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Biotin

Synonyme: Vitamin B7, Vitamin H

Zusammenfassung

Biotin, auch Vitamin B7 oder Vitamin H genannt, ist ein Vitamin, das eine wichtige Rolle im Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweissstoffwechsel des menschlichen Körpers spielt. Es unterstützt das Wachstum sowie die Vermehrung der Zellen im Körper. Ausserdem wird es für den Aufbau von Haut, Haaren und Nägeln benötigt. Der Mensch kann seinen täglichen Biotin-Bedarf mit einer ausgewogenen Ernährung decken.

Wird der Biotin-Bedarf des Körpers nicht gedeckt, entsteht ein Biotin-Mangel. Verschiedene Ursachen können zu einem Biotin-Mangel führen. Eine Spezialform des Biotin-Mangels ist der angeborene Biotinidase-Mangel. Betroffene eines Biotin-Mangels leiden an verschiedenen Beschwerden. Die Diagnose eines Biotin-Mangels wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung, Blut- und Urinuntersuchungen gestellt. Die Behandlung des Biotin-Mangels hängt von seiner Ursache ab, wobei dem Körper wieder ausreichend Biotin zugeführt werden muss.

Ein Biotin-Überschuss, bei dem der Körper zu viel Biotin erhält und Beschwerden auftreten, ist auch bei Einnahme von grossen Biotin-Mengen bisher unbekannt.

Allgemeines

Vitamine sind Substanzen, die der menschliche Körper für lebenswichtige Aufgaben benötigt. Deshalb erhielten die Vitamine auch ihren Namen. Denn Vita kommt aus der lateinischen Sprache und bedeutet Leben. Vitamine kann der menschliche Körper aber nicht selbst herstellen, sondern muss sie regelmässig mit der Nahrung aufnehmen. Von den bisher bekannten Vitaminen sind 13 für den Menschen notwendig.
Eines dieser 13 Vitamine ist das Biotin, welches auch als Vitamin B7 oder als Vitamin H bezeichnet wird. Wegen der Bezeichnung Vitamin B7 gehört das Biotin zu der grossen Gruppe der B-Vitamine.

Funktion

Das Biotin hat verschiedene Aufgaben im menschlichen Körper. Das Biotin spielt eine wichtige Rolle im Stoffwechsel der Eiweisse, Fette und Kohlenhydrate und unterstützt das Wachstum und die Vermehrung von Zellen im Körper. Zudem ist es für den Aufbau von Haut, Haaren und Nägeln zuständig. Denn ohne ausreichend Biotin kann im Körper kein Keratin hergestellt werden. Keratin ist ein Eiweiss und wird auch Hornsubstanz genannt. Das Keratin ist unverzichtbar beim Aufbau der Haare, der Nägel und der schützenden Hornschicht der Haut.

Bedarf & Vorkommen

Der tägliche Biotin-Bedarf des Körpers wird mit Biotin, welches in der Nahrung enthalten ist, und mit Biotin, welches von den normalerweise im menschlichen Darm lebenden Bakterien produziert wird, gedeckt. Dabei muss ein erwachsener Mensch täglich etwa 0,03 bis 0.06 Milligramm Biotin mit der Nahrung aufnehmen, um den Biotin-Bedarf des Körpers zu decken. Dies ist zwar eine sehr geringe Menge, aber in der Nahrung ist auch nur sehr wenig Biotin enthalten.

In der Nahrung ist Biotin in praktisch allen Nahrungsmitteln enthalten, allerdings meist nur in kleinen Mengen. Viel Biotin gibt es in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten wie Sojabohnen oder Linsen, Nüssen, Eigelb, Hefe, Leber und Reis.

Biotin-Mangel

Allgemeines

Kann der Körper nicht genügend Biotin mit der Nahrung aufnehmen, um seinen Bedarf an Biotin zu decken, entsteht ein Biotin-Mangel. Ein Biotin-Mangel ist in Industrieländern äusserst selten.

Ursachen

Ursachen für einen Biotin-Mangel sind eine Mangelernährung, eine mangelhafte Aufnahme des Biotins aus der Nahrung in den Körper und ein erhöhter Biotin-Bedarf des Körpers.

Eine Mangelernährung kann entweder eine Unterernährung oder eine Fehlernährung sein. Bei einer Unterernährung besteht ein Mangel an allen Nahrungsbestandteilen, sodass der Bedarf des Körpers mit der Nahrung nicht gedeckt werden kann. Bei einer Fehlernährung ist das Nahrungsangebot eigentlich ausreichend, aber durch eine falsche Zusammensetzung der Nahrung mit einem zu geringen Anteil an Vitaminen wird dem Körper trotzdem zu wenig Biotin mit der Nahrung zugeführt und ein Biotin-Mangel entsteht. Mangelernährung ist insbesondere in Entwicklungsländern weit verbreitet.

Aber auch in Industrieländern kann eine Fehlernährung oder eine Unterernährung vor allem in Alters- und Pflegeheimen, in Spitälern, bei Alkoholsucht, bei Obdachlosen und bei Menschen unter grossem Termin- und Zeitdruck vorkommen. Dabei ist in Alters- und Pflegeheimen sowie in Spitälern in der Regel nicht allein eine falsche Nahrungszusammenstellung für die mangelhafte Zufuhr von Nahrungsbestandteilen verantwortlich, sondern die Personen in Alters- und Pflegeheimen sowie Spitälern können oder wollen wegen Veränderungen des Alters, unterschiedlichen Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten oder während und nach verschiedenen Behandlungen wie Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen nicht ausreichend von einzelnen, mehreren oder allen Nahrungsbestandteilen zu sich nehmen. Ausserdem hat der Körper dieser Personen wegen des Alters, Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten oder verschiedenen Behandlungen oft auch andere Bedürfnisse.

Bei einer mangelhaften Aufnahme des Biotins aus der Nahrung erhält der Körper eigentlich genügend Biotin mit der Nahrung, um seinen Bedarf zu decken. Da die Biotin-Aufnahme aus der Nahrung in den Körper wegen Krankheiten des Darmes, einer angeborenen Störung oder einem Verzehr von zu vielen rohen Eiern aber verändert ist, kann der Körper der Betroffenen nicht mehr genügend Biotin aus der Nahrung in den Körper aufnehmen.

Krankheiten des Darmes können die Darmschleimhaut so verändern, dass sie nicht mehr ausreichend Biotin aus der Nahrung in den Körper aufnehmen kann. Bei der angeborenen Störung besteht eine Veränderung in der Erbinformation, sodass ein bestimmtes Eiweiss, die sogenannte Biotinidase, nicht mehr hergestellt werden kann, welches das Biotin aus der Nahrung herauslöst und so die Biotin-Aufnahme aus der Nahrung in den Körper ermöglicht. Dabei wird in der Fachsprache von einem Biotinidase-Mangel  gesprochen. Bei einem Verzehr von zu vielen rohen Eiern hält eine Substanz aus dem Eiweiss, das sogenannte Avidin, das Biotin fest, sodass es nicht mehr aus der Nahrung in den Körper aufgenommen werden kann. Bei allen drei Varianten entsteht somit ein Biotin-Mangel.

Verschiedene Umstände können zudem den Biotin-Bedarf des Körpers erhöhen. Dazu gehören Rauchen, Sport oder die langdauernde Einnahme gewisser Medikamente wie Antibiotika. Denn Antibiotika können die normalerweise im Darm lebenden Bakterien so schädigen, dass sie kein Biotin mehr herstellen können und deshalb der ganze Biotin-Bedarf des Körpers allein mit Biotin aus der Nahrung gedeckt werden muss. Nimmt eine Person unter diesen Umständen nicht mehr Biotin mit der Nahrung auf als normalerweise, entsteht ein Biotin-Mangel.

Symptome

Ein anhaltender Mangel an Biotin führt dazu, dass nicht mehr genügend Keratin hergestellt werden kann und deshalb die Bildung der Haare, der Nägel und der Hornschicht der Haut gestört wird. Als Folge fallen die Haare aus, die Nägel werden brüchig und die Hornschicht schützt die Haut nicht mehr genügend vor Einflüssen aus der Umwelt, so dass die Haut entzündlich reagiert und dabei rot und schuppig wird. Daneben können Veränderungen der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts zu verschiedensten Beschwerden führen, beispielsweise Durchfällen, Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit, die zu einem Gewichtsverlust führen können. Zudem können bei einem Betroffenen eines Biotin-Mangels Müdigkeit, Wachstumsstörungen, taube Glieder, Muskelschmerzen, Angstzustände und Depressionen auftreten.

In Industrieländern ist ein anhaltender Biotin-Mangel, wie bereits erwähnt, äusserst selten und kommt praktisch nur bei den oben aufgezählten Risikogruppen vor. Häufiger ist die Biotin-Versorgung in Industrieländern einfach nicht ganz optimal, was sich bei Betroffenen mit Leistungseinbussen, geschwächter Infektabwehr und vermehrter Infektanfälligkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen und Müdigkeit äussern kann.

Ein angeborener Biotin-Mangel wegen einer Veränderung der Erbinformation, die wegen des Fehlens des Eiweisses Biotinidase eine ausreichende Biotin-Aufnahme aus der Nahrung verhindert, kann bei betroffenen Säuglingen Beschwerden hervorrufen, die teils äusserst schwerwiegend sind. In der Medizin wird bei diesem Krankheitsbild vom Biotinidase-Mangel gesprochen. Mögliche Beschwerden sind Hautausschläge, Kahlheit wegen vermehrtem Haarverlust, Trinkschwäche, Erbrechen, Krampfanfälle, schlaffe Muskulatur, Hörverlust durch Rückbildung der Hörnerven, Entwicklungsverzögerungen, Bewegungsstörungen, Störungen des Abwehrsystems des Körpers und mangelnde Ansprechbarkeit wegen Bewusstseinsstörungen, die bis zum Koma gehen können.

Tritt der Biotin-Mangel gemeinsam mit einem Mangel eines oder mehrerer anderer Nährstoffe auf, können weitere Beschwerden zu denjenigen des Biotin-Mangels hinzutreten. Diese Beschwerden werden in den entsprechenden Texten aufgeführt.

Diagnose

Treten bei einer Person Beschwerden eines Biotin-Mangels auf, sollte sie einen Arzt zur weiteren Abklärung und bei Bedarf zur Behandlung aufsuchen. Der Arzt wird den Betroffenen in einem ausführlichen Gespräch nach Beschwerden und Veränderungen fragen, die ihm einen Hinweis auf einen Biotin-Mangel geben. Weiter wird er sich nach Nahrungsgewohnheiten, Krankheiten und Behandlungen erkundigen, die einen Biotin-Mangel verursachen können. Anschliessend wird der Arzt den Betroffenen sorgfältig von Kopf bis Fuss untersuchen.

Hat der Arzt aufgrund des Gesprächs und der körperlichen Untersuchung den Verdacht auf einen Biotin-Mangel, kann er diesen Verdacht mithilfe einer Blutentnahme mit Messung der Menge an Biotin im Blut bestätigen. Eine verminderte Menge an Biotin im Blut bestätigt den Verdacht auf einen Mangel an Biotin. In gleicher Weise kann die Menge an Biotin im Urin gemessen werden. Hier bestätigt eine verminderte Menge an Biotin ebenfalls den Verdacht auf einen Biotin-Mangel.

Mit weiteren Untersuchungen muss die Ursache für den Biotin-Mangel gesucht werden, wenn sie nicht bereits bekannt ist. Daneben wird der Arzt überprüfen, ob die betroffene Person neben dem Mangel an Biotin noch an einem Mangel eines anderen Nährstoffs leidet.

Die Diagnose eines wegen einer Veränderung der Erbinformation angeborenen Biotin-Mangels, in der Fachsprache Biotinidase-Mangel genannt, sollte bereits vor Auftreten von Beschwerden erfolgen. Da nämlich ein angeborener Biotin-Mangel schwerwiegende Folgen für den betroffenen Säugling haben kann, wird in der Schweiz und vielen anderen Ländern bei jedem Neugeborenen zwischen dem dritten und vierten Tag nach der Geburt eine spezielle Blutuntersuchung durchgeführt. Diese Untersuchung wird Guthrie-Test genannt. Mit dem Guthrie-Test können bestimmte Erkrankungen bei Neugeborenen festgestellt werden, die unbedingt sofort behandelt werden müssen, da sie ohne Behandlung innert kurzer Zeit zu schweren körperlichen und geistigen Schädigungen oder gar zum Tod des Kindes führen können. Der wegen einer Veränderung der Erbinformation angeborene Biotin-Mangel, der sogenannte Biotinidase-Mangel, ist eine dieser Erkrankungen, die mithilfe des Guthrie-Tests frühzeitig erkannt und damit rechtzeitig behandelt werden können.

Therapie

Die Behandlung des Biotin-Mangels hängt von seiner Ursache ab. Es sollte immer die Ursache bekämpft werden, wenn dies möglich ist. Ist eine zu geringe Zufuhr von Biotin wegen einer Unter- oder einer Fehlernährung oder ein gesteigerter Biotin-Bedarf des Körpers für den Biotin-Mangel verantwortlich, muss versucht werden, die Nahrung so umzustellen oder mit Vitaminpräparaten zu ergänzen, dass der Körper wieder ausreichend Biotin erhält.

Wird ein Biotin-Mangel durch Darmkrankheiten verursacht, die zu einer verminderten Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung führen, dann müssen diese Krankheiten, wenn möglich, mit beispielsweise Medikamenten behandelt werden. Zudem sollten die Betroffenen bis zur Heilung der Krankheit oder, wenn die Krankheit nicht geheilt werden kann, auf Dauer täglich ausreichend Biotin mit der Nahrung oder in Form von Vitaminpräparaten zu sich nehmen. Eine angeborene Veränderung der Erbinformation, ein sogenannter Biotinidase-Mangel, bei der kein Biotin aus der Nahrung in den Körper aufgenommen werden kann und somit ein Biotin-Mangel entsteht, kann nicht geheilt werden. Deshalb muss das betroffenen Kind lebenslang Biotin in Tablettenform einnehmen. Ist ein übermässiger Verzehr von rohen Eiern die Ursache eines Biotin-Mangels, genügt es in Zukunft weniger rohe Eier zu essen.

Leidet die betroffene Person neben dem Biotin-Mangel noch an einem Mangel weiterer Nährstoffe, soll auch dieser behandelt werden.

Biotin-Überschuss

Eine Biotin-Überschuss ist auch bei Einnahme von grossen Biotin-Mengen bisher unbekannt.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin, Dr. Julia Feucht, Ärztin
Editor/in:Diana Gulli, dipl Ernährungsberaterin HF
Keywords:Biotin, Vitamin B7, Vitamin H, Biotin-Mangel, Mangel an Biotin, Biotinmangel, Biotin-Überschuss, Hypervitaminose B7, Biotin-Intoxikation, Hypovitaminose B7, Vitamine, Vitamin B7-Mangel, Mangel an Vitamin B7, Vitamin B7-Überschuss, Überschuss an Vitamin B7, Vitamin B7-Intoxikation, Biotinüberschuss, Keratin, Biotinidase-Mangel, Hypervitaminose H, Biotin-Intoxikation, Hypovitaminose H, Vitamin H-Mangel, Mangel an Vitamin H, Vitamin H-Überschuss, Überschuss an Vitamin H, Vitamin H-Intoxikation
ICD-10:E53.8
Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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