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Selen

Synonyme: Se, Selenium

Zusammenfassung

Selen ist ein Spurenelement, das im menschlichen Körper als Baustein für zahlreiche Eiweisse, für den Schutz von Zellen, für die Aktivierung der Schilddrüsenhormone, für die Stärkung des Abwehrsystems und für die Fruchtbarkeit von Männern benötigt wird. Der Mensch kann seinen täglichen Selenbedarf mit einer ausgewogenen Ernährung decken.

Wird der Selenbedarf des Körpers nicht gedeckt, entsteht ein Selenmangel. Verschiedene Ursachen können zu einem Selenmangel führen. Betroffene eines Selenmangels leiden an verschiedenen Beschwerden, wozu auch die Keshan-Krankheit, die Kaschin-Beck-Krankheit und der myxödematöse endemische Kretinismus gehören. Die Diagnose eines Selenmangels wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung und Blutuntersuchungen gestellt. Die Behandlung des Selenmangels hängt von seiner Ursache ab, wobei dem Körper wieder ausreichend Selen zugeführt werden muss.

Erhält der Körper zu viel Selen entsteht ein Selenüberschuss, auch Selenvergiftung genannt. Solch ein Selenüberschuss mit verschiedenen Beschwerden tritt vor allem bei Einnahme von zu viel Selentabletten oder beim Einatmen von Selenstaub auf. Die Behandlung der Selenvergiftung hängt von ihren Beschwerden ab, wobei eine weitere Selenzufuhr vermieden werden muss.

Allgemeines

Spurenelemente sind Substanzen, die der menschliche Körper für lebenswichtige Aufgaben benötigt. Da sie trotz ihrer Wichtigkeit aber nur in sehr geringer Menge, sozusagen nur in Spuren, im menschlichen Körper vorkommen, erhielten die Spurenelemente ihren Namen. Spurenelemente kann der menschliche Körper aber nicht selbst herstellen, sondern muss sie regelmässig mit der Nahrung, mit dem Trinkwasser und über die Atemluft aufnehmen.

Eines der Spurenelemente, die der Körper benötigt, ist das Selen. Selen wird mit den Buchstaben Se abgekürzt. Im Körper eines erwachsenen Menschen werden etwa 10 bis 20 Milligramm Selen gespeichert. Davon wird der grösste Teil in Niere, Leber, Muskulatur und Skelett gelagert.

Funktion

Selen wird im Körper als Baustein für zahlreiche Eiweisse benötigt. Dabei schützt Selen als Bestandteil eines Eiweisses die Zellen des Körpers vor dem schädigenden Einfluss gewisser Substanzen. Diese Substanzen können die Zellen im Körper zerstören oder deren Erbsubstanz so beschädigen, dass Fehler in der Erbsubstanz auftreten.

Die fehlerhaften Zellen können sich dann ohne Erlaubnis oder Aufforderung des Körpers sooft teilen, wie sie wollen, sodass bösartige Tumorerkrankungen, im Volksmund Krebs genannt, entstehen. Wegen diesem Zusammenhang wird vermutet, dass Selen nicht nur einen Schutz vor Zellschädigungen, sondern auch einen Schutz vor der Entstehung gewisser bösartiger Tumorerkrankungen bietet.

Zudem ist Selen als Bestandteil eines anderen Eiweisses für die Aktivierung der Schilddrüsenhormone verantwortlich, die vom Körper benötigt werden, da sie in beinahe jeder einzelnen Zelle des Körpers den Stoffwechsel anregen. Daneben stärkt Selen das Abwehrsystem des Körpers, das sogenannte Immunsystem, und erhöht bei Männern die Fruchtbarkeit.

Bedarf & Vorkommen

Damit der Körper genügend Selen zur Verfügung hat, muss täglich Selen mit der Nahrung aufgenommen werden. Der tägliche Selenbedarf des Körpers eines erwachsenen Menschen beträgt Schätzungen zufolge etwa 0,03 bis 0,07 Milligramm Selen.

Weltweit enthalten die Böden unterschiedlich viel Selen. In der Schweiz sind sie Selen-arm, sodass sowohl Pflanzen als auch Tiere, die auf diesen Böden leben und sich von ihnen ernähren, sowie die aus diesen Pflanzen und Tieren gewonnenen Lebensmittel nur wenig Selen enthalten.

In der Nahrung ist dabei insgesamt relativ viel Selen in Fisch, Fleisch, Leber, Eiern, Linsen, Spargeln und Getreideprodukten enthalten. Somit sollte der tägliche Selenbedarf des Körpers in der Schweiz mit einer ausgewogenen Ernährung gedeckt werden können.

Selenmangel

Allgemeines

Kann der Körper nicht genügend Selen mit der Nahrung aufnehmen, um seinen Selenbedarf zu decken, entsteht ein Selenmangel. Ein Selenmangel ist in der Schweiz selten. Vor allem bei Frühgeborenen und bei Personen, die an einer Alkoholsucht leiden, kann in der Schweiz ein Selenmangel beobachtet werden.

Ursachen

Ursachen für einen Selenmangel sind eine Mangelernährung, eine mangelhafte Aufnahme des Selens aus der Nahrung in den Körper und ein erhöhter Selenbedarf des Körpers.

Eine Mangelernährung kann entweder eine Unterernährung oder eine Fehlernährung sein. Bei einer Unterernährung besteht ein Mangel an allen Nährstoffen, sodass der Bedarf des Körpers mit der Nahrung nicht gedeckt werden kann. Bei einer Fehlernährung ist das Nahrungsangebot eigentlich ausreichend, aber durch eine falsche Zusammensetzung der Nahrung mit einem zu geringen Anteil an Spurenelementen wird dem Körper trotzdem zu wenig Selen mit der Nahrung zugeführt und ein Selenmangel entsteht.

Mangelernährung ist insbesondere in Entwicklungsländern weit verbreitet. Aber auch in Industrieländern kann eine Fehlernährung, beispielsweise bei einseitigen Diäten oder bei veganer Ernährung mit vollständigem Verzicht auf tierische Lebensmittel, oder eine Unterernährung, wie oben erwähnt, insbesondere bei zu früh geborenen Kindern und bei Personen, die an einer Alkoholsucht leiden und sich nicht ausgewogen ernähren, vorkommen.

Bei einer mangelhaften Aufnahme des Selens aus der Nahrung erhält der Körper eigentlich genügend Selen mit der Nahrung, um seinen Bedarf zu decken. Wegen unterschiedlichen Krankheiten im Magen-Darm-Trakt kann der Körper nicht mehr genügend von diesem Selen aus der Nahrung aufnehmen, um seinen Bedarf zu decken. Es entsteht somit ein Selenmangel, der von einem Mangel weiterer Nährstoffe begleitet sein kann.

Verschiedene Umstände können zudem den Selenbedarf des Körpers erhöhen. Dazu gehören  unter anderem gewisse Krebserkrankungen und Nierenerkrankungen, bei denen eine Blutwäsche, eine sogenannte Hämodialyse, notwendig ist. Nimmt eine Person unter diesen Umständen nicht mehr Selen mit der Nahrung auf als normalerweise, entsteht ein Selenmangel.

Symptome

Abbildung 1: Fingernägel mit weissen Flecken
Fingernägel mit weissen Flecken, Symptome von Selenmangel, Folgen von Mangel an Selen, Beschwerden bei Selenmangel

Ein Mangel an Selen kann Nagelveränderungen (siehe Abbildung 1), dünne, schuppige und blasse Haut, Aufhellung der Haare, Störungen der Leber, Erkrankungen der Muskulatur mit Muskelschwäche, Erkrankungen des Herzmuskels, eine Schilddrüsenunterfunktion mit einem Mangel an Schilddrüsenhormonen (siehe Abbildung 2) und eine Schwächung des Abwehrsystems des Körpers, des sogenannten Immunsystems, mit einer verminderten Widerstandskraft des Körpers gegen krankmachende Stoffe, wie Viren oder Umweltgifte, zur Folge haben. Gelenkbeschwerden, Unfruchbarkeit bei Männern und Wachstumsverzögerungen bei Kindern wurden ebenfalls beim Selenmangel beschrieben. Zudem weisen wissenschaftliche Studien darauf hin, dass ein Selenmangel  ausserdem zur Entstehung von Bluthochdruck und verschiedenen Herzkrankheiten beitragen und die Häufigkeit bösartiger Tumoren, im Volksmund Krebs genannt, erhöhen kann.

Abbildung 2: Beschwerden bei einer Unterfunktion der Schilddrüse
Beschwerden bei einer Unterfunktion der Schilddrüse, Mangel an Schilddrüsenhormonen aufgrund Selenmangel

Ein extremer Selenmangel, der in Industrieländern wie der Schweiz kaum vorkommt, kann beim Menschen verschiedene Krankheiten verursachen. Dazu gehören die Keshan-Krankheit, die Kaschin-Beck-Krankheit und der myxödematöse endemische Kretinismus. Alle drei Krankheiten kommen in der Schweiz dank dem breiten Nahrungsangebot kaum vor.Bei der Keshan-Krankheit bewirkt der Mangel an Selen eine Erkrankung des Herzmuskels, eine sogenannte Kardiomyopathie.

Durch die Erkrankung des Herzmuskels wird das Herz geschwächt. Betroffene leiden an Müdigkeit, verminderter Leistungsfähigkeit, Atembeschwerden und Ansammlung von Wasser in den Geweben, sogenannten Ödemen. Diese Wasseransammlungen äussern sich vor allem an den Beinen mit einer Schwellung und in der Lunge mit Atembeschwerden. Auch Herzrhythmusstörungen, die oft als Herzklopfen, Herzrasen oder Herzstolpern wahrgenommen werden und zu Durchblutungsstörungen von Herz oder Gehirn und Herzschwäche bis zum Herzstillstand führen können, wurden bei der Keshan-Krankheit beobachtet. Vor allem  Kinder und Jugendliche sind von der Keshan-Erkrankung betroffen. Gehäuft kommt sie in Tibet, in der Mongolei und in Sibirien vor.

Bei der Kaschin-Beck-Krankheit bildet sich wegen des Selenmangels der Gelenkknorpel zurück. Betroffene leiden an einer Arthrose mit Gelenk- und Rückenbeschwerden und an Wachstumsstörungen mit Kleinwuchs. Teilweise werden zudem Veränderungen der Blutgefässe mit Blutungen sowie Veränderungen der Nerven mit Störungen der Bewegung oder des Fühlens beschrieben. Die Kashin-Beck-Krankheit kommt insbesondere in Sibirien, in der Mongolei, in Nordkorea und in China vor.

Beim sogenannten myxödematösen endemischen Kretinismus führt der Selenmangel zu einem Mangel an Schilddrüsenhormonen bei schwangeren Frauen. Dieser Schilddrüsenhormonmangel stört die Entwicklung der Knochen und des Nervensystems beim ungeborenen Kind. Denn die Schilddrüsenhormone sind für die Entwicklung von Knochen und Nerven notwendig. So können diese betroffenen Kinder nach der Geburt an einem sogenannten Kretinismus leiden. Ein Kretinismus zeichnet sich durch Missbildungen des Skeletts mit Minderwuchs, durch Schwerhörigkeit mit Sprachstörungen bis zur Taubstummheit und durch geistige Unterentwicklung aus, da die Schilddrüsenhormone für die Entwicklung des Nervensystems und der Knochen wichtig sind. Das Kind kann geistig und körperlich schwer behindert sein.

Tritt ein Selenmangel gemeinsam mit einem Mangel eines oder mehrerer anderer Nährstoffe auf, können weitere Beschwerden zu denjenigen des Selenmangels hinzutreten, wobei ein Selenmangel meist mit einem Mangel an Vitamin E auftritt. Diese Beschwerden werden in den entsprechenden Texten aufgeführt.

Diagnose

Treten bei einer Person Beschwerden eines Selenmangels auf, sollte sie einen Arzt zur weiteren Abklärung und bei Bedarf zur Behandlung aufsuchen. Der Arzt wird den Betroffenen in einem ausführlichen Gespräch nach Beschwerden und Veränderungen fragen, die ihm einen Hinweis auf einen Selenmangel geben. Weiter wird er sich nach Nahrungsgewohnheiten und Krankheiten erkundigen, die einen Selenmangel verursachen können. Anschliessend wird der Arzt den Betroffenen von Kopf bis Fuss untersuchen.

Hat der Arzt aufgrund des Gesprächs und der körperlichen Untersuchung den Verdacht auf einen Selenmangel, kann er diesen Verdacht mithilfe einer Blutentnahme mit Messung der Menge an Selen im Blut und in den roten Blutkörperchen bestätigen. Eine Verminderung der Menge an Selen im Blut und in den roten Blutkörperchen bestätigt den Verdacht auf einen Mangel an Selen.

Mit weiteren Untersuchungen muss die Ursache für den Selenmangel gesucht werden, wenn sie nicht bereits bekannt ist. Zudem wird der Arzt überprüfen, ob die betroffene Person neben dem Mangel an Selen noch an einem Mangel eines anderen Nährstoffs leidet. Meist tritt ein Selenmangel in Kombination mit einem Vitamin E-Mangel auf.

Therapie

Die Behandlung des Selenmangels hängt von seiner Ursache ab. Es sollte immer die Ursache bekämpft werden, wenn dies möglich ist. Wird eine zu geringe Zufuhr von Selen durch eine Unter- oder eine Fehlernährung verursacht oder ist ein erhöhter Selenbedarf des Körpers für den Selenmangel verantwortlich, muss versucht werden, die Nahrung so umzustellen oder mit Selentabletten zu ergänzen, dass der Körper wieder ausreichend Selen erhält.

Entsteht ein Selenmangel wegen einer mangelhaften Selenaufnahme aus der Nahrung im Rahmen von Krankheiten des Verdauungstrakts, müssen diese Krankheiten, wenn dies möglich ist, behandelt werden. Zudem sollten die Betroffenen bis zur Heilung der Krankheiten oder, wenn die Krankheiten nicht geheilt werden können, auf Dauer täglich ausreichend Selen mit der Nahrung oder in Form von Präparaten, die Selen enthalten, zu sich nehmen.

Hat der Selenmangel zu Veränderungen des Herzmuskels oder der Gelenkknorpel geführt oder wurde ein Kind wegen eines Selenmangels während der Schwangerschaft mit einem Kretinismus geboren, muss mit unterschiedlichen Behandlungen versucht werden, den Betroffenen die auftretenden Beschwerden zu nehmen oder zumindest zu lindern. Denn die bereits aufgetretenen Veränderungen des Herzmuskels oder der Gelenkknorpel sowie der Kretinismus verschwinden trotz ausreichender Selengabe nicht.

Leidet die betroffene Person neben dem Selenmangel noch an einem Mangel weiterer Nährstoffe, soll auch dieser behandelt werden.

Selenüberschuss

Erhält der Körper zu viel Selen, entsteht ein Selenüberschuss, der auch Selenvergiftung, Selenintoxikation oder Selenose genannt wird. Solch ein Selenüberschuss wird durch eine ausgewogene Ernährung kaum erreicht. Jedoch kann das Einatmen von Selenstaub oder die Einnahme von zu viel Selen in Form von Selentabletten über den Verdauungstrakt eine Selenvergiftung verursachen. Solch eine Selenvergiftung führt zu knoblauchartigem Atemgeruch, Müdigkeit, Erbrechen, Durchfällen, Veränderungen der Nägel, Haarausfall oder Fühlstörungen durch Schädigung der Nerven.

Der Selenüberschuss kann das Gewebe der Leber oder des Herzens so stark schädigen, dass Leber und Herz ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend erledigen können. Solch eine Schädigung des Lebergewebes wird in der Fachsprache Leberzirrhose genannt, die Schädigung des Herzens mit Verschlechterung der Herzfunktion Herzinsuffizienz. Wird giftiges Selen über die Atemwege aufgenommen, werden zudem Augen, Nase und Atemwege gereizt und Betroffene leiden an Schnupfen, Husten und Atembeschwerden. Bei Haut- und Schleimhautkontakt schädigt Selen Haut und Schleimhäute. An der Haut äussert sich dies unter anderem mit Blasenbildung.

Ausserdem kann Selen in grösseren Mengen wahrscheinlich bösartige Tumorerkrankungen, im Volksmund Krebs genannt, auslösen. So wird auch das Selen, das in Zigaretten enthalten ist, als Krebs-fördernde Substanz betrachtet.

Bei einer Selenvergiftung mit den obigen Beschwerden soll unverzüglich ein Arzt oder ein Spital zur Behandlung aufgesucht werden. Die Behandlung einer Selenvergiftung besteht darin, zu verhindern, dass der Körper noch mehr Selen aufnimmt, und dafür zu sorgen, dass der Körper das aufgenommene Selen so schnell wie möglich ausscheidet. Zudem sind, je nachdem welche Schädigungen bereits durch das Selen aufgetreten sind, weitere Behandlungen zur Beschwerdenbekämpfung notwendig. Dazu gehören beispielsweise eine Behandlung von Atembeschwerden mit der Gabe von Medikamenten und/oder Sauerstoff. Insbesondere muss möglichst verhindert werden, dass es in Zukunft erneut zu einer Selenvergiftung kommt.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin, Dr. Julia Feucht, Ärztin
Editor/in:Andrea Meppiel, dipl. Ernährungsberaterin HF
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Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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