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Morbus Cushing (ACTH-Überschuss)

Synonyme: ACTH-Überschuss, Cushing-Syndrom, Überschuss an adrenokortikotropem Hormon

Zusammenfassung

Beim ACTH-Überschuss, dem sogenannten Cushing-Syndrom, hat es im Blut eine zu grosse Menge an adrenokortikotropem Hormon (ACTH). Ein Glukokortikoidüberschuss, ein Mineralokortikoidüberschuss und ein Sexualhormonüberschuss sind die Folge. Ein ACTH-Überschuss kann durch eine Veränderung des Hypophysenvorderlappens, eine Veränderung des Hypothalamus oder durch einen bösartigen Tumor anderer Organe verursacht werden.

Betroffene eines ACTH-Überschusses leiden hauptsächlich an den Beschwerden eines Glukokortikoidüberschusses, eines Mineralokortikoidüberschusses und eines Sexualhormonüberschusses. Die Diagnose eines ACTH-Überschusses wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung, Blut- sowie Urinuntersuchungen, einem Dexamethasonhemmtest, einer Magnetresonanztomographie MRI und/oder einer Computertomographie CT gestellt. Die Behandlung des ACTH-Überschusses hängt von seiner Ursache ab.

Allgemeines

Beim ACTH-Überschuss, dem sogenannten Cushing-Syndrom, hat es im Blut eine zu grosse Menge an adrenokortikotropem Hormon (ACTH). Das ACTH ist ein lebenswichtiges Hormon, das im Hypophysenvorderlappen, also dem Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse, gebildet wird und dessen Produktionsmenge durch den Hypothalamus, ein bestimmtes Hirnareal, mit Hilfe des Botenstoffes CRH geregelt wird. Hormone sind Botenstoffe, die die Anweisungen des Körpers seinen einzelnen Organen mitteilen und Meldungen von den Organen an den Körper zurückgeben. Mit dem adrenocorticotropen Hormon, dem sogenannten ACTH, reguliert der Hypophysenvorderlappen die Produktion von Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen in der Nebennierenrinde. Besteht ein ACTH-Überschuss, befiehlt die zu grosse Menge an ACTH der Nebennierenrinde die Produktion von Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen zu steigern. Ein Glukokortikoidüberschuss, ein Mineralokortikoidüberschuss und ein Sexualhormonüberschuss sind die Folge.

Die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse)

Abbildung: Hirnanhangsdrüse
Hirnanhangdrüse, Hypophyse, Grosshirn, Kleinhirn, Sella turcica, Schädelknochen

Die Hirnanhangsdrüse ist ein kleines lebenswichtiges Organ, das im sogenannten Türkensattel etwa im Zentrum des Schädels unterhalb des Gehirns und damit etwa auf Höhe der Nasenwurzel sitzt (siehe Abbildung). Die Hirnanhangsdrüse besteht aus dem Hypophysenvorderlappen und dem Hypophysenhinterlappen. Der Hypophysenvorderlappen und der Hypophysenhinterlappen sind in ihrer Funktion voneinander unabhängig.

Der Hypophysenvorderlappen stellt sechs verschiedene Hormone her, mit denen er auf verschiedene Vorgänge im Körper einwirkt. Mit dem Wachstumshormon (GH) beeinflusst der Hypophysenvorderlappen eine Reihe von Stoffwechselprozessen und regt den Körper mit seinen Organen zum Wachstum an. Mit den zwei unterschiedlichen Gonadotropinen (LH und FSH) nimmt der Hypophysenvorderlappen Einfluss auf das Wachstum und die Sexualhormonproduktion der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau. Mit dem adrenocorticotropen Hormon (ACTH) reguliert der Hypophysenvorderlappen die Hormonproduktion in der Nebennierenrinde und ermöglicht es dadurch dem Körper, optimal auf Stresssituationen zu reagieren. Mit dem thyreoideastimulierenden Hormon (TSH) regt der Hypophysenvorderlappen in der Schilddrüse das Wachstum, die Jodaufnahme und die Schilddrüsenhormonproduktion an. Und mit dem Prolaktin ermöglicht der Hypophysenvorderlappen in der Brust die Produktion von Muttermilch.

Der Hypophysenhinterlappen selbst kann keine Hormone herstellen. Es speichert die vom Hypothalamus, einem bestimmten Hirnareal, gebildeten Hormone Vasopressin und Oxytozin und schüttet sie bei Bedarf ins Blut aus. Vasopressin (ADH) reguliert den Wasserhaushalt im Körper und befiehlt dabei den Nieren, nicht zu viel Flüssigkeit mit dem Urin aus dem Körper auszuscheiden. Oxytozin erlaubt es der Brust, die gebildete Muttermilch nach aussen abzugeben.

Die Produktion und die Ausschüttung von Wachstumshormon, Gonadotropinen, adrenocorticotropem Hormon, thyreoideastimulierendem Hormon und Prolaktin im Hypophysenvorderlappen werden hauptsächlich durch den Hypothalamus, ein bestimmtes Hirnareal, gesteuert. Dazu stellt der Hypothalamus gewisse Substanzen her. Ebenso werden die Speicherung und die Ausschüttung von Vasopressin und Oxytozin im Hypophysenhinterlappen durch den Hypothalamus geregelt.

Ursachen

Ein ACTH-Überschuss kann durch eine Veränderung des Hypophysenvorderlappens, durch eine Veränderung des Hypothalamus oder durch einen bösartigen Tumor anderer Organe im Körper verursacht werden.

Am häufigsten sind gutartige Tumoren im Bereich der Hirnanhangsdrüse für den ACTH-Überschuss verantwortlich. Bei einem Tumor treten aus einem bisher nicht bekannten Grund Fehler in den Zellen eines Gewebes auf. Diese fehlerhaften Zellen teilen sich so oft sie wollen und richten sich nicht mehr nach den Anforderungen des Körpers. Bei einigen gutartigen Tumoren der Hirnanhangsdrüse produzieren die fehlerhaften Tumorzellen so viel ACTH, wie sie wollen, nicht so viel, wie der Körper tatsächlich benötigt. Ein ACTH-Überschuss ist die Folge.

Selten können aus bisher nicht bekanntem Grund Veränderungen im Hypothalamus auftreten, sodass der Hypothalamus zu viel von dem Botenstoff CRH herstellt. Mit der zu grossen Menge an CRH treibt der Hypothalamus den Hypophysenvorderlappen zu einer vermehrten Produktion von ACTH an. Ein ACTH-Überschuss ist wiederum die Folge.

Durch den ACTH-Überschuss entstehen ein Glukokortikoidüberschuss, ein Mineralokortikoidüberschuss und ein Sexualhormonüberschuss. In der Fachsprache wird bei einem Glukokortikoidüberschuss durch einen Tumor der Hirnanhangsdrüse oder durch eine Veränderung im Hypothalamus von einem Morbus Cushing gesprochen.

Ein ACTH-Überschuss kann aber auch durch bösartige Tumoren anderer Organe im Körper zustande kommen. In diesen Fällen sind der Hypophysenvorderlappen und der Hypothalamus vollkommen normal. Der ACTH-Überschuss entsteht in diesen Fällen dadurch, dass die bösartigen Tumoren anderer Organe des Körpers selbst CRH und ACTH bilden können. Sie stellen so viel CRH und ACTH her, wie sie möchten. Es interessiert sie nicht, ob es schon genügend ACTH im Körper hat. Dadurch kommt es im Körper zu einem ACTH-Überschuss. Beispiele für solche bösartigen Tumoren sind der kleinzellige Lungenkrebs, der Bauchspeicheldrüsenkrebs und der medulläre Schilddrüsenkrebs. In der Fachsprache wird von einem sogenannten paraneoplastischen Syndrom gesprochen, wenn ein bösartiger Tumor Substanzen herstellt, die zu Veränderungen im Körper führen.

Symptome

Abbildung 1: Beschwerden bei einem ACTH-Überschuss
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Bei einem ACTH-Überschuss hat es im Blut eine zu grosse Menge an adrenokortikotropem Hormon. Mit dem adrenocorticotropen Hormon, dem sogenannten ACTH, reguliert der Hypophysenvorderlappen die Produktion von Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen in der Nebennierenrinde. Besteht ein ACTH-Überschuss, befiehlt die zu grosse Menge an ACTH der Nebennierenrinde, die Produktion von Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen zu steigern. Deshalb leiden Betroffene eines ACTH-Überschusses hauptsächlich an den Beschwerden eines Glukokortikoidüberschusses, eines Mineralokortikoidüberschusses und eines Sexualhormonenüberschusses (siehe Abbildung 1).

Abbildung 2: Beschwerden bei einem Überschuss an Glukokortikoiden
Beschwerden bei einem Überschuss an Glukokortikoiden, Symptome bei einem Überschuss an Glukokortikoiden

Ein Glukokortikoidüberschuss kann zu einer breiten Palette an Beschwerden führen (siehe Abbildung 2), da die Glukokortikoide zahlreiche Aufgaben im menschlichen Körper haben. Sie wirken auf den Zucker-, Eiweiss- und Fettstoffwechsel, den Wasser- und Salzhaushalt, das Bindegewebe und den Knochen, die Entzündungsmechanismen und das Abwehrsystem, die Haut und das Knochenmark, das Herzkreislauf- und das Nervensystem. Eine der Hauptbeschwerden beim Glukokortikoidüberschuss ist Übergewicht mit einer Störung der Fettverteilung. Das Fettgewebe konzentriert sich bei betroffenen Erwachsenen auf den Bauch, das Gesicht und den Nacken.

Es wird deshalb von einer Stammfettsucht mit einem Mondgesicht und einem Büffelnacken gesprochen. Die Arme und Beine sind meist dünn. Bei Kindern tritt bei einem Glukokortikoidüberschuss eine Fettsucht am ganzen Körper auf und die Wachstumsgeschwindigkeit ist vermindert. Durch die vermehrte Menge an Glukokortikoiden im Blut wird der Körper stetig auf eine Stresssituation eingestellt und die Zuckermenge im Blut ständig hoch gehalten. Es wird in der Fachsprache von einer diabetischen Stoffwechsellage gesprochen, da der Zuckereinbau in die Gewebe wie beim Diabetes mellitus gestört ist.

Eine Schwäche mit Muskelabbau tritt auf. Deshalb haben viele Betroffene mit der Zeit Mühe, aus dem Sitzen aufzustehen oder Treppen hinaufzusteigen. Der Knochen wird ebenfalls abgebaut, verliert mit der Zeit an Stabilität und wird brüchiger. Eine Osteoporose mit Knochenbrüchen und Knochenschmerzen ist die Folge. Die Haut wird dünner und verletzlicher. Vor allem im Bereiche des Bauches und der Flanken treten deshalb rotblaue Streifen auf, sogenannte Striae rubrae. Wunden verheilen schlechter und blaue Flecken treten schneller auf. Durch eine Schwächung des Abwehrsystems des Körpers kommen Infekte häufiger vor. Die Betroffenen eines Glukokortikoidüberschusses leiden zudem oft an einer bedrückten Stimmungslage bis zur Depression und beklagen einen Verlust an Energie mit vermehrter Müdigkeit und einem Leistungsabfall. Gelegentlich treten Panickattacken und wahnhafte Vorstellungen auf. Männer können an einer Abnahme des sexuellen Verlangens und einer ErektionsstörungenImpotenz leiden.

Abbildung 3: Beschwerden einer Frau bei einem Androgenüberschuss
Beschwerden einer Frau bei einem Androgenüberschuss, Symptome einer Frau bei Androgenüberschuss

Durch den Mineralokortikoidüberschuss tritt zu den Beschwerden des Glukokortikoidüberschusses noch ein Bluthochdruck hinzu. Durch den Sexualhormonüberschuss kann bei beiden Geschlechtern eine vermehrte Akne auftreten. Zudem bewirkt die grössere Menge an männlichen Sexualhormonen bei Frauen eine Vermännlichung des Behaarungsmusters, einen sogenannten Hirsutismus, mit neu aufgetretenem Haarwuchs an der Brust, der Oberlippe, dem Kinn und dem Bauch (siehe Abbildung 3), sowie eine Störung des Menstruationszyklus. Bei Männern kann die grössere Menge an weiblichen Sexualhormonen zu Unfruchtbarkeit führen.

Als spezielles Zeichen eines ACTH-Überschusses werden bei Betroffenen die Haut und die Schleimhaut dunkler. In der Fachsprache wird von einer Hyperpigmentation gesprochen. Diese zeigt sich vor allem an den Brustwarzen, am Nagelbett und an frischen Narben. Die Ursache für die Vermehrung der Hautpigmente liegt darin, dass bei der Produktion von ACTH nicht nur ACTH, sondern noch eine zusätzliche Substanz entsteht, die in der Haut und der Schleimhaut eine vermehrte Produktion von Farbstoffen bewirkt, sodass Haut und Schleimhaut bei Betroffenen dunkler werden.

Je nach Ursache des ACTH-Mangels sind weitere Beschwerden möglich. Tritt der ACTH-Überschuss im Rahmen einer bösartigen Tumorerkrankung eines anderen Organs wie der Lunge, der Bauchspeicheldrüse oder der Schilddrüse auf, leiden Betroffene neben den Beschwerden, die durch den Glukokortikoidüberschuss, den Mineralokortikoidüberschuss und den Sexualhomonüberschuss hervorgerufen werden, zusätzlich an Beschwerden durch den bösartigen Tumor. Tumoren des Hypophysenvorderlappens können ebenfalls weitere Beschwerden verursachen, indem sie auf Strukturen in ihrer Umgebung wie die Sehnerven drücken und so zu einer Einschränkung des Sehens führen. Kopfschmerzen sind möglich bei Tumoren im Schädel.

Zudem stellen die Hirnanhangsdrüse und der Hypothalamus nicht nur CRH und ACTH her, mit welchen sie die Produktionsmenge der Nebennierenrinde regeln, sondern noch weitere Hormone, mit denen sie beispielsweise die Funktion der Schilddrüse, der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau regulieren. Durch die Veränderung in der Hirnanhangsdrüse oder im Hypothalamus kann die Produktionsmenge dieser Hormone ebenfalls beeinflusst werden, sodass zusätzliche Beschwerden durch die vermehrte oder verminderte Produktion dieser Hormone zu den Beschwerden des ACTH-Überschusses hinzutreten. Diese Beschwerden durch die Über- oder Unterproduktion anderer Hormone der Hirnanhangsdrüse und des Hypothalamus werden in den entsprechenden Kapiteln der Hirnanhangsdrüse und des Hypothalamus besprochen.

Diagnose

Treten bei einer Person anhaltende Beschwerden im Sinne eines Überschusses an Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen aufgrund eines ACTH-Überschusses auf, sollte ein Arzt zur weiteren Abklärung und bei Bedarf Behandlung aufgesucht werden. Der Arzt wird den Betroffenen in einem ausführlichen Gespräch nach Beschwerden und Veränderungen fragen, die ihm einen Hinweis auf einen ACTH-Überschuss geben. Weiter wird er sich nach durchgemachten oder noch anhaltenden Erkrankungen und Therapien erkundigen, die einen ACTH-Überschuss zur Folge haben können. Anschliessend wird der Arzt den Betroffenen von Kopf bis Fuss untersuchen.

Hat der Arzt aufgrund der Ergebnisse des Gesprächs und der Untersuchung den Verdacht auf einen ACTH-Überschuss, wird er zur Erhärtung des Verdachts die Menge an CRH, ACTH, Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen im Körper messen. Die Menge an Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen misst der Arzt deshalb zusätzlich, da die Menge an CRH und ACTH im Körper schwanken kann und eine Messung von CRH und ACTH allein nicht ausreichend ist. Bei jedem ACTH-Überschuss steigert die Nebenniere aber die Produktion von Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen, sodass bei einem ACTH-Überschuss ein messbarer Überschuss an Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen die Folge ist.

Eine einzelne Messung der Glukokortikoide reicht für die Bestimmung eines Glukokortikoidüberschusses aber nicht aus, da die Glukokortikoidmenge im Blut im Tagesverlauf normalerweise ebenfalls schwankt und am Morgen höher ist als am Abend. Stresssituationen, Medikamente zur Schwangerschaftsverhütung, Schwangerschaften und ein sehr hohes Übergewicht beeinflussen zudem die Glukokortikoidproduktion im Körper. Es müssen also mehrere Messungen der Glukokortikoide vorgenommen werden, um die Diagnose eines ACTH-Überschusses stellen zu können. Im Blut wird bei einem ACTH-Überschuss eine veränderte Menge an CRH, ACTH, Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen gemessen.

Bei einem ACTH-Überschuss wegen einer Veränderung im Hypophysenvorderlappen oder einem bösartigen Tumor anderer Organe im Körper ist die Menge an CRH im Blut klein und die Menge von ACTH, Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen gross. Die Menge an CRH im Blut ist deshalb klein, weil der Hypothalamus den hohen ACTH-Spiegel und die hohen Spiegel der anderen Hormone im Blut bemerkt und in der Folge die Produktion von CRH vermindert. Bei einem ACTH-Überschuss wegen einer Veränderung im Hypothalamus ist die Menge an CRH, ACTH, Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen im Blut gross, weil der Hypothalamus mehr CRH produziert und damit die Produktion der anderen Hormone in der Hirnanhangsdrüse und in der Nebennierenrinde ankurbelt.

Um diese Messungen im Blut zu bestätigen, kann nach genauer Anweisung durch den Arzt der Urin des Betroffenen während 24 Stunden gesammelt werden. In diesem sogenannten 24-Stunden-Urin wird die Menge an Glukokortikoiden bestimmt. Eine vermehrte Menge an Glukokortikoiden weist auf einen Glukokortikoidüberschuss hin und bestätigt die Messung im Blut.

Erlauben die bisherigen Messungen im Urin und im Blut keine eindeutige Aussage zum Vorhandensein eines ACTH-Überschusses, kann dem Betroffenen ein Medikament in Form von Tabletten gegeben werden und die Messung der Glukokortikoide im Blut nach einigen Stunden wiederholt werden. Das Medikament enthält den Wirkstoff Dexamethason. Dexamethason ist ein künstlich hergestelltes Glukokortikoid. Der Hypothalamus und die Hirnanhangsdrüse, die die Funktion der Nebenniere überwachen, nehmen das Dexamethason im Blut wahr und sind der Meinung, dass bereits genügend Glukokortikoide im Körper vorhanden sind. Der Hypothalamus und die Hirnanhangsdrüse geben deshalb normalerweise der Nebennierenrinde den Befehl, keine weiteren Glukokortikoide mehr zu produzieren. Normalerweise wird dann in einer zweiten Blutentnahme eine deutlich geringere Menge an Glukokortikoiden im Blut gemessen. Bei einem Betroffenen eines ACTH-Überschusses wird die Produktion an Glukokortikoiden nach der Gabe von Dexamethason nur teilweise heruntergefahren, weshalb die Menge an Glukokortikoiden im Blut bei einer zweiten Messung nicht so stark abfällt wie normalerweise.

Mit Hilfe von bildgebenden Untersuchungen wie der Computertomographie CT oder der Magnetresonanztomographie MRI können Tumoren der Hirnanhangsdrüse, Veränderungen des  Hypothalamus und bösartige Tumoren anderer Organe im Körper dargestellt werden. Und mit Hilfe einer Messung der anderen Hormone im Blut, die neben dem CRH und dem ACTH im Hypothalamus und im Hypophysenvorderlappen hergestellt werden, kann bestimmt werden, ob die Betroffenen nur an einem ACTH-Überschuss leiden oder ob der ACTH-Überschuss noch von einem Mangel oder einem Überschuss anderer Hormone begleitet wird.

Therapie

Die Behandlung eines ACTH-Überschusses hängt von seiner Ursache ab.

Wird der ACTH-Überschuss durch einen Tumor der Hirnanhangsdrüse hervorgerufen, ist die erste Behandlung eine operative Entfernung des Tumors. Ist eine Operation nicht möglich, kann eine gezielte Bestrahlung des Tumors durchgeführt werden, um den Tumor zu vernichten. Die Bestrahlung schädigt die Tumorzellen, sodass diese mit der Zeit absterben. Da die Zellen nicht sofort, sondern nach und nach absterben, tritt der Erfolg der Bestrahlung erst nach einigen Monaten ein. Sind weder eine Operation noch eine Bestrahlung möglich oder erfolgreich, muss die Nebennierenrinde an der Produktion von zu viel Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen gehindert werden. Dazu werden sogenannte Adrenostatika verwendet.

Adrenostatika sind Medikamente, die die Produktion von Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen in der Nebennierenrinde hemmen. Reichen die Adrenostatika nicht aus, um die Beschwerden des ACTH-Überschusses zu beherrschen, sollten beide Nebennieren entfernt werden, obwohl sie eigentlich gesund sind.

Bewirken bösartige Tumoren anderer Organe im Körper den ACTH-Überschuss, indem sie CRH und ACTH herstellen, müssen die Betroffenen von den verantwortlichen Tumoren wenn möglich mit einer Operation, einer Bestrahlung oder einer Chemotherapie geheilt werden. Auch bei dieser Form des ACTH-Überschusses werden Adrenostatika eingesetzt, um die Produktion von Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen in den Nebennierenrinden zu unterdrücken, wenn die bösartigen Tumoren gar nicht oder nicht vollständig entfernt werden können oder bereits Ableger gebildet haben. Kann der ACTH-Überschuss auch mit Medikamenten nicht beherrscht werden, sollten wie beim Tumor der Hirnanhangsdrüse beide Nebennieren entfernt werden, obwohl sie eigentlich gesund sind.

Veränderungen des Hypothalamus können in der Regel oft nicht direkt behandelt werden, ohne dass dem Gehirn ein zu grosser Schaden gesetzt wird. Bei dieser Form des ACTH-Überschusses müssen deshalb Adrenostatika eingesetzt werden, um die Produktion von Glukokortikoiden, Mineralokortikoiden und Sexualhormonen in den Nebennierenrinden zu unterdrücken, oder beide Nebennieren müssen entfernt werden, um die Betroffenen von den Beschwerden des ACTH-Überschusses entlasten zu können.

Musste die Hirnanhangsdrüse wegen eines Tumors operiert oder bestrahlt werden, kann das normale Gewebe der Hirnanhangsdrüse so stark geschädigt sein, dass es seine Aufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen und nicht mehr genügend Hormone herstellen und speichern kann. Betroffene leiden dann an einer Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse und müssen die fehlenden Hormone lebenslang einnehmen.

Mussten beide Nebennieren mittels einer Operation entfernt werden, ist kein Nebennierengewebe mehr vorhanden, um die lebenswichtigen Hormone der Nebenniere herzustellen. Die Sexualhomonproduktion der Nebennierenrinde wird beim Mann von den Hoden und bei der Frau von den Eierstöcken übernommen, sodass ein Ersatz nicht notwendig ist. Die Produktion von Adrenalin und Noradrenalin des Nebennierenmarks kann vom Nervensystem übernommen werden, sodass ein Ersatz wenn überhaupt nur unmittelbar nach der Behandlung notwendig ist, bis sich das Nervensystem an die vermehrte Produktion gewöhnt hat. Die Produktion der Glukokortikoide und der Mineralokortikoide der Nebennierenrinde wird durch kein anderes Organ übernommen. Betroffene müssen lebenslang Kortison und Aldosteron in Form von Tabletten einnehmen.

Prognose

Die Prognose eines Betroffenen mit einem ACTH-Überschuss hängt von der Ursache der Erkrankung ab. Kann die Ursache des ACTH-Überschusses aber gut behandelt werden, ist die Prognose gut.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin
Editor/in:Dr. Julia Feucht, Ärztin
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ICD-10:E24, E27.0
Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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