Anzeige

Startseite  ⇒  Herz, Kreislauf, Gefässe ⇒  Herzrythmusstörungen ⇒  Herzrasen

Herzrasen (Reentry-Tachykardie)

Synonyme: Herzrasen, Tachykardie,

Allgemeines

Herzrasen

Der normale, regelmässige Herzschlag entsteht im Sinusknoten (siehe im Bild rechts), dem Taktgeber des Herzens. Dieser befindet sich im rechten Vorhof des Herzen, und leitet den Herzrhythmus über Leitungsbahnen in die Herzkammern weiter. Zwischen dem rechten Vorhof und den Herzkammern liegt der so genannte AV-Knoten, der die Funktion eines Filters der Herzschläge hat. Kommen aufgrund eines Fehlers zwei Herzschläge innerhalb sehr kurzer Zeit beim AV-Knoten an, filtert er den zweiten, unnötigen Herzschlag heraus, damit die Herzfunktion nicht beeinträchtigt wird. Die Reentry-Tachykardien sind gekennzeichnet durch plötzliches Auftreten und ein ebenso plötzliches Verschwinden eines mit 140-220 Schlägen pro Minute sehr raschen, aber regelmässigen Pulses. Sie entsteht durch eine zusätzliche Leitungsbahn, die während der Entwicklung des Herzens fälschlicherweise angelegt wurden. Sie entwickeln sich entweder im AV-Knoten oder an einer anderen Stelle zwischen dem Vorhof und den Herzkammern. Durch diese zusätzliche Leitungsbahn gelangt der Impuls, der im Sinusknoten entsteht und über die normalen Leitungsbahnen in die Herzkammern geleitet wird, wieder zurück in den Vorhof. Wird dieser anschliessend wieder in die Herzkammern weitergeleitet, kann eine kreisende Erregung entstehen, bei welcher der Sinusknoten seine Aufgabe als Taktgeber nicht mehr übernehmen kann. Oft verläuft diese Erregung auch in umgekehrter Richtung, das heisst über die zusätzlichen Leitungsbahnen in die Herzkammer und über die normale Leitung zurück in den Vorhof.

Symptome

Die Reentry-Tachykardie kommt typischerweise bei sehr jungen Erwachsenen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr vor und ist gekennzeichnet durch ein plötzliches Auftreten von Herzjagen, das mehrere Minuten, manchmal aber auch mehrere Stunden andauern kann. Ansonsten entstehen bei herzgesunden Patienten keine Symptome. Ist jedoch das Herz durch eine Erkrankung bereits nicht mehr voll funktionsfähig, können durch diesen plötzlichen extremen Pulsanstieg Angina pectoris-Beschwerden sowie Schwindel oder ein kurzzeitiger Bewusstseinsverlust auftreten. Als Nebensymptom setzt während und nach einem solchen Anfall oft eine übermässige Harnproduktion mit vermehrtem Harndrang ein.
Die Symptome können gelegentlich auch durch ein intensives körperliches Training ausgelöst werden.

Diagnose

Für die Diagnose entscheidend ist das schlagartige Einsetzen eines sehr schnellen aber regelmässigen Pulses, der sich in der Regel ebenso schlagartig wieder normalisiert.
Damit diese Rhythmusstörung genau bestimmt und dokumentiert werden kann, wird ein Elektrokardiogramm (EKG) aufgezeichnet. Dabei werden die Herzströme, welche bei der Herzaktivität entstehen, durch Elektroden, die an der Brustwand aufgeklebt werden, abgeleitet. Diese Signale werden in Form einer Kurve auf einem Papierstreifen aufgezeichnet und liefern wertvolle Informationen über die Herztätigkeit.

Therapie

In einem ersten Schritt kann die betroffene Person durch einfache Manöver selbst versuchen diese kreisende Erregung zu unterbrechen. Dabei wird der Teil des Nervensystems aktiviert, der die Herzaktivität bremsen kann. In einigen Fällen kann dies die kreisende Erregung stoppen und die normale Herzaktivität wieder herstellen. Mit folgenden Methoden kann dieser Teil des Nervensystems angeregt werden: Einerseits indem die betroffene Person möglichst rasch ein grosses Glas eiskaltes, kohlensäurehaltiges Mineralwasser trinkt, oder das Gesicht in kaltes Wasser eintaucht. Anderseits kann dieselbe Wirkung erreicht werden, wenn nach tiefem Einatmen möglichst lange gepresst wird.
Führen diese Techniken nicht zum gewünschten Resultat, kann der Übergang am AV-Knoten mit Medikamenten kurzfristig blockiert werden.

Wenn diese Reentry-Tachykardie immer wieder auftritt, kann mit einer speziellen Operation die zusätzliche Leitungsbahn entfernt werden. Dabei wird eine Sonde über die Blutgefässe in das Herz vorgeschoben, mit der dann dieses Gewebe mit zusätzlicher Leitungsfähigkeit verändert (moduliert) oder verödet (ablatiert) wird. Dieses Verfahren nennt sich Radiofrequenzablation.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Reentrytachykardie, Reentry-Tachykardie, Tachykardie, Herzrasen, Herzjagen, Herzrhythmusstörungen, Arrhythmien, Herzrasen, beschleunigter Herzschlag, Flatterpuls, Herzjagen, Herzklopfen, Pulsbeschleunigung, Tachykardie
ICD-10:I47.0
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
Anzeige
Anzeige

© 2005 – 2017 eesom AG – Alle Rechte vorbehalten www.eesom.com

Anzeige