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Reizdarmsyndrom

Synonyme: Colon irritabile, irritabler Darm, Reizdarm

Allgemeines

Übersicht zum Mangen-Darm-Trakt

Das Reizdarmsyndrom ist eine Krankheit, unter der in unserer Bevölkerung sehr viele Leute leiden. Frauen sind etwa dreimal häufiger betroffen als Männer. Charakterisiert wird sie durch krampfartige Bauchschmerzen begleitet von Durchfall oder Verstopfung, wobei letztere auch abwechslungsweise auftreten können.

Die Bauchschmerzen entstehen durch die heftigen Darmbewegungen, die während einer Attacke beobachtet werden können. Auch der Durchfall resultiert aus dieser verstärkten Darmtätigkeit, welche die Nahrung schneller als normal durch den Darm bewegt und so die Verdauung beeinträchtigt.

Das Gehirn hat einen verhältnismässig grossen Einfluss auf das gesamte Verdauungssystem. So kann ein grosser psychischer Stress, Überängstlichkeit und eine depressive Verstimmung die Verdauung erheblich beeinflussen und unter anderem Durchfall und Verstopfung auslösen. Allerdings führt eine grosse psychische Belastung auch bei Patienten, die unter einem Reizdarmsyndrom leiden, nicht automatisch zu einer Attacke.

Es herrscht noch Uneinigkeit darüber, inwieweit auch die Ernährung den Verlauf der Erkrankung beeinflusst und die Symptome auslösen kann. Je nach Patient können die Beschwerden durch sehr unterschiedliche Nahrungsmittel provoziert werden: durch sehr kalorienreiche und fettige Mahlzeiten, weizen- oder milchhaltige Nahrungsmittel, Kaffee, Schwarztee oder Zitrusfrüchte.

Symptome

Eine Episode wird meist durch eine überhastete Nahrungsaufnahme oder eine sehr grosse Mahlzeit eingeleitet. Minuten nach dem Essen treten Bauchschmerzen und ein schwer zu kontrollierender Stuhldrang mit oft schleimigem Durchfall auf. Wie oben bereits erwähnt kann der Durchfall auch abwechselnd mit Verstopfung auftreten.

Zudem klagen diese Patienten häufig über Völlegefühl und verstärkten Windabgang. Bei vielen Patienten ist die gesteigerte Darmtätigkeit in Form von Darmgeräuschen deutlich zu hören. Die Symptome werden meist rasch nach dem Stuhl- oder Windabgang besser.

Da der Hauptauslöser das Essen ist, treten die Beschwerden fast nur tagsüber und selten in der Nacht auf.

Diagnose

Ein wichtiger Bestandteil der Diagnose ist die Abklärung möglicher Stressfaktoren im familiären und beruflichen Umfeld, welche als Auslöser der Symptome in Frage kommen.

Die körperliche Untersuchung durch den Arzt ist in den meisten Fällen nicht ergiebig, da sie bis auf einen schmerzenden Bauch keine Auffälligkeiten hervorbringt. Wichtig ist jedoch, dass andere Darmerkrankungen mit ähnlichen Symptomen, die jedoch ganz anders behandelt werden müssen, vom Reizdarmsyndrom unterschieden werden. Deshalb ist immer eine eingehende Untersuchung des Darms notwendig, bevor sich das Reizdarmsyndrom diagnostizieren lässt.

Zu diesen Untersuchungen gehören sowohl die Ultraschalluntersuchung des Bauchs als auch die Stuhluntersuchung. Bei der Stuhluntersuchung werden vor allem Blutbeimengungen gesucht, was auf andere Darmerkrankungen hinweisen würde. Zudem wird eine Koloskopie durchgeführt, bei der man mit einer kleinen Kamera die Oberfläche der Darmwand untersucht. Hiermit lässt sich vor allem der Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) ausschliessen.

Ebenfalls häufig wird über den Darmausgang ein Kontrastmittel in den Dickdarm gespritzt, um mit Hilfe eines Röntgenbildes die Regelmässigkeit der Darmkontur zu beurteilen.

Wichtig ist, dass darauf geachtet wird, ob die Symptome über die Jahre gleich bleiben oder ob sie sich plötzlich verändern. Geschieht letzteres, so könnte eine zweite Darmerkrankung dazu gekommen sein, welche separat behandelt werden muss.

Therapie

Die Therapie des Reizdarmsyndroms ist nicht einheitlich und muss dem Betroffenen individuell angepasst werden.
Generell kann man davon ausgehen, dass sich eine regelmässige körperliche Aktivität positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Auch die einfache Wärmeanwendung kann die Bauchschmerzen lindern.

Liegt der Erkrankung eine psychische Stresssituation zugrunde, muss diese unbedingt zuerst angegangen werden, da sonst der Therapieerfolg sehr gering ist.Auch wenn bestimmte Lebensmittel bekannt sind, welche die Symptome eines Reizdarmsyndroms provozieren, sollten diese wenn möglich gemieden werden.

Am wichtigsten ist es, dass der Verdauungstrakt durch häufige, kleine und faserreiche Mahlzeiten möglichst wenig belastet wird, und dass auf Mahlzeiten, welche bekanntlich Blähungen verursachen können, verzichtet wird.

Sind die eben beschriebenen Massnahmen nicht ausreichend, können gegen Blähungen und Völlegefühl Fencheltee oder kümmelhaltige Präparate angewendet werden. Besteht eine überaktive Darmtätigkeit, stehen entsprechende Präparate zur Beruhigung und Verlangsamung der Darmfunktion zur Verfügung.bAbführmittel jedoch sollten auch in den Phasen der Verstopfung nur in Ausnahmefällen eingenommen werden.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Reizdarm, Reizdarmsyndrom, irritabler Darm, Colon irritabile, Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung
ICD-10:K58
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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