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Wachstumshormonüberschuss

Synonyme: GH-Überschuss, Growth Hormon-Überschuss, STH-Überschuss, Stomatotropin-Überschuss, Gigantismus, Akromegalie

Zusammenfassung

Bei einem Wachstumshormonüberschuss hat es im Blut zu viel Wachstumshormon. Verschiedene Ursachen können für einen Wachstumshormonüberschuss verantwortlich sein. Die häufigste Ursache für einen Wachstumshormonüberschuss ist ein gutartiger Tumor des Hypophysenvorderlappens. Da das Wachstumshormon verschiedene Aufgaben im Körper hat, kann ein Wachstumshormonüberschuss eine breite Palette an Beschwerden zur Folge haben.

Typisch sind dabei Veränderungen des äusseren Erscheinungsbildes mit ausgeprägtem Hochwuchs, einem sogenannten Gigantismus, bei Kindern und Jugendlichen beziehungsweise einer Vergrösserung einzelner Anteile des Körpers, einer sogenannten Akromegalie, bei Erwachsenen. Die Diagnose eines Wachstumshormonüberschusses wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung, Blutuntersuchungen, einer Glukosebelastung, einer Magnetresonanztomographie MRI und/oder einer Computertomographie CT gestellt. Ausserdem hilft bei Erwachsenen bei der Diagnose eines Wachstumshormonüberschusses oft ein Fotoalbum und bei Kindern eine sogenannte Wachstumskurve. Die Behandlung des Wachstumshormonüberschusses hängt von seiner Ursache ab. Es sind Operation, Bestrahlung und/oder Medikamente möglich.

Allgemeines

Beim Wachstumshormonüberschuss hat es im Blut eine zu grosse Menge an Wachstumshormon, sodass entweder der ganze Körper oder einzelne Teile des Körpers schneller und stärker wachsen. Das Wachstumshormon, das in der Fachsprache auch Somatotropin, somatotropes Hormon oder Growth Hormon (GH) genannt wird, ist ein lebenswichtiges Hormon, das im Hypophysenvorderlappen, dem Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse, gebildet wird. Die Produktionsmenge des Wachstumshormons wird durch den Hypothalamus, ein bestimmtes Hirnareal, geregelt. Hormone sind Botenstoffe, die die Anweisungen des Körpers seinen einzelnen Organen mitteilen und Meldungen von den Organen an den Körper zurückgeben. Das Wachstumshormon beeinflusst im Körper eine Reihe von Stoffwechselprozessen und regt den Körper mit seinen Organen zum Wachstum an..

Die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse)

Abbildung: Hirnanhangsdrüse
Hirnanhangdrüse, Hypophyse, Grosshirn, Kleinhirn, Sella turcica, Schädelknochen

Die Hirnanhangsdrüse ist ein kleines lebenswichtiges Organ, das im sogenannten Türkensattel etwa im Zentrum des Schädels unterhalb des Gehirns und damit etwa auf Höhe der Nasenwurzel sitzt (siehe Abbildung). Die Hirnanhangsdrüse besteht aus dem Hypophysenvorderlappen und dem Hypophysenhinterlappen. Der Hypophysenvorderlappen und der Hypophysenhinterlappen sind in ihrer Funktion voneinander unabhängig.

Der Hypophysenvorderlappen stellt sechs verschiedene Hormone her, mit denen er auf verschiedene Vorgänge im Körper einwirkt. Mit dem Wachstumshormon (GH) beeinflusst der Hypophysenvorderlappen eine Reihe von Stoffwechselprozessen und regt den Körper mit seinen Organen zum Wachstum an. Mit den zwei unterschiedlichen Gonadotropinen (LH und FSH) nimmt der Hypophysenvorderlappen Einfluss auf das Wachstum und die Sexualhormonproduktion der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau. Mit dem adrenocorticotropen Hormon (ACTH) reguliert der Hypophysenvorderlappen die Hormonproduktion in der Nebennierenrinde und ermöglicht es dadurch dem Körper, optimal auf Stresssituationen zu reagieren. Mit dem thyreoideastimulierenden Hormon (TSH) regt der Hypophysenvorderlappen in der Schilddrüse das Wachstum, die Jodaufnahme und die Schilddrüsenhormonproduktion an. Und mit dem Prolaktin ermöglicht der Hypophysenvorderlappen in der Brust die Produktion von Muttermilch.

Der Hypophysenhinterlappen selbst kann keine Hormone herstellen. Es speichert die vom Hypothalamus, einem bestimmten Hirnareal, gebildeten Hormone Vasopressin und Oxytozin und schüttet sie bei Bedarf ins Blut aus. Vasopressin (ADH) reguliert den Wasserhaushalt im Körper und befiehlt dabei den Nieren, nicht zu viel Flüssigkeit mit dem Urin aus dem Körper auszuscheiden. Oxytozin erlaubt es der Brust, die gebildete Muttermilch nach aussen abzugeben.

Die Produktion und die Ausschüttung von Wachstumshormon, Gonadotropinen, adrenocorticotropem Hormon, thyreoideastimulierendem Hormon und Prolaktin im Hypophysenvorderlappen werden hauptsächlich durch den Hypothalamus, ein bestimmtes Hirnareal, gesteuert. Dazu stellt der Hypothalamus gewisse Substanzen her. Ebenso werden die Speicherung und die Ausschüttung von Vasopressin und Oxytozin im Hypophysenhinterlappen durch den Hypothalamus geregelt.

Ursachen

Verschiedene Veränderungen können zu einem Wachstumshormonüberschuss führen. Die häufigste Ursache für einen Wachstumshormonüberschuss ist ein gutartiger Tumor des Hypophysenvorderlappens. Bei einem Tumor sind aus einem bisher nicht bekannten Grund Fehler in den Zellen eines Gewebes aufgetreten. Diese fehlerhaften Zellen teilen sich so oft, wie sie wollen, und richten sich nicht mehr nach den Anforderungen des Körpers. Bei einem Tumor des Hypophysenvorderlappens produzieren die fehlerhaften Tumorzellen zudem so viel Wachstumshormon, wie sie möchten. Es interessiert sie nicht, ob schon genügend Wachstumshormon im Körper vorhanden ist. Ein Wachstumshormonüberschuss ist deshalb die Folge.

Selten können auch ein Tumor des Hypothalamus oder bösartige Tumoren irgendwo anders im Körper zu einem Wachstumshormonüberschuss führen. Bei einem Tumor des Hypothalamus interessieren sich die fehlerhaften Tumorzellen des Hypothalamus nicht mehr dafür, ob es im Körper bereits genügend Wachstumshormon hat, sondern sie befehlen dem Hypophysenvorderlappen ständig, noch mehr Wachstumshormone herzustellen. Bei bösartigen Tumoren irgendwo anders im Körper können die fehlerhaften Tumorzellen zum Teil entweder direkt Wachstumshormon oder aber Substanzen herstellen, die die Befehle vom Hypothalamus an den Hypophysenvorderlappen zu einer vermehrten Wachstumshormonproduktion nachahmen. Die bösartigen Tumoren stellen so viel dieser Substanzen her, wie sie möchten. Es interessiert sie nicht, ob es schon genügend Wachstumshormon im Körper hat. In der Fachsprache wird bei einem bösartigen Tumor, der wie beim Wachstumshormonüberschuss Substanzen herstellt, die zu Veränderungen im Körper führen, von einem paraneoplastischen Syndrom gesprochen.

Häufigkeit

Der Wachstumshormonüberschuss ist eine eher seltene Erkrankung. Jährlich erkranken etwa drei bis vier von einer Million Menschen neu an einem Wachstumshormonüberschuss.

Symptome

Bei einem Wachstumshormonüberschuss hat es im Blut zu viel Wachstumshormon. Das Wachstumshormon hat verschiedene Aufgaben im menschlichen Körper. Im Kindes- und Jugendalter spielt das Wachstumshormon eine wichtige Rolle für das Längenwachstum. Es fördert zudem das Wachstum der inneren Organe und ist beteiligt an der Verknöcherung des Skeletts. Damit diese Wachstumsprozesse möglich sind, hat das Wachstumshormon Einfluss auf den Stoffwechsel und stellt die zum Wachsen notwendige Energie in Form von Zucker im Blut zur Verfügung. Im Erwachsenenalter beeinflusst das Wachstumshormon die körperliche Leistungsfähigkeit und den Zuckerstoffwechsel, den Fettabbau und den Muskelaufbau, die Knochenfestigkeit und den Knorpelhaushalt, die Wundheilung und die Erneuerung von Gewebe, die Gehirnfunktion und das seelische Wohlbefinden.

Ein Wachstumshormonüberschuss kann wegen der verschiedenen Aufgaben des Wachstumshormons bei Betroffenen zu einer breiten Palette an Beschwerden führen. Neben allgemeinen Beschwerden wie erhöhtem Blutdruck, häufigeren Kopfschmerzen, vermehrter Wassereinlagerung, Gewichtszunahme und psychischen Veränderungen mit Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Schläfrigkeit oder verlangsamter psychischer Aktivität treten typische Veränderungen des äusseren Erscheinungsbildes auf. Diese Veränderungen des äusseren Erscheinungsbildes kommen schleichend durch ein Wachstum von Knorpel, Knochen und Bindegewebe zustande und fallen insbesondere bei Erwachsenen den Betroffenen und ihren Angehörigen meist erst nach Jahren auf, wenn sie alte Fotos des Betroffenen betrachten.

Bei Kindern und Jugendlichen, bei denen das Längenwachstum noch nicht abgeschlossen ist, kommt es im Rahmen der Veränderung des äusseren Erscheinungsbildes zu einem ausgeprägten Hochwuchs mit einer Körpergrösse weit über zwei Meter, der in der Fachsprache Gigantismus genannt wird. Bei Erwachsenen ist das Längenwachstum abgeschlossen, deshalb führt ein Wachstumshormonüberschuss mit Veränderung des äusseren Erscheinungsbildes nicht zu einem Hochwuchs, sondern zu einer Vermehrung der einzelnen Körperzellen mit Vergrösserung einzelner Anteile des Körpers. In der Fachsprache wird dabei von einer Akromegalie gesprochen. Es fällt eine Vergrösserung der Hände, der Füsse und des Schädels auf, sodass Ringe, Schuhe und Hüte nicht mehr passen. Durch das Wachstum von Knochen, Knorpel und Bindegewebe können die Gelenke verändert und schneller abgenutzt oder Nerven eingeklemmt werden, sodass Betroffene an Schmerzen in den Gelenken oder an Fühlstörungen wie Kribbeln in Händen und Füssen leiden. Eine typische Veränderung des äusseren Erscheinungsbildes ist auch die Vergröberung der Gesichtszüge durch Wachstum von Nase, Zunge, Lippen, Ohren, Wangenknochen, Lidwülsten, Ober- und Unterkiefer mit Veränderung der Zahnstellung. Diese Vergröberung der Gesichtszüge tritt aber nur nach und nach auf. Durch eine Vergrösserung des Kehlkopfes und der Zunge verändert sich zudem die Stimme und einzelne Personen können in der Nacht an kurzen Atemaussetzern, einem sogenannten Schlaf-Apnoe-Syndrom, leiden. Vervollständigt wird die typische Veränderung des äusseren Erscheinungsbildes bei einem Wachstumshormonüberschuss durch eine Veränderung der Haut, die neu verdickt, fettig und schweissig ist.

Neben der Veränderung des äusseren Erscheinungsbildes können einzelne Organe, wie die Schilddrüse, der Darm, die Nieren, die Leber und das Herz, an Grösse zunehmen. Die Vergrösserung der Schilddrüse kann zu einem Schilddrüsenhormonüberschuss führen, die Verlängerung des Darmes zu einer Verstopfung. Die Vergrösserung des Herzens kann eine Herzschwäche bis zum Herzversagen zur Folge haben, da der Herzmuskel irgendwann nicht mehr ausreichend mit Blut und den darin enthaltenen Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden kann, wenn das Herz immer grösser wird. So sterben Zellen des Herzmuskels ab und das Herz verliert an Leistungsfähigkeit.
Wenn der Wachstumshormonüberschuss den Stoffwechsel beeinflusst, steigen die Blutzuckerwerte an, sodass eine Zuckerkrankheit, ein sogenannter Diabetes mellitus, auftritt. Der Diabetes mellitus schädigt zusammen mit dem bei einem Wachstumshormonüberschuss häufig auftretenden Bluthochdruck die Gefässe und kann dadurch einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zur Folge haben.

Bei etwa der Hälfte der Betroffenen eines Wachstumshormonüberschusses wird durch die Veränderung im Hypothalamus oder im Hypophysenvorderlappen zudem nicht nur die Menge an Wachstumshormon im Körper verändert, sondern auch die Menge an anderen Hormonen, die im Hypothalamus oder im Hypophysenvorderlappen hergestellt werden. Betroffene leiden dann durch die vermehrte oder verminderte Produktion dieser Hormone an zusätzlichen Beschwerden, wobei bei beiden Geschlechtern vor allem ein Milchfluss aus der Brustwarze, eine sogenannte Galaktorrhoe, eine Abnahme des sexuellen Verlangens und der Fruchtbarkeit, bei Frauen zudem eine Vermännlichung des Behaarungsmusters und Zyklusstörungen angegeben werden. Diese zusätzlichen Beschwerden durch die Über- oder Unterproduktion anderer Hormone des Hypothalamus oder der Hirnanhangsdrüse werden in den entsprechenden Kapiteln besprochen.

Je nach Ursache des Wachstumshormonüberschusses werden weitere Beschwerden von Betroffenen angegeben, die durch die Ursache selbst zustande kommen und nicht durch den Wachstumshormonüberschuss. Tumoren im Bereich des Hypophysenvorderlappens können beispielsweise auf Strukturen in ihrer Umgebung, wie die Sehnerven, drücken und so zu einer Einschränkung des Sehens führen. Kopfschmerzen sind ebenfalls typisch für Tumoren im Schädel.

Diagnose

Fällt bei Kindern oder Jugendlichen auf, dass sie im Vergleich zu Gleichaltrigen sehr schnell und sehr stark wachsen, sollte ein Arzt zur weiteren Abklärung und bei Bedarf Behandlung aufgesucht werden. Ebenfalls sollten Erwachsene einen Arzt aufsuchen, wenn bei ihnen Beschwerden im Sinne eines Wachstumshormonüberschusses auftreten. Der Arzt wird in einem ausführlichen Gespräch nach Beschwerden, Veränderungen und Auffälligkeiten fragen, die ihm einen Hinweis auf einen Wachstumshormonüberschuss und dessen Ursachen geben. Weiter wird er sich nach Krebserkrankungen erkundigen, die einen Wachstumshormonüberschuss zur Folge haben können. Bei Erwachsenen hilft bei der Diagnose eines Wachstumshormonüberschusses zudem ein Blick in ein Fotoalbum, das ältere Fotographien des Betroffenen enthält. Auf diesen Fotographien sind die Veränderungen, die nur nach und nach im Rahmen des Wachstumshormonüberschusses aufgetreten sind, deutlich erkennbar. Anschliessend wird der Arzt den Betroffenen von Kopf bis Fuss untersuchen.

Bei Kindern und Jugendlichen kann der Arzt zudem anhand der Grösse und der Entwicklung beider Elternteile abschätzen, wie gross das Kind etwa werden wird und in welchem Zeitrahmen es sich etwa entwickeln sollte. Dies sind aber lediglich Schätzungen. Durch die Bestimmung der Wachstumsgeschwindigkeit des Kindes kann der Arzt genauer abwägen, wie gross das Kind einmal werden wird. Die Wachstumsgeschwindigkeit kann bei einem Kind bestimmt werden, wenn bei den Routineuntersuchungen, die bei jedem Kind durchgeführt werden sollten, immer die Grösse und das Gewicht des Kindes gemessen und in eine Kurve eingezeichnet werden. Aus dieser sogenannten Wachstumskurve kann nicht nur herausgelesen werden, wie schnell Kinder und Jugendliche wachsen, sondern auch ob ihr Längenwachstum regelmässig ist oder ob das Längenwachstum sich im Lauf der Zeit beschleunigt hat.

Anhand der Wachstumsgeschwindigkeit kann der Arzt dann entscheiden, ob die Entwicklung und das Wachstum von Kindern oder Jugendlichen normal ist oder ob die Entwicklung beispielsweise durch einen Wachstumshormonüberschuss gestört ist. Bei einem Wachstumshormonüberschuss ist die Wachstumsgeschwindigkeit ab einem gewissen Zeitpunkt deutlich beschleunigt.

Besteht der Verdacht auf einen Wachstumshormonüberschuss, muss die Menge an Wachstumshormon im Blut gemessen werden. Da die Menge an Wachstumshormon im Blut aber sehr schwankt, reicht die Messung des Wachstumshormons im Blut allein für die Bestimmung eines Wachstumshormonüberschusses nicht aus. Um die Diagnose eines Wachstumshormonüberschusses stellen zu können, muss die Menge derjenigen Substanz im Blut gemessen werden, die die Botschaften des Wachstumshormons an die Knochen und den Knorpel weitergibt. Meist ist im Blut die Menge dieser Substanz bei einem Wachstumshormonüberschuss vermehrt. Zudem kann im Blut die Menge der anderen Hormone, die von der Hirnanhangsdrüse und dem Hypothalamus hergestellt werden, kontrolliert werden. Auf diese Weise zeigt sich, ob der Betroffene nur an einem Wachstumshormonüberschuss leidet oder ob der Wachstumshormonüberschuss noch von einem Mangel oder einem Überschuss anderer Hormone begleitet wird.

Eine sogenannte Glukosebelastung kann den Verdacht auf einen Wachstumshormonüberschuss zusätzlich erhärten. Es wird dabei auch von einem Glukose-Suppressionstest oder einem Glukosetoleranztest gesprochen. Bei der Glukosebelastung wird mit einer Blutentnahme die Menge an Wachstumshormon bei einem Betroffenen gemessen. Anschliessend muss der Betroffene in Wasser aufgelösten Traubenzucker (Glukose) trinken. Danach wird in einer zweiten Blutentnahme erneut die Menge an Wachstumshormon im Blut gemessen. Normalerweise ist die Menge an Wachstumshormon in der zweiten Blutentnahme niedriger, da das Trinken des Zuckers zu einem Anstieg der Zuckermenge im Blut führt und der Hypothalamus darin ein Zeichen dafür sieht, dass es bereits genügend Wachstumshormon im Blut hat. Als Reaktion gibt der Hypothalamus deshalb dem Hypophysenvorderlappen die Anweisung, weniger Wachstumshormon herzustellen, sodass die Menge an Wachstumshormon im Blut abnimmt.

Leidet aber eine Person an einem Tumor mit einem Wachstumshormonüberschuss, bleibt die Menge an Wachstumshormon im Blut gleich gross wie vor der Zuckereinnahme und nimmt nicht ab. Der Grund liegt darin, dass die Tumorzellen soviel Wachstumshormon produzieren, wie sie möchten. Es interessiert diese Tumorzellen nicht, ob es bereits genügend Wachstumshormon im Körper hat.

Mit bildgebenden Untersuchungen wie einer Computertomographie CT oder einer Magnetresonanztomographie MRI können die Tumoren, die für den Wachstumshormonüberschuss verantwortlich sind, gefunden werden.

Therapie

Bei einem Wachstumshormonüberschuss sollte immer die Ursache behandelt werden, wenn dies möglich ist. Dazu stehen die drei Behandlungsmöglichkeiten Operation, Bestrahlung oder Medikamente zur Verfügung. Das Ziel der Behandlung ist die Verbesserung der Beschwerden des Betroffenen, ein Normalisieren der Menge an Wachstumshormon im Blut, das Entfernen oder wenigstens Verkleinern des Tumors und das Erhalten der Funktionsfähigkeit der Hirnanhangsdrüse, damit die Betroffenen nach der Behandlung des Wachstumshormonüberschusses nicht an einem Mangel eines anderen Hormons leiden, das in der Hirnanhangsdrüse hergestellt wird.

Mit einer Operation soll der Tumor, der für den Wachstumshormonüberschuss verantwortlich ist, entfernt werden. Sitzt der Tumor in der Hirnanhangsdrüse, kann er teilweise mit einer Operation durch die Nase und den Schädelbasisknochen entfernt werden. Ist der Tumor der Hirnanhangsdrüse aber grösser oder befindet sich der Tumor im Bereich des Hypothalamus, muss der Schädel bei der Operation eröffnet werden. Nach einer erfolgreichen Entfernung des Tumors normalisiert sich die Menge an Wachstumshormonen im Blut sofort.

Ist die Operation eines Tumors im Bereich der Hirnanhangsdrüse oder des Hypothalamus nicht möglich oder nicht erfolgreich gewesen, kann eine Bestrahlung des Tumors durchgeführt werden. Die Bestrahlung schädigt die Tumorzellen, sodass sie innert Monaten bis Jahren absterben und die Menge an Wachstumshormonen im Blut sich normalisiert. Der Erfolg einer Strahlenbehandlung zeigt sich daher im Gegensatz zur Operation meist erst nach Monaten bis Jahren.

Wenn der Tumor der Hirnanhangsdrüse oder des Hypothalamus mit einer Operation oder einer Bestrahlung nicht erfolgreich behandelt werden kann, kann mit gewissen Medikamenten versucht werden, die Produktion von Wachstumshormonen im Körper zu vermindern und dadurch die Beschwerden Betroffener zu lindern. Ein neu entwickeltes Medikament kann zudem die Wirkung des Wachstumshormons in den einzelnen Organen des Körpers verhindern und dadurch den Betroffenen Beschwerden durch den Wachstumshormonüberschuss nehmen. Der Tumor selbst wird von den Medikamenten in der Regel aber nicht am Wachsen gehindert oder gar verkleinert.

Bei einem Wachstumshormonüberschuss, der durch einen bösartigen Tumor irgendwo im Körper zustande kommt, wird die Behandlung durch die Therapie des verursachenden bösartigen Tumors bestimmt. Diese Behandlungen der verschiedenen bösartigen Tumoren werden in den entsprechenden Kapiteln besprochen. Bis eine Behandlung bei einem bösartigen Tumor erfolgreich ist oder wenn ein bösartiger Tumor nicht behandelt werden kann, können den Betroffenen zur Beschwerdelinderung ebenfalls gewisse Medikamente gegeben werden, die die Produktion von Wachstumshormonen hemmen.

Nach einer erfolgreichen Behandlung mit einer Abnahme der Menge an Wachstumshormon im Blut oder einer Hemmung der Wirkung des Wachstumshormons sind Beschwerden wie ein Schlaf-Apnoe-Syndrom, eine Zuckerkrankheit oder Weichteilschwellungen rückgängig. Eine Herzschwäche, Folgeschäden eines Schlaf-Apnoe-Syndroms oder einer Zuckerkrankheit und Veränderungen der Knochen durch den Wachstumshormonüberschuss bleiben aber auch nach einer erfolgreichen Behandlung eines Wachstumshormonüberschusses und können nicht rückgängig gemacht werden.

Wird der Hypothalamus oder die Hirnanhangsdrüse durch die Operation oder die Bestrahlung bei der Behandlung des Wachstumshormonüberschusses so stark geschädigt, dass sie nicht mehr alle Hormone, für deren Produktion sie zuständig sind, in genügender Menge herstellen können, müssen Betroffene diese Hormone lebenslang einnehmen, damit es nicht zu ein

Prognose

Die Prognose eines Wachstumshormonüberschusses hängt von dessen Ursache und der Erkrankungsdauer, bis die Diagnose gestellt wird, ab. Wird die Diagnose eines Wachstumshormonüberschuss früh gestellt, ist die Behandlung einfacher und die Lebenserwartung der Betroffenen besser oder je nach Ursache sogar normal. Bei Erwachsenen treten die Veränderungen und Beschwerden durch den Wachstumshormonüberschuss aber meist nur nach und nach auf, sodass die Diagnose des Wachstumshormonüberschusses meist erst spät gestellt wird. Wird die Diagnose eines Wachstumshormonüberschusses erst spät gestellt, ist die Behandlung schwieriger und zudem weniger oft erfolgreich. Ohne richtige und rechtzeitige Behandlung ist die Lebenserwartung Betroffener im Vergleich zu gesunden Menschen vor allem durch die Veränderungen im Herz-Kreislauf-System deutlich verkürzt.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin
Editor/in:Dr. Julia Feucht, Ärztin
Keywords:Wachstumshormonüberschuss, GH-Überschuss, Growth Hormon-Überschuss, Growth Hormon Überschuss, STH-Überschuss, Stomatotropin-Überschuss, Grosswuchs, Gigantismus, Akromegalie, Wachstumshormon, somatotropes Hormon, Somatotropin, Growth Hormon, GH, STH, Hypophysenvorderlappen, Hypophyse, Hirnanhangsdrüse, Hypothalamus, IGF, Insulin-like Growth Factor, IGF-I, IGF I, IGF-II, IGF II, IGFBP, Glukosebelastung, Glucosebelastung, Glucosetoleranztest, Glukosetoleranztest, Glucosesuppressionstest, Glukosesuppressionstest, Glucose-Suppressionstest, Glukose-Suppressionstest, Wachstumskurve
ICD-10:E22.0, M14.5
Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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