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Schilddrüsenüberfunktion

Synonyme: Hyperthyreose, Schilddrüsenhormonüberschuss, Schilddrüsenhormonüberproduktion

Zusammenfassung

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion hat es im Blut zu viele Schilddrüsenhormone. Verschiedene Ursachen können für eine Schilddrüsenüberfunktion verantwortlich sein. Die häufigsten zwei Ursachen sind der Morbus Basedow und die Jodmangelstruma. Eine Spezialform der Schilddrüsenüberfunktion ist die lebensbedrohliche thyreotoxische Krise.

Da die Schilddrüsenhormone auf beinahe jede Zelle im menschlichen Körper einen anregenden Einfluss haben, kann eine Schilddrüsenüberfunktion eine breite Palette an Beschwerden zur Folge haben. Die Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung, Ultraschall, Blutuntersuchungen, Gewebeuntersuchung und/oder Schilddrüsenszintigraphie gestellt. Die Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion hängt von ihrer Ursache ab. Es sind Medikamenteneinnahme, Schilddrüsenoperation und/oder Radiojodtherapie möglich.

Allgemeines

Bei der Schilddrüsenüberfunktion ist im Blut eine zu grosse Menge an Schilddrüsenhormonen vorhanden, entweder aufgrund einer gesteigerten Produktion oder einer gesteigerten Ausschüttung der Schilddrüsenhormone durch die Schilddrüse. Es wird auch von einem  Schilddrüsenhormonüberschuss oder einer Schilddrüsenhormonüberproduktion gesprochen. In der Fachsprache wird die Schilddrüsenüberfunktion Hyperthyreose genannt. In der erwachsenen Bevölkerung tritt bei etwa 1 bis 2 von hundert Personen eine Schilddrüsenüberfunktion auf.

Die Schilddrüse

Abbildung: Schilddrüse von der Seite
Schilddrüse von der Seite, Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Kehlkopf, Zungenbein, Luftröhre

Die Schilddrüse, auch Thyroidea oder Glandula thyroidea genannt, ist ein kleines, lebenswichtiges Organ unterhalb des Kehlkopfs. Von vorne umfasst sie halbkreisförmig die Luftröhre (siehe Abbildung). Unter der Haut des Halses kann sie getastet werden.

Die Schilddrüse produziert die Schilddrüsenhormone. Kontrolliert wird die Schilddrüse dabei durch die Hirnanhangsdrüse, welche wiederum durch ein bestimmtes Areal des Gehirns, den Hypothalamus, gesteuert wird. Durch diesen Regelkreis wird die Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut fein eingestellt. Zur Produktion der Schilddrüsenhormone braucht die Schilddrüse Jod aus der Nahrung.
Die Schilddrüsenhormone regen in fast allen Zellen im Körper den Stoffwechsel an. So nehmen sie Einfluss auf den Zucker-, Fett- und Eiweisshaushalt, den Wärmehaushalt und die Körpertemperatur, das Herz und den Kreislauf, die Gemütsverfassung und die Leistungsfähigkeit, den Magen und den Darm, die Muskeln und das Nervensystem. Beim Kind steuern die Schilddrüsenhormone zudem die Gehirn- und Nervenentwicklung sowie das Knochenwachstum.

Neben den Schilddrüsenhormonen produziert die Schilddrüse mit speziellen Zellen, den C-Zellen, das Calcitonin. Das Calcitonin ist ein Hormon, welches den Kalziumspiegel im Blut senkt. Der Gegenspieler des Calcitonins ist dabei das Parathormon, das den Kalziumspiegel im Blut erhöht. Das Parathormon ist ein Hormon, welches von den Nebenschilddrüsen hergestellt wird.

Ursachen

Verschiedene Erkrankungen können Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion sein.

Etwa in der Hälfte aller Fälle ist der Morbus Basedow die Ursache für einen Schilddrüsenhormonüberschuss, insbesondere bei Personen im mittleren Lebensalter. Der Morbus Basedow ist eine Erkrankung, bei der der Körper fälschlicherweise Abwehrstoffe gegen die Schilddrüse bildet, sogenannte Antikörper. Diese Abwehrstoffe haben eine bestimmte Form. Aufgrund ihrer Form bewirken diese Abwehrstoffe in der Schilddrüse eine Ankurbelung der Schilddrüsenhormonproduktion.

Etwa die andere Hälfte aller Schilddrüsenüberfunktionen wird durch fehlerhaftes Gewebe, beispielsweise in einer Jodmangelstruma verursacht.  Denn in einer seit Jahren bestehenden und wachsenden Schilddrüse können sich in die neu gebildeten Zellen Fehler einschleichen. Diese fehlerhaften Zellen reagieren dann nicht mehr auf die Anordnungen des Gehirns und der Hirnanhangsdrüse. Sie produzieren so viele Schilddrüsenhormone, wie sie mit dem vorhandenen Jod produzieren können, nicht so viele, wie der Körper braucht. Die fehlerhaften Zellen können Knoten in der Schilddrüse bilden, sogenannte autonome Knoten, oder als sogenannte diffuse Autonomie verstreut in der Schilddrüse liegen.

Andere Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion sind eher selten. Bei zwei speziellen Formen von Schilddrüsenentzündungen kann am Anfang der Erkrankung ebenfalls ein Schilddrüsenhormonüberschuss entstehen. Der Grund für diesen anfänglichen Schilddrüsenhormonüberschuss bei diesen zwei Schilddrüsenentzündungen liegt in einer Zerstörung des Schilddrüsengewebes durch die Entzündung. Durch die defekten, undichten Zellen werden die Schilddrüsenhormonspeicher, die in der Schilddrüse vorhanden sind, in den Körper entleert. Die Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut steigt vorübergehend an, sodass der Betroffene an den Beschwerden einer Schilddrüsenüberfunktion leidet.

In seltenen Fällen besteht eine Veränderung im Erbgut, die dazu führt, dass die Zellen im Körper mehr als normalerweise auf die anregende Wirkung der Schilddrüsenhormone reagieren. Betroffene einer solchen Veränderung im Erbgut leiden trotz normaler Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut an Beschwerden der Schilddrüsenüberfunktion.

Durch die Einnahme einer zu grossen Menge an Schilddrüsenhormonen in Tablettenform im Rahmen einer Behandlung einer Schilddrüsenerkrankung besteht manchmal auch ein Überschuss von Schilddrüsenhormonen im Blut. In diesen Fällen wird von einer Hyperthyreosis factitia oder einer iatrogenen Hyperthyreose gesprochen.

Wochen nach einer Geburt kann eine Frau ebenfalls an einer Schilddrüsenfunktionsstörung erkranken, einer Schilddrüsenüber- aber auch einer Schilddrüsenunterfunktion. Die Ursache ist nicht genau bekannt. Diese Form der Schilddrüsenüberfunktion wird oft verpasst, da die Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion nach der Geburt häufig auf die neuen Belastungen des Mutterdaseins geschoben werden.

Sehr selten werden durch gut- oder bösartige Tumoren der Schilddrüse vermehrt Schilddrüsenhormone produziert. Tumoren anderer Organe im Körper können sogar Substanzen herstellen, die die Anweisungen des zuständigen Hirnareals und der Hirnanhangsdrüse nachahmen und die Schilddrüsenzellen zu einer vermehrten Schilddrüsenhormonproduktion anregen.

Thyreotoxische Krise

Eine Spezialform der Schilddrüsenüberfunktion ist die seltene, aber lebensbedrohliche thyreotoxische Krise, auch Thyreotoxikose genannt. Es handelt sich dabei um einen plötzlichen weiteren Anstieg eines Schilddrüsenhormonüberschusses im Blut bei einer ausser Kontrolle geratenen Schilddrüsenüberfunktion. Die thyreotoxische Krise kann vor allem beim Morbus Basedow und beim Vorhandensein von fehlerhaftem, autonomem Schilddrüsengewebe entstehen.

Wenn eine thyreotoxische Krise auftritt, ist dies meist ein bis vier Wochen nach der Gabe einer grossen Menge an JodJod der Fall. Durch das Schilddrüsengewebe, welches nicht mehr vom Gehirn und der Hirnanhangsdrüse kontrolliert werden kann, werden dann ungehindert grosse Mengen an Schilddrüsenhormonen produziert. Meist wird eine solche Notfallsituation durch die Verwendung von jodhaltigen Medikamenten oder jodhaltigen Kontrastmitteln ausgelöst. Eine thyreotoxische Krise kann aber auch durch Stresssituationen wie Unfälle, eine Operation an der Schilddrüse ohne vorherige Senkung des Schilddrüsenhormonüberschusses mit Medikamenten, welche die Schilddrüsenhormonproduktion in der Schilddrüse hemmen, Austrocknen des Körpers oder gar Abtasten der Schilddrüse ausgelöst werden.

In der thyreotoxischen Krise kommt es bei dem Betroffenen zum Anstieg der Herzfrequenz und der Körpertemperatur bis 41°C sowie zu Durchfall und Erbrechen mit starkem Flüssigkeitsverlust. Bewusstseinsstörungen bis zum Koma und Tod sind die Folge. Auch heute versterben ohne richtige und rechtzeitige Behandlung noch 30 bis 50 % der an einer thyreotoxischen Krise erkrankten Personen. Beim Auftreten einer thyreotoxischen Krise muss deshalb unverzüglich mit der Behandlung im Spital begonnen werden, am besten auf einer Intensivstation.

Symptome

Meist besteht bei der Schilddrüsenüberfunktion eine Gewebevermehrung der Schilddrüse, eine sogenannte Struma, im Volksmund auch Kropf genannt. Die Schilddrüse ist dann meist als Ganzes vergrössert. Teilweise zeigt sich die Gewebevermehrung auch in Form von einzelnen Knoten im Bereich der Schilddrüse.

Abbildung 1: Beschwerden bei einer Überfunktion der Schilddrüse
Beschwerden bei einer Überfunktion der Schilddrüse, Symptome bei einer Schilddrüsenüberfunktion

Unabhängig von der Ursache kann die Schilddrüsenüberfunktion beim Betroffenen zu einer breiten Palette an Beschwerden führen, da die Schilddrüsenhormone in beinahe jeder Zelle des Körpers den Kreislauf anregen und beschleunigen (siehe Abbildung 1).

Häufig auftretende Symptome sind ein anhaltender Unruhezustand mit Nervosität, Gereiztheit, Schlaflosigkeit, Depression oder vermindertem Antrieb. Die Betroffenen berichten teils über einen unerklärlichen Gewichtsverlust trotz Heisshunger. Durchfall, Haarausfall, Muskelschwäche sowie ein feines Zittern der ausgestreckten Finger sind möglich. Die Körpertemperatur steigt an, der Betroffene wird überempfindlich gegenüber Wärme mit vermehrtem Schwitzen trotz normaler Aussentemperatur. Die Haut ist warm und feucht. Durch die Anregung des Kreislaufs steigen der Blutdruck und die Herzfrequenz an. Insbesondere bei älteren Patienten kann es dadurch zur Herzschwäche mit Herzvergrösserung und Herzrhythmusstörungen bis zum Herzinfarkt kommen. Bei Betroffenen mit einem Diabetes mellitus ist eine Verschlechterung des Blutzuckers mit Zunahme der Zuckermenge im Blut möglich.

Bei der Schilddrüsenüberfunktion können vor allem ältere Menschen nur sehr wenige Beschwerden haben. Es ist dann nicht einfach zu erkennen, dass diese Beschwerden von einer Fehlfunktion der Schilddrüse herrühren. In diesen Fällen muss der Arzt an die Schilddrüse denken und die Funktion der Schilddrüse überprüfen, damit die Diagnose nicht verpasst wird.

Diagnose

Bei anhaltenden Beschwerden im Sinne einer Schilddrüsenüberfunktion, die nicht beispielsweise durch eine Stresssituation wie eine anstehende Prüfung erklärt werden können, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Abbildung 2: Abtasten der Schilddrüse
Abtasten der Schilddrüse, Diagnose der Schilddrüsenüberfunktion, Abtasten der Schilddrüse von hinten

Der Arzt wird in einem kurzen Gespräch nach Symptomen, Begleiterscheinungen und Medikamenten fragen, die auf eine Schilddrüsenüberfunktion hinweisen könnten. Anschliessend wird der Arzt die betroffene Person von Kopf bis Fuss untersuchen. Zur Untersuchung der Schilddrüse wird er sich hinter die sitzende Person stellen und die Schilddrüse von hinten mit beiden Händen am Hals abtasten (siehe Abbildung 2). Beim Abtasten kann der Arzt einen ersten Eindruck davon erhalten, ob die Schilddrüse vergrössert ist. Der Arzt wird den Betroffenen dann noch zum Schlucken auffordern. So kann er feststellen, ob die Schilddrüse mit ihrer Umgebung verwachsen ist. Verwachsungen gibt es vor allem bei bösartigen Erkrankungen der Schilddrüse.

Abbildung 3: Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse
Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse, Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion mittels Ultraschall

Mit einem Ultraschallgerät kann die genaue Grösse der Schilddrüse gemessen und ihre Gewebestruktur beurteilt werden (siehe Abbildung 3). Im Ultraschall kann die Grösse und die Gewebestruktur der Schilddrüse bei der Schilddrüsenüberfunktion je nach Ursache verändert sein. Eine Blutentnahme mit Messung der Schilddrüsenhormone zeigt bei einer Schilddrüsenüberfunktion eine vermehrte Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion können je nach Ursache Knoten in der Schilddrüse vorhanden sein. Teilweise kann der Arzt aufgrund der Angaben des Betroffenen, der körperlichen Untersuchung und der Ultraschalluntersuchung nicht sicher sein, ob es sich dabei nicht um eine bösartige Gewebeveränderung, das heisst um Schilddrüsenkrebs, handeln könnte. In diesem Fall sollte eine Gewebeuntersuchung des Knotens durchgeführt werden, eine sogenannte Feinnadelpunktion. Dabei wird von einem Arzt oder Spezialisten mit einer feinen Nadel durch die Haut direkt in den Knoten gestochen und Gewebe entnommen. Mit einem Ultraschallgerät wird währenddessen sichergestellt, dass die Nadel am richtigen Ort liegt. Das Gewebe wird danach durch den Spezialisten unter dem Mikroskop weiter untersucht.

Um festzustellen, ob in der Schilddrüse Schilddrüsengewebe vorhanden ist, welches mehr Schilddrüsenhormone produziert als das normale Schilddrüsengewebe, kann eine Schilddrüsenszintigraphie durchgeführt werden. Eine Szintigraphie ist eine Untersuchung, bei der radioaktiv markierte Stoffe in den Körper eingebracht werden. Diese Stoffe reichern sich im zu untersuchenden Organ an und können anschliessend mit einer speziellen Kamera sichtbar gemacht werden. Bei der Schilddrüsenszintigraphie macht man sich zunutze, dass das Schilddrüsengewebe, das mehr Schilddrüsenhormone produziert, mehr Jod aufnimmt als das normale Schilddrüsengewebe in seiner Umgebung. Spritzt man dem Betroffenen leicht radioaktives Jod oder das dem Jod sehr ähnliche, leicht radioaktive Technetium in eine Vene, dann können in einem speziellen Röntgenverfahren auf einem Bild alle die Bereiche dargestellt werden, die das Jod oder das Technetium aufgenommen haben. Bereiche die mehr Jod aufnehmen, werden heisse Knoten genannt. Die Radioaktivität, die bei der Schilddrüsenszintigraphie verwendet wird, hat keine negativen Folgen für den Betroffenen.

Therapie

Hemmung der Überproduktion von Schilddrüsenhormonen mit Medikamenten

Bei einem Überschuss an Schilddrüsenhormonen wird zunächst unabhängig von der Ursache mittels Medikamenten, sogenannten Thyreostatika, die Produktion von Schilddrüsenhormonen in der Schilddrüse gezielt gehemmt, bis die Schilddrüsenhormonmenge im Blut wieder im normalen Bereich liegt und die Beschwerden des Betroffenen verschwinden.

Operation und Radiojodtherapie

Abhängig von der Ursache der Schilddrüsenüberfunktion kann anschliessend eine weitere Therapie in Form einer Schilddrüsenoperation oder eine Radiojodtherapie durchgeführt. Einzelne Knoten mit fehlerhaftem Schilddrüsengewebe können in einer Operation entfernt werden. Das normale Gewebe sollte dabei aber nicht entfernt werden. Sind die Areale mit fehlerhaftem, autonomen Schilddrüsengewebe aber über die ganze Schilddrüse verteilt, würde mit einer Operation zu viel gesundes Schilddrüsengewebe geschädigt werden.
Verstreute Areale von fehlerhaftem Gewebe werden deshalb gezielt mittels Radioaktivität zerstört. Diese Behandlung wird Radiojodtheapie genannt. Dabei muss der Betroffene in der Schweiz zuerst Schilddrüsenhormone in Tablettenform einnehmen. Dadurch steigt der Spiegel von Schilddrüsenhormonen im Blut an. Das zuständige Hirnareal und die Hirnanhangsdrüse bemerken dies und reduzieren die Produktion von Schilddrüsenhormonen durch das normale Schilddrüsengewebe. Denn sie sind der Meinung, dass ja bereits genug Schilddrüsenhormone im Blut vorhanden sind. Danach wird dem Patienten radioaktives Jod in Form einer Tablette gegeben. Das radioaktive Jod wird nun nur noch von den fehlerhaften Gewebeanteilen der Schilddrüse aufgenommen und zerstört diese. Das normale Schilddrüsengewebe wird nicht zerstört oder beeinträchtigt. Nach Einnahme des Jods muss der Betroffene noch für etwa fünf Tage im Spital bleiben, da er im Stuhl und Urin Radioaktivität ausscheidet. Während der Schwangerschaft und der Stillzeit darf keine Radiojodtherapie durchgeführt werden, um dem Kind nicht zu schaden.

Beim Morbus Basedow, der nicht immer mit Thyreostatika geheilt werden kann, ist entweder eine Operation mit fast vollständiger Entfernung der Schilddrüse oder eine Radiojodtherapie wie beim fehlerhaften, autonomen Schilddrüsengebewe durchzuführen.

Bei bösartigen Schilddrüsentumoren, die selten auch mit einer Schilddrüsenhormonüberproduktion einhergehen können, wird zunächst möglichst alles gesunde und kranke Schilddrüsengewebe in einer Operation entfernt. Anschliessend wird eine Radiojodtherapie zur Zerstörung des übriggebliebenen Schilddrüsengewebes und möglicher Ableger durchgeführt, damit der bösartige Schilddrüsentumor nicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder auftritt und neue Ableger bildet. Bei dieser Form der Radiojodtherapie muss der Betroffene lediglich radioaktives Jod in Tablettenform einnehmen, keine Schilddrüsenhormone. So wird das radioaktive Jod sowohl vom kranken als auch vom gesunden Schilddrüsengewebe aufgenommen. Das normale Schilddrüsengewebe soll nämlich bei den bösartigen Schilddrüsentumoren zusammen mit dem kranken Gewebe durch die Radioaktivität zerstört werden, damit eben der bösartige Schilddrüsentumor nicht wieder kommen kann.

Ersatz von Schilddrüsenhormonen nach Entfernung der Schilddrüse

Nach der Entfernung der ganzen respektive grosser Teile der Schilddrüse und teilweise auch nach einer Radiojodtherapie kann ein lebenslanger Ersatz der Schilddrüsenhormone mittels Tabletten notwendig werden. Es ist nicht mehr genügend Schilddrüsengewebe vorhanden, um ausreichend Schilddrüsenhormone zu produzieren. Die notwendige Menge von Tabletten mit Schilddrüsenhormonen ist bei jedem Menschen anders. Deshalb sollte mit einer geringen Dosis begonnen werden, um nicht wieder eine Schilddrüsenüberfunktion zu erzeugen. Nach vier bis sechs Wochen wird eine Kontrolluntersuchung beim Arzt mit Messung der Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut und Anpassung der Schilddrüsenhormondosierung durchgeführt. Die Kontrollen sollten dann in etwa sechswöchentlichem Abstand weitergeführt werden, bis die betroffene Person gut eingestellt ist.

Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion während der Schwangerschaft

Wird eine Frau, die wegen einer Schilddrüsenüberfunktion mit Thyreostatika behandelt wird, schwanger, muss die Menge dieser Medikamente im Blut genauestens kontrolliert werden, damit es nicht zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommt und dem ungeborenen Kind geschadet wird. Thyreostatika sind Medikamente, die die Produktion von Schilddrüsenhormonen hemmen.

Oft normalisiert sich während der Schwangerschaft die Schilddrüsenüberfunktion, sodass die Einnahme der Thyreostatika gestoppt werden kann. Nach der Geburt müssen die Schilddrüsenhormone kontrolliert werden, da die Schilddrüsenüberfunktion dann meistens wieder auftritt. Eine Operation ist während der Schwangerschaft selten notwendig und kann bis nach der Geburt warten. Eine Radiojodtherapie darf während einer Schwangerschaft und der anschliessenden Stillzeit nicht durchgeführt werden, damit es nicht zu einer Schädigung des ungeborenen Kindes kommt.

Autor/in:Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin, Dr. Julia Feucht, Ärtzin
Editor/in:Dr. med. Doris de Marco Stalder, Endokrinologie-Diabetologie FMH
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ICD-10:E05
Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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