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Morbus Bechterew

Synonyme: Spondylitis ankylosans, Spondylitis ankylopoetica, Bechterew-Strümpell-Marie-Krankheit

Allgemeines

Der Morbus Bechterew ist eine chronische entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule. Häufig ist auch das Kreuzbein, welches das Bindeglied von der Wirbelsäule zum Becken darstellt, an der Übergangsstelle zum Becken entzündet (Sakroiliitis). In einigen Fällen sind andere Gelenke oder Organe, wie zum Beispiel die Augen, ebenso von der Krankheit betroffen.

Durch den Krankheitsprozess versteift die Wirbelsäule kontinuierlich, was zu einer mit der Zeit erheblichen Bewegungseinschränkung führt.

Die ankylosierende Spondylitis ist mit einem Erkrankungsanteil von 1% unserer Bevölkerung eine häufige Erkrankung. Sie kommt bei Männern deutlich häufiger vor als bei Frauen und äussert sich im Alter von 20-40 Jahren das erste Mal. Wie bei anderen rheumatologischen Erkrankungen wird das Risiko, am Morbus Bechterew zu erkranken durch einen vererbbaren Faktor deutlich erhöht. Deshalb kommt diese Erkrankung in einigen Familien gehäuft vor.

Symptome

Das häufigste Symptom sind Rückenschmerzen mit Ausstrahlungen in die Gesässregion und in die Oberschenkelgegend, die schubweise verlaufen und in ihrer Intensität ein sehr unterschiedliches Ausmass annehmen können. Häufig berichten die Betroffenen, dass sie in der zweiten Nachthälfte wegen Rückenschmerzen aufwachen, und dass der Rücken am Morgen beim Aufstehen schmerzhaft versteift ist. Sobald der Rücken bewegt wird, löst sich die Versteifung und die Schmerzen gehen zurück. Oft gehen die Schmerzen zurück, wenn der Oberkörper vornüber gebeugt wird. Dies kann zu einer dauernden Fehlhaltung mit vornüber gebeugtem Oberkörper führen. Der unterste Teil der Wirbelsäule, die Lendenwirbelsäule, wird auffällig steif und verliert mit fortschreitender Krankheit die natürliche Krümmung.

Begleitend zu diesen spezifischen Beschwerden treten während den Entzündungsschüben oft unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust und leichtes Fieber auf.

Diagnose

Das Ausmass der Bewegungseinschränkung wird mit Hilfe der körperlichen Untersuchung festgestellt. Typischerweise ist sie am Morgen am grössten und nimmt mit zunehmender Bewegung der Wirbelsäule im Verlauf des Tages ab. Auch die Diagnose der Sakroiliitis wird anhand einer gezielten körperlichen Untersuchung gestellt.

Der Schaden an der Wirbelsäule und an den Gelenken lässt sich mit Hilfe eines Röntgenbildes oder einer Computertomographie zeigen.

Auf den Bildern der Wirbelsäule erkennt man eine zunehmende Verknöcherung des Bandscheibenrandes, was sich in Form von Knochenspangen von einem Wirbel zum nächsten äussert. Mit der Zeit werden auf diesem Weg mehrere Wirbelkörper miteinander verbunden und so die Beweglichkeit in dem Teil der Wirbelsäule aufgehoben. Auf dem Röntgenbild hat die Wirbelsäule in dem Abschnitt die Ähnlichkeit eines Bambusstabs.

Auch die Entzündung der kleinen Wirbelgelenke und des Übergangs vom Kreuzbein zum Becken sind auf dem Röntgenbild gut erkennbar.

Die Diagnose des Morbus Bechterew wird anhand der Kombination der klinischen Symptome und der typischen Befunde auf dem Röntgenbild gestellt.

Bei der Blutuntersuchung werden allgemeine Entzündungszeichen gefunden. Im Gegensatz zur rheumatoiden Arthritis findet man keinen Rheumafaktor.

Therapie

Physiotherapie und Ergotherapie:

Eine der wichtigsten Massnahmen im Rahmen der Therapie ist die tägliche Krankengymnastik. Sie verhindert ein frühzeitiges Versteifen der Wirbelsäule und der betroffenen Gelenken. Durch das Erhalten der Beweglichkeit wird Fehlhaltungen wirksam vorgebeugt. Mit Hilfe der Übungen wird ebenso eine kräftige Rückenmuskulatur aufgebaut, die zum Einhalten einer gesunden Körperhaltung dringend benötigt wird. Ergänzend dazu erfolgt die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Wohnung.

Zusätzlich werden vom Physiotherapeuten Atemübungen eintrainiert, welche die Beweglichkeit der Gelenke zwischen Rippen und Wirbelsäule erhalten sollen.

Eine geeignete sportliche Betätigung, zum Beispiel joggen oder schwimmen, ist den meist noch jungen Patienten sehr zu empfehlen. Ein solches Training sollte mehrmals wöchentlich fest eingeplant und Teil des Lebensstils der Patienten werden.

Medikamentöse Therapie

Um die Entzündung der Gelenke einzudämmen, werden entzündungshemmende Medikamente in Tablettenform angewendet. Damit werden die Schmerzen behandelt und das Fortschreiten der Krankheit aufgehalten. Diese Therapie muss ausgeweitet werden, wenn nicht nur die Wirbelsäule und das Gelenk zwischen Kreuzbein und Becken, sondern auch ein Hüftgelenk oder ein Kniegelenk am Krankheitsprozess beteiligt sind. Schliesslich kommen herkömmliche Basismedikamente zum Einsatz, die erst nach wochenlanger Anwendung ihre Wirkung entfalten können, dann aber sehr wirksam die Entzündungsreaktion bekämpfen.

Neuerdings werden mit grossem Erfolg spezielle, biologische Entzündungshemmer, so genannte TNF-Alpha-Blocker, angewendet, welche auch bei ausschliesslichem Befall der Wirbelsäule eine günstige therapeutische Wirkung haben.

Chirurgische Therapie

Bestehen starke Verformungen der Wirbelsäule, kann sie mit Hilfe einer Operation wieder begradigt und aufgerichtet werden.

Prognose

Wenn die Patienten einen körperlich nicht anstrengenden Beruf ausüben, besteht eine gute Chance, dass die volle Arbeitsfähigkeit erhalten bleibt. Die Arbeitsfähigkeit ist jedoch stark von der konsequenten Durchführung der Krankengymnastik abhängig.

Die Anzahl der Entzündungsschübe nimmt mit zunehmendem Lebensalter ab. Die bereits entstandenen Verformungen und Bewegungseinschränkungen sind jedoch nicht mehr rückgängig zu machen.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Editor/in:Prof. Dr. Michael Seitz, Facharzt für Rheumatologie
Keywords:Morbus Bechterew, Bechterew-Krankheit, Bechterev, Ankylosierende Spondylitis, Spondylitis ankylosans, Spondylitis ancylosans, Spondylitis ankylopoetica, Bechterew-Strümpell-Marie-Krankheit, Wirbelsäulenerkrankung, Sakroiliitis, Kreuzbeinentzündung
ICD-10:M45
Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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