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Sinusknotensyndrom (Sick-Sinus-Syndrom)

Synonyme: Sinusknotenerkrankung

Allgemeines

Sinusknotensyndrom

Der Sinusknoten ist die erste Station des Reizleitungssystems des Herzens. Er leitet durch seine elektrischen Impulse die koordinierte Bewegung des Herzschlages ein. Die elektrischen Impulse werden über die Muskulatur der beiden Vorhöfe in die zweite Station des Reizleitungssystems geleitet, den so genannten AV-Knoten, der die Funktion eines Filters hat. Kommen aufgrund eines Fehlers zwei Herzschläge innerhalb sehr kurzer Zeit beim AV-Knoten an, filtert er den zweiten, unnötigen Herzschlag heraus, damit die Herzfunktion nicht beeinträchtigt wird.

Von dieser Filterstation gelangt die elektrische Aktivität über zwei geteilte Schenkel, die Tawara-Schenkel, in die Spitze des Herzens. Der Sinusknoten generiert durch seine spontane Aktivität in Ruhe normalerweise etwa 60-80 Herzschläge pro Minute. Kommt es zu einer Störung dieser Spontanerregung, ändert sich der Herzrhythmus, was als Herzrhythmusstörung bezeichnet wird.

Unter dem Sinusknotensyndrom werden drei unterschiedliche Herzrhythmusstörungen zusammengefasst, die allesamt von einer Störung des Sinusknoten ausgehen.

Die drei Störungen des Sinusknotens unterscheiden sich im neu generierten Herzrhythmus. Einerseits kann der Sinusknoten spontan eine zu langsame Herzfrequenz erzeugen, die jedoch regelmässig produziert wird.

Im zweiten Fall kommt es zeitweise zu einem totalen Ausfall des Sinusrhythmus. Dieser Störung können zwei unterschiedliche Mechanismen zu Grunde liegen. Entweder liegt die Störung im Sinusknoten selber, oder es liegt eine Blockierung der Erregungsüberleitung auf den AV-Knoten vor.

Im dritten Fall kommt es zu einem Wechsel zwischen Phasen von vermehrter Erregungsbildung im Sinusknoten mit bis zu 600 Impulsen pro Minute und darauffolgenden Phasen mit einer verringerten Anzahl Schläge. Die schnellen Phasen werden je nach Frequenz auch als Vorhofflattern oder -flimmern bezeichnet.
Das Sinusknotensyndrom findet sich vermehrt bei Patienten, die an einem Bluthochdruck oder einer Erkrankung der Herzkranzgefässe mit daraus folgender verminderter Sauerstoffversorgung des Herzmuskels leiden. Ebenfalls gehäuft trifft man diese Erkrankung, die zu den Reizleitungsstörungen gezählt wird, bei Erkrankungen des Herzmuskels selber an.

Symptome

Je nach Höhe der Schlagfrequenz des Herzens entstehen unterschiedliche Symptome. Sinkt die Herzfrequenz unter 50 pro Minute, können Schwindel und Ohnmachtsanfälle auftreten. Bei dauerhaftem, stark verlangsamtem Herzrhythmus kommt es typischerweise zu den Zeichen einer Herzschwäche. Dazu gehören eine reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit, Kurzatmigkeit sowie Wassereinlagerungen in der Lunge und in den Beinen. Häufiges nächtliches Wasserlassen und die Unfähigkeit, im Bett ganz flach zu liegen, gehören ebenfalls zu den Zeichen der verminderten Leistungsfähigkeit des Herzens.

Phasen der Überaktivität des Sinusknotens äussern sich jedoch anhand von Herzklopfen, Atembeschwerden sowie einem Beklemmungsgefühl auf der Brust, das in der Fachsprache Angina pectoris genannt wird. Die Schmerzen auf der Brust können typischerweise in den linken Arm oder den Hals ausstrahlen und sind für den Betroffenen oft sehr bedrohlich.

Diagnose

Die ärztliche Untersuchung beginnt mit einer genauen Erfragung der Symptome sowie dem Abhorchen des Herzens mit dem Stethoskop. Um die Rhythmusstörungen genau erfassen zu können, wird über 24 Stunden eine Herzstromkurve, ein so genanntes Elektrokardiogramm oder EKG, aufgezeichnet. Der Patient kann sich dabei frei bewegen, denn die Elektroden auf der Brust und der aufzeichnende kleine Apparat können gut unter der Kleidung angebracht werden und die tägliche Arbeit ist in den meisten Fällen uneingeschränkt ausführbar. Ebenso hilfreich für die Diagnosestellung ist die Aufzeichnung einer Herzstromkurve unter körperlicher Belastung, ein so genanntes Belastungs-EKG. Der Puls soll dabei durch das Treten auf einem Fahrradergometer in die Höhe getrieben wirden, um die entsprechenden Veränderungen der Reizleitung und Herzmuskelarbeit auf der Herzstromkurve zu erfassen. Kommt es nicht zu einem angemessenen Anstieg der Herzfrequenz unter Belastung, spricht das für das Vorliegen eines Sinusknotensyndroms. Derselbe Test kann auch ohne das Ausführen körperlicher Arbeit, sondern durch die Verabreichung eines Medikaments, das im Normalfall die Herzfrequenz in die Höhe treibt, durchgeführt werden. Auch hier spricht der fehlende Pulsanstieg für das Vorliegen einer Störung des Sinusknotens.

Therapie

Die Behandlung richtet sich in den meisten Fällen nach den Symptomen. Machen sich die Phasen des verlangsamten Herzschlages durch Ohnmachtsanfälle oder Schwindel bemerkbar, sollte die Therapie mit einem Herzschrittmacher eingeleitet werden. Ein Herzschrittmacher generiert elektrische Impulse und übernimmt durch die Platzierung einer Elektrode im Herzen so die Arbeit des kranken Sinusknotens.
Stehen die Phasen der vermehrten Herzaktivität im Vordergrund, sollte ebenfalls die Behandlung mit einem Herzschrittmacher diskutiert werden. Manchmal reicht die Verabreichung von so genannten anti-arrhythmischen Medikamenten, die das Reizleitungssystem des Herzens beeinflussen, zur Herstellung einer normalen Herzfrequenz aus. Eine Therapie mit Blut verdünnenden Mitteln soll dem erhöhten Blutgerinnungsrisiko, dem so genannten Thromboserisiko, beim Vorliegen eines Vorhofflimmerns entgegenwirken.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Sick-Sinus-Syndrom, Sinusknotensyndrom, Herzrhythmusstörungen, Vorhofflattern, Vorhofflimmern
ICD-10:I49.5
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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