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Toxisches Schocksyndrom

Synonyme: TSS, Toxisches Schock-Syndrom

Allgemeines

Das toxische Schocksyndrom ist ein seltenes, lebensbedrohliches Krankheitsbild, das durch eine überschiessende Entzündungsreaktion auf Bakterien hervorgerufen wird. Die Bakterien produzieren einen giftigen Stoff, ein so genanntes Toxin, das viele Abwehrzellen überall im Körper gleichzeitig aktiviert. Es ist sehr ungewöhnlich, dass eine so grosse Gruppe von Abwehrzellen aufs Mal aktiviert wird. Normalerweise reagieren nur eine beschränkte Anzahl Abwehrzellen, wenn Bakterien in den Körper eindringen. Genau genommen ist das bevorzugt die Sorte von Abwehrzellen, die auch für die entsprechende Art von Bakterien zuständig sind. Das führt dazu, dass jedes Bakterium eine eigene spezifische Abwehrzelle als Gegenspieler hat.

Anders verhält es sich aber beim toxischen Schocksyndrom. Hier produzieren die Bakterien ein Gift, in der Fachsprache auch Toxin genannt, das willkürlich Abwehrzellen anregt, also auch solche Zellen die eigentlich gar nicht für diese Sorte Bakterien zuständig wären.

Diese grosse Menge von Abwehrzellen verursacht dann im ganzen Körper eine Entzündung. Gleich wie Abwehrzellen in einer mit Bakterien infizierten Wunde dort lokal eine Schwellung und Rötung bewirken, geschieht ein ähnlicher Prozess auch beim toxischen Schocksyndrom. Hier betrifft der Entzündungsprozess aber den ganzen Körper und kann so auch viele lebenswichtige Organe in Mitleidenschaft ziehen.

Damit ein solches toxisches Schocksyndrom entsteht, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein. Einerseits müssen sich die Bakterien zuerst irgendwo ansiedeln und vermehren, damit dieser Giftstoff, das Toxin, produziert werden kann. Bei etwa jeder zweiten betroffenen Person haben sich die Bakterien auf einem Tampon niedergelassen und sich dann in der Scheide ausgebreitet. Daher betreffen die Hälfte der Fälle Frauen, die während der Regelblutung Tampons benutzen. Vor einigen Jahren, als es besonders saugfähige Tampons gab, die über mehrere Tage belassen werden konnten, war der Anteil noch grösser. Die Bakterien hatten ja tagelang Zeit sich auszubreiten. Das toxische Schocksyndrom kann aber auch Männer oder Kinder betreffen, dann ist aber meistens eine Haut- oder Operationswunde die Eintrittspforte für die Bakterien.

Die zweite Bedingung betrifft die betroffene Person - sie muss empfindlich sein auf das Toxin. Es reagieren nämlich nicht alle Menschen gleich auf das Toxin, so dass einigen das Toxin nichts anhaben kann.

Um diese unterschiedliche Empfindlichkeit zu erklären, existieren mehrere Theorien. Eine davon geht beispielsweise von einer vererbten Veranlagung für das toxische Schocksyndrom aus, eine andere postuliert, dass das Abwehrsystems des Menschen mit der Zeit lernt, das Toxin abzufangen. Demzufolge ist es je älter man wird, desto unwahrscheinlicher, ein toxisches Schocksyndrom zu entwickeln, da der Körper immer besser lernt, mit dem Giftstoff umzugehen.

Symptome

Das toxische Schocksyndrom führt zu einer Entzündung des ganzen Körpers mit allen entsprechenden Symptomen. Genau wie bei einer lokal beschränkten Entzündung auf Grund einer Wunde, kommt es zu einer Schwellung, Rötung und Überwärmung. Da aber der ganze Körper betroffen ist, äussern sich die Symptome etwas anders.

Das toxische Schocksyndrom beginnt mit plötzlich ansteigendem Fieber, das von Unwohlsein und Durchfall begleitet wird. Oft breitet sich gleichzeitig ein rötlicher Ausschlag über die ganze Haut aus, der einem Sonnenbrand ähnelt. Ebenfalls ähnlich wie beim Sonnenbrand schuppt sich die Haut nach einigen Tagen grossflächig ab.

Wenn eine Wunde die Eintrittspforte der Bakterien ist, ist diese äusserst schmerzhaft - noch stärker als bei einer normalen Entzündung. Auch die entzündliche Schwellung präsentiert sich etwas anders. Sie fällt vor allem durch einen starken Blutdruckabfall auf und nicht unbedingt durch eine Schwellung des ganzen Körpers. Bei einer begrenzten Entzündungsreaktion tritt Flüssigkeit aus den nahe gelegenen Gefässen aus und sammelt sich an, so dass das Gebiet anschwillt. Die Flüssigkeit stammt dabei aus dem Blut, das wegen der Entzündung vermehrt durch diese Gefässe fliesst. Beim toxischen Schocksyndrom werden die Gefässe ebenfalls mehr durchblutet und durchlässiger. Wenn das nun im ganzen Körper geschieht, verliert der Blutkreislauf rasch so viel Flüssigkeit, dass der Blutdruck absinkt, eine Schwellung muss aber noch nicht sichtbar sein. Ein solcher Blutdruckabfall, bei dem nicht mehr alle Organe mit genügend Blut versorgt werden können, wird Schock genannt.

Diagnose

Die Diagnose wird nur anhand der typischen Umstände und Symptome der Krankheit gestellt. Wenn beispielsweise eine Frau während der Regelblutung plötzlich an Fieber und Ausschlag leidet und der Blutdruck absinkt, ist ein toxisches Schocksyndrom eine wahrscheinliche Ursache. Es gibt jedoch weder bei einer Röntgenuntersuchung noch bei einer Blutuntersuchung Veränderungen, die für das toxische Schocksyndrom beweisend wären.

Trotzdem werden aber meistens doch weitere Abklärung neben Befragung und Untersuchung des Erkrankten gemacht. Im Labor können verschiedene Organfunktionen überprüft werden. Dies ist nötig, da viele Organe durch eine Minderversorgung während dem Schock geschädigt werden können. Wenn zum Beispiel die Niere zuwenig Blut erhält, droht ein Nierenversagen. Das könnte dann anhand der Nierenwerte im Blut überprüft werden. Mit anderen Laborbestimmungen oder auch Röntgenbildern können nach Bedarf auch andere Organe abgeklärt werden.

Ein weiteres Argument, das die Durchführung von zusätzlichen Untersuchungen rechtfertigt, ist, dass damit andere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen werden können.

Therapie

Die Therapie des toxischen Schocksyndroms hat zum Ziel die Ursache, die Bakterien also, zu beseitigen. Dabei ist es in erster Linie wichtig, jegliches Reservoir von Bakterien zu entfernen. Dies bedeutet beispielsweise, dass ein besiedelter Tampon entfernt werden muss, oder dass eine infizierte Wunde gereinigt und eventuell chirurgisch behandelt werden sollte. Zudem bekommt die erkrankte Person hochdosierte Antibiotika über eine Infusion, um die Bakterien abzutöten. Infusionen können auch hilfreich sein um den Blutdruck anzuheben, da dabei ja über eine Vene Flüssigkeit verabreicht werden kann. Die Gefässe sind dann besser gefüllt, was dazu führt, dass der Blutdruck ansteigt und alle Organe besser durchblutet werden können.

Eine solche Therapie mit Flüssigkeits- und Antibiotika-Infusionen ist aufwändig und erfordert regelmässige Kontrollen. Zudem ist das toxische Schocksyndrom eine lebensgefährliche Erkrankung, weshalb die Therapie oft auf einer Intensivstation durchgeführt wird. So ist es möglich den Allgemeinzustand des Betroffenen sowie auch die Funktion der wichtigsten Organe zu überwachen und bei Problemen rasch einzugreifen.

Besser noch als die aufwändige Therapie ist aber immer noch die Vorsorge. Das ist beim toxischen Schocksyndrom allerdings nur beschränkt möglich. Mit einigen grundsätzlichen Hygienemassnahmen kann das Erkrankungsrisiko jedoch etwas vermindert werden. So sollten beispielsweise Tampons nicht zu lange belassen werden. Häufiges Wechseln unter sauberen Bedingungen - dabei ist das Händewaschen vorher und nachher unerlässlich - erschwert den Bakterien das Wachstum. Auch die Wundpflege sollte hygienisch erfolgen, um das Infektionsrisiko zu verkleinern.

Autor/in:Ursula Hofer, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Toxisches Schocksyndrom (TSS), Toxic Shock Syndrome, Scheide (Vagina) , Toxisches Schock-Syndrom, Toxisches Schock Syndrom, Tampon, Fieber
ICD-10:A48.3
Zuletzt geändert:05.11.2016Zum Seitenanfang
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