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Gallensteine

Synonyme: Cholelithiasis

Allgemeines

Gallensteine, Gallensteine in der Gallenblase

Von Gallensteinen spricht man, wenn es zu einer festen Ablagerung der Galle in der Gallenblase oder den Gallengängen gekommen ist. Sie können von einigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern gross sein.

Die Gallenblase ist ein Auffangbecken für die in der Leber produzierte Galle. Sie dickt die zugeführte Flüssigkeit ein und dient als Speicherreservoir, bis es durch einen Reflex bei der Nahrungsaufnahme zur Entleerung der Galle in den Dünndarm kommt.

Die Bestandteile der Gallenflüssigkeit sind Wasser, für die Fettverdauung verantwortliche Gallensäuren, Gallenfarbstoffe sowie Cholesterin, Kalzium-Salze und Schleim. Gallensteine entstehen auf Grund eines Lösungsungleichgewichts der Gallenbestandteile in der Gallenblase.

Man unterscheidet je nach überwiegender Substanz in der Galle drei verschiedene Steinarten: Cholesterinsteine, Pigmentsteine, welche aus dem Gallenfarbstoff Bilirubin bestehen, und Kalziumkarbonat-Steine. In 70-90% der Fälle entstehen aufgrund eines Übergewichts von Cholesterin in der Galle Cholesteringallensteine.

Gallensteine sind die Ursache für fast alle Leiden des Gallensystems, da die Abflussstörung häufig zu Entzündungen der Gallenblase (Cholezystitis) und der Gallenwege (Cholangitis) führt. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer, wobei Menschen um das 40. Altersjahr am häufigsten an Gallensteinen leiden. Risikofaktoren der Erkrankung sind bei Cholesterinsteinen die erhöhte Aufnahme von Cholesterin mit der Nahrung sowie Übergewicht. Die Erkrankung findet sich zudem familiär gehäuft, wobei auch genetisch bedingte Fettstoffwechselstörungen eine Rolle spielen können.

Nicht nur ein Überschuss an Cholesterin, sondern auch ein verminderter Gehalt an Gallensäuren führt vermehrt zur Steinbildung. Dies wird zum Beispiel bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder nach der operativen Entfernung grösserer Dünndarmabschnitte beobachtet.

Pigmentsteine entstehen durch einen Überschuss an Bilirubin, einem Abbauprodukt des Blutfarbstoffes der roten Blutkörperchen. Bei vermehrtem Abbau von roten Blutkörperchen, auch Hämolyse genannt, kommt es zu einer Anhäufung des Blutfarbstoffes Hämoglobin. Dieses wird in der Leber zu Bilirubin abgebaut und mit der Galle in den Darm ausgeschieden, wo es weiter umgebaut und schliesslich mit dem Stuhl ausgeschieden wird. Dieses Bilirubin ist dann auch für die braune Farbe des Stuhles verantwortlich, weshalb bei einer Galleabflussstörung ein gräulich entfärbter Stuhl auftreten kann. Fällt Bilirubin durch den Zerfall von roten Blutkörperchen vermehrt an, kann dies zur Entstehung von Pigmentsteinen führen.

Kalziumkarbonat-Steine schliesslich finden sich häufig in Zusammenhang mit einer Infektion der Gallenblase durch Bakterien.

Anatomie und Funktion der Gallenblase

Lager der Gallenblase im Magen-Darm-Trakt
Ikterus, Gelbsucht, Lederhaut, Gelbfärbung der Haut

Die Gallenblase ist ein birnenförmiges Organ, welches sich an der Unterfläche der Leber befindet und die Leber mit dem Zwölffingerdarm verbindet. Der Lebergallengang verbindet sich in seinem Verlauf mit dem Gallenblasengang. Die Galle aus Leber und Gallenblase wird nach Vereinigung der beiden Gänge im Hauptgallengang, dem so genannten Ductus choledochus, in den Dünndarm geleitet. Kurz vor der Einmündungsstelle in den Darm schliesst sich normalerweise zusätzlich der Gang der Bauchspeicheldrüse dem Hauptgallengang an.

Täglich werden bis zu 1.5 Liter Galle produziert, die von der Leber in die Gallenblase fliesst, dort eingedickt und gespeichert wird. Bei Nahrungsaufnahme entleert sich die in der Gallenblase gespeicherte Flüssigkeit über den Hauptgallengang in den Dünndarm, wo sie auf die zuvor aufgenommene Nahrung trifft. Die in der Galle enthaltenen Gallensäuren sind wichtiger Bestandteil der Fettverdauung. Sie sorgen für die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung, indem sie deren Transport über die Wand des Dünndarms in die Blutbahn ermöglichen. Die Galle enthält zusätzlich zu den Gallensäuren den Gallenfarbstoff Bilirubin, ein Abbauprodukt des Blutfarbstoffes Hämoglobin. Besteht eine Abflussstörung der Galle in den Dünndarm, kommt es in Folge des Gallenstaus zu einer Gelbsucht.

Symptome

Gallensteine verursachen nur in etwa einem Viertel aller Fälle Beschwerden. Wenn Beschwerden auftreten, sind krampfartige, lang anhaltende Schmerzen im rechten Oberbauch sehr typisch. Der Schmerz tritt plötzlich auf - häufig nachts oder nach fettigem Essen - nimmt an Stärke zu und kann in den Rücken und die rechte Schulter ausstrahlen. Zusätzlich treten häufig Übelkeit und Erbrechen, sowie Völlegefühl oder Blähungen auf. Gelegentlich leiden die Betroffenen auch unter Fieber und Schweissausbrüchen.
Bei Steinen im Hauptgallengang kommt es häufig zu einer Gelbsucht. Die Bindehaut der Augen sowie die restliche Körperhaut färben sich durch den ins Blut übergetretenen Gallenfarbstoff Bilirubin gelblich. Das Bilirubin kann wegen dem Verschluss des Gallenganges nicht mehr über den Darm ausgeschieden werden und wird folglich vermehrt via Urin ausgeschieden. Der Urin nimmt deshalb typischerweise eine bierbraune Farbe an, wobei sich der Stuhl gräulich entfärbt präsentiert. Die Gelbsucht wird zudem oft von einem starken Juckreiz der Haut begleitet.

Diagnose

Die ärztliche Untersuchung beginnt mit einer Befragung über aufgetretene Beschwerden und einer körperlichen Untersuchung. Geachtet wird darauf vor allem auf Druckschmerzen im Bauchbereich. Die Laboranalyse des Blutes kann einen Gallenstau sowie eine eventuelle Entzündung der Gallenblase oder der Gallengänge aufzeigen.

Um die Gallensteine sichtbar zu machen, wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt.
Können die Steine so nicht sichtbar gemacht werden, wird eine zusätzliche Spezialuntersuchung, das ERCP (endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikographie) durchgeführt. Diese erleichtert vor allem die Diagnose von Steinen im Gallengangsystem. Während einer ERCP wird ein Instrument mit einer kleinen Kamera und Lichtquelle, Endoskop genannt, durch den Mund bis zur Einmündungsstelle des Bauchspeicheldrüsen- und Gallenganges vorgeschoben. Danach kann der Arzt Röntgenkontrastmittel in die Gänge einspritzen, was später auf dem Röntgenfilm eine genaue Beurteilung über Engstellen und Abbrüche im Gangsystem ermöglicht. Die ERCP hat nicht nur für die Diagnose eine wichtige Funktion, sondern ermöglicht gleichzeitig therapeutische Eingriffe. Mit speziellen mikrochirurgischen Instrumenten können eventuell vorhandene Engstellen des Gangsystems mit einem Ballon aufgedehnt sowie Gallensteine entfernt werden.

Therapie

Die Therapie der Wahl bei symptomatischen Gallenblasensteinen ist die vollständige chirurgische Entfernung der Gallenblase.

Die Operation wird normalerweise endoskopisch durchgeführt. Hierbei führt man eine Kamera mit Lichtquelle und mikrochirurgische Instrumente durch 2-3 minimal kleine Hautschnitte in den Bauchraum ein. Das Bild der Kamera wird im Operationssaal auf einen Bildschirm projiziert, was dem Chirurgen das operieren unter Sicht ermöglicht. Mit dieser Operationsmethode hinterlässt man nur kleine Narben auf der Haut und erlaubt so eine raschere Belastung nach der Operation. In den meisten Fällen kann das Gallensteinleiden durch die Entfernung der Gallenblase vollständig und ohne das Wiederauftreten von Gallensteinen geheilt werden.

Steine, die sich in den Gallengängen befinden, können direkt während der ERCP-Untersuchung entfernt werden. Mit einem kleinen, in die Gallengänge eingeführten Körbchen werden die Steine gefasst und herausgezogen.

Alternativ zu den operativen Verfahren besteht auch die Möglichkeit, die Steine durch die Einnahme von Gallensalzen oder das Einspritzen von bestimmten Substanzen in die Gallenblase aufzulösen.

Die Zertrümmerung der Steine durch Ultraschallwellen, die durch Haut und Bauchdecke wirken können, wird zum Teil noch bei kleinen, kalkfreien Steinen in der Gallenblase angewandt. Diese Methoden sind zwar schonend, zeigen jedoch nach deren erfolgreichen Zertrümmerung eine relativ hohe Rate von erneut auftretenden Gallesteinen.

Komplikationen

Gallensteine sind eine häufige Ursache für das Auftreten von Gallenblasen- und Gallengangsentzündungen. Zudem kann es durch einen Stein im Hauptgallengang zu einem Rückstau der Galle in die Bauchspeicheldrüse kommen, die eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse verursachen.

Eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation der Gallensteine ist der komplette Durchbruch der Gallenblasenwand mit darauf folgender Ausbildung einer Bauchfellentzündung.

Auch das Auftreten von Gallenblasenkrebs wird fast immer von einem Gallensteinleiden begleitet. Verglichen mit dem häufigen Auftreten der Gallensteine kommt der Gallenblasenkrebs jedoch sehr selten vor.

Autor/in:Dr. med. Sibylle Krämer, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Gallenstein, Gallensteine, Cholelithiasis, Gallenblasenentzündung, Cholezystitis, Gallenwegsentzündung, Cholangitis, endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP), Ikterus, Gelbsucht
ICD-10:K80
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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