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Nebenschilddrüsenunterfunktion

Synonyme: Hypoparathyreoidismus, Parathormonmangel, Parathormonunterproduktion

Zusammenfassung

Bei einer Nebenschilddrüsenunterfunktion, einem sogenannten Hypoparathyreoidismus, hat es im Blut zu wenig Parathormon. Verschiedene Ursachen können für eine Nebenschilddrüsenunterfunktion verantwortlich sein. Bei einem Parathormonmangel nimmt im Blut die Menge an Kalzium ab und die Menge an Phosphat zu. Dieser Kalziummangel und dieser Phosphatüberschuss können bei Betroffenen zu unterschiedlichen Beschwerden führen. Dazu gehört auch das tetanische Syndrom mit Gefühlsstörungen und Muskelkrämpfen. Die Diagnose einer Nebenschilddrüsenunterfunktion wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung, Elektromyogramm und/oder Blutuntersuchungen gestellt. Die Behandlung der Nebenschilddrüsenunterfunktion hängt von ihrer Ursache ab. Es sind ein Wiedereinsetzen von entnommenem Nebenschilddrüsengewebe und die Gabe von verschiedenen Medikamenten möglich.

Allgemeines

Bei der Nebenschilddrüsenunterfunktion, dem sogenannten Hypoparathyreoidismus, wird in der Nebenschilddrüse zu wenig oder gar kein Parathormon produziert. Parathormon ist ein Botenstoff, der die Kalziummenge im Blut erhöht und damit bei der Feineinstellung der Kalziummenge im Blut beteiligt ist. Verschiedene Veränderungen im Körper können für eine Nebenschilddrüsenunterfunktion verantwortlich sein.

Die Nebenschilddrüsen

Abbildung: Nebenschilddrüsen von der Seite
Nebenschilddrüsen von der Seite, Anatomie der Nebenschilddrüsen, Kehlkopf, Schilddrüse, Zungenbein

Die Nebenschilddrüsen bestehen aus meist vier kleinen, lebenswichtigen Körperchen. Diese Körperchen befinden sich im Hals hinter der Schilddrüse, unterhalb des Kehlkopfes (siehe Abbildung).
Die Nebenschilddrüsen produzieren das Parathormon. Das Parathormon erhöht im Blut die Menge an Kalzium und senkt die Menge an Phosphat. Die Menge an Kalzium im Blut erhöht das Parathormon, indem es vermehrt Knochen abbaut, der der Hauptspeicher für Kalzium ist, und indem es der Niere sagt, sie soll weniger Kalzium mit dem Urin ausscheiden. Die Menge an Phosphat im Blut senkt das Parathormon, indem es der Niere sagt, sie müsse mehr Phosphat mit dem Urin aus dem Körper ausscheiden.

Kalzium und Phosphat werden im Körper hauptsächlich im Knochen gespeichert und sorgen für die Stabilität des Knochens. Kalzium ist für viele Prozesse im menschlichen Körper wie den Knochenbau, die Blutgerinnung sowie die Muskel- und die Nervenfunktion verantwortlich. Phosphat ist ebenfalls für den Knochenbau und zusätzlich für den Energiestoffwechsel im Körper zuständig.

Zur Feineinstellung der Menge an Kalzium und an Phosphat im Blut ist das Parathormon in zwei Regelkreise eingebunden. Diese zwei Regelkreisläufe arbeiten bei der Feineinstellung der Menge an Kalzium im Blut eng zusammen.

Den einen Regelkreis bildet das Parathormon mit dem Calcitonin. Das Parathormon und das Calcitonin stellen in diesem Regelkreislauf die Menge an Kalzium fein ein. Das Calcitonin senkt als Gegenspieler des Parathormons die Menge an Kalzium im Blut, indem es das Kalzium aus dem Blut in die Knochen einbaut. Calcitonin ist ein Botenstoff, der von den C-Zellen der Schilddrüse gebildet wird.

Den anderen Regelkreis bildet das Parathormon mit dem Vitamin D. Das Parathormon und das Vitamin D stellen in diesem Regelkreislauf die Menge an Kalzium und an Phosphat im Blut fein ein. Vitamin D erhöht ähnlich wie das Parathormon die Menge an Kalzium im Blut, indem es dem Darm befiehlt, mehr Kalzium aus der Nahrung in den Körper aufzunehmen. Gleichzeitig wirkt das Vitamin D dem Parathormon entgegen und senkt die Menge an Kalzium im Blut, indem es wieder mehr Kalzium und Phosphat in den Knochen einbaut. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Knochen mit der Zeit an Stabilität verliert und bricht. Zudem erhöht das Vitamin D die Menge an Phosphat im Blut, indem es der Niere befiehlt, weniger Phosphat mit dem Urin auszuscheiden, und indem es den Nebenschilddrüsen befiehlt, weniger Parathormon herzustellen.

Ursachen

Als häufigster Grund für eine Nebenschilddrüsenunterfunktion muss eine Operation mit Entfernung der Nebenschilddrüsen genannt werden. Einerseits geschieht dies bei Nebenschilddrüsenoperationen, andererseits bei Schilddrüsenoperationen. Bei der Nebenschilddrüsenoperation werden die Nebenschilddrüsen bewusst entfernt. Bei der Schilddrüsenoperation besteht wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zwischen den Nebenschilddrüsen und der Schilddrüse das Risiko, dass ein Teil oder gar alle Nebenschilddrüsen zusammen mit der Schilddrüse entfernt werden.

Seltener wird durch eine Operation im Bereich des Halses, beispielsweise durch eine Schilddrüsenoperation, die Durchblutung der Nebenschilddrüsen so stark gestört, dass das Nebenschilddrüsengewebe nur noch ungenügend mit Blut versorgt wird und abstirbt. Eine Bestrahlung im Bereich des Halses, meist zur Behandlung eines bösartigen Tumorleidens, kann die Nebenschilddrüsen ebenfalls stark schädigen. Die Nebenschilddrüsen sind dann nicht mehr oder nur noch ungenügend in der Lage, ausreichend Parathormon zu produzieren, um den Bedarf des Körpers an Parathormon zu decken.

Auch eine zu grosse Menge an Vitamin D im Blut kann zu einer Nebenschilddrüsenunterfunktion führen. Wird zu viel Vitamin D eingenommen, steigt die Menge an Vitamin D im Blut an. Die vermehrte Menge an Vitamin D im Blut hemmt die Parathormonproduktion in den Nebenschilddrüsen. Ein Parathormonmangel ist die Folge.

Eine Nebenschilddrüsenunterfunktion kann selten angeboren sein, wenn die Nebenschilddrüsen beim Kind gar nicht oder nur fehlerhaft ausgebildet sind. Diese Form der Nebenschilddrüsenunterfunktion muss unterschieden werden von der nur vorübergehenden Nebenschilddrüsenunterfunktion bei zu früh geborenen Neugeborenen oder bei Neugeborenen, deren Mütter während der Schwangerschaft an einer unbehandelten Nebenschilddrüsenüberfunktion litten. Bei einem zu früh geborenen Neugeborenen sind die Nebenschilddrüsen direkt nach der Geburt noch nicht fertig entwickelt und können deshalb noch nicht ausreichend Parathormon bilden. In den ersten Lebensmonaten reifen die Nebenschilddrüsen aber aus und produzieren dann genügend Parathormon, um den Bedarf des Körpers an Parathormon zu decken.

Leidet eine Frau während einer Schwangerschaft an einer unbehandelten Nebenschilddrüsenüberfunktion, hat es im Blut der Mutter und des ungeborenen Kindes grosse Mengen an Parathormon. Die Parathormonproduktion in der kindlichen Nebenschilddrüse wird unterdrückt, da bereits eine ausreichende Menge an Parathormon im Blut des Kindes vorhanden ist. Nach der Geburt erhält das Neugeborene kein Parathormon mehr von der Mutter. Im Blut des Neugeborenen tritt deshalb ein Parathormonmangel auf. Der Parathormonmangel ist aber nur solange vorhanden, bis die Nebenschilddrüsen des Neugeborenen die Produktion von Parathormon in Gang gebracht haben und selbst genügend Parathormon produzieren.

Sehr selten erkennt das Abwehrsystem des Körpers, das sogenannte Immunsystem, die eigenen Nebenschilddrüsenzellen fälschlicherweise als Eindringling, der dem Körper schaden zufügen möchte. Um sich zu verteidigen, bildet das Immunsystem Abwehrstoffe gegen die Nebenschilddrüsenzellen, sogenannte Antikörper. Diese Abwehstoffe sorgen dafür, dass die Nebenschilddrüsenzellen zerstört werden. Da diese Antikörper gegen die körpereigenen Nebenschilddrüsenzellen gerichtet sind, werden sie auch als Autoantikörper bezeichnet. Diese Form des Parathormonmangels wird deshalb als Autoimmunerkrankung bezeichnet. Sie kann mit anderen Autoimmunerkrankungen wie dem Diabetes mellitus Typ 1, dem Morbus Addison oder gewissen Formen der Schilddrüsenunterfunktion auftreten.

Selten reagieren die Zellen des Körpers, denen das Parathormon Anordnungen übermitteln soll, einfach nicht auf die Befehle dieser Nebenschilddrüsenhormone. In diesem Fall hat es im Blut der Betroffenen zwar sehr viel Parathormon, in den Zellen des Körpers kommt aber keine Botschaft dieser Hormone an. Der Betroffene leidet deshalb an den Beschwerden einer Nebenschilddrüsenunterfunktion. In der Fachsprache wird von einem Pseudohypoparathyreoidismus gesprochen.

Symptome

Abbildung 1: Beschwerden bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen
Beschwerden bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen, Symptome bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen

Bei einem Parathormonmangel sinkt die Menge an Kalzium im Blut, die Phosphatmenge steigt an. Dieser Kalziummangel und Phosphatüberschuss bewirken die Beschwerden der Betroffenen einer Nebenschilddrüsenunterfunktion (siehe Abbildung 1).

Durch den Kalziummangel sind die Muskeln und Nerven des Betroffenen leichter erregbar. Fühlstörungen und Muskelkrämpfe treten auf. In der Fachsprache wird von einem tetanischen Syndrom gesprochen. Bei drei von vier Personen mit einem tetanischen Syndrom bei einer Nebenschilddrüsenunterfunktion kann es zu einem sogenannten tetanischen Anfall kommen. Ein tetanischer Anfall ist eine lebensbedrohliche Sonderform des tetanischen Syndroms. Bei einem tetanischen Anfall treten zunächst Störungen des Gefühls wie beispielsweise ein Kribbeln vor allem um den Mund sowie an Händen und Armen, selten an den Beinen auf. Danach kommt es zu Verkrampfungen der Muskulatur. Die Hände nehmen eine sogenannte Pfötchen- oder Geburtshelferstellung ein (siehe Abbildung 2). Durch eine Verkrampfung der Muskulatur um den Mund formt sich der Mund zu einem sogenannten Karpfen- oder Fischmund (siehe Abbildung 3). Die Füsse können sich zu einem Spitzfuss verkrampfen. Ein Zusammenziehen der Darm- und Blasenmuskulatur äussert sich mit Bauchschmerzen, Durchfällen und Harndrang. Insbesondere bei Kindern können sich die Kehlkopfmuskeln verkrampfen, was eine lebensbedrohliche Atemnot zur Folge hat. Das Bewusstsein von Betroffenen eines solchen tetanischen Anfalls ist in der Regel nicht eingeschränkt. Ein Viertel der Patienten mit einem Parathormonmangel ist trotz des Kalziummangels aber nicht von einem solchen tetanischen Anfall betroffen.

Abbildung 2: Pfötchen- oder Geburtshelferstellung der Hand
Pfötchen- oder Geburtshelferstellung der Hand, Symptome einer Nebenschilddrüsenunterfunktion

Durch den Phosphatüberschuss sind die Muskeln und Nerven des Betroffenen ebenfalls leichter erregbar. Zudem kann der Phosphatüberschuss zu einem lästigen Juckreiz und zu einer Rötung der Bindehäute der Augen (siehe Abbildung 4) führen.

Der anhaltende Kalziummangel und Phosphatüberschuss im Blut bei fehlender Therapie des Parathormonmangels können nach einer gewissen Zeit zudem zu Veränderungen wie Verkalkungen in verschiedenen Organen des Körpers führen. Häufige Veränderungen finden sich in den Augen und dem Gehirn. So treten in den Augenlinsen Verkalkungen auf. Diese Verkalkungen werden in der Fachsprache tetanische Katarakt genannt. Wie bei dem im Alter häufig auftretenden grauen Star werden die Augenlinsen durch die Verkalkungen getrübt.

Das Sehen wird langsam aber sicher eingeschränkt. Wasser kann sich zudem in den Sehnerv einlagern. Diese Wassereinlagerung zeigt sich in einer plötzlichen Verschlechterung des Sehvermögens. Verkalkungen in bestimmten Gehirnarealen sind ebenfalls häufig. Sie werden unter dem Begriff Morbus Fahr zusammengefasst. Verkalkungen im Gehirn äussern sich mit Kopfschmerzen, Bewegungsstörungen, Sprachstörungen und langsam fortschreitender b. Eine Demenz ist eine Veränderung, die sich mit zunehmender Störung des Gedächtnisses, des Denkens, der Urteilsfähigkeit, der Intelligenz und der Orientierung zeigt. Häufig führt eine Demenz bei dem Betroffenen zudem zu einer Veränderung der Persönlichkeit und einer Beeinträchtigung im sozialen und beruflichen Umfeld. Im Kindesalter sind Zahnentwicklungsstörungen und Minderwuchs Folgen einer unbehandelten Nebenschilddrüsenunterfunktion.

Betroffene eines Pseudohypoparathyreoidismus zeigen die gleichen Beschwerden wie Betroffene eines Hypoparathyreoidismus. Kleinwuchs, ein rundes Gesicht, kurze Mittelhand- und Mittelfussknochen treten hinzu. Einschränkungen der Intelligenz sind möglich.

Diagnose

Abbildung 3: Fisch- oder Karpfenmund
Fisch- oder Karpfenmund, Symptome bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüse

Verspüren Personen Veränderungen oder Beschwerden im Sinne eines Parathormonmangels, sollten sie einen Arzt zur weiteren Abklärung und bei Bedarf zur Behandlung aufsuchen. Die Diagnose eines Parathormonmangels als Folge einer Schilddrüsen- oder Nebenschilddrüsenoperation wird meist noch während des gleichen Spitalaufenthaltes anhand der Beschwerden und der Menge an Kalzium im Blut des Betroffenen gestellt.

Der Arzt wird den Betroffenen in einem ausführlichen Gespräch nach Beschwerden und Veränderungen fragen, die ihm einen Hinweis auf einen Parathormonmangel geben. Weiter wird er sich nach durchgemachten oder noch anhaltenden Erkrankungen und Therapien erkundigen, die  einen Parathormonmangel zur Folge haben können. Vor allem bei Patienten, bei denen in der Vorgeschichte Operationen insbesondere der Schilddrüse und der Nebenschilddrüsen oder Bestrahlungen im Bereich des Halses durchgeführt wurden, kann in der Folge ein Parathormonmangel auftreten.

Anschliessend wird der Arzt den Betroffenen von Kopf bis Fuss untersuchen. Die Steigerung der Nerven- und Muskelerregbarkeit bei einem Betroffenen kann mit einigen einfachen Untersuchungsschritten belegt werden. Leichtes Beklopfen der Wange vor den Ohren mit dem Finger führt zum Zucken der Muskulatur um den Mund (siehe Abbildung 1). Durch das Stauen des Bluts im Oberarm eines Betroffenen mit einer Blutdruckmanschette verkrampft sich die Hand des gleichen Armes in der Pfötchenstellung (siehe Abbildung 2). Mit einer weiteren Untersuchung, einem sogenannten Elektromyogramm, kann die vermehrte Erregbarkeit des Muskels genau gemessen werden. Im Normalfall ist diese Untersuchung aber nicht notwendig, um die Diagnose einer Nebenschilddrüsenunterfunktion zu stellen.

Im Blut von Betroffenen eines Parathormonmangels finden sich eine verminderte Parathormonmenge, eine verminderte Kalziummenge und eine vermehrte Phosphatmenge. Je nach Ursache der Nebenschilddrüsenunterfunktion können im Blut Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper, nachgewiesen werden. Beim Pseudohypoparathyreoidismus besteht ebenfalls ein Kalziummangel und ein Phosphatüberschuss. Die Parathormonmenge im Blut ist im Gegensatz zum Parathormonmangel aber deutlich erhöht.

Therapie

Abbildung 4: Rötung der Bindehaut eines Auges
Rötung der Bindehaut eines Auges, Symptome bei einer Nebenschilddrüsenunterfunktion

Tritt nach einer Operation im Bereiche des Halses mit gewollter oder versehentlicher Entfernung der Nebenschilddrüsen ein Parathormonmangel auf, ist es teilweise möglich Nebenschilddrüsengewebe zurück in den Hals oder in einen Arm zu verpflanzen. Zum Teil wächst das Nebenschilddrüsengewebe dann im Hals oder im Arm ein und wird von seiner Umgebung ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Dieses Nebenschilddrüsengewebe kann dann meist genügend Parathormon produzieren, um den Bedarf des Körpers an Parathormon zu decken. Gelingt eine solche Verpflanzung von Nebenschilddrüsengewebe zurück in den Körper eines Betroffenen, ist dieser anschliessend geheilt.

Es sollten aber weiterhin regelmässige Kontrollen der Kalziummenge im Blut bei einem Arzt durchgeführt werden, da der Erfolg der Nebenschilddrüsenverpflanzung auch nur vorübergehend sein und der Betroffene zu einem späteren Zeitpunkt erneut an einem Parathormonmangel leiden kann.
Ist eine solche Verpflanzung von Nebenschilddrüsengewebe nicht erfolgreich oder gar nicht möglich, muss eine Behandlung mit Medikamenten durchgeführt werden. Das Ziel der Behandlung eines Parathormonmangels mit Medikamenten ist es, den Kalziummangel im Blut zu beheben. Wird die Kalziummenge im Blut normalisiert, verschwinden in der Regel die Beschwerden der Nebenschilddrüsenunterfunktion.

Die Kalziummenge im Blut kann durch die Einnahme von Kalzium und Vitamin D erhöht werden. Die Einnahme von Kalzium in Tablettenform oder als Brausetablette garantiert ein gleichmässiges Angebot an Kalzium im Darm. Das Vitamin D sorgt dann für eine vermehrte Aufnahme dieses Kalziums aus dem Darm ins Blut. Auf diese Weise nimmt die Menge an Kalzium im Blut zu und normalisiert sich. Da der Vitamin D-Bedarf nicht bei allen Betroffenen gleich ist, wird mit einer geringen Menge an Vitamin D in Tablettenform oder als Brausetablette begonnen. Würde der Betroffene nämlich zu viel Vitamin D einnehmen, könnte dies zu einem Kalziumüberschuss mit seinen Folgen führen. Die Kalziummenge im Blut muss deshalb regelmässig von einem Arzt kontrolliert werden. Hat es dann zu viel oder zu wenig Kalzium im Blut, wird der Arzt die Menge an Kalzium und an Vitamin D, die der Betroffene einnehmen soll, anpassen.

Beim lebensbedrohlichen tetanischen Anfall muss eine sofortige Behandlung in einem Spital, am besten auf einer Intensivstation ,begonnen werden. Dabei wird dem Betroffenen des tetanischen Anfalls unter anderem Kalzium als Infusion in eine Vene gegeben.

Der Pseudohypoparathyreoidismus, bei dem es eigentlich genügend Parathormon im Körper hat, die Zellen des Körpers aber die Befehle des Parathormons nicht verstehen und deshalb nicht befolgen, wird ebenfalls mit der Einnahme von Vitamin D und Kalzium behandelt. Teilweise hören die Organe des Körpers nach der Einnahme von Vitamin D vorübergehend oder sogar für immer auf die Anordnungen des Parathormons. Eine Behandlung des Pseudohypoparathyreoidismus ist in diesem Fall vorübergehend oder lebenslang nicht mehr notwendig. Die Kalziummenge im Blut sollte aber weiterhin in regelmässigen Abständen bei einem Arzt kontrolliert werden, damit bei Wiederauftreten des Pseudohypoparathyreoidismus frühzeitig eine Behandlung begonnen werden kann.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin, Dr. Julia Feucht, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Doris de Marco Stalder, Endokrinologie-Diabetologie FMH
Keywords:Nebenschilddrüsenunterfunktion, Hypoparathyreoidismus, Parathormonmangel, Mangel an Parathormon, Parathormonunterproduktion, Parathormon, Kalzium, Calcium, Vitamin D, Hypokalzämie, Hyperphosphatämie, Pseudohypoparathyreoidismus, tetanisches Syndrom, tetanischer Anfall, Tetanismus, tetanische Demenz, tetanische Katarakt, tetanische Cataract, Pfötchenstellung, Geburtshelferstellung, Karpfenmund, Fischmund, Morbus Fahr
ICD-10:E20
Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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