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Aplastische Anämie

Synonyme: Aplastisches Syndrom, Panmyelophthise

Allgemeines

Eine Blutarmut, in der Fachsprache auch Anämie genannt, bezeichnet ungeachtet ihrer Ursache einen Mangel an roten Blutkörperchen bzw. Hämoglobin im Blut. Das Hämoglobin ist sowohl der rote Blutfarbstoff als auch Sauerstoffträger des Blutes. Ist also zuwenig Hämoglobin vorhanden, sinkt die Transportkapazität für Sauerstoff im Blut.

Für die aplastische Anämie ist allerdings charakteristisch, dass im Blut nicht nur die roten Blutkörperchen, auch Erythrozyten genannt, sondern ebenfalls die weissen Blutkörperchen und die Blutplättchen vermindert sind.

Diese Armut an Blutzellen entsteht aus einer Störung der Blutbildung im Knochenmark, wo sich aus so genannten Stammzellen sämtliche dieser Blutzellen entwickeln. Diese Stammzellen können aus ganz unterschiedlichen, oft unbekannten Gründen geschädigt werden.

Einige Beispiele von bekannten Auslösern der aplastischen Anämie sind Medikamente, darunter einige Antibiotika und Schmerzmittel, und bestimmte Infektionen durch Viren, wie zum Beispiel das Pfeiffer'sche Drüsenfieber.

Ausserdem ist eine ständige Belastung mit dem chemischen Stoff Benzol ein bedeutender Risikofaktor für eine Erkrankung der blutbildenden Stammzellen. Dies gilt zum Beispiel für Leute, die beruflich Benzindämpfen oder Abgasen ausgesetzt sind.

Sehr selten kann eine aplastische Anämie angeboren sein, wie dies bei der Fanconi-Anämie der Fall ist.

Symptome

Die Symptome der aplastischen Anämie sind gleichermassen durch den Mangel an roten und weissen Blutkörperchen sowie an tiefen Blutplättchen geprägt. Unter der Bezeichnung Anämie wird zwar meist Blutarmut verstanden, also eine zu tiefe Anzahl roter Blutkörperchen, aber in diesem Fall ist dies nur eines der typischen Merkmale.

Die typischen Zeichen einer Blutarmut sind zu Beginn leichte Ermüdbarkeit und Schwäche, weil weniger Sauerstoff mit dem Blut transportiert werden kann. Später kommen eine Atemnot bei Anstrengung oder auch Schwindel und Konzentrationsstörungen hinzu. Betroffene Patienten fallen zudem häufig durch eine ausgeprägte Blässe im Gesicht auf.

Die Blutplättchen haben eine wichtige Funktion in der Blutgerinnung, während derer sie zusammenkleben, um eine Art Pfropf zu bilden. Sind sie nur noch in einer sehr tiefen Konzentration im Blut vorhanden, treten als erstes kleine, punktförmige Hautblutungen auf. Zusätzlich werden oft häufig auftretendes Nasenbluten sowie Blutungen in der Mundhöhle und gefährliche Blutungen der inneren Organe beobachtet.

Ein Mangel an weissen Blutkörperchen macht sich durch häufige oder ungewöhnlich langwierige Infektionen bemerkbar. Vor allem bakterielle Krankheitserreger, welche im Normalfall durch die weissen Blutkörperchen abgewehrt werden, können weniger gut bekämpft werden.

Diagnose

Die durch den Patienten geschilderten Symptome lassen sich mit der Untersuchung einer Blutprobe erklären.
Im Labor werden unter anderem die verschiedenen Typen der Blutzellen gezählt, was bei der aplastischen Anämie eine verminderte Anzahl an roten und weissen Blutkörperchen sowie auch der Blutplättchen ergibt.

Es ist besonders wichtig, die Ursache für diesen Befund zu finden, der nicht ausschliesslich bei der aplastischen Anämie vorkommt, sondern unter anderem auch bei der Vitaminmangelanämie oder bei der Ausbreitung von Krebszellen im Knochenmark, wie dies bei Leukämien und Lymphomen häufig zu finden ist.

Um die Ursache der Blutarmut herauszufinden, sucht der behandelnde Arzt nach den wichtigsten bekannten Auslösern einer aplastischen Anämie. Es wird beispielsweise untersucht, ob die von der betroffenen Person eingenommenen Medikamente eine solche Erkrankung auslösen können.

Entscheidend ist ausserdem die Untersuchung des Knochenmarks, wobei eine kleine Gewebeprobe aus dem Beckenknochen unter dem Mikroskop beurteilt wird. Bei der aplastischen Anämie sind im Knochenmark deutlich weniger Zellen zu finden als im Knochenmark gesunder Personen. Dies zeigt, dass die blutbildenden Stammzellen geschädigt sind und sich weniger oder keine Blutzellen daraus entwickeln können.

Ergänzend können chemische Laboruntersuchungen des Blutes helfen, jene Erkrankungen auszuschliessen, die ähnliche Auswirkungen auf die Blutzellen haben können.

Therapie

Die aplastische Anämie kann sehr schwer verlaufen, wobei innere Blutungen, schwer kontrollierbare Infekte oder sogar ein Herzversagen entstehen können. Bei Patienten unter 50 Jahren wird deshalb eine Transplantation von Knochenmark eines geeigneten Spenders erwogen.

Durch diese Behandlung kann ein grosser Teil der Betroffenen geheilt werden. Allerdings birgt diese Therapie auch gewisse Risiken und erfordert danach eine lebenslange Einnahme von Medikamenten, welche eine Abstossung des transplantierten Knochenmarks verhindern.

Deshalb werden bei milderen Formen der aplastischen Anämie andere Therapieformen gewählt. Dies ist der Fall wenn die Blutzellen weniger stark vermindert sind, sowie immer, wenn ältere Patienten betroffen sind.

Einerseits können Substanzen angewendet werden, welche die Stammzellen des Knochenmarks stimulieren, so dass sie wieder mehr Blutzellen bilden. Andererseits gibt es Medikamente, welche diese blutbildenden Zellen des Knochenmarks vor der Schädigung durch körpereigene Abwehrzellen schützen. Denn es wird vermutet, dass durch verschiedene Auslöser jene Zellen, die sich normalerweise gegen Krankheitserreger oder Tumorzellen richten, beginnen, die normalen Zellen des Knochenmarks anzugreifen und zu schädigen.

Ergänzend können Symptome gelindert werden, indem man rote Blutkörperchen und Blutplättchen ersetzt. Dabei werden aus Spenderblut hergestellte Konzentrate dieser Zellen über eine Vene dem Patienten zugeführt, also transfundiert. Ausserdem ist es bei einem Mangel an weissen Blutkörperchen wichtig, sich vor Infektionen zu schützen und wenn eine Infektion aufgetreten ist, diese so frühzeitig wie möglich mit Antibiotika zu behandeln.

Autor/in:Dr. med. Claudia Meier, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Aplastische Anämie, aplastisches Syndrom, Panmyelophthise, anregeneratorische Anämie, Panmyelopathie, Knochenmark, Blutbildung, Benzol, Fanconi-Anämie, Gerinnungsstörung, Pfeiffer'sches Drüsenfieber, Blutarmut, Blässe, Blutungsneigung, Abwehrschwäche, Knochenmarksversagen, Knochenmarksbiopsie, Knochenmarkstransplantation, Bluttransfusion
ICD-10:D60, D61
Zuletzt geändert:23.11.2016Zum Seitenanfang
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