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Synonyme: Dilatative Herzmuskelerkankung
Bei der dilatativen Kardiomyopathie handelt es sich um eine Herzmuskelerkrankung, bei welcher der Herzmuskel in seiner Struktur verändert wird und von Narbengewebe durchsetzt werden kann. Durch diese Umbauvorgänge wird der Herzmuskel aufgedehnt und das Herz stark vergrössert, was zu einem deutlichen Kraftverlust des Herzens mit einer spürbar nachlassenden Pumpleistung führt. Zudem wird die Herzwand durch die Umbauvorgänge steifer und verliert zunehmend an Elastizität.
Dies verursacht zusätzlich zur verminderten Pumpleistung eine erschwerte Füllung der Herzkammern mit Blut. Aus diesen Gründen kann zu wenig Blut in den Körperkreislauf gepumpt werden, und die Betroffenen beklagen sich über eine beträchtliche Einschränkung der körperlichen Leistung.
Die Ursachen, welche zu einer dilatativen Kardiomyopathie führen können sind sehr vielfältig. In den weitaus meisten Fällen ist kein eindeutiger Auslöser bekannt. Allerdings fällt in einem von fünf Fällen eine familiäre Häufung auf, weshalb man versucht hat die Gene zu finden, welche in diesen Fällen die Krankheit auslösen. Tatsächlich sind einige Gene als Verursacher identifiziert und beschrieben worden.
Die häufigste bekannte Ursache der dilatativen Kardiomyopathie ist eine ausgeprägte koronare Herzkrankheit, bei welcher die den Herzmuskel versorgenden Gefässe massiv verengt sind und damit der Herzmuskel nur ungenügend mit Sauerstoff versorgt werden kann. Häufig kommt es in diesen Situationen auch zu einem Herzinfarkt wobei Teile des Herzmuskels absterben und das abgestorbene Gewebe durch Narbengewebe ersetzt wird. In den noch funktionierenden Anteilen des Herzmuskels treten in der Folge Umbauvorgänge auf, bei denen oft eine Erweiterung der linken Herzkammer entsteht.
Auch Infektionen des Herzmuskels durch Viren oder Bakterien (Myokarditis), sowie Alkohol können den Herzmuskel schädigen und zu ähnlichen Umbauvorgängen führen.
Andere, seltenere Ursachen einer dilatativen Kardiomyopathie sind Medikamente, welche für Chemotherapien eingesetzt werden, sowie Kokain. Auch ein lange Zeit bestehender, schlecht eingestellter Diabetes mellitus, Herzrhythmusstörungen (rasches Vorhofflimmern), gestörte Produktion und Ablagerungen von Eiweissen (Amyloidose) und seltene Muskelerkrankungen wie zum Beispiel die Muskeldystrophie Duchenne können zur dilatativen Kardiomyopathie führen.
Üblicherweise treten als erste Beschwerden eine rasche körperliche Ermüdung sowie Atemnot bei körperlicher Belastung auf. Dies sind die Symptome einer Herzinsuffizienz, das heisst einer Herzschwäche beziehungsweise einer Überforderung des Herzens, weshalb eine Minderversorgung des Körpers mit Blut und damit auch mit Sauerstoff entsteht. Aus demselben Grund entstehen häufig geschwollene Beine, ein eher tiefer Blutdruck mit deutlich erhöhtem Puls und eine Flüssigkeitsansammlung in den Lungen.
Durch die in der Folge der Herzschwäche entstehende Erweiterung der Herzhöhlen, können die Herzklappen den Kontakt zueinander verlieren und undicht werden. Es treten je nach Ausmass mehr oder weniger ausgeprägte Symptome einer Mitralklappeninsuffizienz auf, was eine zusätzliche Belastung des Herzens verursacht. Durch die nicht effiziente Pumpfunktion der Herzkammern wird zudem die Blutgerinnung begünstigt. Die entstandenen Gerinnsel können daraufhin in den Kreislauf ausgeschwemmt werden und Gefässe verstopfen, wobei die nicht mehr versorgten Organteile absterben können. Werden zum Beispiel Hirngefässe verstopft, kann daraus ein Schlaganfall, wird ein Herzkranzgefäss verstopft, ein Herzinfarkt entstehen.
Weil die Veränderungen des Herzmuskels auch die Entstehung des Herzrhythmus beeinflussen können, treten bei einer dilatativen Kardiomyopathie nicht selten Herzrhythmusstörungen auf.
Die Diagnose einer dilatativen Kardiomyopathie wird in erster Linie anhand der oben beschriebenen Symptome und der körperlichen Untersuchung gestellt.
Die Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) ist die wichtigste Zusatzuntersuchung bei der Abklärung der dilatativen Kardiomyopathie. Mit dieser Untersuchung kann die Grösse, Form und Bewegung des Herzens, sowie die Pumpfunktion beurteilt werden. Ebenso kann der Blutfluss und somit etwas über die Dichtheit der Herzklappen ausgesagt werden. Seit einiger Zeit können durch eine Magnetresonanztomographie (MRI) auch Schnittbilder hergestellt werden, die sehr hoch auflösende Bilder der Herzstrukturen liefern. Der Gewebeumbau lässt sich damit recht gut beurteilen.
Besteht immer noch Zweifel an der Richtigkeit der Diagnose oder an der Ursache der Erkrankung, wird eine so genannte Myokardbiopsie durchgeführt, bei der eine kleine Gewebeprobe aus dem Herzmuskel entnommen und nach entsprechender Aufbereitung unter einem Mikroskop untersucht wird. Beim Vorliegen einer dilatativen Kardiomyopathie können dabei typische Herzmuskelveränderungen festgestellt werden.
Die dilatative Kardiomyopathie ist eine ernstzunehmende Erkrankung, welche dringend behandelt werden muss.
Wenn eine mögliche Ursache - wie zum Bespiel eine koronare Herzkrankheit - bekannt ist, muss in erster Linie diese behandelt werden. Ebenso sollten soweit möglich alle Medikamente, die eine Herzmuskelentzündung verursachen können, abgesetzt werden. Nicht zuletzt empfiehlt es sich auf den Konsum von Alkohol zu verzichten, der sich, wie bereits in der Einleitung beschrieben, ebenfalls schädigend auf den Herzmuskel auswirkt.
Zusätzlich wird eine Entlastung des Herzens mit Hilfe von Medikamenten durchgeführt, welche zur Steigerung ihrer Wirksamkeit kombiniert eingesetzt werden. Folgende Medikamentengruppen werden häufig eingesetzt:
ACE-Hemmer (Angiotensin converting enzyme-Hemmer):
Dies sind Medikamente, die den Gefässwiderstand im Körper senken und so das Vorwärtspumpen in die Hauptschlagader erleichtern. Die ACE-Hemmer blockieren die Herstellung eines Hormons, welches die Arterien verengt. Gleichzeitig reduzieren sie die Umbauprozesse die im Herzmuskel ablaufen.
BETA-Blocker:
Die ?-Blocker verhindern ein Wirken der Stress-Hormone an den Gefässen sowie am Herzmuskel und verlangsamen so die Herzfrequenz. Dies ermöglicht eine bessere Durchblutung des Herzmuskels. Auch BETA-Blocker haben wie die ACE-Hemmer einen günstigen Einfluss auf die im Herzmuskel stattfindenden Umbauprozesse.
Diuretika (Wasser treibende Medikamente):
Sie helfen, die überschüssige Flüssigkeit auszuscheiden, die im Gewebe eingelagert ist. Damit kann die gesamte Flüssigkeitsmenge in den Gefässen und somit das zu befördernde Blutvolumen reduziert und das Herz entlastet werden.
Herzglykoside:
Diese Medikamente erhöhen die Kraft des Herzmuskels und verbessern so die Pumpleistung. Hier ist Digoxin das üblichste Medikament.
Ist ein akutes, schweres Herzversagen entstanden, kann als letzte Möglichkeit das Herz für eine gewisse Zeit mit einem mechanischen Herzersatz entlastet werden. Dieser besteht in einer Blutpumpe, welche das Blut anstelle vom Herz durch den Kreislauf pumpt. Diese Therapie ist nur als kurzzeitige Überbrückung einer akuten Überforderung des Herzens gedacht.
Die letzte Therapiestufe, wenn alle anderen Möglichkeiten versagt haben, besteht in einer Transplantation eines Spenderherzens, welches an Stelle des beschädigten Herzens eingesetzt wird.
Autor/in: | Dr. med. Urspeter Knecht | |
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Keywords: | dilatative Kardiomyopathie, Herzmuskelerkrankung, Herzschwäche, Herzinsuffizienz, Kardiomyopathie, Cardiomyopathie, Kardiomyopatie, koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Myokarditis, Herzentzündung, Mitralklappeninsuffizienz | |
ICD-10: | I42.0 | |
Zuletzt geändert: | 04.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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