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Leistenbruch

Synonyme: Leistenhernie, Inguinalhernie

Allgemeines

Übersicht: Leistenbruch, Inguinalhernie,

Bei einer Hernie (lateinisch für "Bruch") handelt es sich ganz allgemein um eine Verschiebung von Baucheingeweiden (Bruchinhalt) in eine Vorbuchtung des Bauchfells (Bruchsack) durch eine Lücke in der Bauchwand (Bruchpforte).

Hernien entstehen bevorzugt an Stellen, die eine natürliche Schwachstelle der Bauchwand darstellen, wie zum Beispiel der Bauchnabel oder der Leistenkanal.

Beim Leistenbruch bildet sich die Lücke in der Bauchwand im Leistenkanal, einer natürlichen Schwachstelle oberhalb einer Bindegewebsplatte, die die Bauchmuskulatur mit dem Beckenskelett verbindet. Beim Mann beinhaltet der Leistenkanal den Samenstrang sowie Arterien, Venen und Nerven der Genitalregion. Bei der Frau läuft ein Band zur Stabilisierung der Gebärmutter durch den Leistenkanal.

Leistenhernien sind sehr häufig und finden sich vermehrt bei Männern im Alter von 55-75 Jahren. Bei Kindern und Neugeborenen finden sich Leistenhernien oft auf Grund einer fehlenden Rückbildung einer vor der Geburt bestehenden Ausstülpung des Bauchfells in den Leistenkanal, beim Knaben bis in den Hoden.

Normalerweise verschliesst sich diese Ausstülpung kurz vor der Geburt vollständig; in manchen Fällen tut sie das nur teilweise und Darmanteile können sich im dadurch schon vorbestehenden Bruchsack bis in den Leistenkanal schieben.

Leistenhernie, Inguinalhernie

Gemäss des Durchbruchortes des Bruches unterscheidet man die direkte von der indirekten Hernie:

Bei einer Erweiterung des Eingangs des Leistenkanals kann sich das Bauchfell inklusive Eingeweiden durch den Leistenkanal vorschieben. Ist das der Fall, spricht man von einer indirekten Leistenhernie; sie ist häufiger bei Kindern und Frauen als bei Männern.

Von einer direkten Leistenhernie spricht man, wenn sich das Bauchfell direkt durch die Bauchwand in den Leistenkanal vorstülpt, also ohne die "Eingangspforte" des Leistenkanals zu benutzen. Diese Form ist häufiger bei Männern.

Gründe für die Ausbildung einer Hernie sind meist auf eine Erhöhung des Druckes im Bauchraum zurückzuführen. Zu den Risikofaktoren zählen demnach schwere körperliche Arbeit und starkes Pressen wie zum Beispiel bei chronischer Verstopfung, starkem Husten oder bei Abflussbehinderungen im Bereich der Blase oder der Harnröhre. Andere begünstigende Faktoren zur Ausbildung einer Leistenhernie sind Schwangerschaft, Übergewicht und allgemeine Bindegewebsschwäche.

Symptome

Hauptsymptom ist die sichtbare Vorwölbung der Bauchhaut im Bereich des Schambeinhöckers. Zu Beginn ist diese Vorwölbung nur im Stehen und beim Pressen sichtbar, später sogar in liegender Position. Beim Mann kann die Hernie je nach Grösse bis in den Bereich des Hodens reichen, wie dies in den Abbildungen der Einleitung zu sehen ist. Die Betroffenen berichten zudem nicht selten von einem Fremdkörpergefühl beim Sitzen und von leichten Stuhlunregelmässigkeiten mit gelegentlicher Blutbeimengung im Stuhl.
Die Grösse der Hernie stimmt meist mit dem Ausmass der Beschwerden überein; diese reichen von leichten Schmerzen im Bereich des Schambeinhöckers, zum Teil ausstrahlend in den Leisten- und Genitalbereich, bis hin zu plötzlich auftretenden kolikartigen Bauchschmerzen mit Fieber, Übelkeit und Erbrechen. Letztere Symptome treten dann auf, wenn Teile des Darmes in der Bruchpforte eingeklemmt werden (so genannter mechanischer Ileus) und stellen deshalb eine Notfallsituation dar. Die Blutgefässe der Darmwand werden abgedrückt und die Sauerstoffversorgung des betroffenen Darmabschnittes sowie der Abfluss des venösen Blutes werden unterbrochen. Das betreffende Areal droht abzusterben, was eine Verteilung von Bakterien in den Bauchraum und ins Gefässsystem mit akuter Lebensgefahr zur Folge hat.

Diagnose

Der Leistenbruch kann durch einfache manuelle Untersuchung erkannt werden. Dabei tastet sich der untersuchende Arzt von der Seite des Hodensacks bis zum äusseren Ende des Leistenkanals vor. Dann wird er den Betroffenen auffordern zu Husten und dabei den Bruchsack als gegen den Finger klopfende Vorwölbung ertasten.

Bei der Frau erfolgt die Untersuchung durch die Haut der Leiste. Zum Ausschluss einer Einklemmung von Darmanteilen in der Bruchpforte kann zusätzlich eine Röntgenaufnahme des Bauches notwendig sein.

Therapie

Auf Grund der Gefahr der Einklemmung von Darmanteilen ist die Therapie immer operativ. Grundsätzlich unterscheidet man die offene von der endoskopischen Operationsmethode, mit oder ohne zusätzliche Verstärkung der Bauchwand durch die Einlage eines Kunststoffnetzes.

Leistenbruch Threapie, chirurgischer Eingriff an der Leistenhernie, chirurgische Leistenbruchoperation

Bei der offenen Operationsmethode wird durch einen Schnitt in der Leistengegend der Bruchsack aufgesucht, die vorgerückten Darmabschnitte in den Bauchraum zurückgeschoben und die entsprechenden Teile der Bauchwand wieder miteinander vernäht. Um einem erneuten Auftreten einer Leistenhernie vorzubeugen verschliesst man den Durchtrittsort der Hernie mit einem Kunststoffnetz, das zwischen Leistenkanal und Bauchfell eingesetzt wird und so die Hinterwand des Leistenkanals verstärkt (siehe Bild). Dies kann auch ohne Netzeinlage erreicht werden, durch Raffung und Verdoppelung von Teilen der Bauchwand.

Alternativ zur offenen Operation kann die Hernie auch endoskopisch operiert werden. Hierbei führt man eine Kamera mit Lichtquelle und mikrochirurgische Instrumente durch 2-3 minimal kleine Hautschnitte in den Bauchraum ein. Dabei hinterlässt man nur kleine Narben und erlaubt so eine schnellere Wiederbelastung nach der Operation. Diese Methode bedarf allerdings grosser operationstechnischer Erfahrung.

Autor/in:Dr. med. Sibylle Krämer, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Leistenbruch, Leistenhernie, Inguinalhernie, Leiste, Verstopfung, Husten, Ileus, Darmverschluss
ICD-10:K40
Zuletzt geändert:18.11.2016Zum Seitenanfang
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