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Hämatothorax, Chylothorax, Pyothorax

Synonyme: Ansammlung von Blut, Lymphflüssigkeit oder Eiter im Pleuraraum

Allgemeines

Lunge mit Luftwegen und Rachen, Übersicht Atemwege, Allemeines zum Hämothorax

Die menschliche Lunge ist vom Brustfell, der sogenannten Pleura, umgeben. Dieses besteht aus zwei Blättern, von denen das innere fix mit der Lunge und das äussere mit der Brustwand verwachsen ist. Zwischen diesen zwei Blättern befindet sich ein normalerweise nur wenige Millimeter dünner flüssigkeitsgefüllter Raum, der Pleuraraum genannt wird und für eine gute Verschieblichkeit der Lunge gegenüber der Brustwand verantwortlich ist.

Von einem Hämatothorax spricht man, wenn sich im Pleuraraum, also zwischen Lunge und Brustwand, ein blutiger Erguss bildet (Hämato=blutig; Thorax=Brustraum). Das gleiche Prinzip liegt einem Chylo- oder Pyothorax zugrunde, nur dass es sich dort nicht um Blut, sondern um Lymphflüssigkeit (Chylothorax; chylo=lymphhaltig), respektive um Eiter (Pyothorax; pyo=eitrig) handelt.
Alle drei Arten der Flüssigkeitsansammlung im Pleuraraum stellen nicht eigenständige Krankheitsbilder dar, sondern Folgezustände nach verschiedenen Krankheiten.

Ein Hämatothorax entsteht am häufigsten durch Verletzungen von aussen. Zum Beispiel kann bei einem Autounfall der Brustkorb so stark zusammengedrückt werden, dass mehrere Rippen gebrochen werden. Die spitzigen Bruchstücke können die Brustwand und Blutgefässe verletzen und dadurch zu Blutungen, unter anderem in den Pleuraspalt, führen. In diesem Fall liegt meist gleichzeitig ein Pneumothorax vor, also eine Luftansammlung im Pleuraraum.

Am zweithäufigsten wird ein Hämatothorax im Spital bei ärztlichen Eingriffen verursacht, wie zum Beispiel beim Einlegen eines Schlauches von aussen in den Brustkorb oder nach Operationen im Brustbereich. Seltener entsteht ein blutiger Pleuraerguss durch Ableger, so genannte Metastasen eines Krebses im Pleuraraum, oder durch eine bösartige Krebserkrankung des Brustfelles, in der Fachsprache Pleuramesotheliom genannt.

Schliesslich kommt es auch vor, dass durch einen Lungeninfarkt Gefässe beschädigt werden und sich dadurch ein Hämatothorax bildet.

Die Ursachen eines Chylothorax sind ähnlich wie bei einem Hämatothorax. Nur sind hier bösartige Krebse der Lymphgefässe häufiger anzutreffen als Verletzungen durch Unfälle oder ärztliche Eingriffe. Dabei ist vor allem ein grosses Lymphgefäss, der sogenannte Ductus thoracicus, betroffen. Dieser dient dem Rücktransport von der im ganzen Körper gesammelten Lymphe zurück ins Blutsystem.

Lymphe, Lymphknoten und Lymphozyten

Die Lymphe ist eine Flüssigkeit, welche überschüssige Flüssigkeit aus den Geweben sammelt und aus Wasser sowie verschiedensten Zellen und Nährstoffen wie zum Beispiel Eiweissen und Fetten besteht.
Die Lymphe wird in vielen kleinen Lymphgefässen gesammelt, die in immer dicker werdende Lymphgefässe zusammenlaufen und am Ende in ein grosses Gefäss münden, dass vor dem Herz die Lymphe in ein Blutgefäss ableitet.

Die Lymphe fliesst auf diesem Weg immer wieder durch Lymphknoten, etwa 1 cm grosse Organe, in denen sich vor allem Lymphozyten befinden. Lymphozyten sind Zellen, die fremde, gefährliche Substanzen erkennen und dazu beitragen diese zu beseitigen. Dazu gehören Krankheitserreger wie Bakterien und Viren sowie auch Tumorzellen. Lymphknoten haben also die Funktion, die Lymphe zu filtern und von gefährlichen Krankheitserregern zu reinigen.

Ursachen

Der eitrige Pleuraerguss, der so genannte Pyothorax, entsteht nach bakteriell bedingten Infektionen, wie zum Beispiel einer in den Pleuraraum übergehenden Lungenentzündung. Er kann jedoch auch begleitend zu einem Lungenkrebsleiden auftreten.

Selten können vom Brustraum weiter entfernte Entzündungsherde über den Blutstrom oder die Lymphgefässe in den Pleuraraum gestreut werden oder Bakterien durch offene Körperverletzungen an diesen Ort gelangen. Der Eiter selbst entsteht aus dem Abbau von Bakterien durch Entzündungszellen.

Symptome

Symptome treten am schnellsten bei einem Hämatothorax auf, da es sich hierbei, im Unterschied zu den anderen Formen, meist um ein sehr plötzliches Geschehen im Rahmen einer Verletzung handelt. Der Entstehung eines Hämatothorax geht meist ein massiver Unfall voraus, weshalb die Betroffenen meist durch diese Unfallfolgen stärker bedroht sind als durch die Symptome des Hämatothorax. So kommt es beispielsweise nicht selten zu massiven Blutverlusten, die zu der Entstehung eines Kreislaufschockes führen können. Durch eine Verletzung der Lunge kann zudem blutiger Auswurf entstehen.

Etwas anders äussern sich die Symptome bei einem Pyothorax. Da diesem ein infektiöses Geschehen zugrunde liegt, leiden die Betroffenen meist unter hohem Fieber und bei Eindringen von Bakterien ins Blut auch an Schüttelfrost.

Bei allen drei oben beschriebenen Flüssigkeitsansammlungen im Pleuraraum kann es durch das Zusammendrücken der Lunge zu einer eingeschränkten Atmung und sogar Atemnot kommen. Diese Symptome entstehen jedoch erst bei grossen Ergussvolumen.

Zudem können die Ergüsse auch Brustschmerzen und Schulterschmerzen auslösen, die oft als Druckgefühl im Brustraum beschrieben werden.

Diagnose

Meist kann der Arzt bereits durch das Gespräch mit dem Betroffenen eine Verdachtsdiagnose stellen. Mittels Abklopfen und Abhören der Lunge wird der Verdacht schliesslich erhärtet. Zur Sicherung der Diagnose wird ein Röntgenbild oder nötigenfalls ein Ultraschall oder Schichtröntgen, zum Beispiel ein Computertomogramm (CT), der Lunge gemacht. Da aber weder von aussen noch mittels Röntgenbild auf die Art des Ergusses geschlossen werden kann, muss ein Schlauch in den Pleuraraum gelegt werden, um die Flüssigkeit nach aussen abzuleiten und zu untersuchen. Dieser Schritt hat aber nicht nur diagnostischen, sondern auch bereits therapeutischen Wert, wie im nächsten Abschnitt erklärt wird.

Falls ein entzündlicher und infektiöser Vorgang vorliegt, weisen die Betroffenen meist auch eine erhöhte Körpertemperatur auf. Begleitend wird eine Blutprobe auf Entzündungszeichen getestet, zudem muss ein eitriger Erguss nach Bakterien untersucht werden.

Therapie

Da sich in blutigem, lymphhaltigem wie auch eitrigem Erguss Zellen und Entzündungsstoffe befinden, kann sich bei dessen längerem Bestehen im Pleuraraum Narbengewebe bilden. Dadurch würde die Lunge fest mit der Brustwand verwachsen, was die freie Beweglichkeit der Lunge im Brustraum verunmöglicht und deshalb zu einer eingeschränkten Atmung führt. Deshalb muss jeder Erguss über einen Schlauch, welcher zwischen zwei Rippen hindurch in den Brustraum eingelegt wird, nach aussen abgeleitet und der Pleuraraum eventuell sogar mit steriler Flüssigkeit ausgespült werden. Der Schlauch wird zur vollständigen Entfernung des Ergusses einige Tage im Pleuraraum belassen. Falls es im Verlauf trotzdem zu einer Narbenbildung kommt, muss diese operativ entfernt werden. Durch das Abfliessen des Ergusses werden auch die Lungen wieder frei entfaltbar, was eine deutliche Verbesserung der Atmung zur Folge haben kann.

Beim Vorliegen eines Hämatothorax ist eine operative Therapie zum Verschluss der Blutungsquelle nur in seltenen Fällen, das heisst bei grossen Blutverlusten notwendig. Allerdings kann bei grösseren Blutverlusten eine Flüssigkeits-Ersatztherapie mit Hilfe von Infusionen nötig sein.

Auch bei einem anhaltenden Verlust von Lymphflüssigkeit in den Pleuraraum aus einem verletzten Lymphgefäss kann ein operativer Verschluss des verletzten Lymphgefässes notwendig werden.
Da die Lymphe eine sehr fettreiche Flüssigkeit ist, wird zudem eine fettarme Ernährung durchgeführt, welche die Lymphproduktion und damit die Ergussmenge im Pleuraraum einschränken sollte.

Bei einem eitrigen Erguss wird begleitend eine auf die Bakterienart abgestimmte Antibiotikatherapie durchgeführt.

Autor/in:Dr. med. Franziska Grunder, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Hämatothorax, Chylothorax, Pyothorax, Hämothorax, Hämatotorax, Blutansammlung im Pleuraraum, Lymphflüssigkeitsansammlung im Pleuraraum, Eiteransammlung im Pleuraraum, Pleuraempyem, Rippenbruch, Rippenfraktur, Pleuraerguss
ICD-10:J94.2, I89.8, J86
Zuletzt geändert:05.11.2016Zum Seitenanfang
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