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Akute Speiseröhren-Verätzung und Narbenstenose

Synonyme: Oesophagus-Verätzung

Allgemeines

Ösophagusverätzungen treten häufig auf, wenn Kinder versehentlich ätzende Flüssigkeiten einnehmen, wie zum Beispiel WC- und Abflussreiniger, auf. Man unterscheidet hierbei Säure- und Laugenverätzungen.

Laugen sind schädlicher als Säuren, sie führen zu einer tief greifenden Zerstörung und Verflüssigung des Gewebes mit grosser Tendenz zum kompletten Durchbruch der Speiseröhrenwand. Ist dies erfolgt, breitet sich der Inhalt der Speiseröhre ungehindert im anliegenden Gewebe aus und führt so zu einer lebensbedrohlichen Entzündung des Brustraumes (so genannte Mediastinitis).

Säuren zerstören meist nur die obersten Schichten der Wand. Sie führen zu einer Gerinnung von Zelleiweissen, einem gekochten Ei ähnlich, und die verklumpten Eiweissmoleküle hindern die Flüssigkeit am weiteren Eindringen ins Gewebe.

Die hervorgerufenen Veränderungen der Speiseröhrenwand reichen von einer einfachen Rötung und Schwellung bis zur Zerstörung der Schleimhaut, Entzündung des Bindegewebes, Absterben von Teilen der Wandschicht, Blutungen und schliesslich einem totalen Durchbruch ins anliegende Gewebe

Symptome

Glottisödem

Verätzungen führen zu Schmerzen im Mund und hinter dem Brustbein, dem Verlauf der Speiseröhre folgend. Diese Schluckbeschwerden können begleitet sein von sehr hohem Fieber und starker Atemnot bei Anschwellen des Kehldeckels, was in der Fachsprache Glottisödem (Bild) genannt wird. Letzteres ist eine lebensbedrohliche Komplikation und bedarf sofortiger künstlicher Beatmung.

Beim Durchbruch aller Wandschichten mit Blutungen und der Entwicklung einer Mediastinitis kann es zum akuten Schock kommen. Anzeichen dafür sind Herzrasen, Kaltschweissigkeit, Blässe, Blutdruckabfall sowie schnelle, oberflächliche Atmung.

Diagnose

Wichtig ist die frühzeitige Erkennung von schwerwiegenden Komplikationen sowie die Erfassung des Ausmasses der Gewebeschädigung. Informationen über die Art, Menge sowie den Zeitpunkt der eingenommenen Flüssigkeit können bei der Diagnosestellung sehr hilfreich sein. Die einfache Untersuchung der Mund- und Rachenregion mit einer Taschenlampe liefert Hinweise auf eine eventuelle Schwellung im Bereich des Kehldeckels und erlaubt die frühzeitige Einleitung von lebensrettenden Massnahmen.

Oesophagogastroskopie

Mit einer Röntgenaufnahme des Brustraumes und zusätzlicher Verabreichung von Kontrastmittel werden eventuelle Wanddurchbrüche sichtbar gemacht.

Bei der Endoskopie können mit einer durch den Mund eingeführten Kamera die Veränderungen der Schleimhaut und das Ausmass der Verätzung direkt erfasst werden.

Therapie

Wenn möglich sollte die Speiseröhre mit einer eingeführten Sonde mit Wasser gespült und die eingenommene Flüssigkeit abgesaugt werden. Das Auslösen von Erbrechen sollte man in jedem Fall unterlassen, da dabei die Gefahr eines Übertritts der Flüssigkeit in die Luftröhre besteht.

Zu den verabreichten Medikamenten gehören Steroide, die der Verhinderung und Rückbildung von Schwellungen dienen, Schmerz- und Beruhigungsmittel sowie Antibiotika zur Verhinderung von Infektionen.

Bei starker Atemnot und ungenügender Rückbildung der Schwellung im Bereich des Kehldeckels muss die Atemfunktion durch maschinelle Beatmung gesichert werden. Eine künstliche Ernährung ist bei ausgedehnter Schädigung der Speiseröhre oder sehr starken Schmerzen ebenfalls angebracht.
Ist es zur kompletten Zerstörung aller Wandschichten gekommen, besteht die Therapie in der Stabilisierung des Kreislaufs und dem Versuch, die entstandene Lücke operativ wieder zu verschliessen.

Prognose

Die Ausbildung von Engstellen in der Speiseröhre durch starke Narbenbildung ist eine sehr häufige Spätkomplikation einer Verätzung. Ein Hinweis auf eine solche Einengung sind Schluckbeschwerden vor allem bei der Einnahme von fester Nahrung. Um die Schmerzen beim Schlucken zu mindern, versucht man mit einem Ballon den Durchmesser durch Aufdehnen der Wand wieder zu vergrössern.

Eine weitere gefürchtete Spätkomplikation ist die Entwicklung von Speiseröhrenkrebs. Regelmässige Nachkontrollen sind deshalb sehr wichtig für die Früherkennung eines solchen Krebsleidens und dürfen auf keinen Fall fehlen. Ein Speiseröhrenkrebs kann sich auch noch Jahre nach dem Ereignis auf dem Boden der entstandenen Narbe entwickeln.

Insgesamt ist die Prognose ernst, und ein sofortiges Handeln kann helfen, lebensbedrohliche Komplikationen zu verhindern.

Autor/in:Sibylle Krämer, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht
Keywords:Speiseröhrenverätzung, Ösophagusverätzung, Verätzung der Speiseröhre, Vernarbung der Speiseröhre, Narbenstenose, Vernarbung, Mediastinitis.
ICD-10:T28.1, K22.2
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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