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Akute Perikarditis

Synonyme: Akute Herzbeutelentzündung

Allgemeines

Die akute Perikarditis ist eine Entzündung des Perikards (siehe Kasten unten), welche in der Regel durch eine Infektion mit Viren oder weniger häufig durch Bakterien verursacht wird. Seltener wird die Perikarditis als Begleitsymptom im Rahmen von anderen Erkrankungen wie zum Beispiel bei einem akuten Nierenversagen, nach der Strahlentherapie eines Tumors in der Nähe des Herzens oder nach einem Herzinfarkt beobachtet.

In Zentrumsspitälern von Grossstädten wird derzeit beobachtet, dass eine Mehrzahl der Perikarditisfälle, welche eine Flüssigkeitsvermehrung zwischen den Perikardblättern verursachen, durch die Immunschwächekrankheit AIDS verursacht wird. Die Tuberkulose als Verursacher einer Perikarditis wird in der westlichen Welt nur noch selten beobachtet. Auf anderen Erdteilen, wie zum Beispiel Afrika oder Asien ist sie jedoch ein häufiger Verursacher. Das heute ebenfalls selten gewordene rheumatische Fieber verursacht in 100% der Fälle eine Perikarditis, welche jedoch nur in einem von 10 Fällen Symptome verursacht.

Akute Perikarditis

Perikard

Das Perikard ist eine Haut, welche aus zwei Schichten besteht, wobei sich zwischen den Schichten ein sehr schmaler Hohlraum befindet, welcher mit einer kleinen Menge Flüssigkeit ausgefüllt ist. Dieser Perikardsack ermöglicht es dem Herzen, sich nahezu reibungsfrei zu seiner Umgebung zu bewegen und die Position im Brustkorb zu behalten. Bei einigen Krankheiten, wie zum Beispiel bei der Perikarditis, kann sich eine grössere Flüssigkeitsmenge zwischen den zwei Blättern des Perikards ansammeln.
Dadurch wird der Bewegungsspielraum des Herzens deutlich eingeschränkt, was bis zu einem akuten Herzversagen führen kann.

In seltenen Fällen kann das Perikard durch einen Entwicklungsfehler von der Geburt an gar nicht angelegt sein. Dies stellt für die betroffenen Kinder kein grosses Problem dar, da das Perikard zum Leben nicht unbedingt notwendig ist. Es kann jedoch auch Schwachstellen oder sogar Löcher aufweisen. Dies kann zu ernsthaften Schwierigkeiten führen, da der Herzmuskel sich in einem solchen Defekt verklemmen und absterben kann, was innerhalb kürzester Zeit zum Tod führen kann. Diese Defekte und Schwachstellen müssen deshalb durch eine Operation verschlossen, werden. Ist der Defekt zu gross, als dass er repariert werden könnte, muss im Rahmen einer Vorsorgeoperation das gesamte Perikard entfernt werden.

Symptome

Die Perikarditis verursacht typischerweise Symptome, welche denen einer Angina pectoris ähnlich sind, nämlich Brustschmerzen, welche in die linke Schulter und gelegentlich in den linken Arm ausstrahlen. Zusätzlich können auch diffuse Oberbauchschmerzen entstehen. Im Unterschied zur Angina pectoris wird der Schmerz jedoch beim sich Hinlegen sowie beim tiefen Einatmen und Husten verstärkt. Wenn sich über eine kurze Zeit eine grosse Flüssigkeitsmenge zwischen den Perikardblättern ansammelt, kann dies einen so grossen Druck auf das Herz ausüben, dass die Herzkammern nicht mehr ausreichend mit Blut gefüllt werden können und ein akutes Herzversagen entsteht. In der medizinischen Fachsprache wird dieses Phänomen eine Perikardtamponade genannt, eine Entwicklung, welche auch mit sofortiger Therapie in vielen Fällen zum Tode führt.

Eine durch Viren verursachte Perikarditis ist normalerweise sehr schmerzhaft, heilt jedoch innerhalb kurzer Zeit ab und hinterlässt normalerweise keine bleibenden Schäden.
Ist ein Herzinfarkt die Ursache der Perikarditis, so wird diese in vielen Fällen nicht entdeckt, da die durch den Herzinfarkt verursachten Symptome deutlich überwiegen.

Diagnose

Der Arzt wird durch die stechenden Schmerzen hinter dem Brustbein, respektive auf der linken Seite des Brustkorbs, in Kombination mit einem schabenden Herzgeräusch, das während der Herzuntersuchung festgestellt werden kann, auf das mögliche Vorliegen einer Perikarditis hingewiesen.
Hat sich eine grössere Flüssigkeitsmenge zwischen den Perikardblättern angesammelt, verschwinden die Schmerzen und auch das Herzgeräusch. Die normalen Herztöne können dann ebenfalls sehr leise oder gar nicht mehr hörbar sein. Ist dies der Fall, sind häufig verdickte Gefässe am Hals erkennbar, und das Abtasten der Leber im rechten Oberbauch verursacht Schmerzen. Zusätzlich fallen oft ein schneller Herzrhythmus sowie Atemnot auf.

Die Röntgenuntersuchung des Oberkörpers sowie vor allem eine Ultraschalluntersuchung sind für die Diagnosestellung hilfreich, da beim Röntgen eine Herzvergrösserung nachgewiesen werden kann. Die Ultraschalluntersuchung zeigt eine vorhandene Flüssigkeitsansammlung schon bei kleinen Flüssigkeitsmengen.

Mit Hilfe eines Elektrokardiogramms (EKG), bei dem die Herzströme, welche durch die Herzaktivität entstehen, von der Brustwand abgeleitet werden, werden meistens deutliche Veränderungen beobachtet. Diese entstehen dadurch, dass die äusseren Bezirke der Herzmuskulatur meist ebenfalls von der Entzündung betroffen sind. Die Veränderungen sind jedoch nur schwer von einem Herzinfarkt zu unterscheiden, was aufgrund der sehr ähnlichen Beschwerden den Wert dieser Untersuchung schmälert.

Therapie

Generell sollten sich die Betroffenen körperlich schonen. Das heisst, dass im akuten Stadium der Erkrankung Bettruhe empfohlen wird. In dieser Zeit hat sich eine Therapie mit entzündungshemmenden Medikamenten bewährt.

Wenn die üblicherweise eingesetzten, entzündungshemmenden Medikamente nicht ausreichen um die Entzündung einzudämmen, müssen so genannte Steroide wie zum Beispiel Prednison eingesetzt werden. Dazu können bei Bedarf Schmerzmedikamente wie beispielsweise Panadol®, Dafalgan®, Benuron®, Aspirin® oder Aspégic® kombiniert werden.

Wenn eine behandelbare Ursache, wie zum Beispiel eine Infektion mit Bakterien oder mit dem Erreger der Tuberkulose, vorliegt, wird in erster Linie die Ursache behandelt. Auch wenn ein rheumatisches Fieber als Ursache festgestellt wird, muss in erster Linie dieses behandelt werden.

Die genauen Behandlungskonzepte vom rheumatischen Fieber, sowie des akuten Nierenversagens, der Tuberkulose und der Immunschwächekrankheit AIDS ist den entsprechenden Kapiteln zu entnehmen.
Droht die Entstehung einer Herzbeuteltamponade, muss sofort versucht werden, diese durch eine Punktion zu entlasten. Dabei wird eine Hohlnadel vom unteren Teil des Brustbeins in Richtung Herz vorgestossen. Sobald sie das Perikard durchstossen hat, kann die Flüssigkeit nach aussen abgeleitet werden, was eine schnelle Entlastung des Herzens bewirkt. Tritt die Perikarditis immer wieder auf, wird zur Vorsorge weiterer Rückfälle das Perikard im Rahmen einer Operation entfernt.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:akute Perikarditis, Herzbeutelentzündung, Entzündung, Perikard, Herzbeutel, AIDS, Tuberkulose, rheumatisches Fieber, chronische Perikarditis
ICD-10:I30
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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