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Primäre Herztumoren

Synonyme: Krebs am Herzen

Allgemeines

Herztumoren beziehungsweise tumorartige Veränderungen des Herzens kommen nur sehr selten vor. Bei den Herztumoren werden primäre und sekundäre Tumoren unterschieden.

Die primären Tumoren haben ihren Ursprung im Herzgewebe selbst, also in der Herzwand oder in den Kammern oder Vorhöfen. Die meisten davon sind gutartig. Sekundäre Tumoren sind solche, die von aussen aus Nachbarorganen ins Herz hineinwachsen. Ein Lungentumor kann zum Beispiel aufgrund der räumlichen Nähe ins Herz einwachsen. Es können aber auch Tumorzellen von weiter entfernten Organen über den Blutweg ins Herz gelangen und sich dort ansiedeln. Man spricht dann von einer Metastase. Es handelt sich dabei meist um Metastasen eines Hautkrebses oder eines Brustkrebses.

Übersicht: Thorax

Wissenswertes über das Herz

Das Herz ist ein etwa faustgrosses Organ, welches in der Regel etwas nach links versetzt hinter dem Brustbein liegt. Es ist umgeben vom Herzbeutel, der das Herz vollständig umschliesst. Der Herzbeutel besteht aus einer inneren und einer äusseren Schicht. Die innere Schicht - das Epikard - liegt dem Herzen direkt auf. Dort, wo die grossen Gefässe das Herz verlassen, schlägt das Epikard sich um und geht in die äussere Schicht über, das sogenannte Perikard. Perikard und Epikard bilden gemeinsam einen kleinen Spaltraum, der mit etwas Flüssigkeit gefüllt ist.

Dieser Hohlraum ermöglicht ein reibungsarmes Verschieben des Herzens innerhalb des Herzbeutels während des Herzschlages. Unter dem Epikard liegt eine Fettschicht. Hier verlaufen die Herzkranzgefässe, welche das Herz mit Sauerstoff versorgen. Darunter befindet sich der Herzmuskel, der in der Fachsprache Myokard genannt wird. Dieser besteht aus ganz speziellen Muskelzellen, die nur im Herzen vorkommen.

Die Herzinnenräume werden von einer besonderen Haut ausgekleidet, dem sogenannten Endokard. Dieses Gewebe bildet auch die Herzklappen.

Übersicht: Herz

Die rechte und linke Herzhälfte besteht jeweils aus einem Herzvorhof sowie einer Herzkammer. Abgetrennt werden diese Räume durch die Herzscheidewand. Zwischen einem Vorhof und einer Kammer befindet sich eine Herzklappe. Auch zwischen einer Herzkammer und dem daraus abgehenden grossen Blutgefäss liegt eine Herzklappe. Herzklappen regeln die Richtung des Blutflusses.

Der häufigste gutartige primäre Herztumor ist beim Erwachsenen das sogenannte Myxom. Bei Kindern ist es das sogenannte Rhabdomyom.

Ein Myxom ist eine gutartige Geschwulst, die ihren Ursprung in den Zellen des Binde- und Stützgewebes hat. Das Binde- und Stützgewebe kommt überall im Körper vor und dient der Umhüllung und Unterteilung der Organe und ihrer Einbettung in die Umgebung. Ausserdem verlaufen die Nerven und Blutgefässe im Stützgewebe und versorgen so das ganz Organ. Das gutartige Rhabdomyom hingegen hat seinen Ursprung in den Zellen der Skelettmuskulatur.

Gutartiger Herztumor- Myom

Das Myxom befindet sich in etwa 90% der Fälle im linken Herzvorhof, weshalb es dann oft Vorhofmyxom genannt wird. Es ist meist klumpenförmig weicher Tumor, der nur über eine dünne Verbindung, einen sogenannten Stiel mit dem Herzmuskel verbunden ist. Der Stiel, mit welchem das Myxom verankert ist, verleiht ihm eine gewisse Beweglichkeit. Dadurch kann es passieren, dass die Herzklappenöffnung verlegt oder kleinste Gewebeteilchen vom Tumor abgelöst werden.

In einigen Fällen tritt diese Erkrankung kombiniert mit anderen Erkrankungen auf, wie zum Beispiel mit Nebennierenerkrankungen oder gutartigen Hauttumoren. Von diesem kombinierten Auftreten der Erkrankungen sind hauptsächlich junge Männer betroffen.

Es ist zudem eine familiäre Form der Myxom-Erkrankung bekannt, die in der betroffenen Familie weitervererbt werden kann.

Bei den bösartigen primären Herztumoren handelt es sich in den allermeisten Fällen um die sogenannten Sarkome. Die Tumorzellen der Sarkome stammen ursprünglich aus dem Bindegewebe, dem Knochen, dem Muskel oder aus dem Fettgewebe.

Symptome

Das Beschwerdebild ist sehr unterschiedlich und hängt von der Lokalisation und der Grösse des Tumors ab. Wie oben bereits angedeutet, kann der Tumor zu einer Fehlfunktion der Herzklappen führen, weil er deren freie Beweglichkeit einschränken kann. Daraus ergeben sich Beschwerden wie beispielsweise eine Atemnot, die typischerweise abhängig ist von der körperlichen Belastung oder der Lage des Körpers.

Sitzt der Tumor in der Herzwand, kann aufgrund des Tumors eine Herzschwäche, eine sogenannte Herzinsuffizienz entstehen. Das Problem dieser Herzschwäche ist, dass sich diese auch mit einer optimalen medikamentösen Therapie nicht zufriedenstellend behandeln lässt, solange der Tumor nicht entfernt wird.

Wie bereits weiter oben beschrieben kann der Tumor auch die Funktion der Herzklappen beeinträchtigen oder es können sich kleine Gewebestücke vom Tumor ablösen. Diese kleinen Gewebeteilchen können mit dem Blutstrom beispielsweise ins Gehirn oder in die Lunge gelangen und dort ein Blutgefäss verstopfen. Die Hirnregion beispielsweise, welche normalerweise durch dieses Gefäss versorgt wird, stirbt durch die entstehende Minderdurchblutung ab und es entsteht ein sogenannter Hirnschlag, der in der Fachsprache auch Schlaganfall genannt wird. Dies ist dann auch bei fast der Hälfte der betroffenen Personen das erste Zeichen des Herztumors.

Ebenfalls bekannt ist das Auftreten von Ohnmachtsanfällen, wenn das Herz für kurze Zeit das Gehirn nur ungenügend durchbluten kann, sowie von Herzrhythmusstörungen.

Zudem beklagen sich die Betroffenen, die an einem sekundären Herztumor leiden, oft über allgemeine Begleiterscheinungen wie Fieber und Gewichtsverlust sowie Nachtschweiss und allgemeine Abgeschlagenheit.

Diagnose

Die beste und einfachste Methode zur Diagnosestellung ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, die in der Fachsprache auch als Echokardiographie bezeichnet wird. Mit dieser Untersuchung kann man die Grösse, Lage und Beweglichkeit des Tumors erfassen.

Es gibt zwei Möglichkeiten der Echokardiographie:

Bei der transthorakalen Echokardiographie wird das Herz mit einer Ultraschallsonde durch die Brustwand hindurch untersucht. Hierbei sind besonders gut die Tumore zu beurteilen, die in der Herzhöhle liegen.

Bei der anderen Möglichkeit, der sogenannten transösophagealen Echokardiographie, wird eine kleine Ultraschallsonde über den Mund in die Speiseröhre eingeführt, wo sie direkt hinter dem Herzen zu liegen kommt. Diese Untersuchung erfolgt in leichter Narkose, damit der starke Würgereflex ausgeschaltet werden kann. Diese Untersuchungsmethode eignet sich besonders gut zur Abklärung von bösartigen Herztumoren - also Sarkomen - die in die Herzwand hineinwachsen sind.

In der heutigen Zeit werden auch die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRI) immer häufiger zur Diagnostik von Herztumoren verwendet.

Therapie

Die beste und sinnvollste Therapie ist die vollständige Entfernung des Tumors durch einen chirurgischen Eingriff. Damit sollte auch nicht zu lange gezögert werden, um Komplikationen wie die oben genannte Streuung von Gewebeteilchen zu vermeiden, die bleibende Schäden verursachen können.

Zur Tumorentfernung muss der Brustkorb geöffnet und die betroffene Person an die Herz-Lungenmaschine angeschlossen werden. Solange am Herzen operiert wird, übernimmt die Maschine die Aufrechterhaltung des Blutkreislaufes. Im Falle des Myxoms wird dieses samt Stiel und Ansatzstelle entfernt. Der durch das Herausschneiden entstandene Gewebedefekt kann wieder mit einem Stück Gewebe - zum Beispiel aus dem Herzbeutel - verschlossen werden. So kann das Herz nach der Operation seine Aufgabe wieder vollständig erfüllen.
Grosse Tumore, welche die Herzwand befallen, führen manchmal zu Engstellen oder Verschlüssen. Eine vollständige Entfernung ist hier nicht möglich, weil der Herzmuskeldefekt zu gross wäre. In diesem Fall ist es sinnvoll, einen Teil des Tumors zu entfernen, um die Engstelle zu beseitigen. Eine vom Tumor befallene Herzklappe ist durch eine künstliche Herzklappe zu ersetzen. Der in der Operation entfernte Tumor oder ein Teil des Tumors wird im Labor auf Gut- oder Bösartigkeit untersucht. So können weitere Therapiemassnahmen geplant werden.

Betroffene mit einem gutartigen Herztumor gelten nach erfolgreicher vollständiger Entfernung des Tumors als geheilt. Ihr weiteres Wohlergehen hängt im Wesentlichen von den Nachwirkungen der Operation ab. Verbleibende gutartige Tumorreste im Herzmuskel, die aufgrund der Tumorgrösse nicht entfernt werden konnten, führen jedoch in manchen Fällen zu schwer therapierbaren Herzrhythmusstörungen.

Anders ist die Situation beim Vorliegen von primär bösartigen Tumoren zu beurteilen, bei denen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung meist bereits Metastasen in anderen Organen nachgewiesen werden können. Trotzdem verschafft die Operation meist eine zeitweise Linderung der Herzbeschwerden. Um den Therapienutzen zu optimieren wird zudem häufig nach der Operation eine Chemotherapie und Strahlentherapie durchgeführt. Häufig ist bei bösartigen Tumoren nach der Operation das zusätzliche Durchführen einer Chemotherapie und Strahlentherapie notwendig um den Therapienutzen zu optimieren.

Nach erfolgreicher Operation eines gutartigen Herztumors sollten sich die Betroffenen regelmässig, das heisst einmal im Jahr, zur Nachuntersuchung vorstellen, um frühzeitig ein erneutes Tumorwachstum zu erkennen. Je nach Schwere des Tumorleidens und der durchgeführten Operation bieten sich im Anschluss daran Rehabilitationsmassnahmen in einer dafür spezialisierten Klinik an.

Autor/in:Jutta Manke, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Primäre Herztumoren, Herztumore, Herztumor, benigne, gutartige Herztumoren, Myxom, Myxome, Herzmyxom, Rhabdomyom, Rhabdomyome, Herzrhabdomyom, maligne, bösartige Herztumoren, Sarkom, Sarkome, Herzsarkom, Herzschwäche, Herzinsuffizienz
ICD-10:D15.1, C38.0
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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