappen, die Produktion und Ausschüttung der zwei Gonadotropine luteinisierendes Hormon LH und follikelstimulierendes Hormon FSH ins Blut an. LH und FSH regen beim Mann in den Hoden und bei der Frau in den Eierstöcken das Wachstum, die Funktion und die Sexualhormonproduktion an. Besteht ein GNRH-Mangel, gibt es zu wenig Gonadotropin Releasing Hormon im Körper, um der Hirnanhangsdrüse mitzuteilen, dass sie die Gonadotropine LH und FSH herstellen soll. Deshalb stellt der Hypophysenvorderlappen die Produktion der Gonadotropine LH und FSH ein. Ein Gonadotropin-Mangel ist die Folge. Durch den Gonadotropin-Mangel wird den Hoden beim Mann und den Eierstöcken bei der Frau nicht mehr mitgeteilt, dass sie weiterhin wachsen und Sexualhormone produzieren sollen. So stellen die Hoden beim Mann und die Eierstöcke bei der Frau das Wachstum und die Sexualhormonproduktion ein. Betroffene eines GnRH-Mangels leiden deshalb hauptsächlich an den Beschwerden der Unterfunktion der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau mit einem Sexualhormonmangel.

Eine Unterfunktion der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau mit einem Sexualhormonmangel hat je nach Alter des Betroffenen unterschiedliche Auswirkungen. Betroffene Kinder kommen nicht in die Pubertät, so dass die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale ausbleibt. Es wird von einem sogenannten Eunuchoidismus gesprochen, für welchen bei Knaben typische Kennzeichen ein Hochwuchs, eine hohe Stimme wegen fehlendem Stimmbruch und eine Unterentwicklung der Geschlechtsmerkmale mit kleinen Hoden, kleinem Penis und mangelnder bis fehlender Gesichts- und Schambehaarung sind. Bei Mädchen zeigt sich ebenfalls wenig bis keine Schambehaarung, die Regelblutung setzt nicht ein, das Brustwachstum und die weibliche Fettverteilung mit Betonung an den Hüften fehlt.

Tritt ein Gonadotropinmangel bei Jugendlichen mit begonnener Pubertät auf, stoppen die Pubertät und die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale. Dadurch sind die Geschlechtsmerkmale nur unvollständig ausgebildet und die Jugendlichen entwickeln keine sexuellen Interessen. Bei männlichen Jugendlichen sind zudem ein Hodenhochstand, bei dem die Hoden nicht aus der Bauchhöhle in den Hodensack gewandert sind, und eine beidseitige Vergrösserung der Brustdrüsen, eine sogenannte Gynäkomastie, häufig. Weibliche Jugendliche haben keine Regelblutung.

Tritt der Gonadotropinmangel erst im Erwachsenenalter auf, ist die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale abgeschlossen. Männer mit einem Gonadotropinmangel leiden an einer Verminderung oder gar einem Verlust des sexuellen Verlangens, an Impotenz und einem Ausfall der Schamhaare. Die Hoden werden kleiner, können keine Sexualhormone und deshalb keine Spermien mehr produzieren, sodass Männer unfruchtbar werden. Frauen mit einem Gonadotropinmangel leiden ebenfalls an einer Verminderung oder gar einem Verlust des sexuellen Verlangens und einem Ausfall der Schamhaare. Zudem tritt bei Frauen eine Störung des Menstruationszyklus mit selteneren oder gar ausbleibenden Regelblutungen und Unfruchtbarkeit auf. Bei beiden Geschlechtern nehmen die Muskelmasse und die Knochenstabilität ab (Osteoporose), die Fettmasse nimmt zu. Eine Blutarmut (Anämie) und depressive Verstimmungen sind möglich.

Je nach Ursache des GnRH-Mangels sind weitere Beschwerden möglich. Tumoren im Bereich des Hypothalamus können beispielsweise auch auf andere Strukturen in der Umgebung des Hypothalamus drücken, wie beispielsweise die Sehnerven, und so zu einer Einschränkung des Sehens führen. Kopfschmerzen sind möglich bei Tumoren im Schädel. Zudem stellt der Hypothalamus nicht nur GnRH her, mit welchem er die Produktionsmenge der Hirnanhangsdrüse und das Wachstum, die Funktion und die Sexualhormonproduktion der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau regelt, sondern noch weitere Hormone, mit denen er beispielsweise die Funktion der Nebennierenrinde oder der Schilddrüse reguliert.

Durch die Veränderung im Hypothalamus kann die Produktionsmenge dieser Hormone, die im Hypothalamus hergestellt werden, ebenfalls beeinflusst werden, sodass zusätzliche Beschwerden durch die vermehrte oder verminderte Produktion dieser Hormone zu den Beschwerden des GnRH-Mangels mit dem Mangel an Gonadotropinen und an Sexualhormonen hinzutreten. Diese Beschwerden durch die Über- oder Unterproduktion anderer Hormone des Hypothalamus werden in den entsprechenden Kapiteln des Hypothalamus besprochen. Wird der GnRH-Mangel durch Ableger eines bösartigen Tumors anderer Organe im Körper verursacht, können Betroffene zudem an Beschwerden durch diesen bösartigen Tumor leiden.

Diagnose

Ist bei einem Kind oder Jugendlichen die Pubertätsentwicklung auffällig oder treten bei einer Person anhaltende Beschwerden im Sinne eines Mangels an Sexualhormonen und an Gonadotropinen wegen einem GnRH-Mangel auf, sollte ein Arzt zur weiteren Abklärung und bei Bedarf zur Behandlung aufgesucht werden. Der Arzt wird den Betroffenen in einem ausführlichen Gespräch nach Beschwerden und Veränderungen fragen, die ihm einen Hinweis auf einen GnRH-Mangel geben. Weiter wird er sich nach durchgemachten oder noch anhaltenden Erkrankungen und Therapien erkundigen, die einen GnRH-Mangel zur Folge haben können. Anschliessend wird der Arzt den Betroffenen von Kopf bis Fuss untersuchen.

Hat der Arzt aufgrund der Ergebnisse des Gesprächs und der Untersuchung den Verdacht auf einen GnRH-Mangel, wird er zur Erhärtung des Verdachts die Menge des Gonadotropin Releasing Hormons und der Gonadotropine LH und FSH im Blut bestimmen. Bei einem GnRH-Mangel ist die Menge des Gonadotropin Releasing Hormons und der Gonadotropine LH und FSH im Blut zu gering. Um diese Messung zu bestätigen, kann die Menge an Sexualhormonen im Blut bestimmt werden. Dazu wird beim Mann die Menge an Testosteron, dem wichtigsten männlichen Sexualhormon, gemessen, bei der Frau die Menge an Östrogen, dem wichtigsten weiblichen Sexualhormon.

Bei einem Gonadotropinmangel ist die Menge an Sexualhormonen im Blut erniedrigt. Bei jeder Person, bei der der Verdacht auf einen Sexualhormonmangel im Rahmen eines Gonadotropin- und GnRH-Mangels besteht, sollte zudem die Menge an Prolaktin im Blut gemessen werden. Prolaktin ist ein Botenstoff, der im Hypophysenvorderlappen gebildet und ans Blut abgegeben wird und dessen Produktion vom Hypothalamus, einem bestimmten Hirnareal, streng überwacht wird. Ein Überschuss an Prolaktin im Blut führt zu einem GnRH- und Gonadotropin-Mangel mit einem Sexualhormonmangel.

Mit einem sogenannten GnRH-Stimulationstest kann die Diagnose des GnRH-Mangels ebenfalls bestätigt werden. Beim GnRH-Stimulationstest wird bei dem Betroffenen noch einmal die Menge der Gonadotropine LH und FSH im Blut bestimmt. Danach wird dem Betroffenen GnRH in ein Blutgefäss gespritzt und die Messung der Gonadotropine LH und FSH im Blut nach einer Stunde wiederholt. Leidet die untersuchte Person an einer Veränderung des Hypothalamus, durch welche kein Gonadotropin Releasing Hormon GnRH mehr im Hypothalamus hergestellt werden kann, bewirkt das gespritzte Gonadotropin Releasing Hormon bei der untersuchten Person eine vermehrte Produktion der Gonadotropine LH und FSH im Hypophysenvorderlappen und damit einen Anstieg der Menge der Gonadotropine LH und FSH in der zweiten Blutentnahme.

Mit Hilfe von bildgebenden Untersuchungen wie der Computertomographie CT oder der Magnetresonanztomographie MRI können Veränderungen im Bereich des Hypothalamus dargestellt werden. Und mit Hilfe einer Messung der anderen Hormone im Blut, die neben dem Gonadotropin Releasing Hormon im Hypothalamus hergestellt werden, kann bestimmt werden, ob die Betroffenen nur an einem GnRH-Mangel leiden oder ob der GnRH-Mangel noch von einem Mangel oder einem Überschuss anderer Hormone begleitet wird.

Therapie

Die Behandlung eines GnRH-Mangels hängt von seiner Ursache ab. Es sollte immer die Ursache behandelt werden, wenn dies möglich ist. Tumoren oder Ableger bösartiger Tumoren anderer Organe, die das Gewebe des Hypothalamus verändern und dadurch einen GnRH-Mangel verursachen, müssen bekämpft werden. Ansonsten breiten sich diese Tumoren weiter im Körper aus und verursachen noch mehr Schäden. So sollen Tumoren operativ entfernt, chemotherapiert oder bestrahlt werden. Ebenso müssen ein Prolaktinüberschuss, ein Wachstumshormonüberschuss, eine Schilddrüsenunterfunktion, eine Nierenschwäche, Essstörungen, Doping oder zu extreme körperliche Tätigkeit behandelt werden. Bei Essstörungen wie einer Magersucht sollten Betroffene psychiatrisch betreut werden.


Teilweise kann die Ursache des GnRH-Mangels aber gar nicht behandelt werden oder aber der GnRH-Mangel mit dem Mangel der Gonadotropine LH und FSH und dem Mangel der Sexualhormone bleibt trotz erfolgreicher Behandlung der Ursache bestehen. In diesen Fällen sollten die Beschwerden der Betroffenen durch den Mangel an Sexualhormonen beim GnRH-Mangel mit dem Ersatz der Sexualhormone oder der Gonadotropine LH und FSH bekämpft werden. Bei Knaben, männlichen Jugendlichen und Männern, die an einem GnRH-Mangel leiden, können die fehlenden männlichen Sexualhormone mit Testosteron in Form von Spritzen in den Muskel oder in Form von Gel oder Pflastern ersetzt werden. Testosteron ist das wichtigste männliche Sexualhormon.

Bei Mädchen, weiblichen Jugendlichen und Frauen, die an einem GnRH-Mangel leiden, können die fehlenden weiblichen Sexualhormone mit Östrogen in Tablettenform oder in Form von Pflastern ersetzt werden. Östrogen ist das wichtigste weibliche Sexualhormon. Falls jedoch bei betroffenen Frauen oder Männern ein Kinderwunsch besteht, reicht dieser Ersatz der Sexualhormone nicht aus. Um einen Kinderwunsch erfüllen zu können, muss bei den betroffenen Frauen der normale Menstruationszyklus und bei betroffenen Männern die Produktion von Spermien wieder in Gang gebracht werden. Dazu ist die Gabe der Gonadotropine LH und FSH in einem bestimmten Rhythmus notwendig. Die Gonadotropine bewirken dann Wachstum, Funktion und Produktion der notwendigen Sexualhormone der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau. Die Gonadotropine können betroffenen Frauen und Männer mit Kinderwunsch in Form von Spritzen in den Muskeln oder in Form einer Pumpe, die den nötigen Rhythmus einhält, gegeben werden, bis es zur gewünschten Schwangerschaft gekommen ist. Danach werden den betroffenen Frauen und Männern wieder die notwendigen Sexualhormone gegeben und nicht mehr die Gonadotropine, da der Ersatz der Gonadotropine deutlich aufwendiger und belastender ist als der Ersatz der Sexualhormone.

Sind weitere Regelkreisläufe wie derjenige der Schilddrüse oder derjenige der Nebennierenrinde durch die Veränderung im Hypothalamus gestört, müssen die Betroffenen zudem Schilddrüsenhormone, Glukokortikoide und Mineralokortikoide in Tablettenform einnehmen.

Prognose

Die Prognose einer Person mit einem GnRH-Mangel hängt von der Ursache der Erkrankung ab. Kann die Ursache des GnRH-Mangels aber gut behandelt werden und werden die Sexualhormone regelmässig eingenommen, ist die Prognose sehr gut.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin
Keywords:GnRH-Mangel, hypogonadotroper Hypogonadismus, tertiärer Hypogonadismus, hypothalamischer Hypogonadismus, Mangel an GnRH, Mangel an Sexualhormonen, Mangel an Gonadotropin Releasing Hormon, Mangel an Gonadotropin Releasinghormon, Mangel an Gonadoliberin, Gonadoliberin-Mangel, Gonadorelin-Mangel, Mangel an Gonadorelin, Mangel an LHRH, LHRH-Mangel, Mangel an luteinisierendem Hormon Releasing Hormon, Mangel an luteinisierendem Hormon Releasinghormon, Mangel an follikelstimulierendem Hormon Releasing Hormon, Mangel an follikelstimulierendem Hormon Releasinghormon, FSHRH-Mangel, Mangel an FSHRH, Mangel an Gonadotropin Releasing Factor, GnRF-Mangel, Gonadoliberin, Gonadorelin, luteinisierendes Hormon Releasing Hormon, follikelstimulierendes Hormon Releasing Hormon, Gonadotropin Releasing Hormon, Gonadotropin Releasing Factor, LHRH, FSHRH, GnRF, GRH, GnRH, Kallmann-Syndrom, Kallmann Syndrom, olfaktogenitales Syndrom, Amenorrhoe, Sterilität, Unfruchtbarkeit, Impotenz, ausbleibende Pubertät, fehlende Geschlechtsmerkmale, fehlende sekundäre Geschlechtsmerkmale, Hodenatrophie, Gynäkomastie
ICD-10:E23.0, E23.1
Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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