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CRH-Mangel

Synonyme: Mangel an Corticotropin Releasing Hormon, Mangel an Corticoliberin, Mangel an Corticotropin Releasing Factor, CRF-Mangel, tertiäre Nebennierenrindeninsuffizienz, tertiäre Nebennierenrindenunterfunktion

Zusammenfassung

Beim CRH-Mangel hat es im Blut eine zu geringe Menge an Corticotropin Releasing Hormon (CRH). Ein CRH-Mangel kann durch eine Veränderung des Hypothalamus oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente verursacht werden. Betroffene eines CRH-Mangels leiden hauptsächlich an den Beschwerden eines Glukokortikoidmangels. Die Diagnose eines CRH-Mangels wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung, Blut- sowie Urinuntersuchungen, einem CRH-Stimulationstest, einer Magnetresonanztomographie MRI und/oder einer Computertomographie CT gestellt. Die Behandlung des CRH-Mangels hängt von seiner Ursache ab. Die fehlenden Glukokortikoide müssen dabei lebenslang in Form von Tabletten ersetzt werden.

Allgemeines

Beim CRH-Mangel hat es im Blut eine zu geringe Menge an Corticotropin Releasing Hormon (CRH). Das Corticotropin Releasing Hormon wird auch Corticotropin Releasing Factor, Corticoliberin, CRF oder CRH genannt. Das CRH ist ein lebenswichtiges Hormon, das im Hypothalamus, einem bestimmten Hirnareal, gebildet wird. Hormone sind Botenstoffe, die die Anweisungen des Körpers seinen einzelnen Organen mitteilen und Meldungen von den Organen an den Körper zurückgeben. Mit dem Corticotropin Releasing Hormon regt der Hypothalamus im Hypophysenvorderlappen die Produktion und Ausschüttung des adrenokortikotropen Hormons (ACTH) ins Blut an. Mit dem Blut gelangt das adrenokortikotrope Hormon dann zur Nebennierenrinde und regt in der Nebennierenrinde die Produktion von Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen an.

Besteht ein CRH-Mangel, gibt es zu wenig Corticotropin Releasing Hormon (CRH) im Körper, um der Hirnanhangsdrüse mitzuteilen, dass sie adrenokortikotropes Hormon herstellen soll. Deshalb stellt der Hypophysenvorderlappen die Produktion von adrenokortikotropem Hormon ein. Wenn der Hypophysenvorderlappen die Produktion von adrenokortikotropem Hormon einstellt, wird der Nebennierenrinde nicht mehr mitgeteilt, dass sie weiterhin diese Hormone produzieren soll. So stellt die Nebennierenrinde die Produktion ein und die Menge an Glukokortikoiden im Blut nimmt ab. Ein Glukokortikoidmangel ist die Folge. Die Menge an Sexualhormonen und an Mineralokortikoiden im Blut bleibt normal, da die Sexualhormonproduktion der Nebennierenrinde beim Mann von den Hoden und bei der Frau von den Eierstöcken übernommen wird und da die Produktion der Mineralokortikoide dank einem speziellen Regelkreislauf, dem sogenannten Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, in der Nebennierenrinde aufrecht erhalten wird.

Da bei einem CRH-Mangel ein Mangel an Glukokortikoiden die Folge ist, wird beim CRH-Mangel auch von einem Glukokortikoidmangel oder einer Nebennierenrindenunterfunktion gesprochen. Von einem tertiären Glukokortikoidmangel (tertiären Nebennierenrindenunterfunktion) wird gesprochen, wenn der CRH-Mangel durch eine Veränderung im Hypothalamus selbst zustande kommt.

Der Hypothalamus

Abbildung: Hypothalamus
Hypothalamus, Hirnanhangdrüse, Grosshirn, Kleinhirn, Sella turcica, Schädelknochen

Der Hypothalamus ist ein kleiner lebenswichtiger Teil des Zwischenhirns, der unten am Gehirn, etwa in der Mitte des Schädels und auf Höhe der Augenbrauen sitzt (siehe Abbildung).

Der Hypothalamus ist das wichtigste Steuerzentrum eines Teils des Nervensystems und die oberste Steuerzentrale des Systems der Hormone. Dadurch hält er das Gleichgewicht im Körper aufrecht und beeinflusst unter anderem die Körpertemperatur, den Blutdruck, die Atmung, die Nahrungs- und die Flüssigkeitsaufnahme, das Bewusstsein, den Wach-Schlaf-Rhythmus, den Schlaf, das Sexual- und das Fortpflanzungsverhalten.

Der Hypothalamus stellt acht lebenswichtige Hormone her, mit denen er auf verschiedene Vorgänge im Körper einwirkt. Mit dem Thyreotropin Releasing Hormon (TRH) regt der Hypothalamus in der Hirnanhangsdrüse die Produktion von thyreoideastimulierendem Hormon und Prolaktin an. Das thyreoideastimulierende Hormon regt in der Schilddrüse das Wachstum, die Jodaufnahme und die Schilddrüsenhormonproduktion an. Das Prolaktin ermöglicht in der Brust die Produktion von Muttermilch. Mit dem Corticotropin Releasing Hormon (CRH) nimmt der Hypothalamus Einfluss auf die Produktion von adrenocorticotropem Hormon in der Hirnanhangsdrüse. Das adrenocorticotrope Hormon steuert die Hormonproduktion in der Nebennierenrinde und ermöglicht es dadurch dem Körper, optimal auf Stresssituationen zu reagieren. Mit dem Gonadotropin Releasing Hormon (GnRH) regelt der Hypothalamus in der Hirnanhangsdrüse die Produktion der Gonadotropine LH und FSH. Die Gonadotropine LH und FSH nehmen Einfluss auf das Wachstum und die Sexualhormonproduktion der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau. Mit dem Growth Hormon Releasing Hormon (GHRH) reguliert der Hypothalamus die Produktion von Wachstumshormon in der Hirnanhangsdrüse. Das Wachstumshormon beeinflusst eine Reihe von Stoffwechselprozessen im Körper und regt den Körper mit seinen Organen zum Wachstum an. Mit dem Dopamin verhindert der Hypothalamus in der Hirnanhangsdrüse eine Überproduktion von Prolaktin und mit dem Somatostatin eine Überproduktion von thyreoideastimulierendem Hormon und Wachstumshormon. Mit dem Vasopressin (ADH) reguliert der Hypothalamus den Wasserhaushalt im Körper und befiehlt dabei den Nieren, nicht zu viel Flüssigkeit mit dem Urin aus dem Körper auszuscheiden. Und mit dem Oxytozin erlaubt der Hypothalamus der Brust, die gebildete Muttermilch nach aussen abzugeben.

Die Produktion und die Ausschüttung des Thyreotropin Releasing Hormons, des Corticotropin Releasing Hormons, des Gonadotropin Releasing Hormons, des Growth Hormon Releasing Hormons, des Dopamins, des Somatostatins, des Vasopressins und des Oxytozins regelt der Hypothalamus selbst, indem er andauernd den Zustand des Körpers mithilfe von Messungen der Hormonmengen im Blut und mithilfe von über den ganzen Körper verteilten Nerven überwacht.

Ursachen

Ein CRH-Mangel kann durch eine Veränderung des Hypothalamus oder durch die Einnahme gewisser Medikamente verursacht werden.

Die häufigste Ursache eines CRH-Mangels ist eine anhaltende Therapie mit grossen Mengen von Glukokortikoiden, sogenannten Steroiden. Eine Steroidbehandlung findet oft Anwendung bei entzündlichen Erkrankungen der Haut, der Lunge oder der Gelenke, da die Glukokortikoide die Entzündungsreaktion im Körper hemmen. Der Hypothalamus nimmt die grossen Mengen an Glukokortikoiden im Blut wahr und ist der Meinung, es habe ausreichend oder gar zu viele Glukokortikoide im Blut. Deshalb stellt der Hypothalamus weniger CRH her und ein CRH-Mangel entsteht. Wenn weniger CRH vom Hypothalamus zum Hypophysenvorderlappen gelangt, stellt der Hypophysenvorderlappen in der Folge weniger ACTH her. Im Blut nimmt die Menge an ACTH ab. Wegen der Abnahme der Menge an ACTH im Blut wird die Nebennierenrinde vom Hypothalamus und vom Hypophysenvorderlappen nicht mehr zur Produktion von Hormonen angehalten, sodass die Nebennierenrinde die Produktion von Glukokortikoiden einstellt.

Solange die Steroidbehandlung weitergeführt wird, hat es aber dank der Steroidzufuhr von aussen trotz fehlender körpereigener Produktion von Glukokortikoiden weiterhin genügend Glukokortikoide im Blut. Wird die Menge an Glukokortikoiden der Steroidbehandlung schrittweise verringert, bemerkt dies wiederum der Hypothalamus und stellt wieder mehr CRH her. Durch den Anstieg der Menge an CRH im Blut teilt der Hypothalamus dem Hypophysenvorderlappen mit, er solle wieder mehr ACTH herstellen. Durch den Anstieg der Menge an ACTH im Blut teilt der Hypophysenvorderlappen dann der Nebennierenrinde mit, sie solle wieder beginnen Glukokortikoide herzustellen. Die Nebennierenrinde braucht aber eine gewisse Zeit, bis sie die Produktion wieder in Gang gebracht hat und ausreichend Glukokortikoide herstellen kann, um den Bedarf des Körpers zu decken. Wird eine Behandlung mit grossen Mengen von Glukokortikoiden abrupt abgebrochen, gibt es deshalb vorübergehend zu wenig Glukokortikoide im Blut, bis die Nebennierenrinden in der Lage sind, ausreichend Glukokortikoide zu produzieren. Betroffene leiden deshalb an den Beschwerden eines Glukokortikoidmangels.

Zu den Ursachen eines CRH-Mangels durch eine Veränderung im Hypothalamus zählen gutartige Tumoren, Infarkte, Operationen oder Bestrahlungen im Bereich des Hypothalamus. Diese Veränderungen können das Gewebe des Hypothalamus so stark verletzen, dass es kein CRH mehr herstellen kann und ein CRH-Mangel auftritt. Bei einem Tumor ist in einzelnen Zellen ein Fehler aufgetreten. Durch diesen Fehler hören diese Zellen nicht mehr auf die Anweisungen des Körpers und teilen sich, sooft sie wollen. Dadurch werden Tumoren immer grösser und zerdrücken das umliegende Gewebe, sodass dieses seine Aufgaben nicht mehr erledigen kann.

Bei einem Infarkt, einem sogenannten Schlaganfall, im Bereich des Hypothlamus wird das Gewebe des Hypothalamus dadurch geschädigt, dass es keine Nährstoffe und Sauerstoff mehr erhält, weil die Blutgefässe verschlossen sind, welche den Hypothalamus mit Blut und den darin enthaltenen Nährstoffen und Sauerstoff versorgen.

Symptome

Bei einem CRH-Mangel hat es im Blut eine zu geringe Menge an Corticotropin Releasing Hormon. Mit dem Corticotropin Releasing Hormon regt der Hypothalamus im Hypophysenvorderlappen die Produktion und Ausschüttung des adrenokortikotropen Hormons (ACTH) ins Blut an. Mit dem Blut gelangt das adrenokortikotrope Hormon dann zur Nebennierenrinde und regt in der Nebennierenrinde die Produktion von Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen an.

Besteht ein CRH-Mangel, gibt es zu wenig Corticotropin Releasing Hormon (CRH) im Körper, um der Hirnanhangsdrüse mitzuteilen, dass sie adrenokortikotropes Hormon herstellen soll. Deshalb stellt der Hypophysenvorderlappen die Produktion von adrenokortikotropem Hormon ein. Wenn der Hypophysenvorderlappen die Produktion von adrenokortikotropem Hormon einstellt, wird der Nebennierenrinde nicht mehr mitgeteilt, dass sie weiterhin Hormone produzieren soll. So stellt die Nebennierenrinde die Produktion ein und die Menge an Glukokortikoiden im Blut nimmt ab.

Ein Glukokortikoidmangel ist die Folge. Die Menge an Sexualhormonen und an Mineralokortikoiden im Blut bleibt normal, da die Sexualhormonproduktion der Nebennierenrinde beim Mann von den Hoden und bei der Frau von den Eierstöcken übernommen wird und da die Produktion der Mineralokortikoide dank einem speziellen Regelkreislauf, dem sogenannten Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, in der Nebennierenrinde aufrecht erhalten wird. Aus diesem Grund leiden Betroffene eines CRH-Mangels hauptsächlich an den Beschwerden eines Glukokortikoidmangels.

Abbildung 1: Beschwerden bei einem Glukokortikoidmangel
Beschwerden bei einem Glukokortikoidmangel, Schwindel, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Herzrythumsstörungen, Erbrechen, Durchfall, tiefer Blutdruck, Leistungsabfall

Ein Glukokortikoidmangel kann zu einer breiten Palette an Beschwerden führen (siehe Abbildung 1), da die Glukokortikoide zahlreiche Aufgaben im menschlichen Körper haben. Sie wirken auf den Zucker-, Eiweiss- und Fettstoffwechsel, den Wasser- und Salzhaushalt, das Bindegewebe und den Knochen, die Entzündungsmechanismen und das Abwehrsystem, die Haut und das Knochenmark, das Herzkreislauf- und das Nervensystem. Ein Mangel an Glukokortikoiden zeigt sich durch  Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust und Unterzuckerung. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall können hinzukommen und den Gewichtsverlust verstärken. Betroffene leiden zudem an starker Müdigkeit und Schwäche mit einem Leistungsabfall. Das Auftreten psychischer Veränderungen wie eine Depression wird beschrieben. Durch die fehlende Wirkung der Glukokortikoide im Herzkreislaufsystem schlägt das Herz langsamer und der Blutdruck ist tief, sodass Schwindel beim Aufstehen, Ohnmachtsanfälle und Verwirrheit bei einem Glukokortikoidmangel möglich sind.

Insbesondere in Stresssituationen, in denen der Körper noch mehr von den Stresshormonen CRH, ACTH und Glukokortikoiden bräuchte, um optimal reagieren zu können, oder bei einer plötzlichen Abnahme an Glukokortikoiden im Blut durch das plötzliche Stoppen einer Steroidbehandlung kann bei Betroffenen ein lebensgefährlicher Zustand, eine sogenannte Addison-Krise, auftreten. Betroffene leiden an Bewusstseinsstörungen bis zum Koma.

Je nach Ursache des CRH-Mangels sind weitere Beschwerden möglich. Tumoren im Bereich des Hypothalamus können beispielsweise auch auf andere Strukturen in der Umgebung des Hypothalamus drücken, wie beispielsweise die Sehnerven und so zu einer Einschränkung des Sehens führen. Kopfschmerzen sind möglich bei Tumoren im Schädel. Zudem stellt der Hypothalamus nicht nur CRH her, mit dem er auf die Produktion der Hirnanhangsdrüse und der Nebennierenrinde wirkt, sondern noch weitere Hormone, mit denen er beispielsweise die Funktion der Schilddrüse, der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau reguliert. Durch die Veränderung im Hypothalamus kann die Produktionsmenge dieser Hormone, die im Hypothalamus hergestellt werden, ebenfalls beeinflusst werden, sodass zusätzliche Beschwerden durch die vermehrte oder verminderte Produktion dieser Hormone zu den Beschwerden des CRH-Mangels mit dem Mangel an Glukokortikoiden hinzutreten. Diese Beschwerden durch die Über- oder Unterproduktion anderer Hormone des Hypothalamus werden in den entsprechenden Kapiteln des Hypothalamus besprochen.

Diagnose

Treten bei einer Person anhaltende Beschwerden im Sinne eines Mangels an Glukokortikoiden wegen einem CRH-Mangel auf, sollte ein Arzt zur weiteren Abklärung und bei Bedarf zur Behandlung aufgesucht werden. Der Arzt wird den Betroffenen in einem ausführlichen Gespräch nach Beschwerden und Veränderungen fragen, die ihm einen Hinweis auf einen CRH-Mangel geben. Weiter wird er sich nach durchgemachten oder noch anhaltenden Erkrankungen und Therapien erkundigen, die einen CRH-Mangel zur Folge haben können. Anschliessend wird der Arzt den Betroffenen von Kopf bis Fuss untersuchen.

Hat der Arzt aufgrund der Ergebnisse des Gesprächs und der Untersuchung den Verdacht auf einen CRH-Mangel, wird er zur Erhärtung des Verdachts die Menge an CRH, ACTH und Glukokortikoiden im Körper messen. Die Menge an Glukokortikoiden misst der Arzt, da die Menge an CRH und ACTH im Körper schwanken kann und eine Messung von CRH und ACTH allein nicht ausreichend ist.

Bei jedem CRH-Mangel stellt die Nebenniere aber die Produktion von Glukokortikoiden ein, sodass bei einem CRH-Mangel ein messbarer Glukokortikoidmangel die Folge ist. Eine einzelne Messung der Glukokortikoide reicht für die Bestimmung eines Glukokortikoidmangels aber auch nicht aus, da die Glukokortikoidmenge im Blut normalerweise ebenfalls im Tagesverlauf schwankt und am Morgen höher ist als am Abend. Stresssituationen, Medikamente zur Schwangerschaftsverhütung, Schwangerschaften und ein sehr hohes Übergewicht beeinflussen zudem die Glukokortikoidproduktion im Körper. Es müssen deshalb mehrere Messungen der Glukokortikoide vorgenommen werden, um die Diagnose eines Glukokortikoidmangels wegen eines CRH-Mangels stellen zu können.

In einer Blutentnahme, die am Morgen durchgeführt werden soll, da es normalerweise am Morgen am meisten Glukokortikoide im Blut hat, wird bei einem CRH-Mangel  eine deutlich geringere Menge an CRH, ACTH und Glukokortikoiden gemessen als normalerweise. Um diese Messungen im Blut zu bestätigen, kann nach genauer Anweisung durch den Arzt der Urin des Betroffenen während 24 Stunden gesammelt werden. In diesem sogenannten 24-Stunden-Urin wird die Menge an Glukokortikoiden bestimmt. Eine verminderte Menge an Glukokortikoiden weist auf einen Glukokortikoidmangel hin und bestätigt die Messung im Blut.

Mit einem sogenannten CRH-Stimulationstest kann die Diagnose des CRH-Mangels wegen einer Veränderung im Hypothalamus ebenfalls bestätigt werden. Beim CRH-Stimulationstest wird bei dem Betroffenen noch einmal die Menge an ACTH und an Glukokortikoiden im Blut bestimmt. Danach wird dem Betroffenen Corticotropin Releasing Hormon (CRH) in ein Blutgefäss gespritzt und die Messung des ACTH und der Glukokortikoide im Blut nach einer gewissen Zeit wiederholt. Leidet die untersuchte Person an einer Veränderung des Hypothalamus, durch welche kein Corticotropin Releasing Hormon mehr im Hypothalamus hergestellt werden kann, bewirkt das gespritzte Corticotropin Releasing Hormon bei der untersuchten Person eine vermehrte Produktion von ACTH im Hypophysenvorderlappen und von Glukokortikoiden in der Nebennierenrinde. In der zweiten Blutentnahme zeigt sich deshalb ein Anstieg der Menge an ACTH und an Glukokortikoiden.

Mit Hilfe von bildgebenden Untersuchungen wie der Computertomographie CT oder der Magnetresonanztomographie MRI können Veränderungen im Bereich des Hypothalamus dargestellt werden. Und mit Hilfe einer Messung der anderen Hormone im Blut, die neben dem Corticotropin Releasing Hormon im Hypothalamus hergestellt werden, kann bestimmt werden, ob die Betroffenen nur an einem CRH-Mangel leiden oder ob der CRH-Mangel noch von einem Mangel oder einem Überschuss anderer Hormone begleitet wird..

Therapie

Die Behandlung eines CRH-Mangels hängt von seiner Ursache ab. Es sollte immer die Ursache behandelt werden, wenn dies möglich ist. Tumoren, die das Gewebe des Hypothalamus verändern und dadurch einen CRH-Mangel verursachen, müssen bekämpft werden. Ansonsten breiten sich diese Tumoren weiter im Körper aus und verursachen noch mehr Schäden. So sollen Tumoren operativ entfernt, chemotherapiert oder bestrahlt werden.

Teilweise kann die Ursache des CRH-Mangels aber gar nicht behandelt werden oder aber der CRH-Mangel mit dem Mangel an adrenokortikotropem Hormon und an Glukokortikoiden bleibt trotz erfolgreicher Behandlung der Ursache bestehen. In diesen Fällen sollte versucht werden, den Betroffenen die Beschwerden durch den Glukokortikoidmangel zu nehmen, indem die fehlenden Glukokortikoide mit der Einnahme von Glukokortikoiden in Tablettenform ersetzt werden.

Bei einem CRH-Mangel wegen einer Veränderung im Hypothalamus müssen Betroffene lebenslang Glukokortikoide in Tablettenform einnehmen. Bei Stresssituationen wie schweren Erkrankungen, Operationen, Unfällen, körperlicher Schwerstarbeit und Reisen muss die Glukokortikoidmenge erhöht werden, damit der Körper nicht zu wenig Glukokortikoide hat und eine lebensbedrohliche Addison-Krise auftritt.

Damit eine solche Behandlung eines CRH-Mangels mit Glukokortikoiden aber erfolgreich sein kann, müssen die Betroffenen vor Beginn einer Behandlung genau über ihre Erkrankung und die Bedeutung der Behandlung informiert werden. Auf diese Weise lernen die Betroffenen, warum sie die Behandlung befolgen und nicht einfach reduzieren oder beenden sollen, auch wenn sie dank der Behandlung keine Beschwerden mehr haben. Ansonsten besteht das Risiko einer lebensbedrohlichen Addison-Krise. Zudem sollte jeder Betroffene immer einen Notfallausweis bei sich tragen, in dem steht, an was er leidet und mit was er behandelt wird. So kann auch in einer lebensbedrohlichen Addison-Krise, in der der Betroffene das Bewusstsein verloren hat und keine Aussage mehr machen kann, sofort mit der richtigen Behandlung begonnen werden.

Sind weitere Regelkreisläufe wie diejenigen der Schilddrüse, der Hoden beim Mann oder der Eierstöcke bei der Frau durch die Veränderung im Hypothalamus gestört, müssen die Betroffenen zudem lebenslang Schilddrüsenhormone und Sexualhormone einnehmen.

Prognose

Die Prognose eines Betroffenen mit einem CRH-Mangel hängt von der Ursache der Erkrankung ab. Kann die Ursache des CRH-Mangels aber gut behandelt werden und werden die Glukokortikoide regelmässig eingenommen, ist die Prognose sehr gut. Es sind keine Einschränkungen der Lebensqualität und der Lebenserwartung zu erwarten. So ist bei guter Zusammenarbeit zwischen Arzt und betroffenen Frauen auch eine Schwangerschaft durchaus möglich.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin
Keywords:CRH-Mangel, Mangel an Corticotropin Releasing Hormon, Mangel an CRH, Corticoliberinmangel, Mangel an Corticoliberin, Mangel an Corticotropin Releasing Factor, CRF-Mangel, tertiäre Nebennierenrindeninsuffizienz, tertiäre Nebennierenrindenunterfunktion, Glukokortikoidmangel, tertiärer Hypocortisolismus, tertiärer Hypokortisolismus, tertiäre Nebennieren-Insuffizienz, CRH, Corticotropin Releasing Hormon, Corticoliberin, Corticotropin Releasing Factor, CRF, Hypothalamus, Nebennierenrinden, ACTH-Mangel, Autoimmunerkrankung, Addison-Krise, Addison Krise, Glukokortikoidbehandlung, Steroidbehandlung, CRH-Stimulationstest, Notfallausweis, Glukokortikoidersatz, Steroidersatz
ICD-10:E23.0, E23.1
Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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