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Lichen sclerosus genitalis

Synonyme: Lichen sklerosus

Allgemeines

Der Lichen sclerosus ist eine seltene Hautkrankheit. Es gibt zwei Formen vom Lichen sclerosus, die sich anhand ihrer Lokalisation unterscheiden. Es handelt sich aber bei beiden Formen um die gleiche Krankheit und die Hautveränderungen sind sehr ähnlich. Die häufigere Form befällt die Haut und Schleimhaut der äusseren Genitalorgane, sie wird daher Lichen sclerosus genitalis genannt.

Die andere, viel seltenere Form kommt an den Armen und Beinen sowie am Rücken vor.

Der Lichen sclerosus genitalis betrifft nicht nur Frauen, auch wenn diese sehr viel häufiger von dieser Krankheit betroffen sind als die Männer.

Der Grund für diesen Häufigkeitsunterschied zwischen den beiden Geschlechtern ist nicht ganz klar. Eine Erklärung dafür liegt in der vermuteten Ursache vom Lichen sclerosus. Die bevorzugte Theorie nimmt an, dass die Hautveränderungen aufgrund eines Autoimmunprozesses entstehen. Bei Autoimmunkrankheiten spielt das körpereigene Abwehrsystem, auch Immunsystem genannt, verrückt. Anstatt gegen Krankheitserreger, richtet es sich gegen den eigenen Körper und richtet so Schaden an. Ein solcher Prozess spielt wahrscheinlich auch bei der Entstehung vom Lichen sclerosus eine Rolle. Unterstützt wird diese Theorie durch die Tatsache, dass der Lichen sclerosus gehäuft zusammen mit anderen Autoimmunkrankheiten vorkommt.

Aber auch die auffallende Geschlechtsverteilung lässt sich so gut erklären, denn Autoimmunerkrankungen sind bei Frauen im Allgemeinen weitaus häufiger als bei Männern. Ein Autoimmungeschehen als Ursache des Lichen sclerosus, würde also den grösseren Frauenanteil bei den Erkrankten gut erklären.

Symptome

Früher wurde der Lichen sclerosus auch häufig Lichen sclerosus et atrophicus genannt. Dieser längere Name beschreibt die Hautveränderungen, die die Krankheit charakterisieren, recht gut, wurde aber aus praktischen Gründen jetzt abgekürzt. Nichts desto trotz ist die längere Bezeichnung sehr treffend. Denn die medizinischen Begriffe Sklerose und Atrophie, von denen der Name auch abstammt, bezeichnen genau die Veränderung, die beim Lichen sclerosus stattfinden. Eine Sklerose ist eine Art Vernarbung und Verhornung, eine Atrophie eine Schrumpfung- die beiden hauptsächlichen Prozesse, die sich in der befallenen Haut abspielen.

Lichen sclerosus genitalis, Hautveränderung an den äusseren Geschlechtsorganen, Vernarbung der äusseren Geschlechtsorgane

Die Haut und Schleimhaut von Schamlippen und After bei der Frau, beim Mann von Vorhaut und Eichel, zieht sich durch die zunehmende Vernarbung zusammen. So schrumpft sie, was zu einer Einengung von Scheideneingang und Harnröhre führen kann. Dies äussert sich dann in Problemen beim Geschlechtsverkehr und beim Wasserlösen. Zudem sehen die betroffenen Hautareale durch die Verhornung nicht mehr normal aus. Perlmuttartige glänzende, weisse Flecken ersetzten die normale rosa Haut. Sie sind stecknadelkopfgross, könne sich aber im Verlauf zu grösseren Bezirken vereinen. Diese Hautveränderungen treten meist schubförmig auf und werden mit zunehmender Krankheitsdauer schlimmer.

Das durch die Hautveränderungen entstehende Hauptsymptom ist ein unstillbarer Juckreiz (Pruritus vulvae). Der Juckreiz kann so quälend sein, dass sich die Betroffenen manchmal bis aufs Blut kratzen müssen. Dadurch steigt natürlich auch das Infektionsrisiko, denn Bakterien und Pilze können leicht durch die verletzte Haut eindringen und verursachen dann eine Entzündung.

Diagnose

Wenn ein Patient mit einer typischen Geschichte von genitalem Juckreiz kommt und der Arzt bei der körperlichen Untersuchung dann noch die oben beschriebenen charakteristischen Hautveränderungen findet, sollte an die Diagnose Lichen sclerosus gedacht werden.

Um diesen Verdacht zu bestätigen, wird in der Folge eine Biopsie von einem betroffenen Hautareal entnommen. Nachdem die Stelle unempfindlich gemacht wurde, entnimmt dabei der Arzt mit dem Skalpell ein kleines Hautstück aus der krankhaft veränderten Hautregion. Manchmal genügt es auch, wenn mit einer Hohlnadel oder einer feinen Stanze ein Stück Haut entnommen wird. Das Biopsiematerial wird dann nach entsprechender Aufbereitung unter dem Mikroskop untersucht. Mit Hilfe dieser Biopsie gelingt es zudem auch andere Krankheiten, die ebenfalls Juckreiz und Hautauffälligkeiten im Genitalbereich verursachen, auszuschliessen. Nicht so selten äussert sich nämlich ein bösartiger Tumor der Schamlippen (Vulvakarzinom) sehr ähnlich.

Selbst wenn die Diagnose gestellt ist, müssen noch regelmässige Untersuchungen durchgeführt werden. Manchmal sind auch weitere Kontrollbiopsien notwendig. Grund dafür ist, dass bösartige Tumoren nicht nur gleich aussehen können wie der Lichen sclerosus, sondern dass in seltenen Fällen aus einem Lichen sclerosus, der ja eigentlich gutartig ist, ein bösartiger Tumor entstehen kann. Anhand einer Biopsie der auffälligen Hautstelle lassen sich diese zwei Hautkrankheiten jedoch sehr zuverlässig voneinander unterscheiden.

Therapie

Der Lichen sclerosus ist eine Krankheit, die nicht geheilt werden kann. Aus diesem Grund konzentrieren sich alle Therapiebemühungen auf eine Linderung der Beschwerden.

Eine wesentliche Grundlage der Therapie eines Lichen sclerosus ist eine möglichst gute Hautpflege, wobei vor allem rückfettende Crèmes verwendet werden sollten. Produkte welche die Haut reizen könnten, wie beispielsweise parfümierte Duschmittel, sollten dagegen gemieden werden. Nebst den pflegenden Crèmes kommen auch solche zum Einsatz, die eine weitere Verhornung stoppen sollen. Verwendet werden dazu Crèmes, die entzündungshemmende Kortikosteroide oder Vitamin A enthalten.

Ergänzend dazu sind operative Massnahmen bei einer Schrumpfung und Verwachsung der Schamlippen oder einer Harnröhrenverengung nötig. Das vernarbte Gewebe wird entfernt und so zum Beispiel die Harnröhre wieder durchgängig gemacht.

Um den Juckreiz zu mindern, können die Nerven, die den Intimbereich versorgen, durchtrennt werden. Der Juckreiz wird dann nicht mehr wahrgenommen. Aber eine solche Operation hat auch gravierende Folgen für die Sexualität, denn auch das sonstige Empfindungsvermögen wird dadurch eingeschränkt.

Als aller letzte Massnahme bleibt manchmal nur eine Entfernung aller äusserer Geschlechtsorgane. Eine solche Operation ist aber nur für Extremfälle angebracht. Wenn immer möglich wird die oben beschriebene konservative Therapie mit Crèmes durchgeführt, die in den meisten Fällen eine deutliche Linderung der Beschwerden bewirkt.

Autor/in:Ursula Hofer, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Lichen sclerosus genitalis, Lichen sclerosus et atrophicus, Lichen sklerosus, Vulva
ICD-10:L90.0
Zuletzt geändert:21.11.2016Zum Seitenanfang
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