Anzeige

Startseite  ⇒  Atemwege ⇒  Hals ⇒  Schlafapnoe-Syndrom

Schlafapnoe-Syndrom

Synonyme: SAS, Atempausen beim Schlafen

Allgemeines

Das Schlafapnoe-Syndrom gehört zu den medizinisch relevanten Schlafstörungen. Etwa 4% der Männer und 2% der der Frauen im Alter über 40 Jahre sind davon betroffen, wobei die meisten Betroffenen übergewichtig sind.

Das Schlafapnoe-Syndrom ist gekennzeichnet durch Atempausen während des Schlafens, die länger als 10 Sekunden andauern und mehr als 5mal pro Stunde auftreten. Für die Partner der betroffenen Personen ist dies ein bedrohliches Ereignis, weil die Zeit, während der ein Atemstillstand besteht, dem Beobachter immer sehr viel länger vorkommt, als sie tatsächlich ist.

Die länger als 10 Sekunden anhaltenden Atempausen verursachen eine Sauerstoff-Unterversorgung, die nach einiger Zeit bei der schlafenden Person eine Aufweckreaktion herbeiführt. Dabei handelt es sich um eine automatische Alarmreaktion des Körpers, durch welche die Atmung wieder einsetzt. Obwohl die schlafende Person dies nicht bewusst wahrnimmt, ist der Schlaf durch die immer wieder auftretenden Aufweckreaktionen alles andere als erholsam. Der normale Schlafablauf wird empfindlich gestört und damit seiner Erholungsfunktion beraubt.

Die häufigste Form ist das so genannte obstruktive Schlafapnoe-Syndrom.
Die Ursache der Atempausen ist hier ein Verschluss der Atemwege, in der Fachsprache Obstruktion genannt, die durch eine Erschlaffung der Rachenmuskulatur hervorgerufen wird. Die Aktivität der Atemmuskulatur und damit die Atembewegungen bleiben jedoch erhalten. Trotz der intensiven Atembewegungen lässt sich das Hindernis aber nicht überwinden, weshalb kein Atemzug erfolgen kann.
Nasenpolypen oder eine Verkrümmung der Nasenscheidewand können für eine zusätzliche Behinderung der Nasenatmung sorgen. Weitere Faktoren, die ein Schlafapnoe-Syndrom auslösen oder es verstärken können, sind unter anderem Übergewicht, regelmässiger abendlicher Alkoholkonsum, Schlafmittel und angeborene Fehlbildungen des Unterkiefers.
Weitaus weniger häufig tritt das so genannte zentrale Schlafapnoe-Syndrom auf. Hier liegt das Problem nicht bei einer Verengung der Atemwege, sondern bei einer verminderten Stimulation der Atemmuskulatur durch das Nervensystem.

Symptome

Es gibt zwei Leitsymptome des Schlafapnoe-Syndroms. Zum einen gehört ein lautes und unregelmässiges Schnarchen mit Atemstillständen dazu, was vor allem von den Angehörigen wahrgenommen wird. Die Atempausen können mehr als eine Minute andauern und werden meist durch einen heftigen explosionsartigen Schnarchlaut beendet.

Zum anderen leiden die Betroffenen unter einer ausgeprägten Tagesmüdigkeit bis hin zum Einschlafzwang mit über den Tag verteilten Sekundenschlafattacken. Diese sind besonders gefährlich für Personen, welche Auto fahren oder an Maschinen Arbeiten, da in dem Fall eine grosse Unfallgefahr besteht!

Bedingt durch den unerholsamen Schlaf beklagen sich viele der Betroffenen über Konzentrationsstörungen sowie eine verminderte Leistungsfähigkeit. Auch morgendliche Kopfschmerzen und sogar depressive Verstimmungen mit Persönlichkeitsveränderungen sind mögliche Folgen eines Schlafapnoe-Syndroms.

Die nächtlichen Schlafunterbrechungen haben auch Auswirkungen auf andere Organsysteme. So können die Atempausen beispielsweise zu nächtlichen Herzrhythmusstörungen führen sowie ein bereits bestehender Bluthochdruck oder eine Herzschwäche verschlechtern. Zusätzlich besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines Herzinfarktes und eines Schlaganfalls.

Abgesehen vom erhöhten Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung treten bei den Betroffenen auch häufiger Hörstürze oder ein Magengeschwür auf.

Diagnose

Die Diagnostik eines Schlafapnoe-Syndroms umfasst verschiedene Untersuchungen. Im Vordergrund steht die Befragung der betroffenen Person hinsichtlich ihrer Schlafgewohnheiten, Tagesform und Vorerkrankungen. Meist werden Angehörige hinzugezogen, da nur sie von den nächtlichen Atempausen berichten können. Die Betroffenen selber erleben diese Ereignisse nicht bewusst.

Ebenso wichtig ist eine körperliche Untersuchung, die eine Untersuchung des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches beinhaltet.

Der Arzt wird die betroffene Person auffordern, ein Schlaftagebuch zu führen, um sich einen Überblick über ihre Ruhezeiten und persönlich empfundene Schlafzeiten zu verschaffen. Dieses Schlaftagebuch sollte über einen Zeitraum von etwa vier Wochen geführt werden. Das Protokoll sollte auch Informationen über Gewohnheiten vor dem Zubettgehen, wie zum Beispiel Alkoholkonsum und Medikamenteneinnahme, beinhalten.

Aus diesen Aufzeichnungen werden Rückschlüsse auf die Art der Schlafstörung und deren Umfang gezogen. Ausserdem lässt sich erkennen, inwieweit die Störung abhängig ist von Umwelteinflüssen und alltäglichen Gewohnheiten.

Um die Schlafstörung mit entsprechenden Körperfunktionen "messbar" zu machen, erfolgt eine so genannte Polygraphie. Hierbei erhält der Betroffene ein besonderes Gerät mit nach Hause, welches mit Hilfe verschiedener Messfühler über Nacht bestimmte Körperfunktionen aufzeichnet. Dazu gehören das Schnarchen, der Atemfluss, der Sauerstoffgehalt im Blut, die Bewegungen des Brustkorbes und die Herzfrequenz.

Zeigen die Aufzeichnungen einen auffälligen beziehungsweise krankhaften Befund, muss eine umfassendere Untersuchung in einem besonders dafür ausgestattetem Schlaflabor durchgeführt werden. Diese relativ aufwendigen Untersuchungen im Schlaflabor werden als Polysomnographie bezeichnet.

Dabei werden dem Patienten mehrere Sonden auf die Kopfhaut und an verschiedenen Hautstellen des Körpers aufgeklebt, die dann über Kabel an einen Messcomputer angeschlossen werden. Dadurch können Hirnströme, die Augenbewegungen und die Muskelspannung im Bereich der Kinnmuskulatur und Beinmuskulatur aufgezeichnet werden. Ferner wird auch der Blutdruckverlauf und die Herzaktivität mit einer EKG-Untersuchung gemessen.

Alle diese Daten werden dann während der Nacht aufgezeichnet und die Patienten dabei über diesen Zeitraum entweder durch eine Scheibe aus dem Nebenraum oder mit einer Videokamera beobachtet.
In der Hirnstrommessung sind zum Beispiel die Aufweckreaktionen deutlich zu erkennen. Mit Hilfe aller so gewonnenen Daten können verschiedene Arten von Schlafstörungen sowie Atemstörungen identifiziert werden.

Therapie

Wird ein Schlafapnoe-Syndrom diagnostiziert, erfolgt zur Behandlung ein so genannter 3-Stufenplan.
Zunächst sollten alle Faktoren minimiert beziehungsweise beseitigt werden, welche die Schlafstörung begünstigen. In vielen Fällen reicht bei übergewichtigen Schlafapnoe-Patienten eine deutliche Gewichtsabnahme schon aus, um die Schlafstörung zu beheben. Gleiches gilt für den Verzicht auf Alkohol, da Alkohol eine Erschlaffung der Rachenmuskulatur während des Schlafens noch verstärkt.

Wenn eine Atemwegsbehinderung jeglicher Art vorliegt, sollte diese auf jeden Fall behoben werden. In einigen Fällen hilft auch schon eine Stärkung der Mund- und Halsmuskulatur durch bestimmte Übungen.

Die Betroffenen sollten konsequent darauf achten, einen regelmässigen Schlafrhythmus und ausreichende Schlafphasen einzuhalten. Ganz generell ist zudem die Seitenlage die günstigste Schlafposition für diese Patienten.

In einem zweiten Schritt können Medikamente verabreicht werden, welche den Atemantrieb steigern. Diese wirken jedoch nur bei der leichten Form des Schlafapnoe-Syndroms unterstützend.

Wenn alle diese Massnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen, wird das nächtliche Tragen einer Nasenmaske empfohlen. Mit Hilfe dieser Maske wird während des Schlafens in den Atemwegen ein leichter Überdruck erzeugt, wodurch die Atemwege trotz Erschlaffung der Rachenmuskulatur offen gehalten werden. So treten keine Atempausen und lautes Schnarchen mehr auf. Die meisten Schlafapnoe-Patienten können mit dieser "Überdruckbeatmung" gut eingestellt werden.

Ein schweres Schlafapnoe-Syndrom mit mehr als 20 Atempausen pro Stunde, die länger als 10 Sekunden dauern, kann unbehandelt ein tödliches Ende nehmen. Der Grund hierfür ist die lange Sauerstoffunterversorgung und ihre Folgen für die verschiedenen Organsysteme. Eine Nasenmaske kann dies jedoch in den meisten Fällen verhindern.

Autor/in:Jutta Manke, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Schlafapnoe-Syndrom, SAS, Schnarchen, Schlafstörung, Schlafstörungen, Müdigkeit, Tagesmüdigkeit, Sekundenschlaf, Übergewicht, Atempausen beim Schlafen, Atemstillstand, Sauerstoff-Unterversorgung, Aufweckreaktion, Verschluss der Atemwege, Obstruktion der Atemwege
ICD-10:G47.3
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
Anzeige
Anzeige

© 2005 – 2017 eesom AG – Alle Rechte vorbehalten www.eesom.com

Anzeige