Anzeige

Startseite  ⇒  Atemwege ⇒  Hals ⇒  Retro- und Para­pharyngealabszess

Retropharyngealabszess und Parapharyngealabszess

Synonym: Rachenabszess

Allgemeines

Ein Abszess ist eine vom übrigen Gewebe abgekapselte Ansammlung von Eiter, die aufgrund von Entzündungen, welche durch bestimmte Bakterienarten verursacht werden, entsteht. Ein Retropharyngealabszess ist ein Abszess, der sich in der Region hinter dem Rachen ausgebildet hat; ein Parapharyngealabszess hingegen befindet sich im Bereich neben der Rachenregion.

Retro- und Parapharyngealabszesse können entstehen, wenn sich zum Beispiel eitrige Entzündungen der Schilddrüse (Thyreoiditis) oder der Tonsillen (Tonsillitis) - umgangssprachlich auch Mandeln genannt - in den Retro- oder Parapharyngealraum ausbreiten. Auch eitrige Lymphknotenentzündungen in der Umgebung können dazu führen. Lymphknoten sind linsen- bis bohnengrosse plattrundliche Knötchen, die sich überall im Körper befinden und Abwehrzellen enthalten. Bei Entzündungen in ihrer Nähe schwellen sie an und bilden Abwehrzellen, um die Entzündung zu bekämpfen.

Allerdings passiert eine Ausbreitung der Eiterung in solchem Ausmass heutzutage nur noch selten. Meistens erfolgt rechtzeitig die Entfernung des Abszesses oder eine Behandlung mit geeigneten Medikamenten, bevor es dazu kommt.

Retropharyngealabszesse kommen überwiegend bei Kleinkindern in den ersten zwei Lebensjahren vor. Die Ursache dafür sind meist eitrige Lymphknotenentzündungen infolge einer Entzündung des Rachens.
Durch die räumlichen Gegebenheiten ist es theoretisch möglich, dass sich eine eitrige Entzündung vom Parapharyngealraum in den Retropharygealraum ausbreitet. Von dort kann die Eiterung in den Brustraum fortschreiten, wo sich lebenswichtige Organe wie Herz, Luftröhre, Speiseröhre und grosse Blutgefässe befinden. Eine solche entzündliche Reaktion im Brustraum, in der Fachsprache Mediastinitis genannt, ist eine lebensbedrohliche Weiterentwicklung dieser Erkrankung.

Wissenswertes über den Rachen (Pharynx) und seine Umgebung

Übersicht: Rachen, Pharynx
Übersicht: Mediastinum

An die Nasen- und Mundhöhle schliesst sich der Rachen an, der in der Fachsprache Pharynx genannt wird. Er ist etwa 13 cm lang und führt vom hinteren Teil des Mundes und der Nase über die Halsregion bis zum Kehlkopf und zur Luftröhre. Über ihn werden Luft, Nahrung und Flüssigkeit transportiert.

Der Rachen gliedert sich in drei übereinander liegende Etagen. Der oberste Abschnitt heisst Nasenrachen, darunter liegt der Mundrachen. Der unterste Abschnitt wird Kehlrachen genannt.

Der Bereich zwischen der Rachenhinterwand und der Wirbelsäule wird als Retropharyngealraum bezeichnet. Dieser hat eine Verbindung mit dem Brustraum, weshalb sich eine Entzündung in diesem Bereich problemlos in die Brustregion ausbreiten und eine so genannte Mediastinitis verursachen kann. Die Umgebung neben dem Rachen wird Parapharyngealraum genannt.

Symptome

Je nach Lokalisation des Abszesses klagen die betroffenen Personen über Symptome wie Schluckbeschwerden oder Schwierigkeiten bei der Mundöffnung, eine so genannte Kieferklemme. Durch den Entzündungsprozess tritt häufig Fieber auf. Ausserdem können Schmerzen bei der Bewegung des Halses auftreten, so dass die Betroffenen deswegen eine bestimmte Schonhaltung des Kopfes einnehmen.

Wenn sich die Entzündung auf den Brustraum ausbreitet, kommen heftige Schmerzen und ein Beklemmungsgefühl in der Brust sowie Atembeschwerden dazu.

Diagnose

Bei eher oberflächlich gelegenen Abszessen kann der Arzt während der Untersuchung des Halses möglicherweise eine Schwellung sehen oder ertasten.

Ein Abszess ist beim Abtasten dadurch zu erkennen, dass sich die Eiteransammlung im abgekapselten Abszess wellenförmig hin und her bewegt. Dieses Phänomen wird als Fluktuation bezeichnet. Tief liegende Abszesse sind nur schwer oder gar nicht zu ertasten. Ein Retropharyngealabszess führt jedoch mitunter zu einer sichtbaren Vorwölbung der Rachenhinterwand.

Haben die betroffenen Personen entsprechende Beschwerden, obwohl der Arzt nichts sehen oder ertasten kann, sind eine Ultraschalluntersuchung und eine Magnetresonanztomographie hilfreiche Verfahren, um den Abszess sichtbar zu machen. Die Magnetresonanztomographie (MRI) oder auch Kernspintomographie genannt, beruht auf dem Prinzip der Magnetresonanz, wobei ein magnetisches Feld erzeugt und in Bilder umgesetzt wird. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass im Gegensatz zu einem Röntgenbild oder einer Computertomographie (CT) für die Erstellung der Bilder keine Röntgenstrahlen verwendet werden und der Patient dadurch keiner Strahlenbelastung ausgesetzt ist.

Ganz unabhängig von den eben beschriebenen Untersuchungsbefunden kann die Entzündung anhand einer Blutuntersuchung nachgewiesen werden.

Therapie

Sowohl ein Retro- als auch ein Parapharyngealabszess sind schwere Krankheitsbilder, die einen Klinikaufenthalt nötig machen. Der Abszess muss in einer Operation eröffnet und der Eiter abgesaugt werden. Anschliessend ist eine Antibiotikatherapie über einen gewissen Zeitraum erforderlich.
Wenn die Krankheit richtig behandelt wird, ist die Prognose gut und es wird in den meisten Fällen eine Heilung erreicht.

Autor/in:Jutta Manke, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Retropharyngealabszess, Parapharyngealabszess, Rachenabszess, Abszess, eitrige Thyreoiditis, Schilddrüsenentzündung, Tonsillitis, Mandelentzündung, Angina tonsillaris, Mediastinitis
ICD-10:J39.0
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
Anzeige
Anzeige

© 2005 – 2017 eesom AG – Alle Rechte vorbehalten www.eesom.com

Anzeige