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Arthrose

Synonyme: Degenerative Gelenkserkrankung

Allgemeines

Die Arthrose ist eine chronische Gelenkserkrankung, bei der die Zerstörung des Gelenkknorpels mit der daraus resultierenden Knochenschädigung den zentralen Krankheitsprozess darstellt. Daneben werden auch die das Gelenk umgebenden Weichteile in den Krankheitsprozess mit eingeschlossen, welche aufgrund der entstehenden Entzündung schrumpfen und so die Beweglichkeit des Gelenkes einschränken.

Schon im Alter von 40 Jahren sind bei der Hälfte aller Personen Abnutzungserscheinungen der Gelenksknorpel nachweisbar, die jedoch praktisch nie Beschwerden verursachen. Auch im höheren Lebensalter leiden nur ein Viertel unter Symptomen durch die teilweise massiven Veränderungen der Gelenkoberflächen. Mit Ausnahme des Hüftgelenks erkranken die Frauen deutlich häufiger an einer degenerativen Gelenkserkrankung.

Die am häufigsten betroffenen Gelenke sind das Hüftgelenk, das Kniegelenk, die Fingergelenke und die Wirbelgelenke.

Da die Arthrose das häufigste Gelenkleiden im Alter zwischen 50 und 60 Jahren darstellt, ist sie nicht nur medizinisch, sondern auch wirtschaftlich gesehen eine wichtige Erkrankung.

Wozu dient ein Gelenkknorpel?

Jede Knochenoberfläche, die an einem Gelenk beteiligt ist, wird von einem Gelenkknorpel überzogen. Dieser hat einerseits die Funktion dem Gelenk eine optimale Gleitfläche zu bieten. Der natürliche Gelenkknorpel bietet heute immer noch einen 40x kleineren Reibwiderstand als der in der Hinsicht beste Gelenkersatz.

Verteilung der einwirkenden Kräfte, Gelenksknorpel, Gelenksflüssigkeit

Anderseits können durch diese Knorpeloberfläche Stösse, die auf das Gelenk einwirken, aufgefangen und abgepuffert werden. Dies ist deshalb möglich, weil der Gelenkknorpel so aufgebaut ist, dass die auf ihn einwirkenden Kräfte auf eine grosse Knorpeloberfläche verteilt werden, und so Gelenkschäden in vielen Fällen verhindert werden können.
Der Gelenkknorpel besitzt keine Blutgefässe, die ihn mit Nährstoffen versorgen. Die Ernährung erfolgt durch die Gelenksflüssigkeit. Dabei wird der Knorpel bei jeder Belastung wie ein Schwamm ausgepresst. Bei der anschliessenden Entlastung saugt er sich wieder mit nährstoffreicher Gelenksflüssigkeit voll. Daraus wird ersichtlich, dass eine gesunde Belastung der Gelenke für die Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen wesentlich ist.

Ursachen

Es werden zwei grundsätzlich verschiedene Gruppen von Arthrosen unterschieden.

Die primären Arthrosen entwickeln sich, weil eine Knorpelschwäche, das heisst eine schlechte Beschaffenheit des Knorpels, vorliegt. Dieser ist dadurch weniger resistent gegenüber Belastungen und wird schneller abgenützt.

Die sekundären Arthrosen entstehen aufgrund von Unfällen, Fehlbelastungen oder Entzündungen und können auch altersabhängig auftreten. Dabei besteht keine Knorpelschwäche, die wie bei der primären Arthrose die Abnützung beschleunigt.

Werden ein oder mehrere Gelenke ständig überbelastet, wie dies zum Beispiel bei übergewichtigen Personen der Fall ist, entsteht ein sich kontinuierlich verschlimmernder Knorpelschaden. Im beschriebenen Beispiel von stark übergewichtigen Personen ist vor allem das Kniegelenk betroffen.

Ausserdem können Stoffwechselerkrankungen, wie zum Beispiel die Gicht und der Diabetes mellitus, eine Gelenksentzündung mit resultierendem Gelenksschaden verursachen. Dieselbe Folge können auch Gelenksentzündungen mit anderen Ursachen, wie zum Beispiel Bakterien, nach sich ziehen.

Symptome

Ein durch eine Arthrose verändertes Gelenk muss nicht zwingend Symptome auslösen. Nur wenige Personen, bei welchen man durch entsprechende Untersuchungen zufällig eine Arthrose nachweisen kann, leiden an daraus resultierenden Beschwerden.

Wenn Symptome entstehen, unterscheidet man typische Krankheitszeichen des Frühstadiums und die eines fortgeschrittenen Stadiums.

Typische Frühsymptome sind Schmerzen im betroffenen Gelenk, die vor allem als so genannter Anlaufschmerz beim Bewegen des Gelenks nach längerer Ruhephase wie zum Beispiel nach der Nachtruhe, aber auch nach grosser Belastung und bei Ermüdung auftreten.

Hat die Krankheit ein fortgeschrittenes Stadium erreicht, sind die Schmerzen nicht mehr belastungsabhängig, sondern treten auch in Ruhe und in der Nacht als Dauerschmerzen auf. Dieses Krankheitsstadium wird auch aktivierte Arthrose genannt.

Werden die Schmerzen nicht nur im betroffenen Gelenk, sondern auch im umliegenden Gewebe wahrgenommen, ist dies ein Hinweis dafür, dass auch dieses von der Entzündung betroffen ist.

Erst in einem sehr fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung wird die Bewegungsfähigkeit des Gelenkes beeinträchtigt.

Vor allem die Fingergelenke können durch den fortgeschrittenen Krankheitsprozess aufgrund einer Knochenanlagerung verdickt werden. Beim Kniegelenk ist stärker als bei anderen Gelenken ein Stabilitätsverlust und ein Abweichen der Gelenksachse, also die Ausbildung eines O- oder X-Beines, feststellbar.

Die am häufigsten von einer Arthrose betroffenen Gelenke sind das Hüftgelenk (Coxarthrose), das Kniegelenk (Gonarthrose), das Daumengrundgelenk (Rhizarthrose) und die Gelenke des grossen Zehens (Hallux valgus).

Diagnose

Die typischen Früh- oder Spätsymptome, die im oberen Abschnitt beschrieben sind, sind in der Praxis richtungweisend für eine Arthrose.

Daneben können fortgeschrittene Veränderungen mit Hilfe eines Röntgenbildes der Gelenke nachgewiesen werden. Der Nachteil des Röntgenbildes ist, dass nur bereits ausgeprägte Gelenkschäden sichtbar werden und dass der Schaden selten mit den Beschwerden des Patienten übereinstimmt. Einige Personen, bei denen massive Gelenkschäden gefunden werden, haben keine oder nur sehr geringe Beschwerden, während andere unter massiven Symptomen leiden, im Röntgenbild jedoch keine Veränderungen sichtbar sind.

Durch eine Magnetresonanztomographie (MRI) wäre es möglich die Schäden bereits im Frühstadium zu erkennen. Da diese Untersuchung aber sehr teuer ist, wird sie nicht zur Früherkennung einer degenerativen Gelenkserkrankung eingesetzt.

Therapie

Das Standbein der Therapie ist eine gut ausgewogene Krankengymnastik. Es ist entscheidend, dass eine gute Balance zwischen Bewegung und Schonung der entzündeten Gelenke gefunden wird. Das bedeutet, dass die betroffenen Gelenke zwar entlastet und geschont, jedoch trotzdem regelmässig bewegt werden müssen. Wenn die Gelenke kaum bewegt werden, kann der Knorpel nicht genügend Nährstoffe aufnehmen, was den Krankheitsverlauf zusätzlich negativ beeinflusst. Das Ziel des Trainings ist es die gelenkführende Muskulatur zu kräftigen und damit das Gelenk zu stabilisieren. Um Verletzungen zu vermeiden wird die trainierte Muskulatur bei jedem Training mit Hilfe spezieller Übungen gedehnt. Die Krankengymnastik sollte neben dem Krafttraining auch ein Ausdauertraining beinhalten.

Sehr weiche Sessel, Matratzen oder Autositze sind nicht zu empfehlen, da sie oft die Symptome zusätzlich verstärken.

Eine Wärmeanwendung an den betroffenen Gelenken, zum Beispiel mit Hilfe von Wärmekissen, wird oft als wohltuend empfunden. Diese trägt ausserdem dazu bei, eine verspannte Muskulatur zu lockern und die durch den Krankheitsprozess in der Beweglichkeit eingeschränkten Gelenke zu mobilisieren. Bei stark aktivierter Arthrose sollte nur Kälte und keine Wärme angewendet werden.

Die Arthrose wird erst mit Medikamenten behandelt, wenn sie symptomatisch wird. Eine aktivierte Arthrose, das heisst wenn in Ruhe oder während der Nacht Dauerschmerzen auftreten, wird mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt. Oft genügen jedoch einfache Schmerzmedikamente wie zum Beispiel Panadol®, Dafalgan® oder Ben-u-ron®, die im Gegensatz zu den Entzündungshemmern weniger Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt verursachen. Diese medikamentösen Therapien sollen jedoch nur kurzfristig und nicht als Dauertherapie eingesetzt werden. Sie bekämpfen nur die entstandenen Symptome und beeinflussen den Verlauf der Erkrankung nicht.

Nur bei sehr stark aktivierter Arthrose werden die hochwirksamen steroidalen Entzündungshemmer direkt in das betroffene Gelenk gespritzt um den Entzündungsschub zu brechen.

Autor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Editor/in:Prof. Dr. med. Michael Seitz, Facharzt für Rheumatologie
Keywords:Arthrose, Degenerative Gelenkserkrankungen, Gelenksabnützung, Gelenkabnützung, Abnützungserscheinungen, Abnützung, Gelenk, Knorpel, Knochen, Coxarthrose, Hüftarthrose, Kniearthrose, Gonarthrose, Rhizarthrose, Hallux valgus
ICD-10:M15-M19
Zuletzt geändert:06.11.2016Zum Seitenanfang
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