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Hormonsystem

Synonyme: Endokrinologie, Lehre der Hormone, Lehre der Botenstoffe

Zusammenfassung

Hormone sind Botenstoffe, die für ein reibungsloses Funktionieren des Körpers notwendig sind. Im Körper sind zahlreiche verschiedene Hormone mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben vorhanden. Diese unterschiedlichen Hormone werden von den sogenannten endokrinen Organen des Körpers hergestellt.

Die wichtigsten endokrinen Organe sind der Hypothalamus, die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), die Schilddrüse (Glandula thyroidea), die Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyroideae), die Nebennieren (Glandulae suprarenales), die Bauchspeicheldrüse (Pankreas), die Hoden (Testes) beim Mann und die Eierstöcke (Ovarien) bei der Frau. Verschiedene Erkrankungen können die endokrinen Organe und die von ihnen hergestellten Hormone betreffen. Der für die Hormone und ihre Störungen zuständige Fachbereich der Medizin ist die Endokrinologie, der zuständige Spezialist der Endokrinologe.

Allgemeines

Dieses Kapitel befasst sich mit den Hormonen des menschlichen Körpers. Der menschliche Körper ist ein kompliziertes System, das aus zahlreichen unterschiedlichen Organen mit jeweils verschiedenen Aufgaben besteht. Die Organe selbst sind wiederum aus Millionen von Zellen mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben aufgebaut. Damit alle diese Bestandteile optimal zusammen arbeiten und der Körper reibungslos funktionieren kann, müssen der Körper, die Organe und die Zellen miteinander verbunden sein und untereinander Informationen über ihren aktuellen Zustand austauschen. Für diese Verbindung und den Informationsaustausch verwenden der Körper, die Organe und die Zellen neben den Nerven die lebenswichtigen Hormone. Hormone sind somit Botenstoffe.

Der Fachbereich der Medizin, der sich mit den Hormonen und ihren Störungen befasst, wird Endokrinologie genannt. Der zuständige Spezialist ist der Endokrinologe.

Abbildung 1: Darstellung der wichtigsten Hormon- produzierenden Organe des Körpers
Abbildung 1: Darstellung der wichtigsten Hormon- produzierenden Organe des Körpers, Schilddrüse, Nebenschilddrüsen, Hirnanhangdrüse, Nebennieren, Eierstöcke, Hoden

Die verschiedenen Hormone, die der Körper und seine Organe benötigen, werden von speziellen, sogenannten endokrinen Organen hergestellt. Da diese endokrinen Organe solch spezielle Stoffe herstellen wie die Hormone, werden sie auch endokrine Drüsen genannt. Die wichtigsten Hormone produzierenden Organe im Körper sind der Hypothalamus, die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), die Schilddrüse (Glandula thyroidea), die Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyroideae), die Nebennieren (Glandulae suprarenales), die Bauchspeicheldrüse (Pankreas), die Hoden (Testes) beim Mann und die Eierstöcke (Ovarien) bei der Frau (siehe Abbildung 1). Mit dem Blut werden die Hormone nach ihrer Herstellung zu ihrem Bestimmungsort transportiert, damit sie die Informationen und Anordnungen, die sie enthalten, an die entsprechenden Organe und Zellen weiterleiten können.

Hypothalamus und Hirnanhangsdrüse

Der Hypothalamus und die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) bilden zusammen eine funktionelle Einheit. Der Hypothalamus, der ein bestimmtes Hirnareal ist, ist die oberste Steuerzentrale des Systems der Hormone. Er ist dafür verantwortlich, dass im Körper nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige Hormone hergestellt werden. Dazu stellt er zahlreiche Hormone her, mit denen er Anordnungen des Körpers an die Hirnanhangsdrüse weiterleitet. Die Hirnanhangsdrüse gibt dann diese Anordnungen mithilfe von Hormonen an die Organe des Körpers und deren Zellen weiter. Denn nicht alle Organe und Zellen des Körpers können die Hormone des Hypothalamus verstehen. So muss die Hirnanhangsdrüse die Botschaften des Hypothalamus in eine für sie verständliche Form übersetzen.

Hypothalamus

Der Hypothalamus selbst stellt acht lebenswichtige Hormone her. Mit dem Thyreotropin Releasing Hormon (TRH) steuert der Hypothalamus das Wachstum, die Jodaufnahme und die Schilddrüsenhormonproduktion in der Schilddrüse und ermöglicht in der Brust die Produktion von Muttermilch. Das TRH des Hypothalamus regt zu diesem Zweck in der Hirnanhangsdrüse die Produktion von thyreoideastimulierendem Hormon (TSH) und Prolaktin an, welche in der Schilddrüse und der Brust die oben genannten Wirkungen erzielen. Mit dem Corticotropin Releasing Hormon (CRH) nimmt der Hypothalamus Einfluss auf die Produktion in der Nebennierenrinde und ermöglicht es dadurch dem Körper, optimal auf Stresssituationen zu reagieren. Das CRH des Hypothalamus regt zu diesem Zweck in der Hirnanhangsdrüse die Produktion von adrenocorticotropem Hormon (ACTH) an. Mit dem Gonadotropin Releasing Hormon (GnRH) regelt der Hypothalamus das Wachstum und die Sexualhormonproduktion der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau. Zu diesem Zweck regt der Hypothalamus mit dem GnRH in der Hirnanhangsdrüse die Produktion der Gonadotropine LH und FSH an. Mit dem Growth Hormon Releasing Hormon (GHRH) beinflusst der Hypothalamus eine Reihe von Stoffwechselprozessen im Körper und regt den Körper mit seinen Organen zum Wachstum an.

Das GHRH des Hypothalamus regt zu diesem Zweck in der Hirnanhangsdrüse die Produktion des Wachstumshormons an. Mit dem Dopamin verhindert der Hypothalamus in der Hirnanhangsdrüse eine Überproduktion von Prolaktin und mit dem Somatostatin eine Überproduktion von thyreoideastimulierendem Hormon und von Wachstumshormon. Mit dem Vasopressin (ADH) reguliert der Hypothalamus den Wasserhaushalt im Körper und befiehlt dabei den Nieren, nicht zu viel Flüssigkeit mit dem Urin aus dem Körper auszuscheiden. Und mit dem Oxytozin erlaubt der Hypothalamus der Brust, die gebildete Muttermilch nach aussen abzugeben.

Hirnanhangdrüse

Die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) stellt unter der Leitung durch den Hypothalamus sechs verschiedene Hormone her. Mit dem thyreoideastimulierenden Hormon (TSH) regt der Hypophysenvorderlappen das Wachstum, die Jodaufnahme und die Schilddrüsenhormonproduktion in der Schilddrüse an. Mit dem adrenocorticotropen Hormon (ACTH) reguliert der Hypophysenvorderlappen die Hormon-Produktion in der Nebennierenrinde und ermöglicht es dadurch dem Körper, optimal auf Stresssituationen zu reagieren. Mit den zwei unterschiedlichen Gonadotropinen (LH und FSH) nimmt der Hypophysenvorderlappen Einfluss auf das Wachstum und die Sexualhormonproduktion der Hoden beim Mann und der Eierstöcke bei der Frau. Mit dem Wachstumshormon (GH) beeinflusst der Hypophysenvorderlappen eine Reihe von Stoffwechselprozessen und regt den Körper mit seinen Organen zum Wachstum an. Und mit dem Prolaktin ermöglicht der Hypophysenvorderlappen in der Brust die Produktion von Muttermilch. Zudem speichert die Hirnanhangsdrüse die vom Hypothalamus gebildeten Hormone Vasopressin und Oxytozin und schüttet sie bei Bedarf ins Blut aus.

Schilddrüse

Die Schilddrüse (Glandula thyroidea) produziert die Schilddrüsenhormone und das Hormon Calcitonin. Die Schilddrüsenhormone regen in fast allen Zellen im Körper den Stoffwechsel an. So nehmen sie Einfluss auf den Zucker-, Fett- und Eiweisshaushalt, den Wärmehaushalt und die Körpertemperatur, das Herz und den Kreislauf, die Gemütsverfassung und die Leistungsfähigkeit, den Magen und den Darm, die Muskeln und das Nervensystem. Beim Kind steuern die Schilddrüsenhormone zudem die Gehirn- und Nervenentwicklung sowie das Knochenwachstum. Das Calcitonin spielt eine Rolle bei der Regulation des Kalziumhaushalts im Körper.

Nebenschilddrüsen

Die Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyroideae) produzieren das Parathormon. Das Parathormon spielt eine Rolle bei der Regulation des Kalziumhaushalts und beeinflusst zudem den Phosphathaushalt des Körpers.

Nebennieren

Die Nebennieren (Glandulae suprarenales) bestehen aus dem Nebennierenmark und der Nebennierenrinde. Das Nebennierenmark bildet die Katecholamine Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin. Dies sind Stresshormone, die in Stresssituationen dafür sorgen, dass der Körper optimal reagieren kann, indem sie ihm unter anderem Energie zur Verfügung stellen. Die Nebennierenrinde bildet drei unterschiedliche Hormongruppen. In der äussersten Schicht der Nebennierenrinde werden sogenannte Mineralokortikoide wie Aldosteron produziert. Sie regulieren den Salz- und Wasserhaushalt im Körper. In der mittleren Schicht der Nebennierenrinde werden sogenannte Glukokortikoide wie Kortisol hergestellt. Die Glukokortikoide haben zahlreiche Aufgaben im menschlichen Körper. Sie wirken auf den Zucker-, Eiweiss- und Fettstoffwechsel, den Wasser- und Salzhaushalt, das Bindegewebe und den Knochen, die Entzündungsmechanismen und das Abwehrsystem, die Haut und das Knochenmark, das Herzkreislauf- und das Nervensystem. In der innersten Schicht produziert die Nebennierenrinde überwiegend männliche Sexualhormone, sogenannte Androgene, und nur sehr wenige weibliche Sexualhormone, sogenannte Östrogene. Die Sexualhormone sind an der Geschlechtsfunktion und der Ausbildung der weiblichen und männlichen Geschlechtsmerkmale mitbeteiligt.

Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) stellt die Hormone Insulin, Glukagon, Somatostatin und pankreatisches Polypeptid her. Mit dem Insulin und dem Glukagon wird der Zuckerhaushalt gesteuert. Das Somatostatin beeinflusst den Magen-Darm-Trakt und verhindert eine Überproduktion verschiedener Hormone. Das pankreatische Polypeptid vermindert die Produktionsmenge von Verdauungssaft und senkt den Gallefluss. Die Bauchspeicheldrüse wird nicht vom Hypothalamus oder der Hirnanhangdrüse gesteuert.

Hoden

Die Hoden (Testes) sind die Keimdrüsen des Mannes. Sie stellen die männlichen Sexualhormone her, von welchen das Testosteron der Hauptvertreter ist. Die männlichen Sexualhormone beeinflussen das äussere Erscheinungsbild, ermöglichen die Sexualfunktion und erlauben durch das Steuern der Spermienproduktion das Zeugen von Kindern.

Eierstöcke

Die Eierstöcke (Ovarien) sind die Keimdrüsen der Frau. Sie stellen die weiblichen Sexualhormone her, von welchen das Östrogen und das Progesteron die Hauptvertreter sind. Die weiblichen Sexualhormone beeinflussen wie die männlichen Sexualhormone das äussere Erscheinungsbild, ermöglichen die Sexualfunktion und erlauben durch das Steuern des Menstruationszyklus eine Schwangerschaft.

Erkrankungen des Hormonsystems

Verschiedene gutartige und bösartige Erkrankungen können zu einer Störung der endokrinen Organe führen, die die Hormone im Körper herstellen. Geht eine solche Erkrankung mit einer Veränderung der Hormonproduktion einher, wird sie oft nach dem betroffenen Hormon benannt. Wenn zu viel von dem Hormon produziert wird, wird von einer Überproduktion oder einem Überschuss von diesem Hormon gesprochen, wenn zu wenig von dem Hormon produziert wird, von einer Unterproduktion oder einem Mangel. Die Eigenschaften des Hormons, von dem eine zu grosse oder zu geringe Menge hergestellt wird, entscheiden schliesslich über die Beschwerden der Betroffenen.

Die nachfolgenden Texte über die Hormone sollen die oben aufgeführten endokrinen Organe und Hormone mit ihren Eigenschaften und Störungen beschreiben.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin, Dr. Julia Feucht, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Doris de Marco Stalder, Fachärztin für Endokrinologie-Diabetologie
Keywords:Endokrinologie, endokrinologisches System, Hormonsystem, System der Hormone, Botenstoffe, endokrines System, endokrine Organe, endokrine Drüsen, Drüsen, Endokrinium, Lehre der Hormone, Hypothalamus, Hirnanhangsdrüse, Hypophyse, Glandula pituitaria, Schilddrüse, Thyreoidea, Glandula thyreoidea, Glandula thyroidea, Nebenschilddrüse, Glandulae parathyreoideae, Glandulae parathyroideae, Epithelkörperchen, Nebenniere, Glandulae adrenales, Glandulae suprarenales, Bauchspeicheldrüse, Pankreas, Pancreas, Hoden, Testis, Testes, Testikel, Orchis, Eierstöcke, Eierstock, Ovar, Oophoron, Gonaden, Keimdrüsen, Ovarien
Zuletzt geändert:23.11.2016Zum Seitenanfang
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