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Alkoholschäden der Leber

Synonyme: Schäden durch Alkohol

Allgemeines

Alkohol wird unter normalen Umständen in geringen Mengen von Darmbakterien gebildet und der Körper verfügt hierfür über ausreichende Abbaumechanismen zur Entgiftung der anfallenden schädlichen Stoffwechselprodukte.

Kritischer wird die Situation, wenn dem Körper Alkohol in Form von alkoholischen Getränken zugeführt wird. Der eingenommene Alkohol wird durch den Magen und den Dünndarm ins Blut aufgenommen und im ganzen Körper verteilt. Hauptabbauort ist die Leber, welche über die nötigen Eiweisse, auch Enzyme genannt, verfügt, um den Alkohol durch chemische Umwandlung für den Körper unschädlich zu machen. Im Innern der Leberzelle wird der Alkohol zum eigentlich schädlichen Acetaldehyd umgewandelt, welches dann durch das Enzym Aldehyddehydrogenase zu Acetat verstoffwechselt wird. Bei chronischem Alkoholkonsum ist das Entgiftungssystem der Leber überlastet und es kommt zu einer direkten Schädigung der Leberzellen durch das vermehrt anfallende Abbauprodukt Acetaldehyd. Die Einnahme von ca. 40 g Alkohol pro Tag, das entspricht etwa 7 dl Bier oder 3-4dl Rotwein, wird dabei als die kritische Schwelle angesehen. Für Frauen gelten deutlich geringere Werte.

Aszites

Unter Aszites versteht man eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlicher Natur. Generell kommt es zu einem Übertritt von Flüssigkeit aus den Blutgefässen in den Bauchraum bei Blutabflussstörungen und der Ausbildung eines Blutstaus. Dies findet sich bei einer portalen Hypertension, einer Leberzirrhose, einer Herzschwäche sowie Entzündungen des Bauchfelles (Peritonitis) und der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis).

Bei einer verminderten Menge von Eiweissen in den Blutgefässen kommt es ebenfalls zu einem Übertritt von Flüssigkeit aus dem Gefässsystem in die Bauchhöhle. Gründe dafür sind Entzündungen der Nierenfilter (nephrotisches Syndrom), eine Nierenschwäche und der Verlust von Eiweissen über den Darm. Auch bei bösartigen Tumoren der Eierstöcke, des Bauchfelles und bei Tumoren im Magendarmtrakt tritt häufig ein Aszites auf.

Eine häufige Komplikation eines Aszites ist die spontane Infektion der Flüssigkeit mit Bakterien. Als Folge davon kommt es zu einer Infektion des Bauchfelles, einer so genannten Peritonitis, ein Krankheitsbild, das sofort mit Antibiotika behandelt werden muss.

Folgen des Alkoholkonsums

Leber: Die meisten Auswirkungen eines übermässigen Alkoholkonsums betreffen die Leber. Dabei führt die direkte Schädigung der Leberzellen durch das Acetaldehyd schrittweise zu spezifischen Organveränderungen, die sich zu Beginn -bei konsequentem Verzicht auf Alkohol - wieder vollständig zurückbilden können. Bei jahrelangem Missbrauch jedoch wird die Leber dauerhaft geschädigt und es kommt zu einem massiven Funktionsverlust des Organs.

In einem frühen Stadium entstehen Fetteinlagerung in den Leberzellen. Dieses Phänomen wird Fettleber bezeichnet und verläuft oft ohne spezifische Beschwerden. Aufgrund dieser Fetteinlagerungen entsteht jedoch eine deutliche Vergrösserung der Leber, was ein leichtes Druckgefühl im rechten Oberbauch verursachen kann.

Entsteht durch den Alkoholkonsum eine chronische Leberentzündung, die in der Fachsprache auch Alkoholhepatitis genannt wird, kann dies zu einem Umbau der Leberstruktur führen. Durch diesen Umbau des Leberaufbaus wird aber auch die Funktion des Organs beeinträchtigt, was zu einer Abflussstörung der in der Leber produzierten Galle und damit zu einer Gelbsucht führen kann.
Wenn in diesem Krankheitsstadium weiter grosse Mengen an Alkohol konsumiert werden, entwickelt sich eine kontinuierlich fortschreitende Vernarbung der Leber, was mit der Zeit zu einer so genannten Leberzirrhose führt, was in der Umgangssprache auch Schrumpfleber genannt wird. Die Funktion der Leber als wichtigstes Organ des Stoffwechsels wird dadurch dauerhaft und stark eingeschränkt. In der Folge kommt es aus diesem Grund zu einem Leberversagen, das heisst zu einer verringerten Produktion oder einem verringerten Abbau von für den Stoffwechsel wichtigen Substanzen. Die Beschwerden einer Leberinsuffizienz sind äusserst vielfältig und können schwerwiegende Folgen haben. Eine gestörte Eiweissproduktion kann beispielsweise zu Wassereinlagerungen in den Beinen und im Bauchraum oder zu einer erhöhten Blutungsneigung führen.

Die häufig zusätzlich auftretende Störung der Hormonproduktion führt zu der bei männlichen Alkoholikern häufig gesehenen Verweiblichung der Brust sowie häufig zu einer Schrumpfung der Hoden und einer damit verbundenen Impotenz. Bei Frauen treten häufig Zyklusstörungen auf, die bis zum völligen Verschwinden der Monatsblutungen führen können.

Herz-Kreislauf-System: Durch die fortschreitende Vernarbung des Lebergewebes wird der Blutfluss durch die Leber immer mehr behindert. Deshalb staut sich das Blut vor der Leber und es entsteht ein erhöhter Blutdruck im zuführenden Gefäss, der Pfortader. Das Blut muss deshalb auf Umgehungskreisläufen vor allem über die Speiseröhre und die Bauchdecke die Leber umfliessen. Durch die Überbeanspruchung dieser Blutgefässe entstehen mit der Zeit vor allem in der Speiseröhre Krampfadern, so genannte Ösophagusvarizen. Die grosse Gefahr dieser Krampfadern besteht darin, dass sie sehr leicht verletzlich sind und zu lebensbedrohlichen Blutungen führen können.
Der hohe Blutdruck in den Blutgefässen verursacht zudem eine Blutstauung in den umliegenden Organen. Beispielsweise führt eine Stauung der Milz zu einer Vergrösserung des Organs, einer so genannten Splenomegalie, und dadurch zu einer Überfunktion. Auch die Funktion des Magens kann durch den Blutrückstau beeinträchtigt werden, was sich vor allem in Form von Verdauungsstörungen bemerkbar macht.

Es ist zudem bekannt, dass ein übermässiger Alkoholkonsum zu einer Schädigung des Herzmuskels führt und ganz allgemein einen arteriellen Bluthochdruck verursachen kann.

Magendarmtrakt:
Einerseits begünstigt der Alkohol durch seine hemmende Wirkung auf den Schliessmuskel zwischen Magen und Speiseröhre das Auftreten von sauerem Aufstossen (Refluxkrankheit).

Andererseits schädigt er auch direkt die Magen- und Dünndarmschleimhaut, was zu einer Funktionseinbusse der beiden Organe und damit zu einer gestörten Verdauung führen kann. Aufgrund der dadurch verringerten Aufnahme von Vitaminen und Spurenelementen wie Magnesium, Zink und Kalium führt dies zu den Symptomen einer Mangelernährung.

Häufig betroffen sind insbesondere die Aufnahme von Vitamin B1, B2 und B6, was zu einer Schädigung des zentralen Nervensystems und zu schmerzhaften Entzündungen der Zunge und der Mundschleimhaut führen kann. Die häufig in dem Zusammenhang auftretenden Symptome sind Lähmungen der Augenmuskeln, Koordinationsstörungen sowie die Beeinträchtigung von Gedächtnis und Persönlichkeit.

Zudem entsteht durch die beeinträchtigte Filterfunktion der Leber eine Anhäufung des Stoffwechselproduktes Ammoniak im Blut, die zu den Symptomen der so genannten hepatischen Enzephalopathie führt, die in der untenstehenden Textbox näher beschrieben werden. Zudem findet sich nicht selten eine so genannte Polyneuropathie mit Missempfindungen, Kribbeln und Taubheitsgefühl an Armen und Beinen.

Schliesslich begünstigt ein chronischer Alkoholmissbrauch das Auftreten von bösartigen Tumoren derjenigen Gewebe, die direkt mit dem Alkohol in Kontakt kommen. Dazu zählen der Rachen, der Kehlkopf, die Speiseröhre und die Leber.

Hepatische Enzephalopathie

Unter einer hepatischen Enzephalopathie versteht man die Beeinträchtigung der Hirnfunktion durch eine erhöhte Blutkonzentration von Stoffen, welche die Nerven schädigen können. Grund für eine erhöhte Blutkonzentration dieser Stoffe ist eine eingeschränkte Leberfunktion auf Grund einer Leberzirrhose. Das Blut kann also durch die Leber nur noch ungenügend von den anfallenden Giftstoffen befreit werden, weshalb diese über den Blutweg in alle Organe des Körpers geschwemmt werden.

Besonders viele dieser Stoffe fallen beim Konsum von eiweissreichen Mahlzeiten oder bei der Einnahme von Beruhigungs- oder Schmerzmitteln an. Ein ähnlicher Anstieg der Blutkonzentration wird jedoch auch bei fieberhaften Infektionen sowie Blutungen im Verdauungstrakt beobachtet, wenn die Leber durch eine massive Schädigung die anfallenden Substanzen nicht mehr abbauen kann.

Die Symptome einer hepatischen Enzephalopathie äussern sich zu Beginn in einer verstärkten Schläfrigkeit, Verwirrung, Konzentrationsschwäche sowie einem grobschlägigen Händezittern. In einem fortgeschrittenen Stadium der Vergiftungserscheinungen kommt es zu einer Apathie die bis zum Tiefschlaf führen kann. Deshalb spricht man in diesem Stadium auch von einem Leberausfallkoma.

Diagnose

Meistens ist die Diagnosestellung einer alkoholischen Leberschädigung auf Grund der vielseitigen und relativ typischen Symptome nicht allzu schwer. Sie erfolgt an erster Stelle durch die Erfassung aller aufgetretenen Symptome sowie einer körperlichen Untersuchung. Bei der Tastuntersuchung des Bauches durch den Arzt fällt in einem frühen Krankheitsstadium eine vergrösserte Leber mit einer höckerigen Oberfläche auf.

Bei einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist die Leber durch die fortschreitende Vernarbung geschrumpft und es liegen meist zusätzliche krankhafte Befunde wie beispielsweise eine durch den Blutstau vergrösserte Milz sowie eine Bauchwassersucht vor. All diese Befunde können ebenfalls mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes gesehen und noch genauer beurteilt werden.
Besteht der Verdacht auf Krampfadern am Übergang von der Speiseröhre in den Magen, sollte eine endoskopische Untersuchung dieser Region erfolgen. Dabei wird eine kleine Kamera mit Lichtquelle direkt durch den Mund bis in den Magen vorgeschoben.

Durch die ebenfalls standardmässig durchgeführte Blutuntersuchung können beispielsweise die bei Lebererkrankungen vermehrt anfallenden Abbauprodukte Bilirubin und Ammoniak nachgewiesen werden, welche normalerweise durch die Leber entsorgt werden.

In der Laboruntersuchung lassen sich ausserdem mögliche andere Ursachen für das Auftreten einer Leberzirrhose genauer abklären und es erfolgt eine Einschätzung der bereits bestehenden Leberschädigung und wie stark das Gallensystem sowie die Milz bereits beeinträchtig sind.

Therapie

Völlig unabhängig davon, wie weit fortgeschritten die Leberschädigung bereits ist, stellt der konsequente Verzicht auf Alkohol der einzige Weg dar, das Fortschreiten der Erkrankung und die Entstehung von lebensgefährlichen Komplikationen zu verhindern. Durch eine konsequente Abstinenz lassen sich frühe Stadien einer Leberschädigung wie beispielsweise eine Fettleber sogar noch rückgängig machen.

Die fortgeschrittenen Krankheitsstadien wie die Alkoholhepatitis und die Leberzirrhose hingegen führen zur dauerhaften Veränderung des Organs. In diesen Stadien können die Leberschäden durch einen Verzicht auf Alkohol nicht mehr komplett rückgängig gemacht werden, aber die noch bestehende Leberfunktion kann erhalten werden. Zusätzlich sollte darauf geachtet werden, dass die Leber so wenig wie möglich mit leberschädigenden Medikamenten belastet wird.

Da es auf Grund der oben beschrieben Schädigung des Magens und Dünndarmes häufig auch zum Auftreten eines Vitamin- und Nährstoffmangels kommt, sollte auf die Einnahme von ausgewogenen Mahlzeiten mit der Zufuhr von genügend Kalorien, Vitaminen und Eiweissen geachtet werden.

Die Komplikationen einer Leberzirrhose und eines Bluthochdrucks vor der Leber (portale Hypertonie) erfordern meist die Anwendung einer speziellen, oft langwierigen Therapie. Oft ist sogar ein operativer Eingriff erforderlich. So wird ein Bluthochdruck in der Pfortader durch eine operativ angelegte Verbindung zwischen Pfortaderblut und Blutgefässen des grossen Körperkreislaufes zu senken versucht.

Wenn sich durch den Funktionsausfall der Leber so viel Flüssigkeit im Bauchraum angesammelt hat, dass eine Atemnot entstanden ist, wird diese durch wassertreibende Medikamente, so genannte Diuretika, über einen Zeitraum von mehreren Tagen ausgeschwemmt. Bei schweren Fällen kann ein Teil der Flüssigkeit auch mit Hilfe einer Hohlnadel durch die Bauchdecke abpunktiert werden.

Eine gefürchtete Komplikation, die sofortiges Eingreifen erfordert, ist die Blutung aus einer geplatzten Krampfader in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen). Als erstes muss in diesem Fall eine notfallmässige Blutstillung erfolgen. In einem zweiten Schritt können die gefährdeten Gefässe durch verschiedene Methoden abgebunden oder verödet werden.

In sehr weit fortgeschrittenen Fällen, das heisst bei einem völligen Ausfall der Leberfunktion oder der Entwicklung eines bösartigen Lebertumors (hepatozelluläres Karzinom), besteht die einzige Heilungschance in der Teilentfernung der Leber oder der Lebertransplantation. Letzteres wird jedoch von den meisten Transplantationszentren nur dann durchgeführt, wenn ein vorhergehender absoluter und längerfristiger Verzicht auf Alkohol eingehalten wurde.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Alkoholschäden, Alkoholmissbrauch, Fettleber, Hepatitis, Leberzirrhose, Alkoholabbau, Alkoholkonsum, Leberentzündung, Leberverfettung, Magenvarizen, Speiseröhrenvarizen, Ösophagusvarizen
ICD-10:K70
Zuletzt geändert:21.11.2016Zum Seitenanfang
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