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Hämorrhoiden

Synonyme: Hämorrhoidalleiden

Allgemeines

Anatomie des Magen-Darm- Bereichs

Der so genannte Hämorrhoidalplexus ist ein Geflecht von Arterien und Venen am Übergang zwischen Enddarm und Darmausgang. Dieses Geflecht hat die Funktion eines Schwellköpers und dient so zum Feinabschluss des Darms. Wenn sich der Muskel am Darmausgang anspannt, um den Stuhl zurückzuhalten, kann das Blut in diesem Schwellkörper nicht mehr abfliessen. Dadurch schwillt er an und dichtet den Darmausgang zusätzlich ab. Wird der Muskel beim Darmausgang während der Darmentleerung entspannt, fliesst das Blut ab und der Stuhl kann sich entleeren.

Hämorrhoiden im Enddarm (Längsschnitt)

Wenn sich dieses Geflecht übermässig füllt und deshalb vorwölbt, wie auf dem Bild nebenan erkennbar ist, spricht man von Hämorrhoiden oder auch von einem Hämorrhoidalleiden.

Zum Beispiel bei chronischer Verstopfung (Obstipation) wird oft massiv gegen den verschlossenen Schliessmuskel am Darmausgang gedrückt.

Dadurch wird der Schwellkörper regelmässig überfüllt, was zu einem Hämorrhoidalleiden führen kann.

Hämorrhoiden treten vor allem bei Erwachsenen auf, insebesondere bei Männern, ab und zu jedoch auch schon bei Kindern. Auch bei schwangeren Frauen sind die Hämorrhoiden eine nicht seltene Begleiterscheinung.

Symptome

Entwicklungsstadien von Hämorrhoiden

Hämorrhoiden treten sehr häufig auf und werden oft gar nicht bemerkt. Erst wenn sie zu Blutungen führen oder sich vorwölben und dadurch Schmerzen verursachen, machen sie sich für Betroffene bemerkbar. Hämorrhoiden gelten somit nur als Erkrankung, wenn sie Symptome verursachen. Insgesamt werden vier Erkrankungsstadien unterschieden.

Frisches Blut im Stuhl oder am Toilettenpapier lenkt den Verdacht auf ein Hämorrhoidalleiden. In solchen Fällen muss die Herkunft des Blutes abgeklärt werden. Kommt ausser den Hämorrhoiden keine andere, oft schwerwiegendere Blutungsursache in Frage, dann gelten die Hämorrhoiden als einzige Ursache. Das Blut ist in diesen Fällen kein Anlass zur Beunruhigung. Es stammt von kleinen Abschürfungen im Bereich der Hämorrhoiden. Blutungen sind vor allem im Anfangsstadium eine typische Begleiterscheinung und treten in den fortgeschritteneren Stadien nicht mehr auf.

Später klagen die Betroffenen häufig über Juckreiz im Bereich des Darmausgangs, der in Schmerzen übergehen kann. Auch unkontrollierter Stuhlabgang, Schleimabsonderungen aus dem After oder das Gefühl der unvollständigen Stuhlentleerung kann in fortgeschrittenen Stadien auftreten.

Hämorrhoiden können sich nach aussen vorwölben, so dass sie vor dem Darmausgang sichtbar werden. Diese Vorwölbung kann sich selbständig wieder zurückbilden, oder von Hand zurückgeschoben werden. Dies ist nur bei weit fortgeschrittenen Hämorrhoiden im vierten Stadium nicht mehr möglich.

Diagnose

Mit Hilfe einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung kann oft bereits die Diagnose erfolgen. Bei der Untersuchung wird der gesamte Bereich des Enddarmes mit Hilfe eines Proktoskops inspiziert. Beim Proktoskop handelt es sich um ein Rohr, das schmerzlos ein Stück weit in den Darm eingeführt wird. Wichtig ist, dass die Blutungsquelle einwandfrei identifiziert wird. Das heisst, dass ein Dickdarmkrebs als mögliche Blutungsquelle ausgeschlossen werden muss.

Zur Sicherheit muss daher zusätzlich mit einer so genannten endoskopischen Untersuchung der gesamte Dickdarm nach verdächtigen Veränderungen abgesucht werden. Dabei wird ein flexibler Schlauch durch den Darmausgang eingeführt, an dessen Spitze sich eine Miniaturkamera befindet, mit welcher der Dickdarm untersucht werden kann. Hierzu muss der Darm am Vortag mit bestimmten verschriebenen Abführmitteln gereinigt werden.

Therapie

Die Therapie der Hämorrhoiden kann auf verschiedene Art und Weise angegangen werden. In einem ersten Schritt ist es wichtig, die Ursache der häufig parallel dazu vorkommenden Verstopfung zu beheben. Dazu empfiehlt sich eine ausgeglichene, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Früchten und auch Hülsenfrüchten. Es sollte ebenso auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
Diese Massnahmen können eine Rückbildung der Hämorrhoiden begünstigen und die Symptome beheben.

Reicht dies nicht aus, um den Stuhl genügend weich zu machen, kann parallel dazu eine Therapie mit speziellen Stuhlweichmachern erfolgen. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel Verstopfung. Bei übergewichtigen Patienten kann auch bereits die Reduktion des Körpergewichts zu einer deutlichen Linderung der Symptome führen.

Leiden Betroffene unter Schmerzen, dann können warme Sitzbäder, spezielle Salben oder auch Kompressen mit Hamamelis Linderung verschaffen. Bei sehr starken Schmerzen kann eine schmerzstillende Spritze in die Region der Hämorroiden erforderlich werden.

Sklerosierung der Hämorrhoiden

In einem frühen Krankheitsstadium, das heisst im Stadium eins oder zwei, kann ein Mittel direkt in die aufgeweiteten Gefässe gespritzt werden, wodurch diese verklebt werden. Diese Methode wird Sklerosierung genannt.

Ligatur bei Hämorrhoiden, Hämorrhoidalleiden

Ebenfalls häufig werden die vorgewölbten Gefässe durch ein Gummiband abgebunden (Gummibandligatur). Je nach Anzahl der Hämorrhoiden sind 3-6 Behandlungen in jeweils etwa zweiwöchigem Abstand nötig. Kleine Hämorrhoiden können auch mit einer Infrarotbehandlung oder einer Vereisung therapiert werden.

Stapleroperation bei Hämorrhoidalleiden

Bei weiter fortgeschrittenen Hämorrhoiden muss eine operative Therapie angestrebt werden. Hier stehen unterschiedliche Operationsverfahren zur Verfügung. Das Ziel aller Operationen ist nicht die totale Entfernung des Gefässnetzes, sondern lediglich die Verkleinerung des Schwellkörpers auf ein normales Ausmass.

Bei den Operationen wird darauf geachtet, dass möglichst viel von der Darmschleimhaut erhalten bleibt, da diese die sehr wichtige Funktion der Unterscheidung zwischen festem oder flüssigem Stuhl sowie gasförmigem Darminhalt hat.

Detaillierte Informationen zu den operativen Therapiemöglichkeiten bei Hämorrhoidalleiden finden Sie im Kapitel 'Diagnoseverfahren und Therapien'.

Noch ein Wort zur Selbsttherapie von Hämorrhoidalleiden: Grundsätzlich gilt, dass eine Therapie ohne ärztliche Diagnose sinnlos ist oder gar schädlich sein kann. Weltweit werden für gutartige Erkrankungen der Afterregion, speziell für vermutete Hämorrhoidalleiden, jährlich Milliardenbeträge ausgegeben. Die Wirkung solcher Präparate ist durch keine wissenschaftlichen Untersuchungen belegt und sie können die Haut im Afterbereich erheblich schädigen.


Vor einer Selbsttherapie ist in jedem Falle eine ärztliche Konsultation ratsam, damit anschliessend eine gezielte Therapie stattfinden kann.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Hämorrhoiden, Hämorriden, Hämorrhoidalleiden, Blutung, Anus, Blut im Stuhl, Verstopfung, unkontrollierter Stuhlabgang, Obstipation, Übergewicht, erweiterte, arteriovenöse Blutgefässpolster, Feinverschluss des Afters, Verödung, Verschluss mit Gummiring, Ligatur, Schwangere Frauen
ICD-10:I84
Zuletzt geändert:18.11.2016Zum Seitenanfang
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