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Migräne

Zusammenfassung

Die Migräne ist eine bestimmte Form von Kopfschmerzen, wobei die Migräne als eine der häufigsten Kopfschmerzformen gilt. Frauen sind zwei- bis dreimal so häufig betroffen wie Männer. Die Migränekopfschmerzen werden typischerweise von weiteren Beschwerden begleitet. Je nach weiteren Beschwerden wird zwischen einer Migräne ohne Aura und einer Migräne mit Aura unterschieden. Bei der Migräne besteht eine erhöhte Reaktionsbereitschaft des Gehirns auf innere und äussere Reize. Die genaue Ursache der Migräne ist bisher noch nicht vollständig geklärt. Die Diagnose einer Migräne wird mit Gespräch und körperlicher Untersuchung gestellt. Nur selten sind weitere Untersuchungen notwendig. Die Behandlung der Migräne besteht aus dem Vermeiden von auslösenden Reizen, dem Anpassen des Lebensstils, dem Erlernen von Entspannungstechniken und/oder der Einnahme verschiedener Medikamente.

Allgemeines

Bei der Migräne handelt es sich um eine bestimmte Form von Kopfschmerzen. Die Migräne ist wahrscheinlich die Folge einer angeborenen erhöhten Reaktionsbereitschaft des Gehirns gegenüber äusseren und inneren Reizen. Die mässig bis sehr starken Migräne-Kopfschmerzen treten in anfallsartigen Attacken auf und zwingen den Betroffenen, jegliche Tätigkeit zu unterbrechen. Sie  haben in der Regel einen pulsierend-pochenden Charakter und betreffen typischerweise nur eine Seite des Kopfes. Eine Attacke beginnt oft in den frühen Morgenstunden und kann über vier Stunden bis drei Tage andauern. Bei betroffenen Kindern sind die Attacken in der Regel kürzer als bei Erwachsenen und können sich auch nur durch ausgeprägte Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Schwindel ohne Kopfschmerzen auszeichnen.

Zu den Kopfschmerzen können bei einer Attacke noch andere Beschwerden hinzukommen. Dazu gehören eine Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, eine Scheu vor Licht und eine vermehrte Empfindlichkeit gegenüber Lärm sowie gegenüber Gerüchen.

Bei 10 bis 15 Prozent der Betroffenen können sogenannte Aura-Symptome einer Migränattacke vorausgehen oder diese begleiten. Es wird dann von einer Migräne mit Aura gesprochen, die von der Migräne ohne Aura unterschieden wird. Eine Migräne mit Aura wurde früher auch klassische Migräne oder Migraine accompagnée genannt, eine Migräne ohne Aura auch einfache Migräne. Mögliche Aura-Symptome sind Sehstörungen, Störungen des Fühlens, eine Muskelschwäche bis zu vorübergehenden Lähmungen, Störungen in den Bewegungsabläufen, Gleichgewichtsstörungen oder Schwierigkeiten beim Sprechen. Insbesondere ältere Menschen können auch an einer Migräneaura ohne Kopfschmerzen leiden, das heisst, sie weisen Beschwerden der Migräneaura auf, leiden aber nicht an Kopfschmerzen.

Zwischen zwei Migräneattacken sind die Betroffenen beschwerdefrei. Die Dauer des Zeitraums zwischen zwei Migräneattacken und die Häufigkeit von Migräneattacken ist unterschiedlich..

Ursachen

Warum und auf welche Art eine Migräne entsteht, ist bisher nicht vollständig aufgeklärt. Die Migräne ist wahrscheinlich die Folge einer angeborenen erhöhten Reaktionsbereitschaft des Gehirns gegenüber äusseren und inneren Reizen. Dies führt zu einer gesteigerten Aktivität im Gehirn, die sich mit Kopfschmerzen mit oder ohne Aura und weiteren Beschwerden äussert. Bei den Betroffenen einer bestimmten Migräneform wurde eine Veränderung der Erbinformation entdeckt, die für die erhöhte Reaktionsbereitschaft des Gehirns und damit die Migräne verantwortlich ist und die von einer Generation an die nächste weiterverebt werden kann.

Beim Grossteil der Betroffenen einer Migräne konnte aber bisher nicht vollständig aufgeklärt werden, wodurch die erhöhte Reaktionsbereitschaft des Gehirns zustande kommt. Sicher ist, dass Vererbung eine wichtige Rolle bei der Migräne einnimmt. So hat eine Person, von der ein Elternteil an einer Migräne leidet, ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko, im Verlauf ihres Lebens selbst an einer Migräne zu erkranken. Und etwa 60 Prozent aller Betroffenen einer Migräne haben diese von ihren Familienangehörigen geerbt.

Zu den äusseren und inneren Reizen, auf die das Gehirn Betroffener mit einer Migräneattacke reagieren kann, gehören hormonelle Veränderungen, Umwelt- und Klimaeinflüsse, Nahrungs- und Genussmittel, die Einnahme gewisser Medikamente und psychische Belastungen. Hormonelle Veränderungen kommen beispielsweise im Verlauf des Menstruationszyklus der Frau oder durch die Einnahme von Medikamenten zur Empfängnisverhütung zustande. Mögliche Umwelt- und Klimaeinflüsse sind flackerndes Licht, wie es insbesondere in Diskotheken verwendet wird, Lärm, Aufenthalt in grosser Höhe, Kälte, Zigarettenrauch, verschiedene Gerüche, Witterungswechsel, Hitzeperioden, unterschiedliche Jahreszeiten und Föhn. Mögliche Nahrungs- und Genussmittel sind Alkohol, insbesondere Rotwein und Bier, Käse, Zitrusfrüchte, fettreiche Speisen und Schokolade. Aber auch eine Diät oder unregelmässige Essenszeiten mit Auslassen von Mahlzeiten können Reize sein. Mögliche psychische Belastungen sind ausgeprägte Emotionen, wie Freude, Angst oder Trauer, Stress, aber auch die Entspannung nach Stressphasen beispielsweise am Wochenende, bedrückte Stimmungslagen, Müdigkeit, ein Mangel oder ein Überschuss an Schlaf, ein veränderter Schlafrhythmus oder ein Jetlag.

Häufigkeit

Die Migräne gilt als eine der häufigsten Kopfschmerzformen. Frauen sind etwa zwei- bis dreimal häufiger von einer Migräne betroffen als Männer. Es leiden etwa 12 bis 14 Prozent der Frauen und sechs bis acht Prozent der Männer meist im Alter von 35 bis 45 Jahren an einer Migräne. In der Schweiz leiden etwa eine Million Menschen an einer Migräne.

Symptome

Nervosität, gehobene Stimmung, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Verlangen nach Rückzug, Überaktivität, Gleichgültigkeit, Appetitlosigkeit, Heisshunger, Durst, Durchfall, Verstopfung, Kälteempfindungen, Schwäche oder auch Müdigkeit können Vorzeichen für das Auftreten einer Migräne-Attacke sein. Diese Vorboten werden Prodromalsymptome genannt. Sie treten bei den meisten Betroffenen einer Migräne ein bis zwei Tage vor dem Einsetzen der Kopfschmerzen auf.
10 bis 15 Prozent der Betroffenen leiden an einer Migräne mit Aura.

Bei ihnen folgt auf die Prodromalsymptome die sogenannte Aura. Die Aura geht den Migränekopfschmerzen in der Regel unmittelbar voraus oder begleitet seltener die Kopfschmerzen. Die Aura hält meist fünf bis 20 Minuten an und zeichnet sich vor allem durch Störungen des Sehens aus. Mögliche Störungen des Sehens sind das Auftreten von sich vergrössernden farbigen Zackenmustern, Blendeffekten und Schlieren im Gesichtsfeld sowie verschwommenes Sehen bis zu Ausfällen im Gesichtsfeld. Auch Kribbeln oder Taubheitsgefühle an Armen, Beinen oder im Gesicht, Störungen der Bewegung, Gleichgewichtsstörungen oder Schwierigkeiten beim Sprechen sind mögliche Phänomene einer Aura. Selten äussert sich eine Aura mit vorübergehenden Lähmungserscheinungen. Insbesondere bei älteren Menschen, die an einer Migräne leiden, kann bei einer Migräneattacke eine Aura auch ohne nachfolgende Kopfschmerzen auftreten.

Bei einer Migräne ohne Aura folgen auf die Prodromalsymptome, bei einer Migräne mit Aura auf die Symptome der Aura die mittelschweren bis schweren Kopfschmerzen der Migräne. Die Kopfschmerzen sind so ausgeprägt, dass sie die Betroffenen zwingen, jegliche Tätigkeit zu unterbrechen. Sie haben oft einen pulsierend-pochenden Charakter und sind meist auf eine Seite des Kopfes, insbesondere auf den Bereich von Stirn, Schläfe und Auge, begrenzt, wobei die Seite des Kopfes innerhalb einer Attacke oder zwischen verschiedenen Attacken wechseln kann. Zu den Kopfschmerzen treten zudem oft eine allgemeine Schwäche, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, eine Scheu vor Licht, in der Fachsprache Photophobie genannt, eine vermehrte Empfindlichkeit gegenüber Lärm, in der Fachsprache Phonophobie genannt, sowie gegenüber Gerüchen, in der Fachsprache Osmophobie genannt, hinzu. Ruhe und Dunkelheit lindern die Beschwerden, körperliche Belastungen verstärken sie. Ohne entsprechende Behandlung können diese Kopfschmerzen bis zu drei Tage andauern.

Nach einer Migräneattacke fühlen sich Betroffene oft noch über Stunden bis Tage erschöpft und haben das Bedürfnis nach Schlaf. Teilweise fühlen sich Betroffene nach dem Abklingen der Beschwerden aber auch wie neu geboren und sind euphorisch.

Im Zeitraum zwischen zwei Migräneattacken weisen Betroffene keine Beschwerden auf. Sollten Beschwerden der Migräne nach einer Migräneattacke bestehen bleiben, sollten diese Personen unbedingt einen Arzt aufsuchen, da dies darauf hinweisen könnte, dass Betroffene nicht nur an einer Migräne leiden, sondern dass zusätzlich zur Migräne beispielsweise ein Hirninfarkt, Schlaganfall genannt, aufgetreten ist.

Diagnose

Die Diagnose einer Migräne wird anhand eines ausführlichen Gesprächs über die Beschwerden, deren Auftreten, Verlauf und Dauer, Auslösungs- und Beeinfussungsfaktoren, das Auftreten von ähnlichen Beschwerden bei Blutsverwandten, bisherige Behandlungen und die Einnahme von Medikamenten zusammen mit einer unauffälligen körperlichen Untersuchung der Betroffenen gestellt.

Nur wenn das beschriebene Beschwerdebild ungewöhnlich ist oder sich verändert hat oder Beschwerden über die Dauer einer Attacke hinaus bestehen bleiben, können ausserdem bildgebende Untersuchungen, wie eine Computertomographie CT, eine Magnetresonanztomographie MRI oder eine Ultraschalluntersuchung der Blutgefässe im Hals, und/oder eine Elektroenzephalographie EEG zur Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns durchgeführt werden. Mit diesen Untersuchungen kann ausgeschlossen werden, dass eine andere Erkrankung, beispielsweise eine Veränderung im Gehirn, aufgetreten ist, die für die Kopfschmerzen verantwortlich ist und die behandelt werden muss.

Eine wertvolle Hilfe bei der Diagnose einer Migräne ist das Führen eines sogenannten Kopfschmerztagebuchs durch die Betroffenen. Im Kopfschmerztagebuch können Betroffene Häufigkeit, Stärke, Dauer, Beschaffenheit und Verlauf der Kopfschmerzen, Begleitbeschwerden, mögliche Auslöser der Schmerzen, Beeinflussungsmöglichkeiten der Schmerzen und sämtliche Medikamente, die zur Schmerzlinderung eingenommen wurden, notieren. Auf diese Weise können Betroffene den Charakter der Beschwerden und deren Verlauf genau beschreiben, auslösende Reize finden und in Zukunft vermeiden sowie feststellen, was ihnen bei Migräneattacken hilft und was diese noch verstärkt.

Therapie

Da die genaue Ursache der Migräne nicht bekannt ist, kann sie auch nicht geheilt werden. Betroffene Personen können aber auslösende innere und äussere Reize meiden, wenn ihnen solche bekannt sind und wenn diese gemieden werden können, wobei vor allem das oben erwähnte Kopfschmerztagebuch behilflich sein kann. Zudem kann eine Veränderung der Lebensweise mit einem regelmässigen Tagesablauf, einer Nahrungumstellung und leichtem Ausdauersport sowie das Anwenden unterschiedlicher Entspannungstechniken hilfreich sein. Bei häufigen Migräneattacken kann ausserdem die Einnahme bestimmter Medikamente, wie Beta-Blocker, Kalzium-Antagonisten, gewisser Antidepressiva, gewisser Antikonvulsiva, Magnesium und/oder Vitamin B2, Migräneattacken vorbeugen und deren Häufigkeit senken.

Beim Auftreten einer Migräneattacke können die Kopfschmerzen und die Übelkeit Betroffener durch einen Rückzug in eine dunkle und ruhige Umgebung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Entspannungsübungen und die Einnahme unterschiedlicher Medikamente gegen die Schmerzen und/oder die Übelkeit bekämpft werden. Mögliche Medikamentenwirkstoffe zur Schmerzlinderung sind Triptane, Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Diclofenac, Ibuprofen, Mefenaminsäure, Naproxen oder Nimesulid. Ergotamine werden heutzutage wegen ihrer Nebenwirkungen weniger oft zur Bekämpfung von Migräneattacken verwendet.

Prognose

Eine Migräne kann nicht geheilt werden. Dank moderner Medikamente und Anpassung der Lebensweise mit Vermeidung auslösender innerer und äusserer Reize kann die Häufigkeit und der Schweregrad der Migräneattacken aber gesenkt und dadurch die Lebensqualität Betroffener deutlich verbessert werden.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin
Keywords:Migräne, Migräne mit Aura, Migräne ohne Aura, Kopfschmerzen, Triptan, Ergotamin, Beta-Blocker, Kalziumantagonist, Vitamin B2, Magnesium, Antidepressiva, Antikonvulsiva, Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Diclofenac, Ibuprofen, Mefenaminsäure, Naproxen, Mimesulid, Aura, klassische Migräne, einfache Migräne, Migraine accompagnée, Migräenaura ohne Kopfschmerzen
ICD-10:G43
Zuletzt geändert:25.03.2016Zum Seitenanfang
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