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Darm-Durchblutungsstörungen

Synonyme: Angina abdominalis, Mesenterialinfarkt

Allgemeines

Magen-Darm-Trakt

So wie bei der Angina pectoris aufgrund der Minderversorgung des Herzmuskels mit Blut ein dumpfer Schmerz im Brustbereich entsteht, kann bei der ungenügenden Blutversorgung des Darms ein dumpfer Bauchschmerz entstehen. Dies wird Angina abdominalis genannt. Die Angina abdominalis ist also eine Erkrankung der Gefässe, die den Darm mit Blut versorgen. Durch den fortschreitenden Krankheitsprozess werden die Gefässwände der Arterien zunehmend zerstört und damit verengt.

Ein Mesenterialinfarkt entsteht dann, wenn die Gefässe in einem so hohen Grad verschlossen sind, dass ein Stück des Darms abstirbt aufgrund dessen Minderversorgung mit Blut. Ein solcher Gefässverschluss kann jedoch auch durch kleine Blutgerinnsel verursacht werden, die meist im Herzen aufgrund eines Vorhofflimmerns oder eines Herzklappenfehlers entstehen.

Symptome

Angina abdominalis:

Zu Beginn der Erkrankung treten die Bauchschmerzen nur nach dem Essen auf, da zu diesem Zeitpunkt der Darm aufgrund der hohen Aktivität durch das Verdauen der Nahrung am meisten Sauerstoff braucht. Parallel zu den Schmerzen entwickeln sich auch zunehmend Blähungen, verstärkter Windabgang, Durchfälle und Fettstühle. Die Ursache dieser Entwicklung liegt darin begründet, dass die Leistungsfähigkeit des Dünndarms durch die Minderdurchblutung so stark eingeschränkt ist, dass nicht die ganze Nahrungsmenge verarbeitet und aufgenommen werden kann. Der Dickdarm, dessen Funktion vor allem die Rückgewinnung von Wasser aus dem Stuhl ist, kann die Aufgaben des Dickdarms an dessen Stelle nicht übernehmen. Der unverdaute und nicht aufgenommene Teil der Nahrung gelangt deshalb in den Dickdarm und wird dort von den Darmbakterien zersetzt. Es entstehen unerwünschte Abbauprodukte, die zusammen mit den nicht aufgenommenen Nahrungsbestandteilen, welche grosse Mengen an Flüssigkeit an sich binden, die oben genannten Symptome auslösen. Schreitet die Erkrankung der Gefässe, die den Darm versorgen, fort, treten die Beschwerden zunehmend auch zwischen den Mahlzeiten auf und entwickeln sich zu Dauerschmerzen. Der Darm kann sich aufgrund der Minderdurchblutung auch entzünden, ein Krankheitsbild, das in der Fachsprache ischämische Kolitis genannt wird.

Mesenterialinfarkt:

Mesenterialinfarkt, Schädigung der Darmwand

Beim Ablauf eines Mesenterialinfarktes unterscheidet man grundsätzlich drei Stadien.

Die ersten Symptome bei der Entstehung eines Mesenterialinfarktes sind plötzlich auftretende, messerstichartige Bauchschmerzen für etwa 1-2 Stunden (Stadium I).

Danach gehen die Symptome zurück und der Patient fühlt sich für 2-6 Stunden besser. Dies ist jedoch nur die Ruhe vor dem Sturm und sollte nicht als ein Zeichen der Entwarnung gewertet werden. Während diesem Zeitraum von maximal 3-8 Stunden, der dem Stadium II entspricht, besteht noch die Chance den Darm zu retten.

Wird diese Zeitspanne überschritten, stirbt der Darm aufgrund der Minderversorgung ab (Stadium III). Dies äussert sich vor allem in den erneut auftretenden Bauchschmerzen im Rahmen einer Bauchfellentzündung (Peritonitis). Begleitet werden die Schmerzen typischerweise von Fieber, Übelkeit und Erbrechen. Weil der Darm sich nicht mehr normal bewegt, entstehen auch Blähungen, Verstopfung oder Durchfall.

Diagnose

Die Diagnose einer Angina abdominalis wird anhand der oben beschriebenen Beschwerden gestellt.
Für die Diagnose eines entstehenden Mesenterialinfarktes ist deshalb die Vorgeschichte des Patienten in Kombination mit den aktuell auftretenden Symptomen entscheidend.

Diese Krankheit betrifft vor allem ältere Leute, die oft an einer bekannten Gefässerkrankung wie zum Beispiel der häufigen "Arterienverkalkung" (Atherosklerose), oder an einem Diabetes mellitus leiden. Immer wieder tritt der Mesenterialinfarkt auch parallel zu einer Herzerkrankung wie zum Beispiel der Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder einer Herzrhythmusstörung auf. In der Vorgeschichte wird oft von sich verschlimmernden Angina abdominalis- Beschwerden berichtet.

Mit Hilfe einer Laboruntersuchung des Blutes können Stoffe nachgewiesen werden, die bei der Zerstörung des Darmes durch die Unterversorgung entstehen.

Gase, welche sich durch die Zersetzung von Nahrungsbestandteilen durch Darmbakterien bilden, können anhand eines Röntgenbildes oder einer Ultraschalluntersuchung des Bauches nachgewiesen werden, wo gasgefüllte Darmschlingen zu erkennen sind.

Therapie

Bereits der Verdacht auf einen Mesenterialinfarkt erfordert eine Gefässuntersuchung (Angiographie) und einen chirurgischen Eingriff am Bauch, um in erster Linie den Grund der Beschwerden und den Umfang der Schadens zu beurteilen. Findet man eine verschlossene Arterie, wird versucht, sie während dieser Operation wieder durchgängig zu machen oder die verschlossene Stelle mit Hilfe einer Bypass- Operation zu umgehen. Ist ein Teil des Darmes bereits abgestorben, muss dieser Teil unbedingt entfernt werden. Ist es notwendig, dass ein grosses Stück des Darmes entnommen wird, können dadurch nach der Operation beträchtliche Verdauungsstörungen (Kurzdarmsyndrom) entstehen.

Bypass-Operation bei der Angina abdominalis:

Bypass-Operation bei Angina Abdominalis

Eine Verengung in einem Gefäss, das den Darm mit Blut versorgt, kann mit einem gesunden Gefäss in einer Operation überbrückt werden, so dass der Darm wieder mit Blut versorgt wird. Diese Überbrückung wird in der Fachsprache Bypass genannt. Das gleiche Prinzip wird unter anderem auch bei der Verengung von Herzkranzgefässen angewandt.

Für den Bypass bei der Angina abdominalis wird entweder eine Beinvene des Patienten verwendet oder eine künstliche Protese, eine Art Schlauch, eingesetzt. Das eine Ende des Ersatzgefässes wird meist an einer gesunden Stelle der Hauptschlagader im Bauchraum angenäht. Das andere Ende wird an einer Stelle nach der Verengung mit dem betreffenden Gefäss verbunden. In vielen Fällen muss ein verzweigtes Ersatzgefäss eingesetzt werden, um Verengungen in mehreren Gefässen zu überbrücken.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Darm-Durchblutungsstörung, Angina abdominalis, Mesenterialinfarkt, verminderte Darmdurchblutung, Darmentzündung, ischämische Kolitis
ICD-10:K55.0, K55.1
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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