Anzeige

Startseite  ⇒  Hormonsystem ⇒  Nebenniere ⇒  Nebennierenrinde

Nebennierenrinde

Synonyme: Cortex glandulae adrenalis, Cortex glandulae suprarenalis

Zusammenfassung

Die Nebennierenrinde ist ein Teil der lebenswichtigen hormonproduzierenden Nebennieren, die sich im Bauchraum direkt oben auf den Nieren befinden. Sie stellt drei unterschiedliche Hormonarten her, die Mineralokortikoide, die Glukokortikoide und die Sexualhormone. Mit diesen drei Hormonarten beeinflusst die Nebennierenrinde unterschiedliche, zum Teil lebenswichtige Abläufe im menschlichen Körper. Verschiedene gutartige und bösartige Erkrankungen der Nebennierenrinde sind möglich.

Allgemeines

Abbildung 1: Nebennieren
Lage der Nebennieren, linke Nebenniere, rechte Nebenniere

Die Nebennieren sind zwei lebenswichtige hormonproduzierende Organe, die im Bauchraum direkt oben auf den Nieren liegen (siehe Abbildung 1). Die Nebennieren bestehen aus der Nebennierenrinde und dem Nebennierenmark (siehe Abbildung 2). Das Nebennierenmark liegt im Inneren der Nebennieren. Die Nebennierenrinde liegt wie eine Hülle aussen um das Nebennierenmark.

Die Nebennierenrinde bildet lebenswichtige Hormone. Hormone sind Botenstoffe, die die Anweisungen des Körpers seinen einzelnen Organen mitteilen und Meldungen von den Organen an den Körper zurückgeben. Die Nebennierenrinde stellt drei unterschiedliche Hormonarten mit insgesamt über 40 verschiedenen Hormonen her. Diese drei unterschiedlichen Arten von Hormonen sind die Mineralokortikoide, die Glukokortikoide und die Sexualhormone. In der äussersten Nebennierenrindenschicht werden sogenannte Mineralokortikoide, wie beispielsweise Aldosteron, produziert. In der mittleren Schicht der Nebennierenrinde werden sogenannte Glukokortikoide, wie beispielsweise Kortisol, hergestellt. In der innersten Schicht produziert die Nebennierenrinde Sexualhormone wie Androgene und Östrogene. Zur Produktion aller drei Hormonarten benötigt die Nebennierenrinde Cholesterin, welches einerseits vom Körper selbst hergestellt wird und andererseits im Darm aus der Nahrung aufgenommen wird.

Mineralokortikoide

Abbildung 2: Aufbau der Nebennieren
Lage der Nebennierenrinde, Aufbau der Nebennieren, Querschnitt durch die Nebenniere,

In der äussersten Nebennierenrindenschicht werden die sogenannten Mineralokortikoide hergestellt. Der bedeutenste Vertreter der Mineralokortikoide ist das Aldosteron. Mineralokortikoide regulieren den Salz- und Wasserhaushalt des Körpers, indem sie der Niere die Anordnung geben, vermehrt Natriumsalze und Wasser aus dem Urin zu entnehmen und dem Körper zurückzugeben (siehe Abbildung 3). Gleichzeitig werden auf die Anweisung der Mineralokortikoide hin vermehrt Kalium- und Kalziumsalze mit dem Urin ausgeschieden.

Die Produktion und Ausschüttung der Mineralokortikoide durch die äusserste Schicht der Nebennierenrinde wird durch drei Mechanismen gesteuert. Mit Hilfe dieser drei Mechanismen werden der Salz- und Wasserhaushalt des Körpers ständig kontrolliert (siehe Abbildung 4).

Abbildung 3: Aufgaben der Mineralokortikoide
Aufgaben der Mineralokortikoide, Steuerung des Salzhaushalts im Körper, Steuerung des Wasserhaushalts im Körpfer

Der wichtigste Mechanismus zur Steuerung der Produktion und Ausschüttung der Mineralokortikoide ist das sogenannte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System RAAS. Die Niere misst ständig den Blutdruck (vgl. Text über die Regulation des Blutdrucks) sowie die Blutmenge im Körper und den Salzgehalt im Urin. Sinken der Blutdruck oder die Blutmenge im Körper oder steigt die Natriummenge im Urin an, wird das von der Niere bemerkt. Um den Blutdruck, die Blutmenge und die Salzmenge im Körper wieder auszugleichen, produziert die Niere Renin und gibt es ins Blut ab. Mit dem Blut wird Renin im Körper verteilt. Die Aufgabe von Renin ist es, bei der Fertigstellung des Botenstoffs Angiotensin im Blut zu helfen.

Angiotensin wird in der Leber und im Fettgewebe hergestellt. Damit Angiotensin aber seine Aufgaben im Körper ausführen kann, muss es unter anderem mit Hilfe von Renin fertiggestellt werden. Angiotensin gibt den Blutgefässen die Anordnung sich zusammenzuziehen. Dadurch erhöht sich der Blutdruck im Körper. Daneben gibt Angiotensin der Nebennierenrinde die Anweisung, mehr Mineralokortikoide wie Aldosteron herzustellen und ins Blut abzugeben. Aldosteron bewirkt in der Niere, dass mehr Kalium und Kalzium mit dem Urin ausgeschieden werden und dass gleichzeitig mehr Natrium und Wasser aus dem Urin zurück in den Körper aufgenommen werden.

Durch die verminderte Ausscheidung von Natrium und Wasser mit dem Urin steigen die Natriummenge im Blut und die Blutmenge im Körper an. Durch die vermehrte Blutmenge steigt der Blutdruck im Körper. Aldosteron bewirkt zudem in den Schweissdrüsen und im Darm, dass weniger Natrium mit dem Schweiss respektive dem Stuhl ausgeschieden wird. So steigt die Natriummenge im Blut zusätzlich an. Steigen der Blutgehalt und der Blutdruck im Körper an und sinkt die Natriummenge im Urin, wird dies wiederum von der Niere bemerkt. In der Folge produziert die Niere wieder weniger Renin. Auf diese Weise wird durch den Renin-Angiotensin-Aldosteron-Regelkreislauf der Blutdruck, die Blutmenge und der Salzgehalt im Körper stetig gemessen und eingestellt.

Neben dem Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, welches der Nebennierenrinde mit dem Angiotensin als Botenstoff mitteilt, wann sie Mineralokortikoide wie Aldosteron produzieren soll, kann die Nebennierenrinde selbst die Kalium- und Natriummenge im Blut messen. Ist im Blut die Natriummenge zu tief oder die Kaliummenge zu hoch, wird die Nebennierenrinde auf eigene Initiative bereits mehr Aldosteron herstellen, um den Salzgehalt im Blut wieder auszugleichen. Haben sich die Natrium- und Kaliummenge im Blut wieder normalisiert, wird dies wiederum von der Nebennierenrinde wahrgenommen und sie bremst selbstständig ihre Aldosteronproduktion.

Als drittes wird die Produktion von Mineralokortikoiden, wie beispielsweise Aldosteron, in der Nebennierenrinde von einem bestimmten Hirnareal, dem sogenannten Hypothalamus, und der Hirnanhangsdrüse überwacht. Sie messen ebenfalls ununterbrochen den Blutdruck, die Blutmenge und den Salzgehalt im Körper. Sind der Blutdruck und die Blutmenge im Körper zu tief oder sind im Blut die Natriummenge zu tief und die Kaliummenge zu hoch, wird dies von dem bestimmten Hirnareal und der Hirnanhangsdrüse bemerkt. Mithilfe der Botenstoffen CRH und ACTH teilen das Hirnareal und die Hirnanhangsdrüse der Nebennierenrinde mit, dass sie mehr Aldosteron produzieren soll.

Normalisieren sich der Blutdruck, die Blutmenge und der Salzgehalt im Körper, wird dies wiederum von dem Hirnareal und der Hirnanhangsdrüse wahrgenommen. Indem das Hirnareal und die Hirnanhangsdrüse als Reaktion weniger von den Botenstoffen CRH und ACTH zur Nebennierenrinde senden, teilen sie der Nebennierenrinde mit, dass sie wieder weniger Mineralokortikoide herstellen soll.

Regelkreislauf der Mineralokortikoide

Abbildung 4: Regelkreislauf der Mineralokortikoide
Regelkreislauf der Mineralokortikoide

Die Produktion und Ausschüttung der Mineralokortikoide durch die Nebennieren wird durch drei Mechanismen gesteuert. Der erste Mechanismus ist das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System RAAS, der zweite die Nebennieren selbst und den dritten übernehmen ein bestimmtes Hirnareal, der sogenannte Hypothalamus, und die Hirnanhangsdrüse. In dieser Abbildung werden diese drei Mechanismen zur Vereinfachung jeweils nur an einer der beiden Nebennieren gezeigt.

I. Renin-Angiotensin-Aldosteron-System RAAS
1. Die Niere misst ständig Blutdruck und Blutgehalt in den Blutgefässen sowie den Salzgehalt im Urin.

2. Je nachdem, ob der Blutdruck, der Blutgehalt und der Salzgehalt im Urin normal oder verändert sind, produziert die Niere gleich viel, mehr oder weniger von dem Botenstoff Renin, den sie ans Blut abgibt.

3. Renin ist für die Fertigstellung des Botenstoffs Angiotensin zuständig. Je nachdem wieviel Renin die Niere herstellt, wird die Menge an Angiotensin im Blut vermehrt oder verringert.

4. Je nachdem wieviel Angiotensin mithilfe des Renins hergestellt wird, ziehen sich die Blutgefässe mehr oder weniger fest zusammen und beeinflussen dadurch den Blutdruck. Ausserdem gibt die Menge an fertiggestelltem Angiotensin den Nebennieren die Anweisung, gleich viel, mehr oder weniger Aldosteron herzustellen und ins Blut abzugeben.

5. Aldosteron sorgt zusammen mit dem Renin dafür, dass sich der Blutdruck und der Blutgehalt in den Gefässen sowie der Salzgehalt im Urin normalisieren oder normal bleiben und somit weder zu hoch noch zu tief sind.

II. Nebennieren
6. Die Nebennieren messen selbst ständig den Salzgehalt im Blut.

7. Verändert sich der Salzgehalt, passen die Nebennieren die Produktion und Ausschüttung von Mineralokortikoiden an, damit sich der Salzgehalt im Blut wieder normalisiert.

III. Hypothalamus & Hirnanhangsdrüse
8. Das zuständige Hirnareal, der sogenannte Hypothalamus, misst ständig den Blutdruck, die Blutmenge und den Salzgehalt im Blut.

9. Mithilfe des Botenstoffs CRH leitet der Hypothalamus der Hirnanhangsdrüse weiter, ob sich Blutdruck, Blutmenge und Salzgehalt verändert haben oder nicht und ob die Produktionsmenge an Mineralokortikoiden durch die Nebennieren angepasst werden muss.

10. Mithilfe des Botenstoffs ACTH leitet die Hirnanhangsdrüse den Nebennieren je nach Blutdruck, Blutmenge und Salzgehalt weiter, ob sie weiterhin in gleich grosser, in geringerer oder in grösserer Menge Mineralokortikoide herstellen und ins Blut ausschütten sollen.

11. Je nach Meldung der Hirnanhangsdrüse passen die Nebennieren ihre Produktion und Ausschüttung von Mineralokortikoiden ins Blut an, sodass sich Blutdruck, Blutmenge und Salzgehalt im Körper normalisieren oder normal bleiben.

Glukokortikoide

Abbildung 5: Aufgaben der Glukokortikoide
Aufgaben der Glukokortikoide, Funktion der Glukokortikoide

In der mittleren Nebennierenrindenschicht werden die sogenannten Glukokortikoide hergestellt. Der wichtigste Vertreter der Glukokortikoide ist das Kortisol. Die Glukokortikoide haben zahlreiche Aufgaben im menschlichen Körper (siehe Abbildung 5). Sie wirken auf den Zucker-, Eiweiss- und Fettstoffwechsel, den Wasser- und Salzhaushalt, das Bindegewebe und den Knochen, auf Entzündungsmechanismen und das Abwehrsystem, das sogenannte Immunsystem, die Haut und das Knochenmark, das Herzkreislauf- und das Nervensystem.

Die Glukokortikoide sind sogenannte Stresshormone. Das bedeutet sie helfen den anderen Stresshormonen, den Katecholaminen, Adrenalin und Noradrenalin, den Körper in Stresssituationen optimal einzustellen. Die Glukokortikoide sorgen in Stresssituationen für eine ausreichende Zuckermenge im Blut. Dazu fördern sie die Zuckerproduktion in der Leber und führen zu einem Eiweiss- und Fettabbau, damit genügend Rohstoffe zur Zuckerproduktion zur Verfügung stehen. Zudem reduzieren sie den Zuckereinbau ins Muskel- und Fettgewebe. Ein Abbau von Muskel- und Fettgewebe ist die Folge. Mit der vermehrten Zuckermenge im Blut können diejenigen Gewebe mit Energie versorgt werden, welche zur Bewältigung der Stresssituation notwendig sind.

Auf die Niere haben die Glukokortikoide eine ähnliche Wirkung wie die Mineralokortikoide. Sie sorgen für eine vermehrte Kalium- und Kalziumausscheidung mit dem Urin und gleichzeitig für eine vermehrte Aufnahme von Natrium und Wasser aus dem Urin zurück in den Körper. Die Glukokortikoide helfen somit den Mineralokortikoiden bei der Regelung des Salz- und Wasserhaushaltes im Körper. Im Bindegewebe und Knochen hemmen die Glukokortikoide den Aufbau des Bindegewebes und des Knochens und fördern deren Abbau.

Die Glukokortikoide wirken Entzündungen jeglicher Art entgegen. In der Fachsprache wird diese Eigenschaft der Glukokortikoide mit dem Wort antiinflammatorisch bezeichnet. Die Glukokortikoide wirken Entzündungen entgegen, indem sie das Abwehrsystem des Körpers, das sogenannte Immunsystem, an einer zu starken Reaktion hindern. Dies erreichen die Glukokortikoide durch das Unterdrücken einer zu starken Produktion an neuen Abwehrzellen und Abwehrstoffen. Diese Abwehrzellen und Abwehrstoffe werden vom Abwehrsystem zum Schutz des Körpers gebildet. Gelangt nämlich irgendwo ein Eindringling in den Körper, bildet das Abwehrsystem passende Abwehrzellen und Abwehrstoffe, die diese Eindringlinge angreifen und vernichten sollen. Dieser Angriff und seine Folgen werden mit dem Ausdruck Entzündungsreaktion umschrieben. Die Glukokortikoide verhindern eine zu starke Entzündungsreaktion, die dem Körper mehr Schaden zufügen als helfen würde.

In der Haut beinflussen die Glukokortikoide die Hautfarbe, im Knochenmark die Produktion der Blutplättchen und der roten und weissen Blutkörperchen. Das Herz wird von den Glukokortikoiden zu vermehrter Arbeit und die Gefässe zum Zusammenziehen angehalten. Der Einfluss der Glukokortikoide auf das Nervensystem im Normalzustand ist bisher nicht vollständig aufgeklärt. Dass die Glukokortikoide einen Einfluss auf das Nervensystem haben, ist deshalb bekannt, weil bei einer fehlerhaften Produktionsmenge von Glukokortikoiden in der Nebennierenrinde bei den Betroffenen Veränderungen des Nervensystems auftreten.

Die Produktion und die Ausschüttung von Glukokortikoiden in der mittleren Schicht der Nebennierenrinde wird durch ein bestimmtes Hirnareal, den sogenannten Hypothalamus, und die Hirnanhangsdrüse überwacht (siehe Abbildung 6). Sie messen ununterbrochen die Menge an Glukokortikoiden im Blut. Die normale Menge an Glukokortikoiden im Blut hängt von der Situation ab, in der sich der Mensch gerade befindet. Tritt eine Stresssituation auf, nehmen dies das Hirnareal und die Hirnanhangsdrüse wahr und teilen der Nebennierenrinde mithilfe der Botenstoffe CRH und ACTH mit, dass sie mehr Glukokortikoide produzieren soll, sodass der Körper optimal auf die Stresssituation eingestellt wird. Ist die Stresssituation überstanden, bemerken dies wiederum das Hirnareal und die Hirnanhangsdrüse. Indem das Hirnareal und die Hirnanhangsdrüse als Reaktion weniger von den Botenstoffen CRH und ACTH zur Nebennierenrinde senden, teilen sie der Nebennierenrinde mit, dass sie wieder weniger Glukokortikoide herstellen soll.

Regelkreislauf der Glukokortikoiden

Abbildung 6: Regelkreislauf der Glukokortikoide
Regelkreislauf der Glukokortikoide, Funktion der Glukokortikoide

Die Menge an Glukokortikoiden, die von den Nebennieren produziert und ins Blut ausgeschüttet wird, wird durch einen Regelkreis zwischen der Wahrnehmung von Stresssituationen, den Glukokortikoiden im Blut, dem zuständigen Hirnareal (Hypothalamus), der Hirnanhangsdrüse und den Nebennieren fein eingestellt. In dieser Abbildung wird der Regelkreis zur Vereinfachung nur an der rechten Nebenniere gezeigt.

1. Das zuständige Hirnareal, der sogenannte Hypothalamus, misst ständig die Menge an Glukokortikoiden im Blut und nimmt wahr, wenn eine Stresssituation besteht, zu deren Bewältigung mehr Glukokortikoide benötigt werden.

2. Mithilfe des Botenstoffs CRH leitet der Hypothalamus der Hirnanhangsdrüse weiter, ob die Menge an Glukokortikoiden im Blut normal, zu gross oder zu klein ist.

3. Mithilfe des Botenstoffs ACTH leitet die Hirnanhangsdrüse den Nebennieren je nach Menge an Glukokortikoiden im Blut und je nach Situation in der sich der Mensch gerage befindet weiter, dass sie weiterhin in gleich grosser, in geringerer oder in grösserer Menge Glukokortikoide herstellen und ins Blut ausschütten sollen.

4. Je nach Meldung der Hirnanhangsdrüse passen die Nebennieren ihre Produktion und Ausschüttung von Glukokortikoiden ins Blut an, sodass die Menge an Glukokortikoiden im Blut für die jeweilige Situation, in der sich der Mensch gerade befindet, ausreichend ist und weder zu gross noch zu klein ist.

Sexualhormone

In der innersten Schicht produziert die Nebennierenrinde Geschlechtshormone, sogenannte Sexualhormone. Die Sexualhormone sind bei Mann und Frau für die Ausbildung, das Wachstum und die Funktion der inneren und äusseren Geschlechtsorgane und der Geschlechtsmerkmale wie dem Verhalten, der Haar- und Fettverteilung zuständig (siehe Abbildung 7). Die männlichen Sexualhormone sind somit auch für den Stimmbruch verantwortlich.

Aufgaben der Sexualhormone

Abbildung 7: Aufgaben der Sexualhormone
Aufgaben der Sexualhormone, Funktion der Sexualhormone

Darstellung der Aufgaben der Sexualhormone im menschlichen Körper. Beim Mann wirken die Sexualhormone auf Ausbildung, Wachstum und Funktion der männlichen äusseren und inneren Geschlechtsorgane und der männlichen Geschlechtsmerkmale wie das Verhalten, die Körperbehaarung, die Fettverteilung und den Stimmbruch durch Veränderung des Kehlkopfs. Dies wird auf der linken Seite der Abbildung dargestellt. Bei der Frau wirken die Sexualhormone auf Ausbildung, Wachstum und Funktion der weiblichen äusseren und inneren Geschlechtsorgane und der weiblichen Geschlechtsmerkmale wie das Verhalten, die Körperbehaarung und die Fettverteilung. Dies wird auf der rechten Seite der Abbildung dargestellt.

Die Produktion von männlichen und weiblichen Sexualhormonen ist in der Nebennierenrinde unabhängig vom Geschlecht. Das bedeutet, bei jedem Mann und jeder Frau werden in der Nebennierenrinde sowohl männliche als auch weibliche Sexualhormone gebildet. Hauptsächlich produziert die Nebennierenrinde männliche Sexualhormone, sogenannte Androgene.

Beim Mann werden aber nur etwa 5 % der Androgene in der Nebennierenrinde hergestellt. Die anderen 95 % der Androgene werden in Form von Testosteron in den Hoden produziert. Testosteron ist das wichtigste und stärkste Androgen. In nur sehr geringer Menge stellt die Nebennierenrinde weibliche Sexualhormone, sogenannte Östrogene, her. Die meisten weiblichen Sexualhormone werden bei der Frau in den Eierstöcken und im Fettgewebe hergestellt.

Die männlichen Sexualhormone, die in der Nebennierenrinde hergestellt werden, gewinnen bei Frauen nur dann an Bedeutung, wenn es aufgrund einer Erkrankung zu einer deutlichen Überproduktion der Sexualhormone in der Nebennierenrinde kommt. Sie können dann bei der betroffenen Frau eine Vermännlichung der Geschlechtsmerkmale zur Folge haben mit beispielsweise vermehrter Behaarung und vermehrter Akne. Die wenigen weiblichen Sexualhormone, die in der Nebennierenrinde hergestellt werden, führen bei Männern nicht zu einer Verweiblichung.

Überwiegen in einem Körper die männlichen Sexualhormone, folgt eine Vermännlichung der Person. Überwiegen hingegen die weiblichen Sexualhormone, ist eine Verweiblichung die Folge. Die männlichen Geschlechtshormone, die Androgene, fördern zudem das Knochen- und Muskelwachstum. Bei Frauen werden lediglich in der Nebennierenrinde Androgene hergestellt. Sie verfügen deshalb normalerweise nur über eine geringe Menge an Androgenen. Deshalb ist das Knochen- und Muskelwachstum im Durchschnitt bei Frauen geringer als bei Männern, bei denen nicht nur in der Nebennierenrinde sondern auch in den Hoden Androgene produziert werden.

Die Produktion und die Ausschüttung von Sexualhormonen in der innersten Schicht der Nebennierenrinde werden durch ein bestimmtes Hirnareal, den sogenannten Hypothalamus, und die Hirnanhangsdrüse überwacht (siehe Abbildung 8). Sie messen ununterbrochen die Menge an Sexualhormonen im Blut. Sind zu wenig Sexualhormone im Blut vorhanden, nehmen dies das Hirnareal und die Hirnanhangsdrüse wahr und teilen der Nebennierenrinde mit Hilfe der Botenstoffe CRH und ACTH mit, dass sie mehr Sexualhormone produzieren soll. Sinde zu viele Sexualhormone im Blut vorhanden, bemerken auch dies das Hirnareal und die Hirnanhangsdrüse. Indem das Hirnareal und die Hirnanhangsdrüse als Reaktion weniger von den Botenstoffen CRH und ACTH zur Nebennierenrinde senden, teilen sie der Nebennierenrinde mit, dass sie weniger Sexualhormone herstellen soll.

Regelkreislauf der Sexualhormone

Abbildung 8: Regelkreislauf der Sexualhormone
Regelkreislauf der Sexualhormone

Die Menge an Sexualhormonen, die von den Nebennieren produziert und ins Blut ausgeschüttet wird, wird durch einen Regelkreis zwischen den Sexualhormonen im Blut, dem zuständigen Hirnareal (Hypothalamus), der Hirnanhangsdrüse und den Nebennieren fein eingestellt. In dieser Abbildung wird der Regelkreis zur Vereinfachung nur an der rechten Nebenniere gezeigt.

1. Das zuständige Hirnareal, der sogenannte Hypothalamus, misst ständig die Menge an Sexualhormonen im Blut.

2. Mithilfe des Botenstoffs CRH leitet der Hypothalamus der Hirnanhangsdrüse weiter, ob die Menge an Sexualhormonen im Blut normal, zu gross oder zu klein ist.

3. Mithilfe des Botenstoffs ACTH leitet die Hirnanhangsdrüse den Nebennieren je nach Menge an Sexualhormonen im Blut weiter, dass sie weiterhin in gleich grosser, in geringerer oder in grösserer Menge Sexualhormone herstellen und ins Blut ausschütten sollen.

4. Je nach Meldung der Hirnanhangsdrüse passen die Nebennieren ihre Produktion und Ausschüttung von Sexualhormonen ins Blut an, sodass die Menge an Sexualhormonen im Blut normal bleibt oder wird und weder zu gross noch zu klein ist.

Erkrankungen

Verschiedene gutartige und bösartige Erkrankungen der Nebennierenrinden können auftreten. Diese Erkrankungen der Nebennierenrinden können mit einer Veränderung der Hormonproduktion einhergehen. Geht eine Erkrankung mit einer Veränderung der Hormonproduktion einher, wird sie nach diesem Hormon benannt. Wenn zu viel von dem Hormon produziert wird, wird von einer Überproduktion oder einem Überschuss von diesem Hormon gesprochen, wenn zu wenig von dem Hormon produziert wird, von einer Unterproduktion oder einem Mangel. Die Eigenschaften des Hormons, von dem aufgrund der Erkrankung der Nebennieren eine zu grosse oder zu geringe Menge hergestellt wird, entscheiden schliesslich über die Beschwerden der Betroffenen.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin
Editor/in:Dr. Julia Feucht, Ärztin
Keywords:Nebennierenrinde, Cortex glandulae adrenalis, Cortex glandulae suprarenalis, Glukokortikoide, Glucocorticoide, Kortison, Cortisol, Kortisol, Sexualhormone, Androgene, Cholesterin, Östrogene, Mineralokortikoide, Aldosteron, Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, RAAS, Hirnareal, Hirnanhangsdrüse, Renin, Angiotensin, Angiotensinogen, Stresshormone, Stressreaktion, Stresssituation, Stressereignis, Testosteron, Hypothalamus
Zuletzt geändert:18.11.2016Zum Seitenanfang
Anzeige
Anzeige

© 2005 – 2017 eesom AG – Alle Rechte vorbehalten www.eesom.com

Anzeige