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Jodmangelstruma

Synonyme: Euthyreote Struma, Jodmangel-Kropf, Schilddrüsenvergrösserung bei Jodmangel

Zusammenfassung

Eine Jodmangelstruma ist eine Vergrösserung der Schilddrüse, die wegen einem Jodmangel entsteht. Die Beschwerden bei der Jodmangelstruma sind vielfältig. Sie können durch die Vergrösserung der Schilddrüse, durch eine Schilddrüsenunterfunktion oder bei Vorkommen von autonomen Gewebe durch eine Schilddrüsenüberfunktion zustande kommen. Die Diagnose einer Jodmangelstruma wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung, Ultraschall, Blutuntersuchungen, Gewebeuntersuchung und/oder Schilddrüsenszintigraphie gestellt. Die Behandlung der Jodmangelstruma hängt von den Beschwerden ab. Es sind Ersatz von Jod sowie teils Schilddrüsenhormonen in Tablettenform, Medikamenteneinnahme, Schilddrüsenoperation und/oder Radiojodtherapie möglich.

Allgemeines

Abbildung 1: Gleichmässig vergrösserte Schilddrüse
Gleichmässig vergrösserte Schilddrüse, Schilddrüsenvergrösserung

Eine Vergrösserung der Schilddrüse wird Struma oder auch Kropf genannt. Dabei kann es sich um eine Vergrösserung der ganzen Schilddrüse (siehe Abbildung 1) oder um eine knotenförmige Vergrösserung einzelner Anteile der Schilddrüse (siehe Abbildung 2) handeln. Die Struma ist insgesamt die häufigste Erkrankung der Schilddrüse.

Mögliche Ursachen für eine Vergrösserung der Schilddrüse sind gutartige und bösartige Schilddrüsentumoren, Schilddrüsenentzündungen, Jodmangel, Erkrankungen mit Abwehrstoffen gegen die eigene Schilddrüse wie der Morbus Basedow und Ableger von Tumoren anderer Organe. In diesem Text wird die durch einen Jodmangel verursachte Schilddrüsenvergrösserung besprochen. Die anderen Formen der Schilddrüsenvergrösserung, die nicht durch einen Jodmangel, sondern eine andere oben aufgeführte Ursache zustande kommen, werden gemäss ihren Ursachen in anderen Texten erklärt.

Die Schilddrüse

Abbildung: Schilddrüse von der Seite
Schilddrüse von der Seite, Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Kehlkopf, Zungenbein, Luftröhre

Die Schilddrüse, auch Thyroidea oder Glandula thyroidea genannt, ist ein kleines, lebenswichtiges Organ unterhalb des Kehlkopfs. Von vorne umfasst sie halbkreisförmig die Luftröhre (siehe Abbildung). Unter der Haut des Halses kann sie getastet werden.

Die Schilddrüse produziert die Schilddrüsenhormone. Kontrolliert wird die Schilddrüse dabei durch die Hirnanhangsdrüse, welche wiederum durch ein bestimmtes Areal des Gehirns, den Hypothalamus, gesteuert wird. Durch diesen Regelkreis wird die Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut fein eingestellt. Zur Produktion der Schilddrüsenhormone braucht die Schilddrüse Jod aus der Nahrung.
Die Schilddrüsenhormone regen in fast allen Zellen im Körper den Stoffwechsel an. So nehmen sie Einfluss auf den Zucker-, Fett- und Eiweisshaushalt, den Wärmehaushalt und die Körpertemperatur, das Herz und den Kreislauf, die Gemütsverfassung und die Leistungsfähigkeit, den Magen und den Darm, die Muskeln und das Nervensystem. Beim Kind steuern die Schilddrüsenhormone zudem die Gehirn- und Nervenentwicklung sowie das Knochenwachstum.

Neben den Schilddrüsenhormonen produziert die Schilddrüse mit speziellen Zellen, den C-Zellen, das Calcitonin. Das Calcitonin ist ein Hormon, welches den Kalziumspiegel im Blut senkt. Der Gegenspieler des Calcitonins ist dabei das Parathormon, das den Kalziumspiegel im Blut erhöht. Das Parathormon ist ein Hormon, welches von den Nebenschilddrüsen hergestellt wird.

Ursachen

Abbildung 2: Knotig vergrösserte Schilddrüse
Knotig vergrösserte Schilddrüse

Der Jodmangel, welcher durch eine ungenügende Jodzufuhr mit der Nahrung zustande kommt, ist weltweit die häufigste Ursache einer Schilddrüsenvergrösserung. Dies gilt nicht für die Schweiz, da in der Schweiz das Speisesalz mit Jod angereichert wird.

Der Grund, warum ein Jodmangel zu einer Schilddrüsenvergrösserung führt, liegt darin, dass die Schilddrüse zur Produktion der lebenswichtigen Schilddrüsenhormone genügend Jod benötigt, welches sie nur aus der Nahrung aufnehmen kann. Wenn ein Jodmangel herrscht, kann die Schilddrüse nicht mehr ausreichend Schilddrüsenhormone produzieren und der Schilddrüsenhormonspiegel im Blut sinkt. Das zuständige Hirnareal und die Hirnanhangsdrüse, welche die Schilddrüsenhormonproduktion kontrollieren, bekommen dann aus dem Blut die Meldung, dass zu wenig Schilddrüsenhormone vorhanden sind.

Das Gehirn und die Hirnanhangsdrüse bewirken in der Folge ein Schilddrüsenwachstum, damit die Schilddrüse möglichst alles Jod aus der Nahrung aufnehmen und zur Produktion von Schilddrüsenhormonen verwenden kann. Die Menge der Schilddrüsenhormone im Blut kann so zumindest vorübergehend auf den Normalwert erhöht und stabilisiert werden. In der Fachsprache wird dieser Zustand der Schilddrüse und ihrer Produktion euthyreote Jodmangelstruma genannt.

Bleibt der Jodmangel aber bestehen und verstärkt sich sogar noch, kann die Schilddrüse trotz Grössenzunahme mit der Zeit nicht mehr genügend Schilddrüsenhormone produzieren, um den Bedarf des Körpers zu decken. So nimmt die Menge der Schilddrüsenhormone im Blut ab und es entsteht ein Schilddrüsenhormonmangel, der auch Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose genannt wird.

Dadurch, dass das Gehirn und die Hirnanhangsdrüse die Schilddrüse wegen des anhaltenden Jodmangels aber zu einem stetigen Wachstum anregen, können sich nach Jahren fehlerhafte Gewebeanteile in der Schilddrüse entwickeln. Durch den Fehler können die Schilddrüsenzellen nicht mehr vom Gehirn und der Hirnanhangsdrüse kontrolliert werden. Diese fehlerhaften Gewebeanteile der Schilddrüse produzieren dann so viele Schilddrüsenhormone wie sie wollen, nicht so viele wie der Körper braucht. In der Medizin wird von einer Autonomie oder autonomem Gewebe gesprochen. Die autonomen Gewebeanteile können sogenannte autonome Knoten bilden oder als diffuse Autonomie über die Schilddrüse verstreut im normalen Schilddrüsengewebe liegen. Daneben sind die Entstehung von Narben, Verkalkungen und flüssigkeitsgefüllten Höhlen, sogenannten Zysten, im stetig wachsenden Schilddrüsengewebe möglich.

Bei fortbestehendem Jodmangel kommt es trotz der unkontrollierten, autonomen Gewebeanteile allerdings noch zu keinem Anstieg der Schilddrüsenhormone im Blut. Dies ändert sich dann, wenn die Jodzufuhr deutlich erhöht wird, zum Beispiel bei einer Röntgenuntersuchung mit Jod-haltigem Kontrastmittel. Dann können die veränderten Gewebeanteile genügend Jod aufnehmen, um ungebremst Schilddrüsenhormone zu produzieren. Dadurch kann der Hormonspiegel im Blut zu hoch werden und Veränderungen der Körperfunktionen im Sinne einer Schilddrüsenüberfunktion, einer sogenannten Hyperthyreose, bewirken. Wird die Jodzufuhr plötzlich um ein Vielfaches erhöht, kann es durch den schnellen und ungebremsten Anstieg der Schilddrüsenhormonproduktion bis zu einer lebensgefährlichen Situation, der sogenannten thyreotoxischen Krise, kommen.

Gebiete, in denen es gehäuft zu einer Jodmangelstruma kommt, nennt man Endemiegebiete. Vor allem die Bewohner von Gebirgsregionen weit entfernt vom Meer sind von einem Jodmangel betroffen, da sie sich weniger von Fisch und anderen Meeresprodukten ernähren, welche viel Jod enthalten. In der Schweiz wären über 30 % der Bevölkerung der Gebirgsregionen betroffen. Um die Häufigkeit der Jodmangelstruma zu senken, wird das Speisesalz in der Schweiz deshalb seit 1922 mit Jod angereichert. Die jeweilige Menge an Jod, die dem Speisesalz zugefügt wird, wurde seither mehrmals erhöht. Aus diesem Grund ist der Jodmangel in der Schweiz nicht mehr die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenvergrösserung und es werden kaum noch ausgeprägte Schilddrüsenvergrösserungen wegen eines Jodmangels gesehen. Früher gehörten sie beinahe zur Tagesordnung.

Symptome

Durch die Lage der Schilddrüse direkt unter der Haut am Hals fällt eine Schilddrüsenvergrösserung dem Betroffenen und seiner Umgebung, je nachdem wie schnell die Schilddrüse wächst, früher oder später auf. Wenn der Kropf sehr gross geworden ist, übt er einen Druck auf die Luftröhre und die Speiseröhre aus.

Dann kann es zu Atembeschwerden, Pfeiffgeräuschen beim Ein- und Ausatmen sowie Schluckbeschwerden kommen. Durch Druck auf einen bestimmten Nerv, der in der Nähe der Schilddrüse verläuft, kann der Betroffene zudem bleibend heiser werden. Diese Heiserkeit kommt aber nur sehr selten vor. Ansonsten verursacht ein Kropf meist keine Beschwerden, solange die Menge der Schilddrüsenhormone im Blut normal bleibt.

Abbildung 3: Beschwerden bei einer Unterfunktion der Schilddrüse
Beschwerden bei einer Unterfunktion der Schilddrüse, Symptome bei einer Unterfunktion der Schilddrüse

Bleibt der Jodmangel aber bestehen und verstärkt sich sogar noch, kann die Schilddrüse trotz Grössenzunahme mit der Zeit nicht mehr genügend Schilddrüsenhormone produzieren. Die Menge der Schilddrüsenhormone im Blut sinkt. Es wird dann von einer Schilddrüsenunterfunktion, einer Hypothyreose, gesprochen. Eine solche Schilddrüsenunterfunktion hat ein Herunterfahren aller Körperfunktionen zur Folge, da die Schilddrüsenhormone auf die Funktion fast aller Zellen des Körpers eine anregende Wirkung ausüben (siehe Abbildung 3). Der Grundumsatz des Körpers wird vermindert, sodass die Körpertemperatur sinkt und die betroffene Person gegenüber Kälte überempfindlich wird und trotz normaler Aussentemperatur friert. Die Haut wird trocken und rau, das Haar glanzlos und struppig. Trotz vermindertem Appetit und reduzierter Nahrungszufuhr kommt es zu einer Gewichtszunahme.

Die Herzfrequenz verlangsamt sich. Die Nierenfunktion nimmt ab. Wassereinlagerungen ins Gewebe, insbesondere um die Augen, können sich bilden. Vor allem bei älteren Patienten kann es aufgrund der verminderten Schilddrüsenhormone zu einer Erkrankung der Herzkranzgefässe mit verminderter Leistungsfähigkeit, Atemnot bis zum Herzversagen kommen. Die Fett- und Cholesterinwerte im Blut können ansteigen. Der Betroffene kann an Blutarmut, Verstopfung, Schwerhörigkeit, Muskelkrämpfen, Müdigkeit mit vermehrtem Schlafbedürfnis, Unbeteiligtsein bis hin zur Depression leiden. Ein neu aufgetretenes, bösartiges Verhalten des Betroffenen gegenüber seinen Mitmenschen wird teilweise auch beschrieben. Ebenso werden ein vermindertes sexuelles Verlangen oder eine verminderte Potenz als Zeichen einer verminderten Schilddrüsenhormonproduktion aufgeführt. Bei Frauen sind Blutungsstörungen, Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft möglich.

Vor allem ältere Menschen haben bei einer Schilddrüsenunterfunktion nur sehr wenige Beschwerden wie vermehrte Müdigkeit. Es ist dann nicht einfach zu erkennen, dass diese Beschwerden von einer Fehlfunktion der Schilddrüse herrühren. In diesen Fällen muss der Arzt an die Schilddrüse denken und die Funktion der Schilddrüse überprüfen, damit die Diagnose nicht verpasst wird.

Tritt eine Schilddrüsenunterfunktion während einer Schwangerschaft auf, kann das Kind nach der Geburt an einem sogenannten Kretinismus leiden. Ein Kretinismus zeichnet sich durch Missbildungen des Skeletts mit Minderwuchs, durch Schwerhörigkeit mit Sprachstörungen bis zur Taubstummheit und durch geistige Unterentwicklung aus, da die Schilddrüsenhormone für die Entwicklung des Nervensystems und der Knochen wichtig sind. Das Kind kann geistig und körperlich schwer behindert sein. In der Schweiz treten kaum noch schwere Formen des Kretinismus auf, da das Speisesalz mit Jod angereichert wird und so der tägliche Jodbedarf des Körpers auch in der Schwangerschaft eigentlich gedeckt werden kann.

Diagnose

Bemerkt eine Person ein Wachstum ihrer Schilddrüse oder Knoten am Hals im Bereich der Schilddrüse, sollte sie einen Arzt aufsuchen. Denn eine Schilddrüsenvergrösserung kann aus vielen Gründen entstehen und ist nicht immer harmlos. Zudem ist je nach Ursache der Schilddrüsenvergrösserung eine Behandlung notwendig.

Abbildung 5: Abtasten der Schilddrüse
Abtasten der Schilddrüse, Untersuchung der Schilddrüse durch Abtasten, Symptome Jodmangelstruma

Der Arzt wird als erstes in einem kurzen Gespräch herauszufinden versuchen, wann das Schilddrüsenwachstum etwa begonnen hat und wie schnell es fortgeschritten ist. Der Arzt wird zudem nach weiteren Beschwerden, Veränderungen, Vorerkrankungen und Medikamenten fragen, welche auf eine Funktionsstörung der Schilddrüse oder die Ursache der Schilddrüsenvergrösserung hindeuten könnten. Anschliessend wird der Arzt die betroffene Person von Kopf bis Fuss untersuchen. Zur Untersuchung der Schilddrüse wird er sich hinter die sitzende Person stellen und die Schilddrüse von hinten mit beiden Händen am Hals abtasten (siehe Abbildung 5). Der Arzt wird den Betroffenen zum Schlucken auffordern. So kann er feststellen, ob die Schilddrüse mit ihrer Umgebung verwachsen ist. Solche Verwachsungen gibt es vor allem bei bösartigen Erkrankungen der Schilddrüse.

Mit einem Ultraschallgerät kann die genaue Grösse der Schilddrüse gemessen und ihre Struktur beurteilt werden (siehe Abbildung 6). Die Gewebestruktur kann bei der Jodmangelstruma im Ultraschall normal und bis auf mögliche Knoten regelmässig sein. In seit Jahren bestehenden und wachsenden Schilddrüsen können aber auch flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, sogenannte Zysten, Vernarbungen und Verkalkungen auftreten, die dem Schilddrüsengewebe im Ultraschall ein unregelmässiges Bild geben.

Abbildung 6: Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse
Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse, Diagnose einer Jodmangelstruma

Eine Blutentnahme mit Messung der Schilddrüsenhormone zeigt, ob der Patient an einem Kropf mit normaler Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut oder einem Kropf mit einer Schilddrüsenüber- respektive Schilddrüsenunterfunktion leidet.

In einer Struma können sich Knoten bilden. Teilweise kann der Arzt aufgrund der Angaben des Betroffenen, der körperlichen Untersuchung und der Ultraschalluntersuchung nicht sicher sein, ob es sich bei dem Knoten nicht um eine bösartige Gewebeveränderung, das heisst um Schilddrüsenkrebs, handelt. In diesem Fall sollte eine Gewebeuntersuchung dieses Knotens durchgeführt werden, eine sogenannte Feinnadelpunktion. Dabei wird von einem Spezialisten mit einer feinen Nadel durch die Haut direkt in den Knoten gestochen und Gewebe entnommen. Mit einem Ultraschallgerät wird währenddessen sichergestellt, dass die Nadel am richtigen Ort liegt. Das Gewebe wird danach durch den Spezialisten unter dem Mikroskop weiter untersucht.

Um festzustellen, ob in einem Kropf verändertes, fehlerhaftes Schilddrüsengewebe vorkommt, welches nicht mehr durch das Gehirn und die Hirnanhangsdrüse kontrolliert werden kann, kann eine Schilddrüsenszintigraphie durchgeführt werden. Eine Szintigraphie ist eine Untersuchung, bei der radioaktiv markierte Stoffe in den Körper eingebracht werden. Diese Stoffe reichern sich im zu untersuchenden Organ an und können anschliessend mit einer speziellen Kamera sichtbar gemacht werden.

Bei der Schilddrüsenszintigraphie macht man sich zunutze, dass das fehlerhafte Schilddrüsengewebe mehr Jod aufnimmt als das normale Schilddrüsengewebe in seiner Umgebung. Spritzt man dem Betroffenen leicht radioaktives Jod oder das dem Jod sehr ähnliche, leicht radioaktive Technetium in eine Vene, dann können in einem speziellen Röntgenverfahren alle die Bereiche auf einem Bild dargestellt werden, die das Jod oder das Technetium aufgenommen haben. Bereiche, die wie das fehlerhafte, autonome Schilddrüsengewebe mehr Jod aufnehmen als ihre Umgebung, werden heisse Knoten genannt. Die Radioaktivität, die bei der Schilddrüsenszintigraphie verwendet wird, hat keine negativen Folgen für den Betroffenen.

Therapie

Jod in Tablettenform

Weltweit ist meist ein Jodmangel die Ursache einer vergrösserten Schilddrüse, die in der Fachsprache Struma genannt wird. Bei solch einer Jodmangelstruma ist die einfachste und wirkungsvollste Therapie eine Jodgabe in Tablettenform. Teilweise bildet sich der Kropf dann zurück. Bei einer Beschwerden verursachenden Schilddrüsenunterfunktion, bei der die Schilddrüse aufgrund des Jodmangels trotz Grössenzunahme nicht genug Schilddrüsenhormone produzieren kann, ist zu Beginn der Therapie eine gleichzeitige Gabe von Jod und Schilddrüsenhormonen sinnvoll. Mit der Zeit kann in der Regel auf eine alleinige Jodgabe umgestellt werden.

Sind fehlerhafte, autonome Gewebeanteile vorhanden, die nicht mehr unter der Kontrolle des Gehirns und der Hirnanhangsdrüse stehen, sollten dem Betroffenen keine Jodtabletten gegeben werden. Es kann sonst eine Schilddrüsenüberfunktion oder sogar eine lebensbedrohliche thyreotoxische Krise auftreten, weil die fehlerhaften Gewebeanteile dann mit Hilfe der grossen Jodmenge Unmengen von Schilddrüsenhormonen produzieren können. Vor allem bei Betroffenen über dem vierzigsten Lebensjahr mit einem grossen, knotigen Kropf sollte vor Beginn einer Behandlung mit Jodtabletten das Vorliegen von fehlerhaftem Gewebe mittels einer Schilddrüsenszintigraphie ausgeschlossen werden.

Operation und Radiojodtherapie

Wenn fehlerhaftes, autonomes Gewebe vorliegt, ist insbesondere im Falle einer Schilddrüsenüberfunktion eine Entfernung von diesem Gewebe zu empfehlen, damit nicht irgendwann eine Schilddrüsenüberfunktion oder gar eine thyreotoxische Krise entstehen.
Einzelne Knoten können in einer Operation entfernt werden. Das normale Gewebe der Schilddrüse wird dabei nicht entfernt. In der Zeit bis zur Operation wird die überschüssige Produktion von Schilddrüsenhormonen in der Schilddrüse mit bestimmten Medikamenten gezielt gehemmt. Diese Medikamente werden Thyreostatika genannt.

Sind die Areale mit fehlerhaftem, autonomen Schilddrüsengewebe aber über die ganze Schilddrüse verteilt, würde mit einer Operation zu viel gesundes Schilddrüsengewebe geschädigt werden. Verstreute Areale von fehlerhaftem Gewebe werden gezielt mittels Radioaktivität behandelt. Diese Behandlung wird Radiojodtherapie genannt. Dabei muss der Betroffene in der Schweiz zuerst Schilddrüsenhormone in Tablettenform einnehmen. Dadurch steigt der Spiegel von Schilddrüsenhormonen im Blut an. Das Gehirn und die Hirnanhangsdrüse bemerken dies und reduzieren die Produktion von Schilddrüsenhormonen durch das normale Schilddrüsengewebe, da sie feststellen, dass ja bereits genug Schilddrüsenhormone im Blut vorhanden sind.

Danach wird dem Betroffenen radioaktives Jod in Form einer Tablette gegeben. Das radioaktive Jod wird nur von den fehlerhaften Gewebeanteilen der Schilddrüse aufgenommen und zerstört diese. Das normale Schilddrüsengewebe wird nicht beeinträchtigt oder gar zerstört. Nach Einnahme des Jods muss der Betroffene noch für etwa fünf Tage im Spital bleiben, da er im Stuhl und Urin Radioaktivität ausscheidet. Während der Schwangerschaft und der Stillzeit darf keine Radiojodtherapie durchgeführt werden, um dem ungeborenen Kind nicht zu schaden.

Die operative Entfernung eines Teils oder der ganzen Schilddrüse ist auch bei einem sehr grossen, Beschwerden auslösenden oder das Aussehen des Betroffenen beeinträchtigenden Kropf angezeigt. Wird nur ein Teil der Schilddrüse entfernt, muss im Anschluss an die Operation durch Gabe von Jodtabletten ein erneuter Jodmangel vermieden werden. Sonst käme es dadurch zu einem erneuten Wachstum des verbliebenen Schilddrüsengewebes. Nach der Entfernung der ganzen respektive grosser Teile der Schilddrüse und teilweise nach einer Radiojodtherapie kann ein lebenslanger Ersatz der Schilddrüsenhormone mittels Tabletten notwendig werden, da nicht mehr genügend gesundes Schilddrüsengewebe vorhanden ist, um den Bedarf des Körpers an Schilddrüsenhormonen zu decken. Bis zu einer guten medikamentösen Einstellung der Schilddrüsenhormonmenge im Blut muss durch den Arzt regelmässig eine Untersuchung des Patienten mit Frage nach Beschwerden und eine Kontrolle der Blutwerte durchgeführt werden. So kann eine Schilddrüsenüber- oder Schilddrüsenunterfunktion vermieden werden.

Therapie während Schwangerschaft und Stillzeit

Während der Schwangerschaft und Stillzeit wird teilweise die Einnahme von Jodtabletten empfohlen, da eine ausreichende Jodzufuhr wichtig für die Entwicklung des Nervensystems und der Knochen des Kindes ist. Kommt es in der Schwangerschaft zu einer Schilddrüsenunterfunktion, ist die Einnahme von Schilddrüsenhormonen sinnvoll. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion während der Schwangerschaft werden gewisse Thyreostatika verwendet. Das sind Medikamente, die die Produktion von Schilddrüsenhormonen durch die Schilddrüse reduzieren. Die Menge an Thyreostatika im Blut muss genauestens kontrolliert werden, damit nicht ein Schilddrüsenhormonmangel entsteht und dem ungeborenen Kind geschadet wird. Eine Operation ist während der Schwangerschaft meist nicht notwendig und kann bis nach der Geburt warten. Eine Radiojodtherapie darf während einer Schwangerschaft nicht durchgeführt werden, damit es nicht zu einer Schädigung des ungeborenen Kindes kommt.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin, Dr. Julia Feucht, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Doris de Marco Stalder, Endokrinologie-Diabetologie FMH
Keywords:Jodmangelstruma, Euthyreote Struma, Jodmangel-Kropf, Schilddrüsenvergrösserung bei Jodmangel, Struma, Schilddrüsenvergrösserung, Kropf, Jodmangel, Jod, Schilddrüsen, Thyreostatika, Thyreostatikum, Thyreotoxische Krise, Radiojodtherapie, Radiojodbehandlung, Schilddrüsenoperation, Autonomie, Autonomer Knoten, Radioaktivität, euthyreote Jodmangelstruma, autonomer Knoten, diffuse Autonomie, heisser Knoten, Schilddrüsenszintigraphie
ICD-10:E00, E01
Zuletzt geändert:25.03.2016Zum Seitenanfang
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