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Osteoporose

Synonyme: Knochenschwund

Allgemeines

Der Knochen wird zu etwa einem Drittel von einer Grundsubstanz aufgebaut, die durch spezielle Zellen, die Osteoblasten, hergestellt wird. Zwei Drittel der Knochenmasse bestehen aus Mineralstoffen, vor allem Kalzium, die in diese Grundsubstanz eingelagert werden und dadurch dem Knochen erst die notwendige Härte verleihen.

Bei der Osteoporose handelt es sich um eine Skeletterkrankung, die sich durch die Verminderung der Knochendichte und der Knochenqualität äussert. In Folge der Abnahme der Festigkeit des Skeletts kommt es vermehrt zu Brüchen, am häufigsten an der Wirbelsäule, dem Schenkelhals und dem Vorderarm. Frauen sind drei Mal häufiger betroffen als Männer, und die Erkrankung tritt vor allem nach der Menopause auf. Grund hierfür ist der sinkende Geschlechtshormonspiegel in den Wechseljahren, wobei dem Östrogen eine entscheidende Rolle zukommt. Gemäss ihrer Ursachen wird die Krankheit in zwei verschieden Typen eingeteilt:

Die primäre Osteoporose beschreibt das Auftreten der Krankheit ohne den Einfluss anderer chronischer Erkrankungen. Sie kann dabei schon in jüngeren Jahren auftreten oder sich erst nach der Menopause bemerkbar machen. Nebst höherem Alter und weiblichem Geschlecht als Risikofaktoren werden auch genetische Komponenten für die Entstehung der Krankheit verantwortlich gemacht. Negativ beeinflusst wird der Verlauf einer primären Osteoporose zusätzlich durch den Konsum von hohen Mengen an Kaffee, Alkohol und Zigaretten. Ein Bewegungsmangel sowie die verminderte Einnahme von Kalzium und Vitamin D spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Bei der sekundären Osteoporose kann die Krankheitsursache auf das Vorhandensein einer chronischen Erkrankung oder auf die Einnahme bestimmter Medikamente zurückgeführt werden. Häufig werden Störungen des Hormonsystems, wie zum Beispiel eine übermässig Kortison-produzierende Nebenniere oder eine Zuckererkrankung, sowie eine Fehl- und Mangelernährung, welche auch im Rahmen einer chronischen Darmerkrankung (z.B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa) auftreten kann, als auslösende Ursachen gefunden.

Auch die längerfristige Einnahme gewisser Medikamente, wie beispielsweise von entzündungshemmenden Steroiden oder Blut verdünnendem Heparin, gelten als Risikofaktoren für das Entstehen einer sekundären Osteoporose.

Zusätzlich begünstigen Tumore, welche Knochenmetastasen verursachen, oder rheumatische Erkrankungen, zum Beispiel eine Arthritis, die Entstehung einer Osteoporose.

Osteoporose - normale Alterung

Es ist wichtig, dass der krankhafte Knochenverlust, der die Osteoporose kennzeichnet, vom Knochenverlust im Rahmen des normalen Alterungsprozesses unterschieden wird.

Osteoporose, Keilwirbelbildung, Wirbelkörperbruch

Man unterscheidet zwei grundsätzlich verschieden gebaute Bestandteile beim Knochen: Die Kortikalis und die Spongiosa.

Die Kortikalis ist der dichte Knochen, den man beim Betrachten eines Knochens von aussen sieht, während die Spongiosa dem knöchernen Netzwerk im Innern des Knochens entspricht. Die Spongiosa ist vor allem für die Tragfähigkeit des Knochens verantwortlich.

Beim normalen Alterungsprozess wird bis zu 50% des im Alter von 30 Jahren vorhandenen Knochenvolumens abgebaut. Trotzdem treten keine Wirbelbrüche auf, wenn nicht ein entsprechender Unfall passiert. Hier unterscheidet sich die normale Alterung von der Osteoporose. Bei der letztgenannten treten häufig Wirbelbrüche ohne jegliche Fremdeinwirkung oder nach nur unwesentlicher Gewalteinwirkung auf.

Bei der Osteoporose wird im Gegensatz zur Altersatrophie, die alle Knochenanteile gleich stark betrifft, vor allem der spongiöse Knochen abgebaut, was sich in einer erheblich reduzierten Tragfähigkeit der Knochen niederschlägt. Auf einem Röntgenbild ist deshalb der Wirbelrahmen im Gegensatz zum spongiösen Inhalt der Wirbel wesentlich deutlicher abgebildet.

Symptome

Lange entstehen keine Symptome, da der langsam fortschreitende Knochenabbau an sich keine Beschwerden verursacht. Erst die atypischen Knochenbrüche gehen mit Symptomen einher. Häufig entstehen die Knochenbrüche, die bevorzugt an den Wirbelkörpern in der unteren Hälfte des Rückens auftreten, aufgrund von nur leichten Stössen oder gar ohne erkennbare Ursache.

Osteoporose, Rundrücken, verminderte Körpergrösse, Einsinken der Wirbelkörper, Witwenbuckel

Die durch einen Wirbelbruch entstehenden Schmerzen werden als diffuse, schlecht lokalisierbare Schmerzen in der tiefe der Wirbelsäule empfunden. Durch die Wirbelbrüche entstehen eine Verformung der Wirbelsäule, die auch Witwenbuckel genannt wird, sowie eine teilweise auffallende Verminderungen der Körpergrösse bis zu 4cm. Aufgrund der Osteoporose ist auch die Gefahr eines Bein- oder Armbruchs höher. Vor allem der Oberschenkelhalsbruch ist eine einschneidende Verletzung, die bei diesen Personen die häufige Folge eines banalen Sturzes zum Beispiel in der Wohnung ist.

Die typische Risikoperson

Um eine sekundäre Osteoporose zu entwickeln, ist die typische Risikokonstellation für eine westliche Frau die Ausübung eines sitzenden Berufes, das Rauchen, eine Vitamin-D- und kalziumarme Ernährung sowie ein Mangel an Sonnenlicht.

Übergewichtige Frauen scheinen durch die erhöhte Östrogenproduktion im Fettgewebe von der Osteoporose weitgehend geschützt zu sein.

Durch eine vermehrte Belastung des Skelettes, zum Beispiel durch eine regelmässige sportliche Betätigung wie Laufen, wird mehr Knochensubstanz angebaut und damit das Skelett stabiler. Das umgekehrte passiert, wenn der Bewegungsapparat kaum belastet wird, wie dies zum Beispiel bei Personen der Fall ist, die sitzend arbeiten und sich in der Freizeit nicht körperlich betätigen.
Die ausreichende Kalzium- und Vitamin-D-Zufuhr durch die Nahrung sowie ein regelmässiger Aufenthalt an der Sonne beeinflussen den Knochenaufbau wesentlich. Eine ausführliche Erklärung dieser Mechanismen sind im Kapitel Osteomalazie zu finden.

Es ist unwahrscheinlich, dass Rauchen eine Osteoporose auslösen kann. Bekannt ist jedoch, dass es eine bereits vorhandene Osteoporose verschlimmert.

Unabhängig von all den erwähnten Risikofaktoren spielt die maximal erreichte Knochenmasse in dem Zusammenhang eine wesentliche Rolle. Unterernährte, in der westlichen Welt meist an einer Magersucht oder Alkoholkrankheit leidende Personen, erreichen bei weitem nicht die durchschnittliche maximale Knochenmasse in einem Alter von etwa 40 Jahren. Dies gilt auch für Personen, die an einer schweren Beeinträchtigung des Verdauungssystems leiden. Bekannte Beispiele sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) und ein Missbrauch von Abführmitteln. Sie starten manchmal schon mit einer osteoporoseähnlichen Knochendichte ins höhere Lebensalter, während dem wie oben beschrieben zusätzlich kontinuierlich Knochenmasse abgebaut wird.

Diagnose

Die Diagnose einer fortgeschrittenen Osteoporose wird in erster Linie durch das Röntgenbild gestellt. Hierbei können der Verlust der Knochenmasse und vorhandene Knochenbrüche festgestellt werden. Zudem ermöglichen Röntgenbilder die Kontrolle und Beobachtung von erfolgten Knochenbrüche und Veränderungen an den Wirbelkörpern im Verlauf.

Bei Patienten mit entsprechenden Risikofaktoren kann zusätzlich eine Knochendichtemessung zur quantitativen Bestimmung des Knochenbefalls durchgeführt werden. Diese Untersuchung ermöglicht es, die Diagnose einer Osteoporose frühzeitig zu stellen und so entsprechende vorbeugende Behandlungen einzuleiten. Aber auch der Verlauf des Knochenabbaus und damit der Erfolg der eingeleiteten Therapie ist mit wiederholten Knochendichtemessungen gut zu beobachten.

Um das Vorhandensein von beeinflussenden chronischen Erkrankungen auszuschliessen, werden verschiedene Laboruntersuchungen des Hormonsystems und der allgemeinen Blutwerte durchgeführt.

Therapie

Allgemeine Massnahmen ergänzen im Normalfall die Einnahme von Medikamenten zur Hemmung des Knochenabbaus und gelten zudem gleichzeitig auch als Prävention einer Osteoporose. Begonnen werden kann mit der Ausschaltung von beeinflussbaren Risikofaktoren wie der Verzicht auf übermässigen Konsum von Kaffee, Alkohol und Nikotin. Eine Ernährungsberatung kann die Umstellung auf eine abwechslungsreiche, eiweiss- und calciumreiche Kost einleiten, wobei eine genügende Vitamin-D- und Kalzium-Aufnahme eventuell durch bestimmte Nahrungszusätze erfolgen sollte. Positiv für den Erhalt des Knochens wirkt sich auch regelmässige körperliche Betätigung aus. Dabei sollten vorher aber unbedingt Massnahmen zur Vorbeugung von Stürzen erfolgen. Das Vorliegen von Störungen der Wahrnehmung, Koordinationsstörungen, unscharfes Sehen sowie die Einnahme von Beruhigungs- oder Schlafmitteln bergen ein hohes Sturzrisiko in sich. Deshalb sollten diese Risikofaktoren möglichst gut behandelt und entsprechende Medikamente wenn möglich abgesetzt oder in ihrer Dosis reduziert werden.

Bleiben Stürze dennoch wahrscheinlich, kann das Tragen eines Hüftschutzes mit seitlich eingenähten Schutzkissen zur Verhinderung von Schenkelhalsbrüchen sinnvoll sein.

Da die meisten Betroffenen unter starken Rückenschmerzen leiden, wird in fast allen Fällen einer fortgeschrittenen Osteoporose Schmerztherapie notwendig. Daneben wird mit Medikamenten versucht, den weiteren, beschleunigten Abbau des Knochens zu bremsen.

Es stehen dafür mehrere Medikamente zur Verfügung, welche sich vor allem im Bezug auf den Wirkmechanismus sowie der Art und Häufigkeit der Einnahme unterscheiden. Die Gruppe der so genannten Bisphosphonate ist dabei wohl das am häufigsten verschriebene Medikament. Es eignet sich für die Therapie bei Frauen und Männern und soll das Risiko von Wirbelkörperbrüchen verringern.

Beim Vorhandensein von frischen Knochenbrüchen entscheidet man sich oft für die Anwendung von Calcitonin, da es ausser der Abbau-hemmenden auch eine schmerzstillende Wirkung hat. Bei Frauen nach der Menopause kommt auch die Therapie mit einem Medikament in Frage, das die Wirkung des Geschlechtshormons Östrogen imitiert. Der Vorteil dieses Medikamentes ist, dass es zusätzlich einen gewissen Schutz vor dem Auftreten eines Brustkrebses bietet.

Nach Absprache mit dem Spezialisten können auch kleine operative Verfahren in Erwägung gezogen werden, wie beispielsweise die Aufrichtung von Wirbelkörpern durch das Einspritzen von Zement oder die Einlage von kleinen Ballons in die gebrochenen Wirbel.

Autor/in:Sibylle Krämer, Ärztin, Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Editor/in:Prof. Dr. med. Michael Seitz, Facharzt für Rheumatologie
Keywords:Osteoporose, Knochenschwund, Kalzium, Calcium, Cushing Syndrom, Hyperthyreose, Hyperparathyreoidismus, Morbus Cushing, Knochendichte, Östrogen, Knochenbruch, Kalziummangel
ICD-10:M80-81
Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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