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Vitamin B12

Synonyme: Cobalamin, Coenzym B12, Extrinsic Faktor, Antiperniziosa Faktor

Zusammenfassung

Vitamin B12, auch Cobalamin, Antiperniziosa Faktor, Extrinsic Faktor oder Coenzym B12 genannt, ist ein Vitamin, das im Körper für die Herstellung der Erbsubstanz, für das Funktionieren der Nerven und für die Aktivierung der Folsäure benötigt wird. Der Mensch kann seinen täglichen Vitamin B12-Bedarf mit einer ausgewogenen Ernährung decken.

Wird der Vitamin B12-Bedarf des Körpers nicht gedeckt, entsteht ein Vitamin B12-Mangel. Verschiedene Ursachen können zu einem Vitamin B12-Mangel führen. Betroffene eines Vitamin B12-Mangels leiden unter anderem an einer typischen Blutarmut. Die Diagnose eines Vitamin B12-Mangels wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung und/oder Blutuntersuchungen gestellt. Die Behandlung des Vitamin B12-Mangels hängt von seiner Ursache ab, wobei dem Körper wieder ausreichend Vitamin B12 zugeführt werden muss.

Ein Vitamin B12-Überschuss mit Beschwerden wegen einer übermässigen Zufuhr von Vitamin B12 ist auch bei Einnahme von sehr grossen Vitamin B12-Mengen bisher unbekannt.

Allgemeines

Vitamine sind Substanzen, die der menschliche Körper für lebenswichtige Aufgaben benötigt. Deshalb erhielten die Vitamine auch ihren Namen. Denn Vita kommt aus der lateinischen Sprache und bedeutet Leben. Vitamine kann der menschliche Körper aber nicht selbst herstellen, sondern muss sie regelmässig mit der Nahrung aufnehmen. Von den bisher bekannten Vitaminen sind 13 für den Menschen notwendig.

Eines dieser 13 Vitamine ist das Vitamin B12, das auch Cobalamin, Antiperniziosa Faktor, Extrinsic Faktor oder Coenzym B12 genannt wird. Vitamin B12 gehört, wie es der Name sagt, zu der grossen Gruppe der B-Vitamine.

Funktion

Vitamin B12 ist bei verschiedenen Abläufen im Stoffwechsel beteiligt. So ist es auch absolut notwendig für die Herstellung der Erbsubstanz, der sogenannten DNS oder DNA. Bei jeder Zellvermehrung und Zellerneuerung muss für die neuen Zellen neue Erbsubstanz hergestellt werden. Vitamin B12 wird deshalb in allen Zellen des Körpers in ausreichender Menge benötigt, wobei ein Fehlen von Vitamin B12 sich zuerst in den Zellen des Körpers bemerkbar macht, die wie die Blutzellen und die Zellen der Schleimhäute sehr oft erneuert werden müssen. Daneben wird Vitamin B12 für das Funktionieren der Nerven und die Aktivierung der Folsäure benötigt, welche ein anderes lebensnotwendiges Vitamin ist.

Bedarf & Vorkommen

Damit der Körper genügend Vitamin B12 zur Verfügung hat, muss täglich Vitamin B12 mit der Nahrung aufgenommen werden. Der tägliche Vitamin B12-Bedarf des Körpers eines erwachsenen Menschen beträgt etwa 0,003 Milligramm Vitamin B12. Dies ist zwar eine sehr geringe Menge, aber in der Nahrung ist auch nur sehr wenig Vitamin B12 enthalten. Der tägliche Bedarf ist bei schwangeren und stillenden Frauen erhöht.

In der Nahrung ist Vitamin B12 vor allem in tierischen Lebensmitteln, wie Leber, Niere, Fleisch, Fisch, Eiern, Milch und Milchprodukten, enthalten. In sehr geringen Mengen enthalten auch gewisse pflanzliche Lebensmittel, insbesondere Sauerkraut, Vitamin B12. Mit einer rein pflanzlichen Ernährung ist es deshalb kaum möglich, den täglichen Bedarf an Vitamin B12 zu decken.

Vitamin B12-Mangel

Allgemeines

Kann der Körper nicht genügend Vitamin B12 mit der Nahrung aufnehmen, um seinen Vitamin B12-Bedarf zu decken, entsteht ein Vitamin B12-Mangel. In Industrieländern ist ein Vitamin B12-Mangel selten.

Ursachen

Ursachen für einen Vitamin B12-Mangel sind eine Mangelernährung oder eine mangelhafte Aufnahme des Vitamin B12 aus der Nahrung in den Körper.

In Industrieländern ist ein Vitamin B12-Mangel wegen einer Mangelernährung aber nur sehr selten. Bis nämlich ein ernährungsbedingter Vitamin B12-Mangel mit Beschwerden auftritt, darf die Nahrung während Jahren bis Jahrzehnten kein Vitamin B12 enthalten. Eine Mangelernährung kann entweder eine Unterernährung oder eine Fehlernährung sein. Bei einer Unterernährung besteht ein Mangel an allen Nährstoffen, sodass der Bedarf des Körpers mit der Nahrung nicht gedeckt werden kann. Bei einer Fehlernährung ist das Nahrungsangebot eigentlich ausreichend, aber durch eine falsche Zusammensetzung der Nahrung mit einem zu geringen Anteil an Vitaminen wird dem Körper trotzdem zu wenig Vitamin B12 mit der Nahrung zugeführt und ein Vitamin B12-Mangel entsteht.

Vor allem beim völligen Verzicht auf tierische Lebensmittel ist es schwierig den täglichen Vitamin B12-Bedarf zu decken. Mangelernährung ist insbesondere in Entwicklungsländern weit verbreitet. Aber auch in Industrieländern kann eine Fehlernährung oder eine Unterernährung insbesondere in Alters- und Pflegeheimen, in Spitälern, bei Alkoholsucht, bei Obdachlosen und bei Menschen unter grossem Termin- und Zeitdruck vorkommen.

Dabei ist in Alters- und Pflegeheimen sowie in Spitälern in der Regel nicht allein eine falsche Nahrungszusammenstellung für die mangelhafte Zufuhr von Nahrungsbestandteilen verantwortlich, sondern die Personen in Alters- und Pflegeheimen sowie Spitälern können oder wollen wegen Veränderungen des Alters, unterschiedlichen Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten oder während und nach verschiedenen Behandlungen wie Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen nicht ausreichend von einzelnen, mehreren oder allen Nahrungsbestandteilen zu sich nehmen. Ausserdem hat der Körper dieser Personen wegen des Alters, Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten oder verschiedenen Behandlungen oft auch andere Bedürfnisse.

Häufiger als eine Mangelernährung führt eine mangelhafte Aufnahme des Vitamin B12 aus der Nahrung zu einem Vitamin B12-Mangel. Bei einer mangelhaften Aufnahme des Vitamin B12 aus der Nahrung in den Körper erhält der Körper eigentlich genügend Vitamin B12 mit der Nahrung, um seinen Bedarf zu decken. Wegen unterschiedlichen Störungen im Körper kann der Körper aber nicht genügend von diesem Vitamin B12 in den Körper aufnehmen und es entsteht ein Vitamin B12-Mangel, der von einem Mangel weiterer Nährstoffe begleitet sein kann.

Meist ist eine Störung des Endstücks des Dünndarms oder des Magens für eine solche mangelhafte Vitamin B12-Aufnahme verantwortlich. Denn das Endstück des Dünndarms, das sogenannte Ileum, ist der Ort des Körpers, an dem das Vitamin B12 aus der Nahrung in den Körper aufgenommen wird. Diese Aufnahme von Vitamin B12 aus der Nahrung in den Körper ist aber nur möglich, wenn die Schleimhaut des Magens zuvor den sogenannten Intrinsic Factor hergestellt hat. Ohne diesen Intrinsic Factor kann der Körper kaum Vitamin B12 aus der Nahrung in den Körper aufnehmen. Sehr selten ist die Störung der Produktion des Intrinsic Factors in der Schleimhaut des Magens angeboren.

Symptome

Abbildung 1: Vermehrte Blutungsneigung mit punktförmigen Blutungen in der Haut & einem Bluterguss
Vermehrte Blutungsneigung mit punktförmigen Blutungen in der Haut & einem Bluterguss, Symptom bei Vitamin B12-Mangel, Beschwerden bei Vitamin B12-Mangel

Beim Vitamin B12-Mangel ist die Produktion der Blutzellen gestört. Betroffene leiden daher an einer Blutarmut mit einem Mangel an roten Blutkörperchen, Blutplättchen und weissen Blutkörperchen. In der Fachsprache wird von der Vitamin-B12-Mangelanämie, der perniziösen Anämie oder der Perniziosa gesprochen. Ein Mangel an roten Blutkörperchen führt bei Betroffenen zu Blässe, Leistungseinbusse, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Atembeschwerden, ein Mangel an Blutplättchen zu einer vermehrten Blutungsneigung mit Schleimhautblutungen, punktförmigen Blutungen in der Haut und Blutergüssen (siehe Abbildung 1), und ein Mangel an weissen Blutkörperchen zu erhöhter Anfälligkeit für Infekte.

Eine gestörte Teilung der Zellen der Schleimhäute führt zu einer Verdünnung der Schleimhäute von Zunge, Mund und Darm. Diese Veränderungen gehen mit Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Durchfällen, Verstopfung, Bauchschmerzen und einer entzündeten, glatten, geröteten Zunge (siehe Abbildung 2) einher. Schädigungen im Rückenmark, die durch das fehlende Vitamin B12 verursacht werden, führen zu Fühlstörungen wie Kribbeln oder Verlust des Fühlens an Händen und Füssen, Bewegungsstörungen, Lähmungen und teilweise psychischen Beschwerden wie mangelhafter Merkfähigkeit, Depression, Verwirrtheit oder Wahnideen.

Abbildung 2: Entzündete, glatte, gerötete Zunge
Entzündete, glatte, gerötete Zunge, Symptome bei Vitamin B12-Mangel, Beschwerden bei Vitamin B12-Mangel

Tritt der Vitamin B12-Mangel gemeinsam mit einem Mangel eines oder mehrerer anderer Nährstoffe auf, können weitere Beschwerden zu denjenigen des Vitamin B12-Mangels hinzutreten. Diese Beschwerden werden in den entsprechenden Texten aufgeführt.

Häufiger als der seltene Vitamin B12-Mangel ist in Industrieländern eine nicht ganz optimale Vitamin B12-Versorgung, die sich bei Betroffenen mit Leistungseinbussen, geschwächter Infektabwehr und vermehrter Infektanfälligkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen und Müdigkeit äussern kann.

Diagnose

reten bei einer Person Beschwerden eines Vitamin B12-Mangels auf, sollte sie einen Arzt zur weiteren Abklärung und bei Bedarf zur Behandlung aufsuchen. Der Arzt wird den Betroffenen in einem ausführlichen Gespräch nach Beschwerden und Veränderungen fragen, die ihm einen Hinweis auf einen Vitamin B12-Mangel geben. Weiter wird er sich nach Nahrungsgewohnheiten, wie dem völligen Verzicht auf tierische Lebensmittel, und Krankheiten erkundigen, die einen Vitamin B12-Mangel verursachen können. Anschliessend wird der Arzt den Betroffenen von Kopf bis Fuss untersuchen.

Hat der Arzt aufgrund des Gesprächs und der körperlichen Untersuchung den Verdacht auf einen Vitamin B12-Mangel, kann er diesen Verdacht mithilfe einer Blutentnahme mit Messung der Menge an Vitamin B12 im Blut bestätigen. Eine verminderte Menge an Vitamin B12 im Blut bestätigt den Verdacht auf einen Mangel an Vitamin B12. Zudem kann im Blut eine für den Vitamin B12-Mangel typische Verminderung der roten Blutkörperchen, der Blutplättchen und der weissen Blutkörperchen nachgewiesen werden.

Mit weiteren Untersuchungen muss die Ursache für den Vitamin B12-Mangel gesucht werden, wenn sie nicht bereits bekannt ist. Dabei können auch eine für den Magen- und/oder eine Darmspiegelung notwendig werden. Daneben wird der Arzt überprüfen, ob die betroffene Person neben dem Mangel an Vitamin B12 noch an einem Mangel eines anderen Nährstoffs leidet.

Therapie

Die Behandlung des Vitamin B12-Mangels hängt von seiner Ursache ab. Es sollte immer die Ursache bekämpft werden, wenn dies möglich ist. Ist eine zu geringe Zufuhr von Vitamin B12 wegen einer Unter- oder Fehlernährung für den Vitamin B12-Mangel verantwortlich, muss versucht werden, die Nahrung so umzustellen oder mit Vitaminpräparaten zu ergänzen, dass der Körper wieder ausreichend Vitamin B12 erhält.

Entsteht ein Vitamin B12-Mangel aufgrund einer mangelhaften Vitamin B12-Aufnahme aus der Nahrung im Rahmen von Krankheiten des Magens oder des Endstücks des Dünndarms, müssen diese Krankheiten, wenn möglich, behandelt werden. Zudem muss bis zur erfolgreichen Behandlung oder, wenn die Krankheiten nicht behandelt werden können, auf Dauer dafür gesorgt werden, dass der Vitamin B12-Bedarf des Körpers des Betroffenen gedeckt wird. Dabei muss den Betroffenen das Vitamin B12 direkt in den Muskel gespritzt werden. Denn der Körper kann wegen der Krankheiten des Magens oder des Endstücks des Dünndarms, wie oben beschrieben, nicht genügend Vitamin B12 aus der Nahrung aufnehmen. Das Vitamin B12 könnte den Betroffenen bei einer mangelnden Aufnahme des Vitamin B12 aus der Nahrung auch zusammen mit dem Intrinsic Factor zum Schlucken gegeben werden, wenn das Endstück des Dünndarms gesund ist. Heutzutage wird aber die Gabe von Vitamin B12 als Spritze in den Muskel bevorzugt.

Leidet die betroffene Person neben dem Vitamin B12-Mangel noch an einem Mangel weiterer Nährstoffe, soll auch dieser behandelt werden.

Vitamin B12-Überschuss

Eine Vitamin B12-Überschuss mit Beschwerden wegen einer übermässigen Zufuhr von Vitamin B12 ist auch bei Einnahme von sehr grossen Vitamin B12-Mengen bisher unbekannt.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin, Dr. Julia Feucht, Ärztin
Editor/in:Diana Gulli, dipl. Ernährungsberaterin HF
Keywords:Vitamin B12, Cobalamin, Antiperniziosa-Faktor, Extrinsic-Faktor, Coenzym B12, Extrinsic Factor, Extrinsic Faktor, Antiperniziosa Faktor, Vitamin B12-Mangel, Mangel an Vitamin B12, Vitamin B12-Überschuss, Überschuss an Vitamin B12, Hypervitaminose B12, Vitamin B12-Intoxikation, Hypovitaminose B12, Vitamine, Perniziosa, perniziöse Anämie, Intrinsic Factor, Intrinsic-Faktor, Intrinsic Faktor, perniciöse Anämie, Perniciosa, Anaemia perniciosa, Morbus Biermer, Vitamin-B12-Mangelanämie, Vitamin B12-Mangel-Anämie, Cobalamin-Mangel, Cobalamin-Überschuss
ICD-10:E53.8, D51
Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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