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Harnfistel

Synonyme: Urinfistel

Allgemeines

Harnfistel, Urinfistel, Verbindung zwischen Harnblase und Scheide, unkontrollierter Abfluss von Urin, Harninkontinenz, Urininkontinenz

Die Harnfistel ist ein zusätzlicher, fehlerhaft angelegter Ausgang der Harnblase. Sie mündet meist nicht direkt an der Körperoberfläche, sondern führt als dünner Gang zu den Geschlechtsorganen, wo der Urin dann beispielsweise in die Vagina abfliesst. Die Harnfistel ist eine eher seltene Ursache von ungewolltem und unkontrollierbarem Urinverlust (Inkontinenz).

Die häufigste Ursache für die Entstehung einer Harnfistel ist ein bösartiger Tumor, der von einem Organ zum anderen wächst. Ein Blasentumor kann so beispielsweise in die Scheide einbrechen und eine Verbindung schaffen, durch den dann Urin abfliesst.

Gerade wenn der Tumor durch eine Strahlentherapie behandelt wird, steigt dass Risiko einer Fistelbildung. Der Grund hierfür ist, dass das bestrahlte Gebiet zur Vernarbung und einer schlechteren Wundheilung neigt, was beides die Entstehung von Fisteln begünstigt. Zudem kann nicht verhindert werden, dass auch das an den Tumor angrenzende, gesunde Gewebe von den Strahlen beschädigt wird.

Fisteln können aber auch auf Grund von Verletzungen entstehen. Als Verletzungsursache kommen dabei nicht nur Unfälle in Frage. Auch bei Operationen oder während der Geburt können Verletzungen entstehen, welche die Entstehung einer Fistel begünstigen.

Symptome

Anders als bei den häufigen Arten von Blasenschwäche tritt der Urinverlust bei der Harnfistel nicht nur in bestimmten Situationen auf. Durch den Fistelgang kann der Urin eigentlich ständig abfliessen. Die Betroffenen leiden an kontinuierlichen Harnverlust rund um die Uhr. Je nachdem wie die Fistel verläuft, tritt der Urin an unterschiedlichen Stellen aus. Am häufigsten fliesst er über die Scheide ab, wobei in gewissen Fällen die Fistelöffnungen auch direkt an der Haut oder im Darm gefunden werden.

Der ständige, ungewollte Urinabgang stellt für die Betroffenen eine erhebliche psychische Belastung und ein grosses soziales und gesellschaftliches Problem dar. Zudem ist der Intimbereich dadurch dauernd feucht, was leicht zu Hautreizungen oder Infektionen führt. Bakterien finden in diesem feuchten und warmen Milieu optimale Bedingungen, um sich zu vermehren und Entzündungen zu verursachen.

Diagnose

Für die Diagnose einer Harnfistel ist das wichtigste Symptom der konstante, unkontrollierbare Verlust von Urin. Neben der Harnfistel kommt dafür nur noch eine Fehlmündung der ableitenden Harnleiter in Frage. Diese Harnleiter, die den Urin von den Nieren in die Harnblase ableiten sollten, münden in diesem Fall nicht in der Harnblase, sondern meistens in der Scheide. Deshalb wird der Urin also nicht in der Harnblase gesammelt und dann portionenweise entleert, sondern tritt kontinuierlich in die Scheide aus. Da diese Fehlbildung immer angeboren ist, bestehen die Beschwerden, im Unterschied zur Harnfistel, seit der Kindheit. Eine Harnfistel tritt dagegen eher im Erwachsenenalter, zum Beispiel im Anschluss an eine Tumorbehandlung, auf.

Zum Beweis einer Harnfistel dient eine Untersuchung mit farbig markiertem Urin. Die Farbe wird entweder durch die Harnröhre hindurch in die Harnblase, oder aber in den Blutkreislauf gespritzt. Im zweiten Fall gelangt die Farbe in den Urin, indem die Nieren den Farbstoff aus dem Blut filtern und in den Urin abgeben.

Der Weg des gefärbten Urins wird dann weiterverfolgt, so dass zum Beispiel bei einer Blasen-Scheiden-Fistel der Austritt von gefärbter Flüssigkeit aus der Scheide beobachtet werden kann.

Je nach Untersuchungsergebnis ist es notwendig, weitere Abklärungen wie beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung der Harnblase und der Geschlechtsorgane, oder eine kleine Gewebeentnahme aus dem Fistelgang durchzuführen. So wird beispielsweise eine Gewebeentnahme dann durchgeführt, wenn als Ursache der Harnfistel ein Tumor vermutet wird. Dabei wird mit einer Hohlnadel ein kleiner Gewebezylinder aus dem Fistelgang entnommen, und nach entsprechender Aufbereitung unter einem Mikroskop genau untersucht.

Therapie

Die Therapie einer Harnfistel erfolgt in erster Linie chirurgisch. Nur ganz kleine Fisteln können sich von selbst wieder verschliessen, so dass bei allen anderen Fällen eine Operation notwendig ist. Meistens wird dabei die Fistel entfernt und das entstehende Loch zugenäht.

Hat ein Tumor die Fistel verursacht, gestaltet sich die Operation bisweilen kompliziert. Es müssen dann oft aufwändigere Eingriffe durchgeführt werden, bei denen beispielsweise eine künstliche Blase aus einem Stück Darm hergestellt werden muss.

Die Ursache der Harnfistel bestimmt auch den Zeitpunkt, an dem die Harnfistel operiert werden muss. Beim Vorliegen eines Krebsleidens wird in der Regel möglichst schnell operiert. Anders verhält es sich, wenn in der fraglichen Region eine starke Entzündung gefunden wird. In dem Fall empfiehlt es sich, mit der Operation zuzuwarten, bis die Entzündung abgeheilt ist.

Autor/in:Ursula Hofer, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Harnfistel, Urinfistel, fehlerhaft angelegter Ausgang der Harnblase, Inkontinenz, bösartiger Tumor, Strahlentherapie, kontinuierlicher Harnverlust
ICD-10:N32.2, N36.0, N82.0
Zuletzt geändert:05.11.2016Zum Seitenanfang
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