Anzeige

Startseite  ⇒  Bewegungsapparat ⇒  Systemkrankheiten ⇒  Sjögren-Syndrom

Sjögren-Syndrom

Synonyme: Chronische Entzündung der Speicheldrüsen und Tränendrüsen

Allgemeines

Das Sjögren-Syndrom ist eine chronische entzündliche Erkrankung, die vor allem die Speicheldrüsen und die Tränendrüsen befällt. Man unterscheidet eine primäre von einer sekundären Form der Erkrankung. Oft liegt ein sekundäres Sjögren-Syndrom zum Beispiel im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis vor, welche durch einen Defekt in unserem Immunsystem entsteht.

Durch diesen Fehler produziert unser Immunsystem Abwehrstoffe, die fälschlicherweise gegen unseren eigenen Körper gerichtet sind. Diese Stoffe werden Autoantikörper genannt, weshalb die Krankheit zu den Autoimmunerkrankungen gehört. Sie schädigt so vor allem die Speichel- und Tränendrüsen, aber auch andere Körperteile wie zum Beispiel Gelenke, Muskeln, die Lunge, Nieren und Nerven.

Symptome

Je nach Grad der Zerstörung der Drüsen ist deren Funktion mehr oder weniger beeinträchtigt. Dies führt einerseits zu einem Trockenheitsgefühl der Augen und zu einem Augenbrennen. Durch die ungenügende Produktion von Tränenflüssigkeit kann auch eine Bindehautentzündung entstehen.

Anderseits leiden diese Personen an einer Mundtrockenheit aufgrund der verminderten Speichelproduktion. Dadurch wird das Kauen und Schlucken von Nahrung erheblich erschwert. Der Speichel hat ebenfalls eine wesentliche Funktion des Zahnschutzes gegen Karies. Personen, die an einem Sjögren-Syndrom leiden, entwickeln deshalb deutlich schneller und häufiger Karies mit den daraus resultierenden Zahnschäden. Vor allem die Ohrspeicheldrüse kann durch die Krankheit sichtbar anschwellen.

Neben diesen, für das Sjögren-Syndrom typischen Symptomen, leiden die Patienten auch an Gelenkschmerzen und Gelenkentzündungen, Muskelschmerzen und Durchblutungsstörungen der Finger. Diese machen sich in einer ersten Phase durch ein plötzliches Abblassen der Finger bemerkbar. In einer zweiten Phase verfärben sich die betroffen Finger durch die darauf folgende Mehrdurchblutung rot-blau. Diese Raynaud-Phänomen genannte Durchblutungsstörung ist sehr schmerzhaft und kann durch Kältereize an den Händen ausgelöst werden. Sind die Nerven von der Krankheit betroffen, können diffuse Gefühlsstörungen vor allem im Bereich der Füsse auftreten.

Diagnose

Trockene Augen und ein trockener Mundsind sehr häufige Beschwerden, die bei verschiedenen Krankheiten vorkommen und deshalb nicht genug spezifisch sind, um alleine für die Diagnose eines Sjögren-Syndroms verwertet zu werden. Treten jedoch Gelenksentzündungen dazu, weist dies stark auf diese Krankheit hin, und es werden weitere spezifische Tests zur Erhärtung der Diagnose durchgeführt.

Bei der Blutuntersuchung kann die Aktivität der Entzündung nachgewiesen und die in der Einleitung beschriebenen Autoantikörper gesucht werden. Einige dieser Autoantikörper werden auch bei anderen Erkrankungen in grossen Mengen produziert und können bei der Diagnostik nicht spezifisch auf eine bestimmte Krankheit hinweisen. Andere Autoantikörper, beim Sjögren-Syndrom zum Beispiel der Anti-SS-B-Antikörper, sind sehr spezifisch und deuten deshalb, wenn sie im Blut gefunden werden, konkret auf das Sjögren-Syndrom hin.

Die verminderte Tränenproduktion lässt sich anhand eines Schirmer-Tests beweisen. Dabei wird ein Filterpapier unter dem Unterlied platziert und über eine Zeit von 5 Minuten beobachtet, wie viel Flüssigkeit aufgesogen wird. Personen, die an einem Sjögren-Syndrom leiden, produzieren weniger als ein Drittel der normalen Tränenmenge.

Therapie

Da das Sjögren-Syndrom nicht geheilt werden kann, konzentriert sich die Behandlung auf die Bekämpfung der Symptome. Die trockenen Augen lassen sich mit künstlicher Tränenflüssigkeit in Form von Augentropfen, die bei Bedarf angewendet werden können, gut behandeln. Zur Therapie der Mundtrockenheit besteht die Möglichkeit einen Spray mit künstlichem Speichel anzuwenden.

Auch das Kaugummikauen regt die Speichelproduktion an. Da Personen, die an Mundtrockenheit leiden, besonders gefährdet sind Karies zu entwickeln, soll darauf geachtet werden, dass nur zuckerfreie Kaugummis verwendet werden. Eine sorgfältige Zahnpflege und eine dentalhygienische Behandlung sind ebenfalls wichtige Bestandteile der Therapie, damit Zahnschäden vermieden werden können.

Die Gelenkschmerzen sind meist eher mild und können in der Regel gut mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt werden. Ist die Krankheit noch in einem Anfangsstadium, können zur Verhinderung von Organschäden auch die hochwirksamen steroidalen Entzündungshemmer, wie zum Beispiel Prednison, in niedrigen Dosierungen angewendet werden. Diese werden in höherer Dosierung auch zur Behandlung von bereits entstandenen Organschäden angewendet.

Wenn diese steroidalen Entzündungshemmer über eine längere Zeit angewendet werden, was beim Sjögren-Syndrom durchaus der Fall ist, können sie jedoch teilweise gravierende Nebenwirkungen verursachen. Deshalb wird oft versucht die Dosis dieser Entzündungshemmer durch eine Kombinationstherapie mit anderen Medikamenten zu senken. Dies gelingt meist durch eine Kombination mit so genannten Immunsupressiva, welche das Immunsystem und so die durch das Sjögren-Syndrom verursachte Entzündungsreaktion im Körper eindämmen.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Editor/in:Prof. Dr. Michael Seitz, Facharzt für Rheumatologie
Keywords:Sjögren-Syndrom, rheumatoide Arthritis, Speicheldrüsenentzündung, Tränendrüsenentzündung, Raynaud-Phänomen, Trockenheitsgefühl der Augen, Augenbrennen, Bindehautentzündung, Mundtrockenheit, wenig Speichel, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen
ICD-10:M35.0
Zuletzt geändert:25.03.2016Zum Seitenanfang
Anzeige
Anzeige

© 2005 – 2017 eesom AG – Alle Rechte vorbehalten www.eesom.com

Anzeige